Dass Kenny Abieba seit mittlerweile sechs Jahren im Nürnberger Amateurfußball derart aktiv sein würde, war so sicher noch nicht abzusehen. Schließlich beginnt Kennys Geschichte im Mai 1998 im hessischen Kassel, wo der mit deutschen und nigerianischen Wurzeln versehene Knirps bald seine Leidenschaft für das runde Leder entdecken sollte.
Beim OSC Vellmar begann die Karriere als Spieler im Verein. Früh wurde die Nachwuchsabteilung des FSV Frankfurt auf ihn aufmerksam, so dass er von der U9 bis zur U12 bei den Junioren des Zweitligisten auf Torejagd ging.
Da sich seine Eltern beruflich veränderten, erfolgte der Umzug mit der Familie nach Nürnberg. "Einen Tag bevor ich zum 1. FC Nürnberg ins Training gegangen wäre, riss ich mir im Alter von 12 Jahren den Meniskus und das Kreuzband in einem Zweikampf auf einem Bolzplatz", erinnert sich Kenny Abieba noch an die schwere Verletzung zurück, die den sportlichen Einstand in der Noris unter keinem guten Stern stellte.
Für die A-Junioren des KSD Hajduk spielt Kenny Abieba in der Kreisklasse um den Aufstieg.
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"Der Traum von der großen Karriere war für mich damit gelaufen. Aber ganz aufhören wollte ich mit dem Fußball nicht." Kumpels vom Bolzplatz am Annapark in der Nürnberger Südstadt überredeten ihn schließlich, sich ebenfalls dem KSD Hajduk anzuschließen. Dort spielte er auch zwei Jahre recht erfolgreich beim ein Jahr älteren Jahrgang, feierte zwei Aufstiege. In der U15 nahm ihn sein damaliger Trainer Kristijan Ostojic mit zum SV 1873 Nürnberg-Süd, wo er auch bis zur U17 spielte, ehe er nach dem Aus der Süder wieder zum KSD Hajduk zurückkehrte. Dort spielt er aktuell in der A-Jugend in der Kreisklasse um den Aufstieg.
Nachwuchstrainer und Erzieher
Doch Kenny Abieba hatte derart gefallen am Fußballsport gefunden, dass sich bei den Südern schon bald eine zweite Perspektive auftat. Denn sein kleinerer Bruder Midhat, mittlerweile ein großes Talent bei der U15 des FSV Erlangen-Bruck, spielte damals in der U13. Da dessen Trainer aus beruflichen Gründen aufhören musste, sprach ihn der damalige Abteilungsleiter Antonio Giangrasso an, ob er nicht mithelfen möchte, das Team seines Bruders als Trainer zu unterstützen. "Obwohl ich selbst noch in der U16 spielte, sagte ich sofort zu, weil es ja um meinen Bruder ging."
Mit den jungen Impulsen und einer anderen Herangehensweise gelang eine Siegesserie, in der man auch die Hallenkreismeisterschaft gewinnen konnte und letztlich den Klassenerhalt schaffte. Einmal Blut geleckt, blieb Kenny Abieba weiter als Nachwuchstrainer am Ball und übernahm gemeinsam mit Satar Hassanein und Giangrasso die U15 der Süder in der Kreisliga. Nur knapp verpasste man den Aufstieg in die BOL.
Aktuell trainiert Kenny Abieba die U14-Junioren der SG Quelle Fürth in der BOL.
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Dann stand in der Werderau im vergangenen Jahr die Fusion mit dem ATV Frankonia an. Anfang 2016 blickt Abieba wehmütig an die Vergangenheit bei den Südern zurück: "Es macht mich sehr traurig, dass es diesen Verein nicht mehr gibt. Die Fusion wurde ein großer Flop mit vielen Abmeldungen; meine alte Mannschaft, der komplette Jahrgang 98, existiert nicht mehr, genauso wenig der Jahrgang 2002!"
Kenny Abieba konnte und wollte sich mit der geplanten Fusion nicht identifizieren und war auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Dabei ergab es sich, dass ihn Oliver Harant, Kleinfeldkoordinator bei der SG Quelle Fürth, ansprach und ihm anbot, im NLZ der Dambacher als Trainer einzusteigen. "Er hat mich damals gesehen, als ich meine Süder Mannschaft beim Spiel bei der Quelle vorbereitet habe und hat mich später angesprochen."
Mittlerweile trainiert Kenny Abieba, der eine Ausbildung zum Erzieher macht, gemeinsam mit Zafer Sivetoglu die U14 bei der SG Quelle in der Bezirksoberliga der C-Junioren. "Ich habe Zafer viel zu verdanken und viel von ihm gelernt. Wir haben keinen einfachen Stand als junger Jahrgang, ich bin aber davon überzeugt, dass wir die Liga halten werden."
Mit 17 Jahren schon Kreisliga-Schiri
Als Schiri bereits bei den Herren in der Kreisliga an der Pfeife.
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Weil es noch eine dritte Perspektive am Sportplatz neben dem des Spielers und Trainers gibt, darf die Rolle des Unparteiischen für Kenny Abieba nicht fehlen. Über seinen Kumpel Darrin Ballard, der für den ESV Flügelrad pfeift, kam Kenny zum Amt des Schiedsrichters.
Seit September 2012 ist er nun an der Pfeife und ist froh, diesen Weg beschritten zu haben: "Ich bin dadurch viel offener und selbstbewusster geworden. Zudem macht mir das Pfeifen nach wie vor sehr viel Spaß und ich bin mit meiner Benotung sehr zufrieden und hoffe, dass ich in den kommenden Jahren mich noch weiter entwickeln kann und aufsteigen werde."
Seit dieser Saison pfeift der 17-Jährige bereits in der Kreisliga der Herren und durfte bei den höher qualifizierten Schiris immer wieder als Assistent ran. Dankbar ist der junge Schiri des KSD Hajduk vor allem zwei erfahrenen Referees aus Nürnberg: "Ich muss schon sagen, dass Hermann Hempel und Gerd Lamatsch mir sehr geholfen und sich für mich eingesetzt haben."
Kenny Abieba als Linienrichter im Relegationsspiel mit Kreisspielleiter Thomas Raßbach unter der Leitung von Gerd Lamatsch (rechts).
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Auch Kreisschiedsrichterobmann Hans Rößlein lobt sein Talent: "Kenny ist ein junger, talentierter und ehrgeiziger Schiedsrichter, der mit viel Engagement bei der Sache ist. Hervorzuheben ist seine Regelsicherheit und sein schon sicheres Auftreten. Er wird seinen Weg gehen, wenn er weiterhin dieses Engagement beibehält."
Spielen, coachen oder pfeifen - wo sieht Kenny Abieba, der den Fußball mit allen Facetten liebt, seine Zukunft? "Ich möchte auch weiterhin versuchen, alle drei Dinge miteinander zu verbinden. Mir ist aber auch klar, dass ich kein Fußball-Profi mehr werde. So einmal die Woche zu trainieren, ist aber auf alle Fälle gut. Ich sehe meinen Schwerpunkt zukünftig aber eher beim Coaching und Pfeifen."