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Artikel veröffentlicht am 06.05.2009 um 19:12 Uhr
Zu 110% über dem Strich: "Endlich spielen wir miteinander"
„Oberes Mittelfeld“, so lautete die interne Zielvorgabe der Frauen des Bayernligisten RSV Drosendorf vor Saisonbeginn. Nach einer völlig verkorksten Hinrunde wurde jedoch plötzlich der Abstiegskampf bittere Realität. Annika Görrißen steht beispielhaft für eine junge Truppe, die sich dank einer enormen Leistungssteigerung am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen hat.
Von Bernd Riemke
„Jeder hat gezeigt, dass er Fußballspielen kann. Wir haben für- und miteinander gekämpft“, so einfach kann das Rezept manchmal sein. Nach einer guten Vorsaison strebten die Damen des RSV Drosendorf auch 2008/09 einen Platz im vorderen Mittelfeld an, doch ein letztlich dünner Spielerkader und zahlreiche Konkurrenten, die sich nominell enorm verstärkt hatten, ließen das Aushängeschild des Bamberger Frauenfußballs alsbald in ungeahnte Tabellenregionen abfallen. „Wahrscheinlich waren wir uns zu Beginn zu sicher“, sucht Annika Görrißen nach Gründen für den unerwarteten Abfall in der ersten Halbserie.

Laufstark und mit einem guten Auge für die Situation ausgestattet, gelingt es Annika Görrißen (li.) häufig einen Schritt schneller als die Gegnerin am Ball zu sein.
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Routine und jugendliche Unbekümmertheit

Die gerade 19 Jahre jung gewordene Mittelfeldakteurin des RSV ist in ihrer zweiten Saison zu einer festen Größe beim Bayernligisten geworden. Laufstark, sprintschnell und mit einem effizienten Passspiel ausgestattet, erledigt sie nicht nur ihre Defensivaufgaben mehr als zufriedenstellend, sondern findet immer wieder Gelegenheit sich offensiv in Angriffsaktionen einzuschalten. „Die jungen Spielerinnen haben enorm dazugelernt“, legt die sich in der Ausbildung zur Kinderpflegerin gebürtige Bambergerin einen weiteren Grund dar, warum man zwar nur einen Platz über dem ominösen Strich steht, aber mit einem Bein den Klassenerhalt dennoch gesichert hat. Jene Nachwuchskräfte werden dabei geführt von Routinier Sandra Langer, die „Kilometer für Kilometer abspult“ und vor allem Libero Kerstin Jakob, die mit ihrer ruhigen, ordnenden Hand ihre Vorderleute effizient dirigiert und von hinten heraus enorme Sicherheit ausstrahlt. So konnten am letzten Wochenende mit dem etwas überraschenden 2:1-Heimerfolg über den Tabellendritten FC Memmingen wohl endgültig die Weichen in Richtung Klassenerhalt gestellt werden.


Caroline Eberth (li.) ist als Torjägerin in der Bayernliga gefürchtet.
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Wenn nur die Derbies nicht wären...

„Wir haben oft gut gespielt, aber eben die Tore nicht gemacht, so dass uns die nötigen Punkte gefehlt haben“, weiß Annika Görrißen um die Schwächen, aber auch die Stärken des eigenen Teams, die rechtzeitig im Ligaendspurt wieder zum Tragen kommen. „Absteigen will selbstverständlich keiner von uns“, konnten die grün-gelben Damen den Hebel noch umlegen, auch wenn die internen fränkischen Duelle wenig Anlass zur Freude gaben. Das ewig junge Derby gegen SpVgg Hausen ging schon zweimal verloren und auch bei der SpVg Eicha gab es beim 0:1 im Hinspiel nichts zu erben. „In diesen Spielen herrscht eine besondere Motivation. Vor allem gegen Eicha, unseren Erzrivalen, schenken wir uns gar nichts“, blickt Görrißen auf das kommende Heimspiel in zwei Wochen gegen eben jene Trächer, gegen die man auch im oberfränkischen Pokalhalbfinale nach Elfmeterschießen den Kürzeren zog. Ein Spiel, in dem der RSV Drosendorf mitunter völlig befreit aufspielen kann. Ein Sieg bei der SpVgg Landshut vorausgesetzt wäre der Ligaverbleib drei Spieltag vor Serienende gesichert und eine nicht immer glorreiche Saison hätte einen versöhnlichen Abschluss gefunden.

Rosige Zukunft

Eine Saison aber auch, in der die 162cm große Rechtsfüßerin den Durchbruch in der Bayernliga geschafft hat und sich zur Stammkraft aufschwang. „Wir sind wieder eine Mannschaft, in der jeder 110% für den anderen gibt“, verteilt Görrißen das Lob für die erfolgreiche zweite Halbserie auf die Schultern aller Mitspielerinnen, die im kommenden Jahr den sehnlich erhofften Zuwachs bekommen werden. Die eigene vorzügliche Jugendarbeit sorgt wieder einmal dafür, dass vier Mädchen aus der B-Juniorinnen-Mannschaft zum Kader der 1. Mannschaft stoßen werden. „Die sind alle sehr talentiert und haben garantiert Chancen bei uns zu spielen, auch wenn am Anfang die Umgewöhnung sicher schwierig werden wird“, spart die 19-Jährige nicht mit Lob für den eigenen Nachwuchs, der die Verantwortlichen beim RSV zumindest ein wenig gelassener in die nahe Zukunft blicken lässt. Den Klassenerhalt in diesem Jahr vorausgesetzt, kann Drosendorf auch in der kommenden Serie eine schlagkräftige Truppe aufbieten, die sich dann sicher von Beginn an ihrer Stärken besinnt, um wieder dorthin zu gelangen, wo man sich selbst am wohlsten fühlt: Bayerns Frauenfußballspitze!

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