So werden ihn die meisten Leute in Bamberg und Umgebung noch in Erinnerung haben - mit markantem Bart.
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Henoch Förster - er ist 33 Jahre alt, Gründer des Modelabels Bolzplatzkind, ehemaliger Spieler des RSV Drosendorf sowie der DJK Don Bosco Bamberg und sehr zufrieden mit der Lebensqualität in Franken gewesen. Im Juli 2015 ist der Wahlhamburger nach seinem Studium der Germanistik und Kommunikationswissenschaften in Bamberg wieder in seine Heimat zurückgekehrt, um den Traum der Selbstständigkeit zu manifestieren und neue Wege gehen zu können. Fußballstars wie Marco Reus oder aber auch TV-Bekanntheiten wie etwa Daniel Aminati und Luke Mockridge tragen aus vollster Überzeugung seine entworfenen Textilien. Weil sie sich mit dem Bolzplatz identifizieren können und die Idee und Thematik dahinter verstehen. Mittlerweile, knapp vier Jahre nach Gründung der Marke, hat sich sein Unternehmen hervorragend entwickelt. Dabei hat alles mit einem Geistesblitz in einer Teilbibliothek der Bamberger Universitäten begonnen. Er hat also in gewisser Weise Spuren in Bamberg hinterlassen und viel mehr als nur einen Studienabschluss von Bamberg mit nach Hamburg mitgenommen.
Interview mit Jupp Heynckes
Anfang dieser Woche erschien dann ein Interview mit der Trainer- und Spielerlegende Jupp Heynckes (nachzulesen HIER). Und das, obwohl der mittlerweile 74-Jährige eigentlich keine Interviews mehr gibt, seitdem er sich nach einer äußerst erfolgreichen Zeit im Fußballgeschäft zurückgezogen hat und seinen Ruhestand genießt. Das Interview gibt dabei einzigartige Einblicke in das Leben einer Fußballikone, die es auf diese Art und Weise kein zweites Mal gibt und geben wird. Es wird des Weiteren deutlich, dass Erfolg nicht von alleine kommt, Fußball nicht nur einem jungen Menschen viele essentielle Werte für das weitere Leben beibringen kann und man diese auch im Leben abseits des Platzes gebrauchen und anwenden kann.
Henoch Förster hat gut lachen: Mit seiner Idee des "Bolzplatzkindes" konzipierte er ein noch immer junges und mittlerweile sehr erfolgreiches Unternehmen. Dabei trifft er immer wieder auf Stars aus Fußball, Fernsehen und anderen Bereichen. Ein Highlight war dabei sicherlich die Begegnung mit "Jupp".
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Privates Aufeinandertreffen mit Jupp Heynckes
Sicher kein alltägliches Erlebnis, auf Jupp Heynckes zu treffen und mit ihm in Anschluss daran sogar noch ein Interview führen zu dürfen. Wie kam es zum besagten Interview und was war die größte Erkenntnis aus diesem Gespräch? "Das Interview kam durch einen unglaublichen Zufall zustande. Wobei ich dieses Wort immer durch Schicksal ersetze. Manchmal begegnet man Menschen, obwohl man es gar nicht plant. Dann soll es einfach auch einen höheren Sinn haben. Da dieses Aufeinandertreffen sehr privat ist, möchte ich da nicht weiter drauf eingehen. Das ist dann auch die erste große Erkenntnis. Dass viele Dinge nicht vorhersehbar sind und jeden Tag alles passieren kann. Sei es vorher auch noch so weit entfernt gewesen. Die zweite große Erkenntnis ist, dass Erfolg viel mit deiner Einstellung zum Leben zu tun hat. Oft hört man Sprüche wie „der hatte Glück“ oder „dem fällt alles zu“. Dabei hat Jupp Heynckes damals im Überlebenskampf der Nachkriegszeit gelernt, auf was es wirklich ankommt. Nicht darauf, dass eine Mail in zwei Sekunden statt einer halben Minute rausgeht. Nicht darauf, dass die Bahnen oder Busse heutzutage „so voll sind“. Das sind Luxusprobleme. Es kommt auf Essen und Trinken an. Auf existenzielle Dinge. Diese Demut und Dankbarkeit für die einfachen Dinge im Leben können dich, gepaart mit der Leichtigkeit des Bolzplatzes und beharrlichem Ehrgeiz, zu einem erfolgreichen Menschen machen." Genau dies spiegelt der Werdegang Jupp Heynckes wider, wie im besagten Interview deutlich wurde: "Mit den
Trümmerfrauen sind die Beseitigung der Kriegsschäden und der
Wiederaufbau Deutschlands verbunden. In dieser kargen Zeit wuchs ich auf
und war wie alle anderen Menschen im Lande froh, wenn ich etwas zu
essen hatte. Es ging darum, den Augenblick zu meistern. Diese
existenzielle Herausforderung empfanden wir - das war das Phänomenale -
als normal, wir vermissten nichts und suchten uns nebenher Nischen, um
unsere Lebensfreude zu steigern: Ich fand dafür den Fußball, der mir
Abwechslung und Spaß abseits vom harten Alltag bot. Ich entwickelte dabei aber
zudem den Ehrgeiz und die Beharrlichkeit, die die Menschen in der
unmittelbaren Nachkriegszeit auszeichneten: Niemals aufzugeben und nie
zu resignieren, um aus dieser fürchterlichen Misere nach dem Zweiten
Weltkrieg herauszukommen.", so der einstige Triplegewinner Jupp Heynckes. Es geht zusätzlich darum, aus allem das Allerbeste machen zu wollen und mit Niederlagen und Rückschlägen umgehen zu können. Es läuft nicht alles nach Plan im Leben.
