SG Quelle Fürth 1996/97, Teil II: Gegen Tuchel, Rangnick und Mellberg
Nachdem wir in Teil I die Relegation zur Regionalliga im Sommer 1996 behandelt hatten, schauen wir in Teil II auf einen für die SG Quelle Fürth lange Zeit hoffnungsvollen Saisonverlauf, der ein bitteres Ende nahm.
Die Verantwortlichen der SG Quelle Fürth wollten das Konzept "der kleinen Schritte" auch nach dem dritten Aufstieg in Folge nicht umstoßen, obwohl manche vermuteten, dass mit einem finanzkräftigen Sponsor im Rücken sogar der "echte Profifußball" in Angriff zu nehmen gewesen wäre. Kontinuität statt Großenwahn ließ das Team um Abteilungsleiter Friedhelm Schlieper walten. Einen "finanziellen Drahtseilakt" gab es nicht. Und auch das Versprechen im Wesentlichen auf die bewährten Kräfte zu bauen, hatte nach dem Aufstieg weiter Bestand. "Die Harmonie innerhalb der Mannschaft ist unser großes Plus", wusste Schlieper und so blieb es bei drei Neuzugängen (Oliver Fuchs und David Schneider kamen von der SpVgg Fürth, Jürgen Dennerlein vom ASV Gaustadt) und nur einen Abgang (Jörg Tauchmann zum ASV Neumarkt).
Amateurkonzept blieb bestehen - Ansprüche bescheiden
Auch Patrick Frühwald, der fast schon zu Jahn Forchheim gewechselt wäre, blieb in Dambach, wo man auch in der dritthöchsten deutschen Spielklasse weiter auf das reine Amateurkonzept setzte. Drei Mal die Woche (Montag, Dienstag, Donnerstag) wurde trainiert - Spieler und Trainer waren weiterhin voll berufstätig. So war die sportliche Zielsetzung Klassenerhalt kein Understatement. An deren Umsetzung wurde gefeilt und ab Ende Juli in der Vorbereitung getestet. Beim damaligen B-Klassisten SV Allersberg gab es einen 15:0-Kantersieg, wobei sogar Co-Trainer Franz Weber zwei Mal traf. Gegen eine Kreisauswahl der Frankenhöhe stand nach einer intensiven Trainingswoche ein 4:4, gegen den Landesliga-Absteiger SpVgg Ansbach ein 6:0. Mit Höhen und Tiefen ging die Vorbereitung weiter: 5:0 in Uehlfeld, 3:3 gegen Nördlingen, 7:0 im Pokal gegen Stadeln und zum Abschluss ein 0:1 gegen die "knochenharte Elf" von Levski Sofia - trotz doppelter Überzahl.
Untergang nach Fehlstart prophezeit
"Kommt der Auftakt zu früh?", fragte die Presse aufgrund der langen Bayernliga-Saison, die den Kickern noch in den Knochen steckte. Angesichts der klaren Pleiten in den ersten beiden Spielen (0:5 beim Auftakt beim VfR Mannheim, 0:3 zu Hause gegen Borussia Fulda) sahen sich die Skeptiker bestätigt, die der nicht mehr ganz jungen Truppe (Altersschnitt 26,5 Jahre) einen Untergang im Feld der zum Teil profihaft arbeitenden Vereine prophezeite. Doch schon am 3. Spieltag war der Bann gebrochen - hatte man gegen das Spitzenteam aus Fulda (u.a. mit Altin Lala und Top-Torjäger Olivier Djappa) nach der frühen Roten Karte gegen Frühwald (er wurde für drei Monate gesperrt) kaum eine Chance, so nutzte die Quelle zwei Platzverweise (u.a. für Ex-KSC-Profi Michael Harforth) gegen die SG Egelsbach, um durch Scheidig und Gunkel die Partie am Ende noch mit 2:1 zu drehen.
Sieg gegen FC Augsburg - Przondziono nachverpflichtet
"Wichtig für die Moral", stufte Coach Lieberwirth den Sieg in Hessen ein. Richtig angekommen schien der Aufsteiger durch das folgende 1:0 (Gunkel, 88.) im Heimspiel gegen Karsten Wettbergs FC Augsburg. Es folgte eine Niederlage in Reutlingen und ein Heimsieg gegen Ludwigsburg. Ex-Club-Profi Martin Przondziono (bis vor kurzem noch Sportgeschäftsführer beim SC Paderborn) war die erste prominente Nachverpflichtung, die die Quelle angesichts der dünnen Personaldecke tätigte. Dieser feierte seinen Einstand im Aufsteigerduell in Weismain, das vor großer Kulisse mit 2:1 an den SCW ging. Dennoch lag der Druck vor dem ersten großen Derby gegen die SpVgg Greuther Fürth beim Kleeblatt, das seine Tabellenführung vor dem Club behaupten wollte - vor 3500 Zuschauer an der Coubertinstraße endete die Partie mit 4:1 zu Gunsten der Veh-Elf.
Lange Zeit ungeschlagen, aber oftmals bittere Punkteteilungen, die sich am Ende rächen sollten: Auch im Heimspiel gegen den SSV Ulm gab es die kalte Dusche zum Schluss.
