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Artikel veröffentlicht am 11.10.2017 um 13:15 Uhr
Rainer Kretschmer: Seit Jahrzehnten im Ehrenamt tätig
MAGAZIN Leichter wird es heutzutage nicht für Vereine, ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden. Gerade solche, die in der vordersten Front Verantwortung übernehmen. Aber es gibt sie noch. Einer, der das seit Jahrzehnten in verschiedensten Funktionen, nicht nur im Sport, macht, ist Scheßlitz' Erster Vorsitzender Rainer Kretschmer. Wir trafen uns mit ihm.
Von Markus Schütz
Wenn der 73-jährige Erste Vorstand des TSV Scheßlitz seine zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten aufzählt, kommt man als einer, der kein Steno kann, kaum mit. Deshalb muss eine beispielhafte Aufzählung genügen, die aber schon alles sagt: Von 1965 bis 1971 Schriftführer, ab 1971 Zweiter Vorstand, von 1978 bis heute - und auf jeden Fall noch bis zu den nächsten Wahlen 2018 - Erster Vorstand. Für seinen Fußballverein ist der ehemalige Bankkaufmann/Prokurist und Vorsitzender Betriebsrat der Deutschen Bank also seit 52 Jahren tätig. Damit aber nicht genug. Ebenfalls seit Jahrzehnten sitzt er für die SPD im Scheßlitzer Stadtrat, er ist im Kreisrat, seit 40 Jahren ist er Lektor in der Kirche, er war Schöffe/ehrenamtlicher Richter, Turngau-Mitglied im Landesturnverband, dazu ist Rainer Kretschmer Aufsichtsrat in verschiedenen Krankenhäusern und engagiert sich in mehreren Ausschüssen verschiedener Schulen. "Und dazu halt noch das eine oder andere Pöstchen...", rundet er die ganz sicher nicht vollständige Aufzählung seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten mit einem Augenzwinkern ab.

Rainer Kretschmer ist seit 1965 ununterbrochen als Ehrenamtler beim TSV Scheßlitz im Einsatz: Erst als Schriftführer, dann als Zweiter und seit 1978 als Erster Vorstand.
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Suche nach einem Nachfolger

So fühlt es sich für den umtriebigen Scheßlitzer auch nach der Pensionierung manchmal an, "als würde ich noch immer Fulltime arbeiten!" Kein Wunder, dass so einer neben verschiedenen Verdienstabzeichen im Jahre 2016 dann auch die Bundesverdienstmedaille überreicht bekommen hat. Kein Wunder auch, dass er sagt: "Natürlich muss da auch die Familie mitspielen, sonst funktioniert das nicht." Da aber auch seine Frau, mit der er drei gemeinsame Töchter hat, ähnlich tickt wie er und sich sozial engagiert, funktionierte es eben. Und funktioniert noch. Wenngleich Kretschmer sagt: "Es wird nun trotzdem Zeit, ein wenig kürzer zu treten. Ich wollte ja bei der vergangenen Wahl schon nicht mehr antreten, aber es fand sich kein Nachfolger." Also hat er, der schon fünf Zweite Vorstände während seiner Amtszeit als Erster "überlebt" hat, sich erneut breitschlagen lassen. 
Nun geht es wieder und noch immer für ihn darum, einen Nachfolger zu finden, was - da sind wir wieder bei der Einleitung - halt eben nicht so einfach ist. Schließlich kennen selbst die knapp über 40-jährige Vereinsmitglieder keinen anderen Vorstand als Rainer Kretschmer. "Wie ich damit umgehe, wenn sich wieder keiner bereit erklärt, das kann ich heute noch nicht sagen... Aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben."

2013 bekam Rainer Kretschmer (2.v.re., gemeinsam mit weiteren Vereinsvertreten) stellvertretend für den TSV Scheßlitz die Sportplakette des Bundespräsidenten überreicht.
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Aus dem Sudetenland nach Scheßlitz

