Es war bezeichnend für Joachim Kokott. In den letzten schweren Stunden waren neben der Familie auch einige seiner früheren Spieler gekommen, um sich von ihrem Achim zu verabschieden. Ein großes Aufsehen um seine Person wollte er nie haben, und dennoch: Nun trauert auch eine große Fußballgemeinde über jenen Fußballverrückten, der den Sport als Spieler, Trainer, Funktionär und Zuschauer, wie kaum ein Zweiter durchblickte, mit ihm haderte und doch immer liebte.
Erst kürzlich war Kokott noch stiller Beobachter in der Landesliga. In Feucht und in Kornburg, wo er über viele Jahre als Trainer und Abteilungsleiter das Sagen hatte, auch wenn er nie ein Mann der lauten Töne war. Laut wurde er nur, wenn ihm wirklich einmal der Kragen platzte. Dann tobte er kurz, stritt sich mit Schiedsrichter, Spieler oder gegnerischen Trainer, ehe er zugleich wieder die Rolle des eher zurückhaltenden Schweigers annahm.
In Schlesien wurde Kokott 1950 geboren. Nach Polen, wo er nebenbei eine Firma für Sporttextilien "Kokottsport" in Katowice betrieb, pflegte er nach wie vor beste Kontakte und verfügte im In- und Ausland über ein Netzwerk, das seinesgleichen sucht. Heimisch war er aber längst in Nürnberg: "Ich bin Deutscher", wurde Kokott fast schon wütend, als man seine Nationalität irrtümlicherweise ins Nachbarland verlegte, gleichwohl er seine schlesischen Wurzeln nie verheimlichte.
Beim ISN-Cup, dem in Nürnberg seiner Zeit von Deniz Yavuz ins Leben gerufenen "Indoor Soccer Nations Cup", war Kokott dann auch der Team-Manager von Team Polen. Wohl kein Zweiter war besser organisiert, stand professionell im feinen Zwirn hinter der Bande und blieb dabei äußerlich cool, auch wenn es - das weiß sein näheres Umfeld nur zu gut - in ihm oftmals anders aussah.
Achim Kokott war nicht nur selbst ein Ausnahmefußballer, sondern vor allem ein Manager im besten Sinne. Die DJK Langwasser erlebte unter der Regie von Kokott einst einen grandiosen Aufstieg, weil er seine Verbindungen nach Polen spielen ließ und - das zeichnete ihn besonders aus - für seine Spieler immer da war. Dies galt auch für seine Schützlinge in Kornburg, aber auch für Kicker, denen er in der Region eine Existenzgrundlage verschaffte.
"Er war eine absolute Vaterfigur für uns. Was Achim für uns gemacht hat, war einmalig. Und das wussten wir auch als Spieler, daher haben wir für ihn auch immer Vollgas gegeben. Er war ein toller Mensch, den ich persönlich, aber auch viele, viele andere Leute, jede Menge zu verdanken haben. Wenn es Probleme gab, egal ob sportlich oder privat, war er immer ein Ansprechpartner. Er hat nie jemanden im Stich gelassen, das zeichnete ihn aus", sagt beispielhaft Jackson Ruziski, den Kokott vor 18 Jahren als jungen Profi gescouted hatte.
Eigene Probleme, Schicksalsschläge, wie den Tod seiner geliebten Frau, machte Kokott lieber mit sich selbst aus. Auch mit seiner Krankheit, die ihm in den vergangenen Jahren zusetzte, wollte er lieber alleine klar kommen und niemanden belasten.
Achim Kokott war keine Person, die das Rampenlicht gesucht hat und dennoch überall bekannt und geschätzt wurde. Dickköpfig war er bestimmt, herzlich hinter der rauen Schale ganz gewiss und vermisst, das wird er von seiner Tochter Caroline, seinen Freunden und als Charakter der Fußballlandschaft nun werden. Mach's gut, Achim!
Die Beerdigung findet am 7.8.2019 um 12.45 Uhr auf dem Südfriedhof in Nürnberg statt!