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Artikel veröffentlicht am 19.11.2009 um 17:43 Uhr
Twin - Power: Da gibt es nichts zu Rückel-n
Ihren fußballerischen Werdegang bestritten Anja und Beate Rückel, die aktuell in der Bezirksliga für die DJK Stappenbach auflaufen weitgehend gemeinsam. Doch auch wenn das (un)gleiche Zwillingspaar gerade einmal fünf Geburtsminuten trennen, so könnten die beiden 25-Jährigen außerhalb des grünen Rasens kaum unterschiedlicher sein.
Von Bernd Riemke
Beate (li.) und Anja Rückel tragen seit 2006 gemeinsam das Trikot der DJK Stappenbach.
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Am 27. Juli 1984 kam Anja Rückel zur Welt. Etwa gegen 22.10 Uhr in den Abendstunden. Fünf Minuten später erblickte ihre „kleine“ Schwester Beate das Licht der Welt, die die Erstgeborene im Laufe der Jahre jedoch überflügeln sollte. Zumindest was die Körpergröße anbetrifft, denn dort misst „Bea“ inzwischen stolze drei Zentimeter mehr. Die fußballerische Karriereleiter ist indes schnell erzählt. Von der F-Jugend der SpVgg Mühlhausen, der beide im Sommer 1990 im zarten Alter von sechs Jahren beitraten, ging es Hand in Hand bis in die Damen-Mannschaft, die seinerzeit in der Bezirksliga kickte. Dass beide überhaupt mit der Jagd nach dem runden Leder begannen, schien ihnen im wahrsten Sinne des Wortes in die Wiege gelegt worden zu sein. „Wir sind schon im Kinderwagen immer mit auf den Fußballplatz genommen worden und durften mit dem Ball spielen, damit wir unsere Eltern beim Zuschauen nicht stören“, erklären beide süffisant ihre Wurzeln, denn Papa Hans war seinerzeit Trainer im heimischen Mühlhausen und Bruder Matthias ohnehin schon vom Virus infiziert, so dass der Weg der beiden Zwillinge vorprogrammiert schien. Zunächst blieb für die kickenden Mädchen nur die „Statistenrolle“. „Die Jungs wollten immer Tore schießen, also mussten wir in die Verteidigung“, erklärt Anja rückblickend die ersten Gehversuche auf dem grünen Rasen.

"Wie ich meiner Schwester die Hand brach..."

Erst als der Frauen-Fußballsport in Mühlhausen darnieder lag trennten sich auch die Wege der Geschwister. Zunächst wechselten beide noch zum SC Reichmannsdorf, der mit seinen Damen in einer so genannten „Freizeitliga“ kickte, doch die „Große“ packte alsbald der Ehrgeiz und sie vollzog den Wechsel ins benachbarte Stappenbach. „Für mich war das ein rotes Tuch, weil die mir beim Hallenturnier einmal das Schienbein gebrochen haben“, muss Beate schmunzeln ob der Beweggründe, ihrer Schwester vorläufig nicht zu folgen. Dabei waren Verletzungen beim FCK-Fan beinahe an der Tagesordnung. Nase, Schienbein, Gehirnerschütterung – es war alles dabei. Den Bruch des Handgelenkes hatte Beate indes ihrer Schwester zu verdanken, nachdem sie beim nachmittäglichen Freizeit-Gekicke zwar das Geschoss von Anja abwehrte, ihre Knochen jedoch unfreiwillig nachgaben. Nachgeben musste Beate auch bei der Wahl des Lieblingsvereines. Schließlich gab es in der Familie nur drei Fußball-Wimpel, die es beim gemeinsamen Spiel im Kinderzimmer mit dem Bruder jeweils vor dem „Anpfiff“ zu tauschen galt. Matthias machte vom Recht des Älteren Gebrauch und schnappte sich den 1. FC Nürnberg. Für Anja blieb dann immerhin der FC Bayern München, während sich Beate mit dem 1. FC Köln zufrieden geben musste. Eine Entscheidung, die sie im Laufe der Jahre revidieren sollte. „Auch wenn er optisch nicht mein Fall ist, ist Olli Kahn dennoch der geilste Fußballer überhaupt“, schwärmt Beate vom Tor-Titan, dessen DVDs und Bücher noch heute in den Regalen im heimischen Mühlhausen anzufinden sind.

Beate Rückel als starke Defensivkraft im Mittelfeld...
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Wenn Rückel foult, kriegt Rückel Gelb... oder doch nicht?

