In der „Wendelsteiner Vorlage“ formulieren die bayerischen Spitzenvereine folgende acht Punkte:
1. Unterstützt von der Initiative der bayerischen
Spitzenvereine („Wendelsteiner Anstoß“ vom 4. Oktober 2010) hat der
DFB-Bundestag am 22. Oktober 2010 in Essen die Abschaffung der dreigleisigen
Regionalliga beschlossen. Die damals maßgeblichen Beweggründe bestehen
unverändert fort: Eine dreigleisige Regionalliga ist weder sportlich sinnvoll
noch wirtschaftlich für die Vereine machbar. Eine Rückkehr zur Dreigleisigkeit
oder gar Zweigleisigkeit wird daher von allen bayerischen Regionalliga-Vereinen
und den mit ihren Zweiten Mannschaften in der Regionalliga Bayern spielenden
Profiklubs sowie den bayerischen Drittligisten abgelehnt.
2. Die Einführung einer zweigleisigen 3. Liga würde aus
Sicht der bayerischen Spitzenvereine die Spielklassenpyramide wiederherstellen
und die Aufstiegsfrage zufriedenstellend lösen. Ein solches Modell ist
allerdings nur vorstellbar, wenn die sportlichen und wirtschaftlichen
Rahmenverhältnisse eine sinnvolle Weiterentwicklung dieser Spielklasse
zulassen.
3. Eine Erhöhung der Anzahl der in der 3. Liga teilnehmenden
Mannschaften von 20 auf 22 und damit einhergehend eine Erhöhung der Anzahl der
Auf- und Absteiger zwischen der Regionalliga und 3. Liga von drei auf fünf wird
mehrheitlich abgelehnt. Hinzu kommt, dass die anzuerkennende spezielle
Situation der Regionalliga Südwest, die aktuell mit zwei Mannschaften an der
Relegationsrunde teilnimmt, bei fünf Auf- und Absteigern immer noch nicht
angemessen berücksichtigt wäre.
4. Das bisherige Aufstiegsmodell von der Regionalliga zur 3.
Liga mit jährlich drei Relegationsspielen ist unbefriedigend und muss
verbessert werden, indem die Aufstiegschancen für die Meister der Regionalligen
erhöht werden. Insoweit sollte aus Sicht aller bayerischen Regionalligisten die
Anzahl der Aufsteiger in die 3. Liga und die Anzahl der Absteiger aus der 3.
Liga von drei auf vier erhöht werden. Die Vertreter der bayerischen
Drittligisten erkennen die Problemlage, enthalten sich jedoch am heutigen Abend
(25. September 2017) eines Votums, da sie der Versammlung der Drittligisten am
26. September 2017 nicht vorgreifen möchten.
5. Die bayerischen Spitzenvereine erkennen an, dass im
Bereich der derzeitigen Regionalligen West und Südwest 50 Prozent der deutschen
Herrenmannschaften am Spielbetrieb teilnehmen. Demgemäß sollten diesem Bereich
50 Prozent der Aufsteiger in die 3. Liga zugewiesen werden. Das würde zu einem
Direktaufstiegsrecht der Meister in den Regionalligen West und Südwest führen.
Die genaue Zusammensetzung der beiden Ligen wäre die alleinige Angelegenheit
der an ihnen beteiligten Verbände und Vereine.
6. Nur Gleiches kann gleich behandelt werden. Ungleiche
Verhältnisse sind differenziert zu behandeln. Im Bereich der Regionalligen West
und Südwest finden sich die überwiegend großstädtischen Siedlungsgebiete
Deutschlands. Die Regionalligen Nord, Nordost und Bayern umfassen hingegen weit
ländlicher geprägte und flächenmäßig erheblich größere Regionen.
