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Artikel veröffentlicht am 04.11.2019 um 12:00 Uhr

Sebastian Neuert - Nahaufnahme: Fußballpause zugunsten von Ving Tsun

MAGAZIN Sebastian Neuert spielt gerne Fußball. Seine wahre Leidenschaft ist jedoch Ving Tsun, ein chinesischer Boxstil, dem er einen großen Teil seiner Freizeit widmet und den auch Bruce Lee einst erlernte. Der 34-Jährige ist deswegen fit wie ein Turnschuh und kann über die Intensität eines Fußballtrainings nur schmunzeln.

Von Uwe Kellner

Sebastian Neuert (li.) ist nicht nur Fußballer, sondern vor allem Kampfkünstler des Ving Tsun.

privat

Die Laufbahn von Sebastian Neuert als Amateurfußballer begann mit sechs Jahren beim TSV Lauf, weil seine Kumpels dort kickten und er es nicht weit zum Sportplatz hatte. In der B-Jugend folgte der Schritt zum SK Heuchling, für den sein Onkel Wolfgang Neuert einst die Stiefel schnürte. Hier machte der junge Stürmer sogleich seine ersten Schritte im Herrenbereich. Eine Saison verbrachte er kurz darauf beim SK Lauf unter Trainer Armin Schmidt in der Reserve, was ihm damals richtig viel Spaß machte. Dennoch packte er den Wechsel zurück nach Heuchling an. Zurück beim SKH zog er sich im Alter von 21 Jahren einen Bänderriss zu - und damit endete die fußballerische Laufbahn von Sebastian Neuert für gut sieben Jahre.

Dem Ving Tsun verfallen

Schon vor seiner fußballerischen Pause, eigentlich bereits als junger Bub', hat sich Sebastian Neuert für Kampfsport interessiert. Insbesondere die chinesischen Kampfkünste aus einschlägigen Filmen faszinierten den Sportler. Über einen Bekannten, der noch heute sein Mentor und Trainer ist, lernte er den chinesischen Boxstil Ving Tsun kennen und lieben. "Dabei geht es nicht nach dem Schema, dass auf Angriff A Verteidigung B folgt und andersrum, sondern vieles ist intuitiv und kommt durch Training und Erfahrung", erklärt der heute 34-Jährige. Auch Langstock und Doppelmesser gehören zum Training dazu. "Ving Tsun wurde ehemals in Hongkong auf Dächern und in Kellern trainiert und ist ursprünglich für die Straße ausgelegt. Deswegen gibt es auch keine Grade oder Gürtel, sondern du zeigst einfach im Sparring was du drauf hast." Selbst heute noch wird nicht in Ligen gekämpft, sondern in diversen Dojos. Auch der große Bruce Lee, der nicht nur durch seine vielen Filme bekannt ist, sondern vor allem als größter Kampfkünstler des 20. Jahrhunderts gilt, hat in Hongkong für mehrere Jahre Ving Tsun gelernt, ehe er sein eigenes Ding daraus machte. Sebastian Neuerts Begeisterung ging soweit, dass er eine zeitlang täglich mehrere Stunden trainierte und drei, vier Mal die Woche in den Ring stieg. Auch als Trainer für andere Kämpfer ist der Sportler aktiv. "Ich habe nichts anderes mehr gemacht." Erst als Familie und Kinder dazu kamen, reduzierte er die Zeit für Ving Tsun wieder, ist aber immer noch mehrmals die Woche im Training.

Sebastian Neuert ist auf dem Fußballplatz Stürmer. Abseits davon ist er ein leidenschaftflicher Kampfsportler.

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Durch Weltmeisterschaft zurück auf den Platz

Als Reizpunkt zum Wiedereinstieg ins Fußballgeschehen nennt Sebastian Neuert die Weltmeiterschaft 2014 in Brasilien und den Sieg der deutschen Nationalmannschaft. Durch Benjamin Schüch, den er aus der Schule und vom SK Heuchling kannte, startete der Stürmer seine Laufbahn nach einer mehrjährigen Pause beim TSV Behringersdorf. "Es hat zwar wieder mega Spaß gemacht, aber man kann sich ja vorstellen, dass das Fußballtraining im Vergleich zum Kampfsport fast schon zum Lachen war." Sebastian Neuert war fitter als womöglich jeder andere Spieler in seiner Liga und allein dadurch konnte er in der A-Klasse fast in jedem Spiel treffen. Nach zwei Jahren in Behringersdorf nahm er sogar an einem Probetraining in Diepersdorf für die Bezirksliga teil. Das hätte ihm gefallen, aber dann hätte dem Fußball viel Zeit opfern müssen, die ihm für seine Leidenschaft Ving Tsun gefehlt hätte. Deswegen wechselte er lieber zurück zu seinen Wurzeln, dem TSV Lauf. Im Nachhinein würde er sogar behaupten, dass das erste Jahr unter Trainer Armin Kupfer das schönste in seiner Laufbahn war. Trotzdem wechselte er nach zwei Spielzeiten nach Behringersdorf zurück, "das hätte ich mir sparen können", weiß er heute. Im Sommer ging er zum FSV Schönberg in die Kreisklasse 4, zog sich aber nach den ersten Spielen eine Verletzung zu, die sich durch sein anschließendes Kampftraining bei sich daheim im Keller nochmal verschlimmerte, als er gegen den Sandsack trat. Davon muss er sich nun erst einmal wieder erholen.

Für Fußball zu alt, für Ving Tsun nicht

Zu 95 Prozent seine Laufbahn war Sebastian Neuert Stürmer. Nur ab und an musste er auf die Außenbahn ausweichen, wenn Not am Mann war. Mit seinen 34 Jahren denkt der Torjäger mittlerweile bereits ans Aufhören, will aber diese und vielleicht noch nächste Runde absolvieren. "Ving Tsun kannst du mit 50 bis 70 Jahren noch machen. Man sagt sogar, dass du erst im Alter von 35 bis 45 Jahren in der Blüte deiner Jahre beim Kampfsport bist." Das heißt für Sebastian Neuert, dass er auch dann, wenn er dem Fußball endgültig abgeschworen hat, immer noch weiß, dass er für´s Dojo nie zu alt sein wird.

In puncto Fitness macht Sebastian Neuert (li.) niemand etwas vor. Der 34-Jährige liebäugelt dennoch mit seinem Karriereende als Fußballer - nicht jedoch als Kampfsportler.

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