Als Achtjähriger kam der im heutigen Liberec, dem damaligen Reichenberg im Sudetenland geborene Kretschmer, mit seiner Mutter im April 1952 in Scheßlitz an. Vielleicht ist diese Entwurzelung im Kindesalter und in den harten Nachkriegsjahren auch ein Auslöser oder eine Motivation für sein großes Engagement, das er bereits als junger Erwachsener in der neuen Heimat an den Tag legte. Beinahe umgehend trat er als Kind dem Verein bei. "Ich habe sehr lange selbst Fußball gespielt und war auch in etlichen Spielen in der heutigen Kreisliga dabei. 1960 war ich aber auch Jugendvereinsmeister im Tischtennis.", erinnert sich Rainer Kretschmer. Die vielen Pokale im heimischen Wohnzimmer stammen aber nicht von ihm, sondern von einer seiner drei Töchter, die sich für den Post-SV Bamberg im Judo mehrere nationale Meistertitel holen konnte. Die Leidenschaft von Rainer Kretschmer war und ist noch immer der Fußball. "Meine eigene aktive Zeit kann man mit den heutigen Verhältnissen nicht mehr vergleichen. Wenn wir beispielsweise ein Auswärtsspiel in Staffelstein hatten, mussten wir in Ermangelung einer ausreichenden Anzahl an Autos mit dem Fahrrad fahren." Jetzt als Vorstand "sind die Fußballer von allen Abteilungen natürlich die, die die meiste 'Aufmerksamkeit' brauchen. Das ist in jedem Verein mit mehreren Abteilungen bzw. Sparten so.", gibt er einen Einblick. Beim TSV Scheßlitz heißen die anderen Sparten Tischtennis, Laufen, Leichtathletik, Tanzen, Turnen und Mountainbiken. "Die einzelnen Sparten machen ihre Sachen zuverlässig und sehr eigenständig!", lobt er. "Insgesamt steht der TSV Scheßlitz gut da, es ist alles in geordneten Verhältnissen!" Weil er bereits zuvor Schriftführer und 2. Vorstand war, war er nach dem Rücktritt seines Vorgängers Lindacher die logische Wahl. 

Erinnerung an einen Italien-Ausflug mit jungen Vereinsmitgliedern in den 70er-Jahren. 
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"Das war und ist einfach mein Leben"

Über die eigene Motivation seines mannigfaltigen Engagements hat sich Rainer Kretschmer noch gar nicht so viel Gedanken gemacht: "Schwer zu sagen... Das war und ist einfach mein Leben.", erklärt er. "Viele der Aufgaben und Tätigkeiten, die ich übernommen habe, waren einfach sehr interessant und decken sich zu weiten Teilen mit meinen beruflichen Erfahrungen. Ich habe viel erlebt und viel mitgemacht und bin mit der Zeit hineingewachsen.", erklärt er. "Es ist beim Verein so wie bei der Familie: Es bedarf eines Zusammengehörigkeitsgefühls, zu dem ich gerne meinen Teil beitragen will." Wie beispielsweise Anfang der Siebziger, als er mit zahlreichen jungen Vereinsmitgliedern an einem Turnier in Italien teilnahm. "Ich saß jede Nacht bis 3 Uhr früh auf dem Gang, um zu kontrollieren, dass Männlein und Weiblein getrennt in ihren Zimmern blieben. Und wenn Abends noch ein paar der Jugendlichen fehlten, dann bin ich durch den Ort und habe in jedes Haus geschaut...Bis ich wieder alle beisammen und eingesammelt hatte!", lacht er heute über die strengen Sittenregeln der damaligen Zeit. Bei dieser und zahlreichen Aktivitäten geht es ihm darum, "dass man in der Gemeinschaft des Vereins etwas erlebt, etwas gemeinsam unternimmt oder anpackt." Wie in einer Familie eben.

Rainer Kretschmer (hintere Reihe, ganz li.) Anfang er 60er-Jahre vor dem Rohbau des Sportheimes, das an die Turnhalle angebaut wurde, mit weiteren Vereinsvertretern. Unter anderem mit im Bild der spätere Scheßlitzer Bürgermeister Franz Zenk (ganz rechts). 
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Größtes Projekt: Sportplatzbau
 
Das größte Projekt in seiner langen und noch immer andauernden Amtszeit, war für Rainer Kretschmer sicher der Fußballplatz. Der jetzige, direkt neben der TSV-Halle mit angebautem Sportheim, wurde 1981 nach langem und zähem Ringen von der Stadt Scheßlitz gekauft und in den beiden Folgejahren fertiggestellt. Davor mussten die Scheßlitzer Fußballer teilweise sogar nach Schweisdorf oder Windischletten ausweichen... "Das war kein einfacher Prozess, da spielte natürlich auch die Politik mit hinein.", erinnert er sich. Rainer Kretschmer hat nicht nur die "Vorarbeiten", bis alles unter Dach und Fach war, angetrieben. Er hat auch immer wieder selbst mit Hand angelegt. Auch an der Halle und dem Sportheim, die nach 86/87 auch 2004 saniert wurden und beispielsweise ein neues Dach bekamen. "Und das wurde auch Zeit. Immer mal wieder hat mich jemand von den Turn- oder Tanz-Abteilungen angerufen und hat mitteilte, dass Wasser reintropft; dann bin ich los, bin auf den Dachboden und habe ein paar Ziegeln ausgetauscht..." Etwas später wurde der quer hinter dem Hauptplatz liegende Schüler- und Trainingsplatz dazugepachtet und angelegt. "Mein Gott, wie viele Stunden in da vor Ort war und die Steine herausgelesen habe...", blickt Kretschmer zurück und beweist damit, dass ein Vereinsvorstand eben nicht nur sprichwörtlich hier und da Steine aus dem Weg räumen muss...