Quelle: Kicker
Beim SSV Ulm - mit Trainer Ralf Rangnick und Thomas Tuchel als Spieler - hatte man gegen die Elf, die zum Großteil Jahre später in der Bundesliga spielen sollte (Laux, Trkulja, Rösler, Unsöld, Bodog), mit 0:3 das Nachsehen. Auch gegen die Bayern-Amateure um Stefan Beckenbauer gab es eine klare 0:4-Niederlage, so dass der Punktgewinn in Neunkirchen (0:0) schon eine kleine Erleichterung war. Nach den folgenden Niederlagen gegen Darmstadt (0:1) und die KSC-Amateure (1:4, mit Simon Jentzsch im Tor) titelte der Boulevard: "Quelle versiegt", "Quelle geht weiter baden", "Nur der Gegner sprudelte."
Knapp über dem Strich in die Winterpause
Vier Punkte (2:0-Sieg gegen Ditzingen, 1:1 bei Hessen Kassel) holten die Dambacher noch bis zur Winterpause und standen nach der Vorrunde gerade noch über den Strich, daran änderte die abschließende 0:1-Derbyniederlage im "Heimspiel" gegen den 1. FC Nürnberg vor 13.000 Zuschauern im Nürnberger Frankenstadion nichts - im Gegenteil sie impfte der Quelle sogar mehr Selbstvertrauen ein, war ein Remis beim haushohen Favoriten doch greifbar. In der Winterpause konnte man mit dem Ungarn Andras Tölcseres erneut einen Reservisten vom Valznerweiher loseisen, der sich als echte Verstärkung erweisen sollte. Als Vertrauensbeweis wurde der Vertrag mit Dieter Lieberwirth vorzeitig um ein Jahr verlängert, während Friedhelm Schlieper nach zwölf Jahren selbst seinen Rücktritt für das Ende der Saison ankündigte - der Nachfolger wurde mit Günter Rubenbauer, ebenfalls wieder im Hause Quelle, gefunden.
Optimistischer Start in die Rückrunde
Der vor der Saison angepeilte Zuschauerschnitt von 300 bis 400 Besuchern wurde natürlich durch das formale Heimspiel gegen den Club beschönigt und lag somit bei knapp 2000 zur Halbzeit. Im Trainingslager in Portugal konnte die SG Quelle in den Tests überzeugen, unterlag gegen Austria Wien nur knapp (2:3) und hielt auch gegen die U21 Schwedens (mit Olof Mellberg) lange Zeit die Partie offen (0:2). Der Auftakt in die Rückrunde verlief erfolgreich: Dank eines Treffers von Oldie Bernd Wirth (er wurde mit neun Toren erfolgreichster Schütze im Quelle-Trikot) besiegte man den VfR Mannheim mit 1:0 und auch in Fulda reichte es zumindest zu einem 1:1. Mit demselben Ergebnis endeten auch die Partien gegen Egelsbach und beim FC Augsburg, der sich inzwischen die Dienste von Club-Idol Dieter Eckstein gesichert hatte, wobei erneut ein vergebener Strafstoß einen Sieg verhinderte.
Nach der 0:1-Niederlage am vorletzten Spieltag gegen Hessen Kassel war der Abstieg der SG Quelle fast besiegelt - alle Konkurrenten hatten an diesem Tag gewonnen.
privat
Nach einem 1:0-Sieg gegen Reutlingen gab es gleich vier Mal ein 2:2-Remis (bitter der späte Ausgleich gegen Ulm in der 94. Minute) - besiegt wurde die Quelle erst wieder im Derby bei der SpVgg Greuther Fürth mit 1:3, wobei der Außenseiter vor 9000 Zuschauern im Ronhof eine Stunde lang geführt hatte. Nach dem 5:2-Sieg gegen Neunkirchen lag die Quelle sechs Spieltage vor Schluss noch mit vier Punkten vor der Abstiegszone, doch dann folgte der große Einbruch. Das Polster schmolz nach Niederlagen in Darmstadt, zu Hause gegen die KSC-Amateure und beim Schlusslicht in Ditzingen bis auf einen Punkt zusammen.
Der große Einbruch auf der Zielgeraden
Nach nur einem Jahr musste die SG Quelle Fürth wieder aus der Regionalliga absteigen.
privat
Dem überraschenden 2:1-Sieg in Burghausen folgte dann die ganz bittere 0:1-Niederlage gegen Hessen Kassel - die Konkurrenten gewannen an diesem Tag allesamt. So lag man vor dem letzten Spieltag (und erstmals seit dem 2. Spieltag) auf einem Abstiegsrang und hatte sein Schicksal, das zudem ein Auswärtsspiel beim Club vorsah, nicht mehr selbst in der Hand. Das Fußballwunder blieb aus und auch die nachbarschaftliche Schützenhilfe hielt sich beim frisch gebackenen Meister im Frankenstadion in Grenzen. In einem "Chaos-Spiel" siegte der FCN mit 2:1 und schickte die Fürther zurück in die Bayernliga.
Lesen Sie demnächst in Teil III, wie sich die SG Quelle Fürth in den Derbys gegen die SpVgg Greuther Fürth und den 1. FC Nürnberg schlug.