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Artikel veröffentlicht am 17.02.2007 um 09:00 Uhr
Vereine und ihre Beinamen: Die Wildensorger DJK Don Bosco
Seit einem halben Jahrhundert schrieb man in Bamberg schon Fußballgeschichte als ein Pater mit einer Handvoll Heimkindern 1950 einen neuen Verein gründete. Mitte der Sechziger stand die DJK Don Bosco vor dem Aus. Heute haben sie eine Heimat gefunden und sind die heimliche Nummer Zwei in Bamberg oben in Wildensorg.
Von Christian Dotterweich
Nichts mehr erinnert an die Zeiten, in denen die DJK eine graue Maus in Bamberger Fußball war. Heute brilliert die Erste als bester Aufsteiger in der Bezirksliga und steht kurz vor dem größten Erfolg der 57-jährigen Vereinsgeschichte. Durch den enormen Zulauf konnte der Verein nicht nur eine Zweite Mannschaft (ebenfalls Zweiter in der A-Klasse 1) ins Rennen schicken. Selbst für eine Dritte reicht der Kader (Zehnter in der A-Klasse 2). Somit kann hinter dem Bamberger Aushängeschild 1. FC Eintracht nur die DJK mit drei aufstiegsberechtigten Mannschaften ihre Stärke zeigen. Und im Gegensatz zum großen FC E soll es auch in der nächsten Saison ein Dritte geben. Nicht nur deshalb wird hinter vorgehaltener Hand von der zweiten (Fußball-)Macht in Bamberg gesprochen. Kenner wie Gegner zollen der Arbeit des Vereines großen Respekt: Da braut sich was zusammen bei den Wildensorgern.

Der Bamberger Stadtteil Wildensorg mit der DJK-Sportanlage.
Google Earth


Ihre Heimat nach vielen Jahren der Wanderschaft hat die DJK Don Bosco 1983 im Südwesten der Stadt gefunden. Hinter der Altenburg liegt idyllisch der heutige Stadtteil Wildensorg. Viele Auf- und Abstiege vergingen, bis 2005 ein neues Vereinsheim errichtet wurde. Ein Kleinfeld- und ein Basketballfeld ergänzen die Sportanlage auf der Anhöhe. Selbst ein Kunstrasenplatz auf dem jetzigen B-Platz ist in Planung. Die Attraktivität der Gelb-Grünen schlägt sich mittlerweile auch in Erfolge um. Nach 1996 und 2000 stieg die Mannschaft 2006 wieder in die Bezirksliga auf. Wenn von Unterbau die Rede ist, dann kann man sich bei den Wildensorgern umsehen, wie dieser auszusehen hat. Neben den aufstiegsberechtigten Seniorenmannschaften jagt die A-Jugend in der Bezirksoberliga nach Toren und Punkten und die B-Jugendlichen zeigen ihr Können in der Bezirksliga.

Die ersten Wildensorger

Blicken wir 572 Jahre zurück. Hinter der Altenburg blühen saftige Reben. Mönche hegen und pflegen die Weinstöcke. Die Weinberge hinter der Burg sind jedoch weit entfernt von der Stadt Bamberg. Die Winzer, die die Trauben neben den Mönchen pflegten, werden Häcker genannt, weil sie ihre Weinberge hacken. Im Jahr des Herrn 1435 machen sich zwei Häcker auf den Weg zu ihrem Herrn. Fürstbischof Anton von Rotenhan erlaubt Conz Pratengeyer und Burgkart Hetzer hinter seiner Altenburger Festung zwei Wohnhäuser und Keltern bauen zu lassen, als Dank, dass sie dem Stift St. Jakob, dem dieses Gebiet unterstellt ist, so gut gedient hatten. Allerdings nur unter der Bedingung, dass sie und ihre Nachkommen auch weiterhin ihm und dem Vogt der Altenburg treu ihre Dienste leisten mit der Abgabe des Fastnachtshuhns und der Verteidigung durch die Armbrust. Der Grundstein für das heutige Wildensorg wird damit gelegt.

Der Namenspatron der DJK Don Bosco Bamberg: Giovanni Melchiorre Bosco. Der italienische Priester und Ordensgründer (1815-1888), auch kurz "Don Bosco" genannt, gilt als Schutzpatron der Jugend. Da sich die DJK Bamberg die Jugendförderung zum Ziel setzt, wurde der Beiname "Don Bosco" gewählt.
privat
27 Jahre lang wohnen der Conz und der Burgkart in ihren beiden einfachen Holzhäusern alleine neben ihren Weinbergen. Dann bitten die nächsten Häcker um die Ansiedelung. Auf sechs Häuser ist Wildensorg 1467 angewachsen. In der Urkunde, in der die Bitte auf Ansiedelung angefertigt wird, kommt der Name „Wildensorg“ vor. Auch spätere Schreibweisen wie Wildtensorig, Wiltensorg, Wildensorger, Wildesorge oder Zur wilden Sorge sind überliefert. Erste Versuche der Deutung des Namens finden sich 1846. Schullehrer Heinrich Dümlein schreibt: „Der Name ‚Wildensorg’ soll daher kommen, weil in dieser Gegend früher für die Fütterung des Wildes Sorge getragen wurde.“ Namensforscher haben diese Theorie jedoch widerlegt.

Am wilden Waldrand

Man geht heute davon aus, dass es sich bei den ersten Siedlern ja um Winzer gehandelt hat. Nichts ist überliefert von Fütterungen (aus Sorge) für das Wild. Auszuschließen kann man dies freilich nicht. Dennoch liegt die Begründung nahe, dass es sich bei „Wildensorg“ um einen anderen Zusammenhang handelt. Aus dem mittelhochdeutschen Zarge (auch Sarge) wurde durch die Mundart eine Zorge oder Sorge, was „Waldrand“ bedeutet. Wildensorg ist also übersetzt eine „Siedlung am wilden Waldrand“. Im Jahr 1622 ist die Siedlung am wilden Waldrand auf 23 Häuser angewachsen. 1767 sind es 30 und 1846 zählt man „50 bewohnte Häuser“. Der Vogt der Altenburg war bis in die 1690er Jahre zuständig für Wildensorg. Dann waren die Bürger der hochfürstlichen Kammerlehensverwaltung untergeordnet und 1716 stand Wildensorg unter der Obhut der hochfürstlichen bambergischen Theodorischen Güterverwaltung.

Das Dorf Wildensorg um 1800. Hinten die Altenburg.
Aus Chronik Wildensorg des Bürgervereines Wildensorg


Nach der Säkularisation 1802/03 kam das Dorf erst zum Landgerichtsbezirk Bamberg II, zum Landratsamt Bamberg und schließlich ist Wildensorg seit 1972 bei der Stadt Bamberg eingemeindet worden und offiziell ein Stadtteil. 1985, zur 550-Jahr-Feier Wildensorgs, schreibt der damalige Bamberger Oberbürgermeister Paul Röhner, „…dass Wildensorg eine ‚Perle’ unserer schönen Stadt bleibt“. Und diese Perle hat sich die DJK Don Bosco als sportliche Heimat gesucht. Wer den Münchner Ring auf der B 22 zukünftig Richtung stadtauswärts fährt, wird auf dem Weg zum naheliegenden Landesligisten SpVgg Stegaurach auch am eventuellen Bezirksoberligisten DJK Don Bosco Bamberg vorbeifahren. Und wer weiß, vielleicht treffen sich die beiden Nachbarn ja mal in einer Liga.

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