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Artikel veröffentlicht am 05.06.2009 um 00:00 Uhr
anpfiff gegen Rassismus: Mein Freund ist Ausländer
„UEFA gegen Rassismus“, „Bayerischer Fußballverband gegen Rassismus“  „Say no to racism“… Seit Jahren unterstützen nationale und internationale Verbände in verschiedenen Kampagnen den Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit im Sport. Gründe gibt es dafür genug, denn nicht selten wird von Sprechchören oder rassistischen Parolen gegenüber ausländischen Sportlern berichtet. Wie es in Franken um die Fremdenfreundlichkeit bestellt ist, hat anpfiff für sie gecheckt.
Von Fatih Aslan

„Alter Schwede, das Spiel war doch getürkt. Na jetzt ist aber Polen offen“. So oder so ähnlich könnte es auf den Sportplätzen im Spielkreis Erlangen-Pegnitzgrund klingen, wenn Anhänger eines Vereines in der Schlussphase der Saison über potenziell verschobene Spiele sprechen. Nicht nur im täglichen Sprachgebrauch ist 'der Ausländer' vorhanden, sondern auch beim Kampf um Punkte, Tore, Siege, Auf- und Abstiege der fränkischen Fußballbühne. Doch wie fühlt er sich in Franken; der Ausländer? anpfiff hat sich bei Beteiligten umgehört:


Metin Akyol
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Metin Akyol
Landesliga-SR DJK Sparta Pautzfeld
Ich habe noch nie schlechte Erfahrungen machen müssen, bei keinem meiner Spiele ist es vorgekommen, dass ich auf Grund meiner Herkunft beschimpft oder diffamiert wurde. Ich fühle mich in diesem Kreis sehr wohl!

 






Ramo Bajric
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Ramo Bajric
Trainer SV Weißenohe
Ich kann nichts Negatives berichten. Gerade in Weißenohe, wo ich als Spielertrainer aktiv bin, hat man mich mit offenen Armen aufgenommen. In Gräfenberg und um Gräfenberg herum finden ja immer wieder diese berühmten Treffen statt, die von Vereinsseite auf das Heftigste verurteilt werden. Auch das ist für mich ein ganz klares und positives Zeichen. Und sind wir doch mal ehrlich: Mittlerweile sprechen doch viele Deutsche die gleiche Sprache: Moruk, weißt Du?


Taner Koc
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Taner Koc
Regisseur Baiersdorfer SV
Rassismus kriege ich oft mit und wurde auch schon selbst zur Zielscheibe solcher Anfeindungen. Je weiter runter man in den Ligen geht, desto höher ist der Hang zur latenten Fremdenfeindlichkeit. In den meisten Fällen geht es aber hauptsächlich darum, die Konzentration der Spieler zur stören. Ich bin mir sicher, dass auch Trainer ihre Spieler dazu auffordern, um den Gegner zu provozieren. Häufig gelingt das auch, daher haben Ausländer auch eine Teilschuld, weil sie sich von solchen Primitivlingen anstecken lassen. Verbände kämpfen ja schon jahrelang gegen Rassismus, aber dieses Thema wird es immer geben.


Joao Oliveira
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Joao Oliveira
Spielertrainer SC Adelsdorf

Ich habe noch nie Schwierigkeiten wegen meiner Art und Weise, Herkunft, Hautfarbe oder Mentalität gehabt. Ganz im Gegenteil, als Stadtmensch (aufgewachsen in Nürnberg Anm.d.Red.) finde ich es sehr interessant ländlichere Kulturen kennen zu lernen und zu sehen, wie geschlossen der Zusammenhalt hier sein kann.  Im Umkehrschluss haben viele erfahren, wie ein Portugiese tickt, denn Türken, Italiener, Jugoslawen, Griechen bilden ja die Mehrheit der hier lebenden Ausländer aber wie gesagt, Portugiesen sind für viele Franken Neuland; so konnten wir interessante Themen austauschen und viel über die jeweiligen Kulturen voneinander lernen. So lange man hier nach den Regeln des Landes lebt, wird man wohl auch keine Probleme bekommen.


Durmus Kayaci
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Durmus Kayaci
Globetrotter in der fränkischen Schweiz
An und für sich hatte ich bisher keine Schwierigkeiten oder wurde direkt angesprochen. Ob hinter meinem Rücken geredet wird, kann ich nicht beurteilen. Als ich in den Kreis der fränkischen Schweiz gewechselt bin
(gemeint ist die SpVgg Neideck Muggendorf) haben mich gegnerische Fans schon beschimpft; Worte wie Kanackenschwein usw. waren keine Seltenheit, aber ich habe mich nicht provozieren lassen. Mit der Zeit haben es wohl auch die anderen Fans gemerkt und diese Beleidigungen bleiben lassen, es sind sogar etliche Freundschaften entstanden.


Miguel Gonzales
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Miguel Gonzales
Spieler Baiersdorfer SV

Leider werde ich immer wieder mit Beleidigungen und Drohungen konfrontiert: Selbst in der Landesliga wurde ich mit 'Schwarzes Arschloch', 'Bambuspflücker' oder 'Nigger' bezeichnet und es gab keinen, weder von meiner eigenen noch von der gegnerischen Mannschaft, der mir geholfen hat oder demjenigen gesagt hat, damit aufzuhören. Für viele ist selbstverständlich, schwarze Menschen zu beleidigen.


