Martin Müller blickt zurück: „Ansprüche passen nicht zum Ausbildungsstand“ - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 19.06.2018 um 12:00 Uhr
Martin Müller blickt zurück: „Ansprüche passen nicht zum Ausbildungsstand“
Bis April hat Martin Müller die U19 des FC 05 Schweinfurt in der Bayernliga betreut. Dann beendeten die Verantwortlichen die Zusammenarbeit, die sowieso nur bis zum Ende der Runde gelaufen wäre, vorzeitig. Ein Schritt, der aus Vereinssicht nötig war, denn der Coach aber nicht nachvollziehen kann. Das macht er im Gespräch mit anpfiff.info noch einmal deutlich.
Von Marco Heumann
„Wir hätten das erfolgreich durchgezogen!“ Martin Müller ist überzeugt, dass auch mit ihm und seinem Co Andreas Weilhöfer der Klassenerhalt der U19 des FC 05 Schweinfurt in der Bayernliga nicht in Gefahr gewesen wäre. „Wir lagen fünf Punkte vor dem Abstiegsplatz und hätten noch gegen zwei Gegner gespielt, gegen die wir auch in der Vorrunde gepunktet hatten. Es hätte also aus sportlicher Sicht keine Veranlassung gegeben.“

Ein Kopfschütteln schwingt noch immer mit

Dennoch zogen die Verantwortlichen die Notbremse und beendeten die Zusammenarbeit vorzeitig. „Mir wurde gesagt, dass es nicht mehr anders ging, weil die Kommunikation zwischen Team und Trainern nicht mehr gestimmt habe“, berichtet Martin Müller vom Telefonat, mit dem Mitte April seine Tätigkeit beendet wurde. Ein wenig Kopfschütteln schwingt dabei auch acht Wochen danach bei ihm weiterhin mit. „Da hat sich die Abteilungsleitung leider von Elternteilen leiten lassen, die unzufrieden waren, weil ihre Jungs, ihrer Meinung nach, zu wenig gespielt haben. Dabei hatten wir vor der Runde klar kommuniziert, dass wir bewusst auf einen großen Kader setzen und es auch Härtefälle geben wird.“

Sie mussten im April vorzeitig gehen: Martin Müller (re.) und sein Co Andreas Weilhöfer.
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Eine erfolgreiche Zeit

Der Klassenerhalt wurde letztendlich geschafft und ist sicher auch ein Verdienst von Martin Müller, der das Team, gemeinsam mit seinem Co Andreas Weilhöfer erst aus der Landesliga zurück in die bayerische Eliteklasse geführt und dann dort etabliert hatte. Eine erfolgreiche Zeit! Aber auch eine, in der der Coach nicht davor zurückscheute, Missstände, die es aus seiner Sicht gab, offen anzusprechen. „In den ersten beiden Jahren hatten wir eine gute Truppe, die sehr lernwillig war und mit der richtigen Einstellung an die Sache heranging.“ Dennoch war schon damals und erst recht in der diesjährigen Mannschaft nicht alles Gold, was glänzt. „Wir haben von Anfang an festgestellt, dass den Jungs doch einiges fehlt“, macht Martin Müller klar. „Es gab vor allem im taktisch-technischen Bereich deutliche Defizite.“ Stellungsfehler im Raum oder Schwächen in der Passtechnik.

Jugend-Bundesliga ist utopisch

Die auszubügeln, darin investierten die beiden Trainer viel Arbeit. „Aber es kann nicht sein, dass man alle Jahre wieder bei Null oder knapp darüber anfangen muss.“
Vor allem mit Blick auf die Pläne des Vereins. „Hier wird immer von Jugend-Bundesliga geredet, aber dafür müssen die Voraussetzungen stimmen.“ Und genau das sei nicht der Fall. „Die hohen Ansprüche des Vereins und der Ausbildungsstand der Jungs passen einfach nicht zusammen.“
Eine Diskrepanz, die Martin Müller auch gegenüber den Verantwortlichen angesprochen hat. „Man darf das sicher nicht falsch verstehen. Die Ausbildung ist gut, aber eben nicht gut genug für die Ansprüche.“ Der erfahrene Coach, der auch bei den Herren schon in der Bayernliga (FC Sand) auf der Bank saß, legte ein Konzept vor, mit dem der Leistungsstand von der U13 bis zur U19 hätte erhöht werden können.
Reaktion, gab es, abgesehen vom Ende der Zusammenarbeit, keine. „Vor allem als Ulli Baumann als Trainer bei der U23 aufgehört hat, gab es praktisch keinen sportlichen Austausch mehr“, findet Martin Müller. Das Aus für den auch im Nachwuchsbereich bewährten Übungsleiter sei ein Cut gewesen. Kommunikation mit der Vereinsspitze und den Verantwortlichen im Herrenbereich fand danach kaum noch statt. „Ich habe in den knapp drei Jahren genau einmal mit dem Vorsitzenden telefoniert“, sagt Martin Müller. „Da fragt man sich dann schon, welchen Stellenwert die Jugend beim FC 05 wirklich hat.“

Auch Martin Müllers Sohn Maximilian (hier li. gegen den Illertissener Julian Bosch) spielt künftig nicht mehr beim FC 05. Nach dem Ende der Jugendzeit wechselte er zum Landesligisten DJK Schwebenried/Schwemmelsbach.
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Kaum Chancen auf den Sprung nach oben

Drei Spieler hätten, aus seiner Sicht, in den vergangenen drei Jahren den Sprung in den Regionalliga-Kader schaffen können. Moritz Renninger aus dem Kader der Saison 2016/2017 sowie Mert Topuz und Lukas Illig aus dem Team 2015/2016. „Eine echte Chance haben sie aber leider nicht bekommen.“ Zwar durften die beiden Letztgenannten zumindest ein- beziehungsweise siebenmal in der Ersten schnuppern, aber als die Professionalisierung vorangetrieben wurde, fielen sie durch das Raster und spielen bereits seit dieser beziehungsweise kommender Saison für den TSV Großbardorf.
Nur zwei von vielen Abgängen, die es Jahr für Jahr aus dem Nachwuchsbereich gibt. Mit der Abmeldung der U23 dürften es nicht weniger werden. „Ich finde das schade, weil die Mannschaft als Unterbau sehr wichtig gewesen wäre. Jetzt ist der Sprung schon sehr groß“, findet Martin Müller. Dennoch hofft er, dass die neuen Wege, die man beim FC 05 nun offenbar auch im Jugendbereich einschlagen will, den gewünschten Erfolg und vor allem Fortschritte bringen. „Das wäre wichtig für die ganze Region!“

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