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Artikel veröffentlicht am 09.05.2019 um 12:00 Uhr

Orcun Gül - Nahaufnahme: "Mit meiner Rolle in der Zweiten sehr zufrieden"

MAGAZIN In seiner gesamten Laufbahn war Orcun Gül nur insgesamt drei Jahre weg vom SK Lauf, um anderswo seine Erfahrungen zu sammeln. Ansonsten spielte er stets in seinem Heimatverein, wenn auch nicht in der ersten, sondern eher als Führungsspieler in der zweiten Riege der "Greens".

Von Uwe Kellner

Komplette Jugend beim SK Lauf

Von den Bambinis bis zur A-Jugend kickte Orcun Gül ununterbrochen beim SK Lauf. Er machte bereits als junges Talent auf sich aufmerksam und überzeugte mit seinen Leistungen, sodass es für ihn in die Kreis- und Bezirksauswahl ging. Später stand er sogar vor dem Sprung in die Bayernauswahl, aber dann mussten seine Eltern eingreifen. "Da lief es gerade in der Schule nicht so gut und meine Eltern haben gesagt, dass ich mich zuerst darauf konzentrieren muss. Das war eine weise Entscheidung", erinnert sich der Fußballer. Statt höheren fußballerischen Zielen hinterherzulaufen schloss er sein Abitur und Studium ab. Für das Kicken beim SK Lauf reichte die Zeit dennoch, wo er einst mit dem späteren Profi Patrick Schönfeld zusammen spielte - und auch mit den Jungs, mit denen er heute noch zusammen auf dem Feld steht. "Ich weiß noch, dass wir im zweiten A-Jugendjahr sowohl bei der U19 als auch bei der Zweiten Mannschaft in der A-Klasse aushelfen mussten." Als junger Kicker vertrug Orcun Gül die Doppelbelastung, aber er sah bereits frühzeitig, dass die A-Klasse nicht seine Liga war. "Ich war damals ein Schönwetterfußballer und habe nicht gerne auf die Füße bekommen." Um die A-Klasse zu umgehen, weil er nach der Jugend wohl dort gelandet wäre, wechselte er den Verein.

Orcun Gül (re.) im Trikot seines Heimatvereins SK Lauf.

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Vier Abstiege in Folge mit vier Vereinen

Orcun Gül wechselte im ersten Herrenjahr zum SV Osternohe, wo ihn Trainer Norman Matschke hinlockte. "Wenn dich ein Verein unbedingt haben will, schaut es auch finanziell gut aus. Als Schüler war das für mich reizvoll", erinnert sich der Fußballer. Seine erste Saison endete leider mit dem Abstieg in die Kreisklasse über die Relegation. Weil Trainer Norman Matschke entlassen wurde, hielt es auch Orcun Gül nicht in Osternohe und er wechselte stattdesen zu Türcgücü Lauf, wo sein Onkel in einer offiziellen Funktion tätig war. Auch hier gab es ein paar Euro für den Schüler. Der Verein wollte in die Kreisliga aufsteigen, wo er in den Jahren zuvor auch schon gespielt hatte. Fünf Spieltage vor Saisonschluss hat sich dann jedoch der komplette Verein aufgelöst. Es gab einen Vorfall bei einem Spiel in Pottenstein mit einer Massenschlägerei, an den sich Orcun Gül nur sehr ungern zurückerinnert.

Aufgrund der Vereinsauflösung durfte Orcun Gül direkt den Verein wechseln und schloss sich für die letzten Spieltage der Saison dem FC Schnaittach an, wo abermals Norman Matschke sein Trainer war. Der Abstieg aus der Bezirksliga konnte jedoch nicht mehr vermieden werden. Abermals mit Norman Matschke wechselte Orcun Gül in der Folgesaison zum TSV Neunkirchen am Brand in die Bezirksliga. Auch diese Saison endete mit dem Abstieg - nach drei Jahren auswärts kehrte Orcun Gül zum SK Lauf zurück und seine Serie hielt an. Thomas Ziemer folgte als Trainer auf Sammy Hammami und der SK Lauf stieg mit der Ersten aus der Bezirksliga und der Zweiten aus der Kreisliga ab. "Ich bin in meinen ersten vier Herrenjahren vier Mal in Folge abgestiegen. Da hatte ich echt die Seuche am Fuß", erinnert sich der heute 29-Jährige schmerzlich.