Auch unser fränkische Fußballprofi Lukas Görtler ist ein "Bolzplatzkind". Vom Bolzplatz aus führte sein Weg über Kemmern, Fürth, FC Eintracht Bamberg, Nürnberg, Bayern München und Kaiserslautern nach Utrecht in Holland, wo er mittlerweile seit August 2017 seinen Traum lebt. Sein Weg verlief zwar nicht immer nur nach oben und gradlinig, doch mit enormen Einsatz und Willen wurde er letztlich mit seiner bisherigen Karriere belohnt und vereint die Werte des Bolzplatzes in seiner Person.
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"Je älter ich werde, desto mehr reflektiere ich"
Natürlich ist der Weg eines Jupp Heynckes dabei ein einzigartiger. Jeder von uns muss jedoch seinen eigenen, einzigartigen Weg gehen. Mit allen Problemen, Erfolgen, dem Versagen sowie dem Selbstfindungsprozess und anderen Kriterien, die einen Charakter formen. Welche Parallelen ziehst Du in Bezug auf Herrn Heynckes zu Deinem eigenen Leben und wie war Dein abstrakter Werdegang im Schnelldurchlauf? "Sehr gute Frage, Stani. Je älter ich werde, desto mehr reflektiere ich. Ich bin kein Nachkriegskind, doch mein Start ins Leben war nicht der beste. Ich musste materiell und immateriell auf Vieles verzichten. Nach einer turbulenten Kindheit und Jugend war ich mit neunzehn Jahren einmal richtig am Boden. Weil ich alles Erlebte nie verarbeitet hatte. Erst dann stellte ich mir die Sinnfrage des Lebens und lernte, eigene Glaubenssätze zu entwickeln. Es war wie ein Resetknopf für mein Leben, wie ein persönlicher Wiederaufbau nach dem Krieg in meinem Kopf. Und dann kämpfte ich mich wieder hoch, mit Lebensmut, Ehrgeiz und Beharrlichkeit. Das mit der Demut und Dankbarkeit dauerte ein wenig. Doch parallel begleitete ich die schwere Krankheit einer sehr nahe stehenden Person. Und ich merkte mit der Zeit, dass der psychische Schmerz fast verschwindet, wenn du realisierst, dass du jeden Morgen aufwachst und atmen kannst. Ich erkannte, dass es nicht selbstverständlich ist, gesund zu sein. Und da waren sie dann. Demut und Dankbarkeit. Eigenschaften, die mir noch fehlten. Ich möchte nicht behaupten, dass ich auch nur annähernd so erfolgreich bin wie Jupp. Doch was ich sagen kann, ist, dass ich meine Erfolge im Leben durch genau diese Eigenschaften erzielt habe. Jene Eigenschaften, die er im Interview beschreibt. Und ich sehe sie auch bei anderen erfolgreichen Menschen. Also ist da etwas dran. Das habe ich durch genau solche Geschichten auch erst lernen müssen."
Jeder Mensch muss seinen eigenen Weg gehen. So auch Henoch Förster. Sein Weg führte über Franken wieder in seine Heimat bzw. zurück nach Hamburg.
