Von 1957 bis 1994: Das legendäre Osterjugendturnier des ASV Fürth - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 07.04.2020 um 16:00 Uhr
Von 1957 bis 1994: Das legendäre Osterjugendturnier des ASV Fürth
Die Zeit an Ostern hatte im Fußball-Terminkalender der Region bis 1994 eine besondere Bedeutung. 37 Jahre lang veranstaltete der ASV Fürth ein internationales Turnier für A-Jugend-Mannschaften, das jedes Jahr außergewöhnliche Talente und Zuschauermassen an die Magazinstraße lockte. Wir blicken zurück auf ein Großereignis, das seinen Status und Platz mit der Zeit verlor, seinen Mythos aber behielt.
Von Marco Galuska

Die aktuelle Spielergeneration wird es nur vom Hörensagen her kennen - doch den langjährigen Beobachtern der Fußballszene ist das Internationale A-Jugend-Turnier an Ostern beim ASV Fürth noch in guter Erinnerung. Schließlich war jene Veranstaltung von 1957 bis 1994 ein Fixpunkt im Terminkalender.

Beim Kartenspielen, so sagt es die Legende, hatten sich die Verantwortlichen des ASV Fürth Mitte der 1950er-Jahre Gedanken gemacht, wie man dem Verein finanziell auf die Sprünge helfen konnte. Im Zeitalter des Wirtschaftswunders war der Verein weit davon entfernt sich als finanziell stabilisiert zu sehen. Es sollte also eine Veranstaltung geschaffen werden, die zahlreiche Zuschauer anlocken würde, zu einer Zeit, wo sonst nicht viel an Freizeitbeschäftigung geboten war.

Zuschauermassen an der Magazinstraße

Die ASVler Fritz Engelhardt, Adolf Grüner, Ludwig Weigl, Rudi Hirner und Willi Kiesel schmiedeten einen Plan, der stolze 37 Jahre lang für ein Großereignis in der Kleeblattstadt sorgte. Mit einem internationalen Fußball-Jugendturnier setzte der ASV Fürth an den Ostertagen Maßstäbe, die vermutlich unerreicht bleiben. Dass zum Turnier der A-Jugendlichen Mannschaften aus ganz Europa vertreten waren, mag heute keine Besonderheit mehr sein. Zu jener Zeit hingegen waren die Teams aus der Niederlande, Österreich, Schottland oder besonders aus Ländern hinter dem "Eisernen Vorhang" wie Ungarn oder Tschechoslowakei wahre Exoten, die für großes Interesse sorgten. Nicht selten wurde in den ausführlichen Presseberichten von mehreren tausend Zuschauern berichtet. Bemerkenswert die Notiz aus dem Jahre 1982: "Nur 2500 Zuschauer bildeten diesmal eine recht spärliche Kulisse."

Bundesligisten hofften auf Einladung


Neben den weit gereisten Gast-Mannschaften aus dem Ausland, die bei Gastfamilien unterkamen, waren auch die großen deutschen Namen mit ihrem Nachwuchs zu Gast in Fürth. Borussia Mönchengladbach oder Bayer Leverkusen standen Schlange und hofften geduldig auf die Einladung aus Franken. Lokalmatador SpVgg Fürth, später auch Kreis- und Bezirks-Auswahlteams oder Kickers Offenbach zählten hingegen zu den Stammgästen, die vor der Holztribüne an der Magazinstraße auflaufen durften.

Freilich war die Bedeutung des Turniers im Laufe der Jahre auch zu einer politischen Angelegenheit geworden. Für den Fürther Oberbürgermeister war die traditionelle Turniereröffnung am Ostersamstag keine Pflicht, sondern ein Muss und vielmehr eine Ehre. Über die Verbindung als Partnerstädte kamen beispielsweise die Gäste aus dem schottischen FC St. Mirren, der Turniersieger von 1979. Die Teilnahme ließen sich die Gäste teilweise ordentlich Geld kosten, um beim renommierten Turnier vertreten zu sein.

Stars spielten in Fürth vor: Allofs-Brüder, Völler oder Bein

Welche späteren Stars mit ihren Mannschaften jemals beim ASV Fürth aufliefen, lässt sich vor dem Computerzeitalter nur ansatzweise rekonstruieren. Überliefert ist die Teilnahme der Allofs-Brüder mit Fortuna Düsseldorf, sehr wahrscheinlich durch den regelmäßigen Auftritt der Nachwuchsschmiede der Offenbacher Kickers das Mitwirken von Rudi Völler, Oliver Reck, Uwe Bein oder Jimmy Hartwig, die Nachwuchstrainer und Klub-Legende Hermann Nuber unter seinen Fittichen hatte. Spätere Nationalspieler und WM-Teilnehmer wie der Ungar Andras Cseh konnten mit ihren Teams auf sich aufmerksam machen. In der Bundesliga landeten freilich eine Vielzahl der A-Jugendlichen, wie im Beispiel des Jahres 1981 Hans-Georg Dreßen, Erich Seckler oder eben auch Thomas Adler, der mit der SpVgg Fürth angetreten war.

Rührige Gastgeber

Natürlich war aber auch immer eine Nachwuchsmannschaft des ASV Fürth beim Turnier vertreten. Der komplette Verein war in die Organisation eingebunden und ein rühriger Ausrichter der Veranstaltung. In der Fürther Fußgängerzone wurde schon Tage vor dem Turnier geworben und die Turnierzeitung angeboten. Die lokale Presse berichtete en detail in Vorberichten, spekulierte über das Teilnehmerfeld, die Favoriten und schrieb natürlich auch ausführlich über die drei Turniertage, die immer am Ostermontag um 10.40 Uhr mir dem Endspiel endeten.

Die Zeiten änderten sich, die Ansprüche und Kosten stiegen


Zuschauermangel herrschte für viele Jahre wahrlich nicht beim Osterturnier des ASV. Mit Bus, Auto und Fahrrad kamen die Leute in die damals noch ländlich anmutenden Umgebung an der Magzinstraße, wo man die heutige Parkplatzproblematik noch nicht kannte. Es sollte sich vieles mit der Zeit ändern, weil eben die Zeiten sich änderten. Fußball war nun immer mehr auch im Fernsehen zu sehen, ausländische Jugendmannschaften oder Bundesliga-Nachwuchsteams keine größere Besonderheit mehr. Viele andere Veranstaltungen wirkten zudem als große Konkurrenz zum Schaulaufen der Nachwuchsfußballer, und zu guter Letzt stiegen auch die Ansprüche der Teilnehmer, die über viele Jahre in Dankbarkeit sogar Gastgeschenke mitgebracht hatten. Nicht allein ein Fahrtkostenzuschuss für die Spieler und Trainer, wie in früheren Jahren üblich, genügte den großen und größeren Namen. Plötzlich wurden auch Übernachtung für Familien und horrende Antrittsprämien verlangt, die durch den ASV Fürth letztlich nicht mehr zu stemmen war. So ging 1994 die letzte Auflage des Osterturniers an der Magazinstraße über die Bühne. Zum Bedauern vieler, die das Turnier hautnah miterlebt haben.
In unserem zweiten Teil haben wir dazu ein paar Stimmen von Zeitzeugen der Jugend-Osterturniere des ASV Fürth gesammelt.

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