Orcun Gül (li.) im November 2014 für den SK Lauf am Ball.

anpfiff.info

Glücklich in der Zweiten

Nach diesem durchwachsenen Start in die Vollmannschaften wendete sich das Blatt für Orcun Gül. Zurück in der Heimat kehrte die Erste in die Bezirksliga zurück und sogar die Zweite des SK Lauf, die irgendwann zur festen Heimat von Orcun Gül wurde, schaffte den Sprung in die Kreisliga. "Wir hatten in der Saison 2014/15 ein gutes Team und sind unter Trainer Harald Stettner aufgestiegen." Das Besondere daran war, dass Orcun Gül diesen Erfolg zusammen mit seinen Kumpels aus der gemeinsamen Jugendzeit feiern konnte. Seit diesem Aufstieg trennt die Erste und die Zweite des SK Lauf nur noch eine Liga. In der Kreisliga-Truppe der Kreisstadt fühlt sich Orcun Gül wohl und ist zum Führungsspieler herangereift. "Das Verhältnis von Zeitaufwand zu Spielklasse passt mir sehr gut und ich finde die Kreisliga völlig okay. Wenn ich gebraucht werde, kann ich auch mal in der Ersten aushelfen, aber da gibt es andere junge Spieler, die größere Ambitionen haben."

Orcun Gül ist Vater geworden und hat auch aufgrund seines Jobs andere Prioritäten. Das heißt aber nicht, dass ihm der Fußball nicht mehr wichtig ist. Für das Spiel im Abstiegskampf gegen den ASV Pegnitz unterbrach er den Familienurlaub in Österreich früh um 10 Uhr, damit er rechtzeitig zum Anpfiff auf dem Sportplatz war. Sein Team gewann 1:0. "Das war für mich eine Selbstverständlichkeit." Der Kampf um die Liga wird dennoch bis zum Saisonende gehen. "Wir wissen, wie schwer ein Aufstieg ist, deswegen müssen wir uns jetzt zusammenreißen und die Klasse halten."

Auf dem Feld hat Orcun Gül als Stürmer angefangen und ist mit der Zeit immer weiter nach hinten gerutscht. Mittlerweile spielt er auf der "Sechs", musste aber auch schon als Innenverteidiger aushelfen. Früher konnte er im Eins-gegen-eins mit einem Verteidiger Tempo aufnehmen und vorbei ziehen, heute sieht er seine Stärken im Zweikampf und der Übersicht. "Ich spiele jetzt körperlicher als früher", findet Orcun Gül. Als Mittelfeldspieler führt er aktuell dennoch die interne Torjägerliste des SK Lauf 2 an, hat seine offensiven Qualitäten also nicht verloren.

In Zukunft sieht sich Orcun Gül eventuell als Jugendtrainer seines Sohnes, sofern auch der Junior ein Fußballer wird. Da der Kleine aber erst ein halbes Jahr alt ist, ist das bereits weit in die Zukunft gedacht. Auch als spielender Co-Trainer könnte er sich einen Posten irgendwo vorstellen. Erst einmal geht es für den 29-Jährigen jedoch beim SK Lauf weiter. "Solange ich helfen kann, spiele ich. Das kann sicherlich noch zwei, drei Jahre gut gehen." Abwägen wird er bei seinen zukünftigen Vorhaben, wie der Fußball mit Beruf und Familie zu verbinden ist.