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"Während meiner Zeit in Franken spielte der Fußball eine wichtige Rolle"
Aus genau solchen Geschichten, Werten und Eigenschaften setzt sich der Mensch an sich unter anderem zusammen. Dabei wird die Identität auch durch das geformt, was man in seinem Leben geschaffen hat, welchen Aktivitäten man nachgeht und an welchen Orten man seine Ziele verfolgt - es kommt auf Lokalkolorit und Identität an. Welche gemeinsamen Schnittstellen besitzen dahingehend für Dich "Franken", "Fußball" und "Bolzplatzkind"? "Während meiner Zeit in Franken spielte der Fußball eine wichtige Rolle. Ehrlich gesagt bedeutete er mir dort extrem viel, wenn nicht alles. Jedes Training, egal ob in Drosendorf oder bei Don Bosco Bamberg, war für mich wie ein Gang auf den Bolzplatz von damals. Vor allem, weil es dort überall so ländlich ist. Frische Luft, viel Grün. Das tut meiner Seele einfach gut. Und genau das kann Franken bieten. Die Leute dort sind sehr bodenständig und naturnah, wie ich finde. Wenig prollig, sehr bescheiden. Und dennoch kennen sie ihren Wert. Genau das passt zu Bolzplatzkind. Franken, Bamberg und sein Umland verkörpern so eine gewisse Idylle. Überall gibt es eben diese Zufluchtsorte wie auf dem Bolzplatz. Die vielen Brauereien in den Dörfern, Kirchweihfeste. Wurstbrote und Brezeln. Es wirkt alles so ehrlich. Fast schon romantisch. Ich war vor Kurzem nach vier Jahren Abstinenz wieder in Bamberg. Es war aufregend, nach so langer Zeit. Mein alter Verein ist seither mit beiden Mannschaften aufgestiegen. FC Eintracht Bamberg kommt auch langsam zurück. Ich verfolge den Fußball in Franken nach wie vor. Und eines kann ich auch sagen: Das Niveau des Fußballs in Bayern ist brutal stark. Und was ich extrem gut finde, ist die Berichterstattung im Amateurbereich. Das gibt es in der Form weder in Hamburg noch in Schleswig-Holstein. Was auch zeigt, dass der Fußball in eurer Region einen riesengroßen Stellenwert hat."
"Du bekommst ein Mikrofon und die ganze Welt hört dich"
Beendet wird das geführte Interview zwischen Henoch Förster und Jupp Heynckes mit der Frage und der dazugehörigen Antwort: "Du bekommst ein Mikrofon und die ganze Welt hört dich. Du hast genau einen Satz, den du sagen darfst. Wie lautet er? Heynckes: "Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass wir Menschen uns gegen die Klimakatastrophe und die drohende Zerstörung unseres Planeten solidarisieren, dass wir das dringend nötige Bewusstsein für unsere Umwelt entwickeln und insgesamt doch noch einen respektvollen sowie humanen Umgang miteinander verinnerlichen und pflegen." Und genau an dieser Stelle schließt sich der Kreis in diesem Interview mit Henoch Förster. Es wird deutlich, dass alle Menschen, egal woher sie kommen, welche Hautfarbe sie haben, welche Sprache sie sprechen, auf einem gemeinsamen Planeten leben - auf unserer Erde. Diese Erde müssen wir schützen. Und auf genau dieser Erde sprechen wir alle die Sprache des Fußballs, denn Fußball verbindet Menschen. Auf dem (Bolz-)Platz lernt man viel über Fairness, Ehrgeiz, den Umgang mit Niederlagen aber auch den unermüdlichen Kampf, seine Ziele zu erreichen. Genauso wie Jupp Heynckes und Henoch Förster. Eigentlich tun wir das alle.
Er ist zwar seit Jahren nicht mehr wohnhaft in Bamberg, hat dabei jedoch nie seinen Bezug zur studentischen Heimat verloren. Henoch Förster verfolgt regelmäßig das Fußballgeschehen in Franken über anpfiff.info.
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Das Interview, auf dem dieser Artikel fundiert, führte Henoch Förster - Geschäftsführer der Bolzplatzkind GmbH aus Hamburg - mit Jupp Heynckes. Darüber hinaus bedankt sich anpfiff.info für das interessante Gespräch und wünscht weiterhin alles Gute! Ebenfalls vielen Dank für das positive Feedback zur Berichterstattung von anpfiff.info im Amateurbereich des Fußballs.