In Teil I lesen Sie den turbulenten Saisonverlauf 1987/88 in der Bezirksliga Süd:
In den Bezirksligen Nord und Süd der Saison 1987/88 hieß das Zauberwort „Qualifikation“. Vor Rundenbeginn stand fest, dass mindestens je sechs Mannschaften aus den 17er-Gruppen der Staffeln Nord und Süd sich für die im darauf folgenden Jahr neu ins Leben gerufene Bezirksoberliga qualifizieren würden. Interessanterweise war es damals die Bezirksliga Süd, die mit dem TSV Katzwang, TSV Altenfurt, ESV Rangierbahnhof, ASC Boxdorf und dem Post SV fünf Nürnberger sowie zwei Fürther (SG Quelle Fürth, TSV Cadolzburg) Vertreter vereinte.
Im Norden spielten u.a. der TSV Ebermannstadt, ASV Neumarkt, BSC Erlangen, TSV Röttenbach, SC Feucht, SK Lauf, FC Altdorf und der ASV Herzogenaurach. Ebermannstadt ließ sich gegen Schlusslicht Ezelsdorf am Ende nicht mehr die Butter vom Brot nehmen und wurde Meister, was ein Bezirksendspiel gegen die SG Quelle Fürth (später dazu mehr) zur Folge hatte. Dahinter konnte der ASV Neumarkt, trainiert von Ferdinand "Nandl" Wenauer, durch einen 1:0-Sieg beim direkten Verfolger in Röttenbach sich den zweiten Rang und die Teilnahme an der Relegation zur Landesliga sichern.
Kopfballchance für Neumarkts Eckersberger im Spiel beim TSV Röttenbach, das der ASV mit 1:0 gewann und sich damit Platz zwei in der Bezirksliga Nord 1987/88 sicherte.
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Feuchtwangen, Quelle und Weißenburg als Favoriten im Süden
Zurück zum Süden: Als Meisterschaftsfavoriten galten im Vorfeld der TuS Feuchtwangen, die SG Quelle Fürth und der TSV Weißenburg, die im Vorjahr auf den drei Toprängen abgeschlossen hatten, allerdings den Aufstieg – damals gab es noch keinen Direktaufsteiger, sondern eine Relegation zur Landesliga – allesamt verpassten. Gute Chancen, zumindest die Qualifikation zur BOL zu schaffen, rechneten sich der ESV Rangierbahnhof, TSV Cadolzburg und der TSV Katzwang aus, die in der Saison 1986/87 die Ränge vier bis sechs belegten. Auch der Neunte der Vorsaison, der TSV Altenfurt, spekulierte unter Trainer Günther Raabe auf den Aufstieg. Dagegen wollte der ASC Boxdorf (1986/87: 12.) mit Coach Siggi Grimm sich im Mittelfeld etablieren. Für den Post SV zählte nach dem Aufstieg aus der A-Klasse eigentlich nur der Klassenerhalt, auch wenn Trainer Heinz Niklaus „die Bezirksoberliga irgendwo schon im Hinterkopf“ hatte.
Ein Bild mit Symbolcharakter: der ESV Rangierbahnhof war in der Bezirksliga Süd 88/89 stets oben dabei, während der Post SV nach dem Aufstieg aus der A-Klasse nicht mehr auf die Beine kam und absteigen musste.
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Einen furiosen Start legte der ESV Rangierbahnhof unter Trainer Gerhard Zuber hin. Schon im ersten Jahr nach dem Aufstieg in die Bezirksliga landeten die „Rangers“ auf Platz vier. Und in der Saison 1987/88 erwischte der ESV einen Traumstart, blieb mit 18:2-Punkten nach zehn Spielen ungeschlagen. Erst eine 0:2-Niederlage gegen den Verfolger Quelle Fürth bremste die Truppe von „Jungtrainer“ Zuber (damals 31) etwas ein, auch wenn die Euphorie („Langsam müssen wir uns mit dem Gedanken vertraut machen, dass sogar die Qualifikationsspiele zur Landesliga erreichbar sind“, so Zuber über die Herbstmeisterschaft) aufgrund der tollen Leistungen in Liga und Pokal (nach Siegen über die 1. FCN-Amateure (3:2) und SpVgg Ansbach (3:1) kam das Aus im Halbfinale auf Bezirksebene mit 2:6 gegen Feuchtwangen) durchaus berechtigt war.