7. Aus Sicht der bayerischen Spitzenvereine sollten in den
Regionalligen Nord, Nordost und Bayern, die zwar mannschaftsmäßig 50 Prozent
Deutschlands ausmachen, flächenmäßig aber ein weit über 50 Prozent
hinausgehendes Gebiet umfassen, die regionale Struktur erhalten und zu große
Distanzen vermieden werden. Zum Beispiel sind es von Emden nach Cottbus und von
Hoyerswerda nach Memmingen jeweils rund 600 Kilometer – viel zu weit für eine
regionale Liga. Die bayerischen Spitzenvereine sind daher für den Erhalt der
eigenständigen Regionalligen Nord, Nordost und Bayern, die jeweils nahezu
gleich große Mannschaftszahlen in ihren Gebieten vereinen. Sie räumen einer
solchen Ligastruktur angesichts der vorgenannten Voraussetzungen und
Rahmenbedingungen den Vorrang vor dem Prinzip „Der Meister muss aufsteigen“ ein
und würden daher eine wie auch immer ausgestaltete Relegation oder
Aufstiegsrunde zur Ermittlung von zwei Aufsteigern aus drei Meistern in Kauf
nehmen.
8. Sollte entgegen dem bayerischen Vorschlag (siehe Punkt 7)
im Bereich der Regionalligen Nord und Nordost dem Prinzip „Der Meister muss
aufsteigen“ Vorrang eingeräumt werden, ist für die bayerischen Spitzenvereine
nur folgende Lösung vorstellbar, die zu einer viergleisigen Regionalliga mit
vier gleich großen Ligen führen würde: eine Vereinigung der Regionalliga Bayern
mit den nordostdeutschen Regionalliga-Mannschaften aus Sachsen und Thüringen zu
einer Regionalliga Südost und eine Vereinigung der Regionalliga Nord mit den
nordostdeutschen Regionalliga-Mannschaften aus Berlin, Brandenburg,
Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Allerdings würden die bayerischen
Spitzenklubs die Vereine der Regionalligen Nord und Nordost unterstützen, wenn
diese ihre jeweiligen Ligen mit einer sich daraus ergebenden Relegation um zwei
Aufstiegsplätze zur 3. Liga zwischen den Regionalligen Nord, Nordost und Bayern
erhalten wollen.
Die Stimmen:
Christoph Heckl, Ligasprecher (Zweite Mannschaften
Profivereine): „Das Modell wäre ein Gewinn, weil die Regionalligen West und
Südwest einen festen Aufsteiger bekommen, die ländlicher geprägten
Regionalligen Nord, Nordost und Bayern erhalten bleiben und sich auch in diesen
Ligen die Aufstiegschance von 50 auf 66,6 Prozent erhöht.“
Markus Clemens, Ligasprecher (Amateurvereine): „Dieses Modell stellt eine Verbesserung für alle Regionalligisten dar. Es
berücksichtigt sowohl die unterschiedliche Flächenstruktur als auch die
Verteilung der Herrenmannschaften in Deutschland. Wir sind dafür, die
Regionalität in den Regionalligen Nord, Nordost und Bayern zu erhalten und
große Distanzen zu vermeiden, damit neben den ambitionierten Traditionsvereinen
und den Zweiten Mannschaften der Profiklubs weiterhin auch die kleineren
regionalen Amateur-Spitzenklubs in der Regionalliga spielen können.“
Manfred Schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching: „Eine
Lösung zu finden, die alle zufrieden stellt, ist wahnsinnig schwierig. Sowohl
die Interessen der Regionalligisten als auch der Drittligisten sind dabei zu
berücksichtigen. Jeder muss unter bestimmten Umständen Kompromisse eingehen.“
Josef Janker, BFV-Spielleiter: „Uns war es wichtig,
mit den bayerischen Regionalligisten und Drittligisten die Themen
Regionalliga-Struktur und Aufstiegsregelung zu besprechen. Wir haben gemeinsam
eine einstimmige Position gefunden, hinter der alle Vereine stehen und die wir
auch deutschlandweit in der aktuellen Diskussion vertreten.“
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