Resul Kocak
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Resul Kocak
Torhüter Türkiyemspor Erlangen

Im Vergleich zu den letzten Jahren ist es besser geworden, aber trotzdem werden wir immer wieder auf's Übelste beschimpft– v.a. bei Auswärtsspielen:
'Kanackenschweine geht zurück nach Istanbul und fresst dort euren Döner.' Sowas hören wir ständig. Wenn wir untereinander türkisch reden, äffen uns viele nach oder machen sich über unsere Sprache lustig. Selbst bei krassen Fouls gegen uns werden wir mit Ausdrücken beleidigt und der Schiedsrichter gegen uns gelenkt. Gerade ich als Torwart muss mir hinter meinem Kasten sehr viel gefallen lassen, wo einige nur postiert sind, um meine Konzentration zu beeinflussen. Ich finde es sehr schade, denn es gäbe da auch andere Mittel und Wege als rassistische Sprüche.


Mihael Lerotic
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Mihael Lerotic
Mittelfeldmann des FSV Erlangen Bruck
Ich habe Gott sei Dank noch nie schlechte Erfahrungen gemacht, das liegt aber mit Sicherheit daran, dass ich auch nicht typisch ausländisch aussehe und der Sprache mächtig bin. Ich habe aber sehr wohl in der Jugend farbige Mitspieler gehabt, die häufig zur Zielscheibe fremdenfeindlicher Ausdrücke geworden sind.




Hasan Güleryüz
1.Vorsitzender des TKV Forchheim
Die Tendenz geht eindeutig in die richtige Richtung. Es war nicht immer so, dass wir mit offenen Armen aufgenommen worden sind, aber seit ca. vier bis fünf Jahren hat sich das Blatt deutlich gewendet. Ein entscheidender Faktor war und ist das Auftreten unseres Vereines in der Öffentlichkeit und bei Spielen. Jeder einzelne von uns hat es selbst in der Hand, für ein positives Miteinander zu sorgen. Das muss natürlich von beiden Seiten gelebt werden. Ich erinnere meine Vereinsmitglieder und ausländischen Freunde immer daran, dass wir Gäste in diesem Land sind und uns auch dementsprechend verhalten müssen. Wenn wir ehrlich zu uns sind: Würden wir ein Fehlverhalten in unserem eigenen Land (und damit sind alle Ausländer gemeint)feststellen, käme von uns mit Sicherheit eine ähnliche Reaktion. Wie man in den Wald schreit so kommt es zurück. Ich kann nur immer wieder betonen: Aufeinander zugehen, gegenseitig respektieren, andere Meinungen tolerieren, Vorurteile und Barrieren abschaffen.

 

Wilhelm Satzinger
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Wilhelm Satzinger
Trainer des TKV Forchheim

Mein Wechsel zum TKV nach zehn Jahren Burk und zuletzt als Bezirksligatrainer war für viele im Umfeld ein großer Schock. Viele haben mir gesagt, dass ich da den ersten Schnee nicht sehen werde, denn deutsche Disziplin, die auf türkische Disziplinlosigkeit trifft, kann nicht funktionieren. Wir haben alle eines Besseren belehrt und eine vierjährige erfolgreiche Zusammenarbeit geht im Juni leider zu Ende. Während dieser Zeit haben meine Jungs verstanden, dass die meisten rassistischen Sprüche nur dem Stören des Spielrhythmus dienen und keine Beachtung finden dürfen. Wenn es mal unter die Gürtellinie ging, bin ich den Zuschauern schon übers Maul gefahren und es war dann auch recht schnell ruhig. Ich bin mit meiner Familie sehr, sehr gut aufgenommen werden und möchte diese Zeit, die auch für mich in kultureller Hinsicht sehr lehrreich war, niemals missen. Mir ist der TKV ans Herz gewachsen und ich werde immer beratend zur Seite stehen, wenn es gewünscht wird.

Enzo Penna
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Enzo Penna
Erfolgstrainer Baiersdorfer SV
Ich habe es schon einige Male erlebt, schalte aber bei der ganzen Sache auf Durchzug. Viele probieren zu provozieren; die beste Antwort darauf sind Siege. Menschen die andere auf Grund Ihrer Herkunft beleidigen, haben für mich einen niedrigen IQ, daher nehme ich sie auch nicht ernst. Niemand konnte es sich aussuchen, als Italiener, Deutscher, Türke oder anderes auf die Welt zu kommen, aber das erkennen Menschen mit Scheuklappen nicht. Ein Beispiel: Als Italien Weltmeister geworden ist, habe ich plötzlich eine Antipathie erfahren, als ob ich Weltmeister geworden wäre. Sowas kann ich nicht nachvollziehen. In jungen Jahren hat mich sowas extrem geärgert, mittlerweile stehe ich drüber. Wenn man mich angreift, sehe ich es relaxt, aber sobald es gegen meine Familie ist, geht es unter die Gürtellinie. Familie sollten den Menschen heilig sein.


Fazit:
Mein Freund ist Ausländer - immer? Nicht immer, aber immer öfter. Sport und insbesondere Fußball heißt auch Fair-Play. Damit diese Ideologie noch intensiver gelebt wird, sollte jeder von uns nicht weg sehen oder weg hören, wenn es um das Thema Rassismus geht. Wie es bereits Hasan Güleryüz treffend gesagt hat, geht die Tendenz in die richtige Richtung und der Sport schafft das, was die Politik schon lange vergeblich versucht: Die Integration der ausländischen Mitbürger und ein friedliches Miteinander ohne Berührungsängste.
 
Im zweiten Teil der Reihe „Mein Freund ist Ausländer“ lesen Sie am Montag, mit welcher Idee anpfiff einen Beitrag gegen Ausländerfeindlichkeit und ein Novum in der fränkischen Fußballwelt schaffen könnte. Bis dahin.


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