Als nächstes Projekt steht im Bezug auf das Sportheim der im oberen Stockwerk bereits begonnene Austausch der Fenster an, durch das Wärmeglas, sollen die Heizkosten deutlich verringert werden. "An einem alten Gebäude muss man halt immer etwas machen.", weiß Rainer Kretschmer. Die Turnhalle des 1862 gegründeten und nach dem TSV Burgebrach damit einer der ältesten Landkreis-Sportvereine, wurde 1927 erbaut, der Anbau des jetzigen Sportheimes erfolgte Anfang/Mitte der sechziger Jahre.

Rainer Kretschmer im Sportheim des TSV Scheßlitz vor der Pokalwand und der Vereins-Standarte. 
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"Bin emotional bei der Sache"

"Ich bin bei jedem Heim- und Auswärtsspiel dabei, fiebere noch immer voll mit und schreie dann auch teilweise mal lautstark was rein.", beschreibt sich Rainer Kretschmer als Zuschauer. "Als Vorstand lasse ich auch der Fußballabteilung weitgehend freien Lauf, es sei denn, irgendein Umstand erfordert mein Eingreifen.", erklärt er aber auch, dass das kaum der Fall ist. Rein sportlich gesehen möchte der TSV Scheßlitz in dieser Saison wieder den Sprung dahin schaffen, wo er bereits einmal war: In die Kreisliga. Nach ein paar Punktverlusten tastete sich die Mannschaft von Marco Hillemeier bei zuletzt sieben Zählern in Folge wieder an die vorderen Ränge heran. Sollte am Ende tatsächlich das schwere, aber nicht aussichtslose Ziel erreicht werden, ist Rainer Kretschmer mit Sicherheit einer derjenigen, die am lautesten mitjubeln werden. Das wäre ein schönes Highlight seiner - wenn es nach ihm geht - letzten Amtsperiode. Die Zeit, die Rainer Kretschmer dadurch gewinnen will, "ein wenig kürzer zu treten", möchte er "in die Familie investieren, die natürlich in der Vergangenheit zurückstecken musste." In gemeinsame Skiurlaube oder Urlaube in Italien, mit Frau, Kindern und mittlerweile auch Enkelkindern.

Fest steht: Rainer Kretschmer ist auch mit über 70 Jahren noch umtriebig und hat viel Energie - von der er einen Großteil als Ehrenamtler für die Gemeinschaft und seine Mitmenschen einbringt! Es ist ihm zu wünschen, dass er sich diese Energie ebenso effizient erhält, wie die neuen Wärmefenster im Scheßlitzer Sportheim.

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Steckbrief R. Kretschmer

Rainer Kretschmer
Alter
81
Geburtsort
Reichenberg (Liberec)
Wohnort
Scheßlitz
Familie
verheiratet, 3 Kinder
Nation
Deutschland
Beruf
Bankkaufmann/Prokurist im Ruhestand
Hobbies
Skifahren, Bergwandern


Funktionäre TSV Scheßlitz

1. Vorsitzender
Demmelsdorfer Straße 8, 96110 Scheßlitz
Tel. priv.: 09542-8833
Fax priv.: 09542-771376
EMail: r-m.kretschmer@t-online.de
2. Vorsitzender
Kiliansiedlung 20, 96110 Scheßlitz
Tel. dienst.: 0911-9968265
Mobil: 0160-98938219
EMail: berndnuesslein76@gmail.com
Abteilungsleitung Fußball
Am Loh 3, 96110 Scheßlitz
Mobil: 0171 5310360
EMail: mhero@gmx.net
Abteilungsleitung Fußball
Am Kreuzschleifer 6, 96110 Scheßlitz
Tel. priv.: 09542-8938
Mobil: 0174-9118998
EMail: pflaumbirgit@gmx.de
Schatzmeister/Kassier

Daten TSV Scheßlitz

TSV 1862 Scheßlitz e.V.
Gründung: 1862
Mitglieder: 1000
Farben: rot-weiß
Abteilungen: Fußball, Turnen, Gymnastik u. Tanz, Tischtennis, Leichtathletik, Wandern, Mountain-Bike, Laufgruppe

Sportstätte TSV Scheßlitz

TSV-Sportanlagen
Heiligengäßlein 11
96110 Scheßlitz
Von Bamberg über die Staatsstaße 2190 nach Memmelsdorf, Drosendorf, Straßgiech nach Scheßlitz fahren. In der Ortsmitte nach links Richtung Schweisdorf/Windischletten abbiegen und dann nach der VR-Bank gleich wieder rechts ab zum Sportplatz

Vereinsheim TSV Scheßlitz

TSV Scheßlitz
Heiligengäßlein 11
96110 Scheßlitz
Telefon: 09542-511
Fax: 09542-772445
Sky-Übertragung: nein
Biersorte(n): Schmitt Bräu, Brauerei Drei Kronen
Warme Speisen nach Spiel: nein


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