Dort wohnen beide gemeinsam im Elternhaus, so wie sich auch ihre fußballerischen Wege schnell wieder kreuzen sollten. Denn Anja konnte auf Anhieb in Stappenbach Erfolge verzeichnen. In der Saison 2003/04 gelang der sportliche Aufstieg in die neu gegründete Bezirksoberliga. Ein Formfehler auf dem Pass einer Mitspielerin führte jedoch dazu, dass die DJK nicht aufsteigen durfte, sondern absteigen musste. Kameradschaft und Zusammenhalt stimmten dennoch und so folgte Beate ihrer Schwester in ein Team, in dem sie zunächst zu ihrer eigenen Überraschung in die Offensive beordert wurde. „Ich habe noch nie eine Stürmerin gesehen, die so häufig den Libero foult“, erkannte der damalige Trainer seinen eigenen Fauxpas jedoch sehr schnell, so dass Beate Rückel ihre „Heimat“ auf dem Fußballfeld fortan in der Defensive fand. Dort bleibt so manche Gelbe Karte natürlich nicht aus. Verwarnungen, die in der Statistik jedoch kaum auftauchen. „Wenn ich Foul spiele stehe ich auf und laufe schnell weg“, sorgt sie damit jedoch regelmäßig für Verwirrung bei den Unparteiischen, die kurzerhand der älteren Schwester den Karton vor die Nase halten. Proteste sind aussichtslos, denn die Schiedsrichter haben es meist „ganz genau gesehen“. Dabei könnte man auf den ersten Blick gar nicht vermuten, dass es sich bei den Rückel-Twins um Zwillinge handelt. „Eigentlich würde keiner sagen, dass wir Geschwister sind“, verweist Anja auf das in der Tat leicht abweichende Äußere, das nicht der einzige Unterschied der beiden ist.


... und die "große" Anja als unermüdliche Antreiberin in der Offensive.
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Von Fallschirmsprüngen und Seat Ibizas

Eine stets gut gelaunte Leseratte mit Liebe für die aktuellen Charts auf der einen Seite kontert Beate mit morgenmuffligem Draufgängertum und Böhsen Onkelz auf dem CD-Player. „Anja ist die, die mich manchmal ausbremsen muss“, gesteht die fallschirmspringende kleine Schwester, dass sich das (un-)gleiche Paar eben doch nicht immer ähnelt. So musste Beate ihre fußballerische Auszeit auch mit der Nicht-Berücksichtigung für die Oberfranken-Auswahl quittieren. Dort kickt die technisch versierte und schussgewaltige Anja seit einigen Jahren sehr erfolgreich und durfte als bisheriges Highlight im Sommer 2008 – dem Jahr des größten Erfolges in Stappenbach, als die Frauen der DJK in der Bezirksliga den 3. Rang belegten - schon mit dem Bundesligisten 1. FFC Turbine Potsdam die Kräfte messen. Unter Trainer Lorenz Richter ging diese Partie zwar deutlich mit 0:8 verloren, eine bleibende Erinnerung ist es dennoch ohne Zweifel. Einzig ein Tor gelang der oberfränkischen Auswahl nicht, doch dabei hätte Beate wohl auch nicht helfen können. „Sie lässt ihrer Gegenspielerin keinen Meter Platz und zieht im Zweikampf nicht zurück, doch in der Offensive ist sie nicht zu gebrauchen“, stellt Anja ihrer Schwester schmunzelnd ein Leistungszeugnis aus. Seit 2006 kicken beide also wieder gemeinsam für die DJK Stappenbach und können sich ob der tollen Kameradschaft einen weiteren Wechsel derzeit auch nicht vorstellen. „Immer wenn wir versuchen, getrennte Wege zu gehen, stehen wir am Ende doch immer wieder nebeneinander“, ist Geschwisterliebe scheinbar doch unzertrennlich, denn – wie sollte es anders sein – den Weg zur Arbeit teilen sie sich natürlich auch. Nach der Ausbildung bekamen beide ein Stellenangebot als Industriekauffrau – und sagten zu, so dass nun einmal der schwarze Seat Ibiza von Beate die Zwillinge zur Arbeit bringt und am nächsten Tag der weiße Seat Ibiza von Anja, selbstredend in denselben Betrieb ins nahe gelegene Gremsdorf. „In der Freizeit unternehmen wir kaum etwas zusammen“, betonen Anja und Beate zwar einhellig, doch wer bei der Geburt gerade einmal fünf Minuten auf den anderen warten muss, der geht nicht nur im ereignisreichen Fußballerleben gerne auch mal gemeinsame Wege…

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