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Artikel veröffentlicht am 18.06.2019 um 14:00 Uhr
Kommentar zum Relegationschaos: BFV muss mit dem Verdacht der Willkür aufräumen
Auf seiner Facebook-Seite hat die SpVgg Diepersdorf einen Schlussstrich unter die Relegation gezogen und verzichtet auf eine Klage vor einem Zivilgericht. Auch der TV 1848 hat gegenüber anpfiff.info angekündigt keine weiteren Rechtsmittel einzulegen. Der Ball liegt jetzt aber beim BFV, der wieder Vertrauen schaffen muss bei seinen Vereinen, die sich im Stich gelassen fühlen. Ein Kommentar von Sebastian Baumann.
Von Sebastian Baumann
Es hätte so schön sein können für die Vereine und den Verband. Schließlich sind die Relegationsspiele in allen Ligen stets die Highlights im Fußballkalender. Doch in diesem Jahr liegt auf der Relegation ein schwarzer Schatten und der BFV gab keine gute Figur ab - vor und während der Ausscheidungsspiele.

Begonnen hat alles mit der Fusion zweier Vereine in der Bezirksliga Nord. Cagrispor und Türkspor Nürnberg wollen ihre Fußballabteilung fusionieren und stellen einen entsprechenden Antrag beim BFV. Wahrend der Bezirksvorsitzende Dieter Habermann davon spricht, dass dann eine der beiden Mannschaften auf den letzten Tabellenplatz gesetzt werden muss und damit als erster Absteiger feststeht, stellt Bezirksspielleiterin Sandra Hofmann klar, dass beide Mannschaften regulär gewertet werden und die Fusion keine Auswirkung auf die Absteiger haben wird.

Kurz vor dem Relegationsspiel zwischen dem SV Mosbach und dem TV 1848 Erlangen wird dann bekannt, dass die SpVgg Diepersdorf und der TV 1848 Erlangen Einspruch einlegen gegen die Wertung der Tabelle der Bezirksliga Nord. Auch hier reagiert der Verband nicht souverän. Die Vereine können zwar am Ende Beschwerde einlegen gegen das Relegationsspiel (gegen die Abschlusstabelle ist keine Beschwerde möglich), erhalten allerdings nur wenige Stunden Zeit, eine Begründung zu formulieren und bekommen wenig später - ohne große Begründung - die Nachricht, dass die Beschwerde abgelehnt wurde. Kein Wunder, dass sowohl Diepersdorf als auch der Turnverein darüber nachdenken gegen die Entscheidung des Verbandes vor ein Zivilgericht zu ziehen.

Kurz darauf fällt dem Bezirk auf, dass die beiden Bezirksligen auf einmal unter der Normzahl spielen durch den Wegfall einer der beiden türkischen Mannschaften (ob die neue 2. Mannschaft von Türkspor/Cagrispor Nürnberg in die Kreisliga darf, ist bis heute noch nicht geklärt!) - ein Schelm wer denken könnte, die Fusion kam dem Verband gerade passend wegen der Verringerung der Sollzahl in beiden Ligen - und der Tatsache, dass nur der SC Aufkirchen aus der Landesliga absteigt. Bei der vor der abgelaufenen Saison eigentlich vorgesehenen Variante mit sechs Absteigern pro Bezirksliga wären beide Ligen sogar deutlich unter der Normzahl von 16 Mannschaften gewesen. Der bereits abgestiegene SV Mosbach erhält dadurch auf einmal wieder die Chance die Liga zu halten, weil der Relegationsmodus kurzfristig angepasst wird.

Der Höhepunkt des Relegationschaos war dann sicherlich der einmalige Vorgang des TSV Meckenhausen das Relegationsspiel gegen den SV Tennenlohe abzusagen. Eine Hochzeit und ein Turnier am gleichen Tag wie dem vom BFV geplanten Spieltag sorgten für die Absage, dem SV Tennenlohe wurde die Schuld für die Absage fein säuberlich in die Schuhe geschoben und dabei ganz der Verband vergessen. Denn nicht die Vereine terminieren Relegationsspiele, sondern der BFV, der es nicht geschafft hat beide Parteien unter einen Hut und auf einen Nenner zu bekommen. Dass der SV Tennenlohe aus personellen Gründen an anderen Tagen nicht spielen will, ist verständlich, schließlich waren die Relegationstermine lange vorher bekannt. Dennoch und genau deswegen ist es die Aufgabe des Verbandes einen entsprechenden Termin zu finden, schließlich hätte auch noch - nach Aussage des Kreisvorsitzenden Max Habermann - bis zum 23.06. gespielt werden können.

