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Artikel veröffentlicht am 10.09.2019 um 16:30 Uhr
FC Fels des Glaubens: Keine Hand Gottes, dafür eine Familie
Wohl kaum ein Neustarter in der B-Klasse hat in den vergangenen Jahren für mehr Aufsehen gesorgt: Allein der Name des neuen Vereins "FC Fels des Glaubens" sorgte schon für staunende Gesichter im Amateurfußball. fussballn.de hat ein Heimspiel des bisherigen Tabellenführers der B-Klasse 7 besucht und mit dem spielenden Co-Trainer Garret Gachot über das Team und die Hintergründe gesprochen. 
Von Marco Galuska

Er ist steinig, der Weg eines Neuanfangs in der untersten Spielklasse. Es kann schmerzvoll sein, wenn in der B-Klasse nicht immer gerade die feine Klinge angesagt ist. Dies bekam Garret Gachot am vergangen Samstag vor allem in der Schlussphase ein ums andere Mal deutlich zu spüren. Als neutraler Beobachter unter den 100 Zuschauern mochte man da fast schon wegsehen, wenn es auf die Knochen ging, weil der flinke Ausnahmefußballer mit der Kapitänsbinde mit fairen Mitteln kaum zu stoppen war.

Die Betreuer mussten die Blessuren kühlen, der zahlreich erschienene Anhang bangte am Spielfeldrand mit. Es war ein Spiel auf des Messers Schneide. Die Leichtigkeit, mit der das Team des FC Fels des Glaubens drei Siege aus den ersten drei Partien eingefahren hatte, sie war nicht da in dieser Partie gegen den TSV Altenberg III, der genau wusste, welche Tugenden in der Liga gefragt sind, wenn man gegen eine Mannschaft mit einem ehemaligen Landesliga-Kicker antritt.

Behandlungspausen gehören zum Alltag der B-Klasse: Garret Gachot bekam am vergangenen Samstag einiges auf die Knochen.
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Altenberg ging in Führung, Maurice Haushammer (früher beim ASV Vach II und TSV Ammerndorf am Ball) glich postwendend aus. Mit dem 1:1 ging es in die Schlussphase. Die Mannschaft des FC Fels des Glaubens, die auf der Anlage des TSV Sack heimisch geworden ist, wollte den vierten Sieg und die Verteidigung der Tabellenführung. In Minute 88 war dann aber Altenberg wieder im Angriff, ein hoher Ball segelte in den Strafraum, ein kurzes, aber unübersehbares Zucken der Hand in Richtung Ball - klare Sache: Elfmeter! 1:2. Von der im Fußball seit Diego Maradona oft zitierten Hand Gottes wollte Garret Gachot danach nichts wissen: "Es war ein Reflex! Wir müssen das hinnehmen" und hält die schützende Hand über seinen Mitspieler: "Er hat früher noch nicht im Verein gespielt, da passiert so etwas einfach mal."

Handelfmeter - keine Frage. Auch hier heißt es die Ruhe bewahren.
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Von den Mitspielern kamen aufmunternde Worte, vom Anhang außen sowieso. Und der Glaube an die Wende im Spiel war bis zum Abpfiff präsent. Gachot und seine Truppe versuchten alles, doch Altenberg III verteidigte die letzten Minuten mit Mann und Maus und schaffte die Überraschung. Fairer Handshake nach dem Abpfiff, Versammlung im Teamkreis, der Kapitän hat das Wort, ermuntert die Truppe nach dem ersten sportlichen Rückschlag der Saison und läuft dann seelenruhig an die Eckfahne, um einen einsam herumliegenden Ball einzusammeln.

Es passt so wenig in das Bild eines Heißsporns, der einst bei der SG Quelle Fürth als eines der größten Talente aus der Jugend kam, beim ASV Vach in der Landesliga spielte und zuletzt das Trikot von Tuspo Roßtal trug. 24 Jahre ist Garret Gachot alt. Eigentlich im besten Fußballeralter, um mit jenem Talent in den höheren Amateurklassen aufzufallen. Stattdessen wählte Gachot den Neuanfang, für sich ("Der Glaube war mir einfach wichtiger!") und für eine neue Mannschaft. "Ich lasse Gott entscheiden, wo ich hingehe", hat das einstige "Enfant terrible" so einige Angebote aus Bayern- und Landesliga in jüngerer Vergangenheit ausgeschlagen, um für sich einen Weg "mit größerer Verantwortung" zu gehen.

Seit einigen Jahren ist Gachot fester Bestandteil der Gemeinde Fels des Glaubens in Fürth. "Wir sind eine freie Christliche Gemeinde. Viele Jugendliche haben von der Straße bei uns zum Glauben gefunden. Bei uns werden alle aufgenommen, die das möchten", erklärt Gachot. Von Pastor Sonny Schopper wurde die Idee gefördert, man könne doch auch mehr Sportangebote unterbreiten. "Zunächst waren es Privatturniere, die wir gespielt haben, aber der Zulauf war enorm. Über Mundpropaganda kommen ständig neue Spieler, die zum Teil auch schon höherklassig gespielt haben, hinzu. Derzeit sind wir 35 bis 40 Mann im Training. Wir wollten daher regelmäßig in einer Runde spielen", berichtet Gachot, der die Führungsrolle als Kapitän und spielender "Co" von Trainer Franz Moreno auf dem Platz einnimmt.