Mit 3:2 konnte der ESV Rangierbahnhof (blau) die Club-Amateure bezwingen und sorgten damit für eine faustdicke Überraschung im Pokal.
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Quelle ließ sich von Schirm und Sand in Roth nicht aus der Bahn werfen
Drei Spieltage vor Saisonschluss schienen die Rangers nach einem 1:0-Sieg in Neuendettelsau die Weichen auf Meisterkurs gestellt zu haben. Doch das dicke Ende sollte für die Nürnberger noch kommen. 400 Zuschauer waren zum Schlagerspiel des ESV gegen den Zweiten TuS Feuchtwangen gekommen. Und die Truppe von Rudi Sturz sollte sich erneut als Stolperstein für die Zuber-Elf erweisen (0:2). Doch die erhoffte Trotzreaktion kam der ESV-Trainer beim folgenden 1:1-Remis beim bereits abgestiegenen Post SV von seiner Truppe nicht serviert. Und als die SG Quelle Fürth ihr Nachholspiel auf dem sandigen B-Platz beim TSV Roth - die Begegnung wurde fünf Wochen vorher abgebrochen, da ein Rother Zuschauer den Quelle-Spieler Roland Seidenath mit dem Schirm geschlagen hatte - mit 4:2 gewann, stand ein Herzschlagfinale bevor. Punktgleich mit 46:16-Zählern gingen Rangierbahnhof und Quelle Fürth ins Saisonfinale – der TSV Weißenburg (44:18) musste schon auf einen Ausrutscher hoffen, um noch in die Relegationsrunde zur Landesliga zu kommen.
Quelle Angreifer Roland Seidenath (l.) war der Aktivposten beim 4:2-Sieg der Fürther im Nachholspiel auf dem Rother Sandplatz. Fünf Wochen vorher ging es ihn in Roth noch sprichwörtlich an den Kragen.
Pühn
Bitteres Saisonende für Rangierbahnhof
Die Quelle, trainiert von Erich Tauchmann, kam zu einem mageren 1:0-Sieg gegen Dittenheim, Weißenburg feierte einen 5:0-Erfolg in Neuendettelsau und der ESV Rangierbahnhof fühlte sich nach einer umstrittenen Schiedsrichterentscheidung „um den Lohn einer ganzen Saison gebracht“. Im Heimspiel gegen den Tabellensechsten TSV 04 Schwabach hatte Uwe Leykamm die Rangers in der 67. Minute in Führung gebracht. Fünf Minuten später glichen die Gäste aus. Als dann in der 76. Minute erneut Leykamm zum vermeintlichen 2:1 traf, wollte Referee Ferner (FC Sachsen) eine Regelwidrigkeit erkannt haben. Die anschließenden Proteste nutzten die Schwabacher, um im Gegenzug den 1:2-Endstand zu markieren.
Um den Lohn einer ganzen Saison gebracht...Rangers-Coach Gerhard Zuber war mit der Schiedsrichterleistung am letzten Spieltag alles andere als einverstanden.
Geiger
Während Quelle Fürth so als Meister feststand, mussten die Rangers in einem Entscheidungsspiel um die Vizemeisterschaft gegen Weißenburg ran. Bis zur 83. Minute führte der ESV noch mit 2:1, musste aber in buchstäblich letzter Minute noch den Gegentreffer zum 2:3 hinnehmen. Somit war der ESV Rangierbahnhof aus dem Rennen um die Landesliga-Relegation.
Bevor die Bezirksoberliga eingeführt wurde, ermittelten die Erstplatzierten der Gruppe Nord und Süd im direkten Duell den Bezirksmeister, der dann direkt in die Landesliga aufsteigen durfte. Der Verlierer der Bezirksmeisterschaft traf auf den Sieger des Vergleiches der beiden Vizemeister. Der Gewinner daraus musste sich schließlich mit der Mannschaft aus der Landesliga messen, die auf dem Abstiegsrelegationsrang landete.
Lesen Sie in Teil II wie die Relegationspartien um den Aufstieg aus der Bezirksliga im Sommer 1988 ausgingen und mit welchem Teilnehmerfeld die erste BOL-Saison 1988/89 startete.