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Artikel veröffentlicht am 18.03.2020 um 17:15 Uhr
Flammender Appell: Fabio Kaufmann ruft zur Disziplin auf
MIT VIDEO Vieles wird geschrieben und vieles wurde in den vergangenen Tagen berichtet. Einer, der aufgrund seiner familiären Verbindung nach Italien unmittelbar betroffen ist, ist Kickers-Mittelfeldspieler Fabio Kaufmann. Dieser schildert die Erfahrungen seines Cousins, der in einem Mailänder Krankenhaus arbeitet, und richtet einen emotionalen Appell an alle, die Lage ernst zu nehmen und die getroffenen Maßnahmen einzuhalten.
Von Bastian Reusch
Hierzulande hält sich die Ausbreitung des Corona-Virus noch in Grenzen und die Gefahr wurde, wie auch Ursula von der Leyen jüngst eingestand, lange unterschätzt. Zeitgleich begannen jedoch auch schon die ersten Hamsterkäufe und Panik machte sich breit. Beide Wege als Extreme sind sicherlich falsch, Besonnenheit und Disziplin sollten unsere Handlungsmaxime in der aktuellen Krisensituation sein. Dennoch ist es ebenso wichtig, die nicht zu leugnende Bedrohungslage zu unterschätzen. Fabio Kaufmann von den Würzburger Kickers, der aufgrund seiner italienischen Wurzeln verwandtschaftliche Beziehungen in das bislang am schwersten von der Pandemie betroffene Land hat, schilderte den lokalen Medien gegenüber seine Eindrücke.

"Es geht darum, die Bürger hierzulande zu sensibilisieren"

Fabio Kaufmann. 
anpfiff.info
"Dies alles soll nicht der Panikmache oder Hetze dienen, aber, wenn man seine eigenen Familienangehörigen so sieht, ist das sehr schlimm. Es ist mir sehr wichtig, die Leute in Deutschland zu sensibilisieren", meint Kaufmann sichtlich bewegt. "Italien hatte leider das Pech, als erstes Land das Virus in dieser Form kennenzulernen", fährt der 27-Jährige fort. Natürlich seien aufgrund von Unerfahrenheit und zum Teil Ignoranz, viele Fehler gemacht worden, aber es gelte, diese zu erkennen und zu vermeiden: "Leute wurden nach Hause in die Isolation geschickt. Da war es natürlich Unwissenheit, aber auch Dummheit und Ignoranz der Menschen. Isolation bedeutet nicht, nicht mehr aus dem Haus zu gehen und dann sämtliche Freunde einzuladen und Treffen zu Hause abzuhalten, sondern sich zu Hause in den eigenen vier Wänden einzuschließen und dieses Haus nur noch zu verlassen, wenn ich Lebensmittel oder Arznei holen muss, um mein tägliches Leben ohne Schaden zu nehmen fortführen zu können."

Kaufmanns Cousin schildert Erlebnisse als Krankenpfleger in Mailand

In Deutschland läuft das allerdings aktuell nicht besser. Wer hat nicht die Bilder der vollen Mainbrücke am vergangenen Sonntag oder vom Münchner Viktualienmarkt gesehen. Auch Kaufmann habe nach eigener Aussage bemerkt, dass beispielsweise Autos nach wie vor noch mit vielen Menschen besetzt sind.

Ein Cousin des Würzburger Mittelfeldspielers arbeitet in der Notaufnahme und Intensivstation eines Mailänder Krankenhauses, dessen Situation Kaufmann folgendermaßen schildert: "Man muss sich in einen Krankenpfleger mit Mitte 20 hineinversetzen, der Angst um sein Leben hat und nicht weiß, wie mit der Situation umgehen soll. Es ist schwer, so jemanden dann am Telefon aufzumuntern." Die Lage im besagten Mailänder Krankenhaus stelle sich, laut Kaufmann, als prekär dar. Die Kapazitäten seien mehr als nur überlastet, Menschen hingen an Beatmungsgeräten oder würden sogar ins künstliche Koma versetzt, meint Kaufmann. Er fügt allerdings mahnend hinzu: "Der größte Trugschluss ist, dass es nur alte Menschen trifft. Viele denken, wenn ich den Virus bekomme, dann habe ich ein bisschen Schnupfen und Fieber, rufe beim Hausarzt an, dass dieser mir ein Medikament verschreiben soll. Das gibt es einfach nicht und das ist in unserer Gesellschaft in Deutschland nicht angekommen. Es gibt schlichtweg keine Medizin und keinen Impfstoff. Daher gilt es, den Schaden so klein wie möglich zu halten und deswegen versetzen sie die Leute ins künstliche Koma."

Fabio Kaufmann appelliert an die Vernunft eines jeden Einzelnen.


Es geht darum, die Menschen zu schützen

Umso wichtiger ist es, sich an die vorgegebenen Regeln zu halten und persönliche Kontakte zu minimieren. Kaufmann jedenfalls verbreitet Optimismus: "Ich glaube an unser Gesundheitssystem und daran, dass wir hierzulande gewisse Grundtugenden wie Disziplin und Durchsetzungsstärke haben, die uns von anderen unterscheiden. Ich glaube aber nicht, dass der Ernst der Lage in Deutschland in dem Maße erkannt wurde, wie es sein müsste."

Der Fußball schiebt sich hingegen in den Hintergrund. Auch in gemeinsamen Chats der Profimannschaft steht dies nicht mehr im Vordergrund: "Wichtig ist aktuell die Gesundheit der Menschen. Wir müssen die Menschen schützen, die den Fußball so toll machen, die Zuschauer und alle anderen Menschen, die das möglich machen. Nach denen müssen wir schauen und erst dann kommt irgendwann der Fußball, wenn alles wieder in Ordnung ist. Deshalb bin ich natürlich froh, dass wir erst einmal nicht spielen müssen und ich hoffe, dass wir durch diese Maßnahmen möglichst schnell wieder zur Normalität zurückkehren können und dazu übergehen, was uns ausmacht. Aber jetzt ist das für mich absolut unrelevant. Wir müssen uns jetzt auf die Sache konzentrieren und bewusst sein, wie gefährlich es werden wird."

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Steckbrief F. Kaufmann

Fabio Kaufmann
Alter
32
Nation
Deutschland


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