Für den designierten Bezirksspielleiter Thomas Jäger kein optimaler Beginn seiner Tätigkeit, aber vielleicht auch ein guter Anfang, um wieder Vertrauen bei seinen Vereinen aufzubauen. An der Basis werden immer öfter Entscheidungen des BFV als Willkür ausgelegt und man könnte den Eindruck gewinnen als sitzt der Verband bei bestimmten Themen Entscheidungen aus.

Das beste Beispiel ist die unterschiedliche Behandlung einer Fusion oder des Rückzuges einer Mannschaft nach dem Rundenende. In der Kreisklasse 4 darf der TV Leinburg trotz des sportlichen Abstieges die Liga halten, weil der SV Osternohe zurückzieht und nur noch A-Klasse spielen will. In der Bayernliga zieht die Reserve der Würzburger Kickers nach Rundenende zurück und es passiert - nichts. Hier bekommt keine Mannschaft die Chance nachzurücken. Und eine Fusion, die vor dem Rundenende bekannt wird, hat dann auch keine Auswirkung auf die Abschlusstabelle. Wer soll da noch als kleiner Verein mitkommen? Kein Wunder, dass die Vereine von Willkür sprechen.

Ähnlich war auch im Falle des Pokalspiels zwischen dem SV Ermreuth und der SpVgg Hüttenbach. Die Gäste aus Simmelsdorf legten Einspruch ein, dass nicht vier Spieler eingewechselt werden durften, sondern nur drei, obwohl ihnen das vom Kreisspielleiter in einer E-Mail zugesichert wurde. Anstatt sich zu erklären und den Einspruch zu verhandeln, hat der BFV einfach den strittigen Paragrafen so abgeändert, dass er hinterher gepasst hat - aber still und heimlich und ohne es richtig zu kommunizieren. Nachdem sich der BFV zu keinem Urteil durchringen konnte, zog Hüttenbach schlussendlich frustriert den Einspruch zurück.

Klare Kommunikation mit seinen Vereinen nach nachvollziehbaren Regularien sollte das Credo jedes Verbandes, der schließlich der Dienstleister seiner Mannschaften ist, sein und nicht das Aussitzen von Problemen und Entscheidungen vermeintlich nach Gutdünken. Wie sagte es der BFV-Präsident Dr. Rainer Koch auch selbst: "Transparenz führt zu Akzeptanz."

Aber dann mach es einfach auch einmal, lieber Bayerische Fußballverband.

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Leser-Kommentare

Statement SpVgg Diepersdorf

Statement zur Causa „Abschlusstabelle Bezirksliga Nord“

Die SpVgg Diepersdorf teilt mit, dass nach langen Überdenken keine weiteren rechtlichen Schritte bzgl. der Einteilung der Bezirksliga Seitens Diepersdorf unternommen werden. Es hätte die Möglichkeit bestanden erneut Beschwerde gegen die Ansetzung des Spiels des SV Mosbach gegen einen Kreisligareleganten einzulegen und das komplette abgelaufene Verfahren rund um die Causa „Abschlusstabelle Bezirksliga Nord“ von ordentlichen Gerichten überprüfen zu lassen.

Diesen Weg wird die SpVgg Diepersdorf jedoch nicht gehen. Die SpVgg Diepersdorf hatte von Anfang an verstanden, dass man es sportlich nicht geschafft hatte in der abgelaufenen Saison die Klasse zu halten. Dennoch gibt es auch innerhalb des Verbands Regeln an die sich auch der Verband selbst halten muss. Es wird nach wie vor davon ausgegangen, dass diese Regeln bei der Betrachtung der Causa „Abschlusstabelle Bezirksliga Nord / Fusion Türkspor-Cagrispor“ vom BFV nicht korrekt angewendet wurden.

Ausdrücklich nochmals betonen möchte man zudem, dass das Verhalten und das Verfahren in der Angelegenheit seitens des BFV alles andere als kooperativ war und gegen ganz grundsätzliche Verfahrensregeln verstieß.

Unabhängig von der rechtlichen Bewertung der Angelegenheit als solchen, braucht sich der Verband bei einem solchen Umgang mit den Vereinen nicht wundern, wenn die Kluft zwischen Verband und Basis immer größer wird.


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