Der FC Fels des Glaubens ist seit dieser Saison in der B-Klasse am Ball.
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Erst kurz vor Saisonstart bekam der eingetragene Verein die Spielerlaubnis des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV). "Es war ein ziemlicher Papierkram, der zu erledigen war, aber der BFV interessiert sich für uns, unterstützt uns und war schon zweimal bei uns in der Gemeinde." Beim TSV Sack wird trainiert und gespielt, die Spieler sind Mitglieder, der Verein "FC Fels des Glaubens" aber eigenständig. "Die Mannschaft ist wie eine zweite Familie. 70 Prozent der Spieler sind zusammen groß geworden. Wir machen auch privat sehr viel miteinander, versuchen für einander dazu sein."

Trotz Hitzköpfe ein Vorbild sein


Teamkreis nach der ersten Niederlage: keine Vorwürfe, sondern Aufmunterung.
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Für den Fußballer Garret Gachot ist es eine enorme Umstellung, wie er zugibt: "Man muss sich anpassen. Die Liga weiß um die Einzelspieler, da gibt es auf die Füße, da muss man ruhig bleiben. Die Jungs schauen auf mich, ich versuche die Mannschaft voranzubringen." Voranbringen bedeutet für Gachot nun Vorbild zu sein: "Wir haben drei, vier Hitzköpfe in der Mannschaft. Da gehöre ich auch dazu. Wir wollen uns im Griff haben, nicht negativ auffallen."

Der sportliche Ehrgeiz der Truppe sei sehr groß, dennoch hat der Tabellenstand nicht Priorität: "Unser erstes Ziel ist, dass wir als christlicher Verein Vorbild sind. Bei uns steht die Bibel im Mittelpunkt. Wir wollen ein Licht für andere Mannschaften sein." In der BFV-Runde in der Region ist der Verein somit Vorreiter. Die "Jesus Cooperation", die es bei der DJK Fürth schon einige Jahre länger gibt, hat den Sprung in die B-Klasse noch nicht gewagt. Für den FC Fels des Glaubens ist es eine Bewährungsprobe, für Garret Gachot umso mehr. Gegen Altenberg III hat der Hitzkopf trotz aller Umstände die Ruhe bewahrt, so gesehen war das 1:2 dann doch ein Sieg.

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Leser-Kommentare

von jmk am 11.09.2019 09:47 Uhr
Danke für den Text und die Fotos, auf denen auch einige Altenberger Jungs sehr gut zu sehen sind.

Schön auch für Fels des Glaubens, dass es diesen Artikel gibt. Ich als Coach der dritten Mannschaft des TSV Altenberg finde es toll, so einen fairen und besonderen Gegner mit so viel Publikum in der Liga zu haben und freue mich schon auf das Rückspiel.

Dass ein solcher Artikel einseitig ist, lässt sich nicht vermeiden. Dass wir aber als unfaire Treter hingestellt werden, geht doch an der Sachlage vorbei und ärgert mich.

1. Es war ein faires, wenngleich kampfbetontes Spiel, weil der Schiedsrichter viel zugelassen hat. Darauf mussten wir uns auch erst einstellen. Ein Spieler von uns landete nach einem Tritt mit kaputtem Knöchel im Krankenhaus. Der Tritt war wahrscheinlich unabsichtlich, wurde aber mit einer der wenigen gelben Karten des Spiels bestraft.

2. Wir haben den Ausnahmespieler in den gegnerischen Reihen vor allem mit fairen Mitteln gestoppt, stets bewacht, gedoppelt, Schüsse geblockt. Es macht eben besonderen Spaß, einen solchen Spieler am Torerfolg zu hindern.

Vielleicht waren wir in der Breite das bessere Team, das 90 Minuten zusammen gearbeitet und gekämpft hat, und haben deshalb das Spiel überraschend, aber nicht unverdient gewonnen?
von Elefant am 10.09.2019 19:40 Uhr
Das mehrere Spieler des TSV Altenberg an der Seitenlinie, wegen unsportlichen Einsteigens der Gastgeber, behandelt werden mussten wurde leider vergessen zu erwähnen. Genauso wie die Tatsache, dass ein Altenberger in der 2. Hälfte so umgetreten wurde, dass er in ein Krankenhaus gebracht werden musste. Außerdem war der einzige Spieler des FC der nicht in die B-Klasse gehört der Siebener. Ansonsten hat sich der so technisch starke FC über weite Strecken des Spiels in der eigenen Hälfte versteckt und vergebens auf Kontermöglichkeiten gewartet. Schade, dass diese Artikel so Subjektiv ist.

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