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Artikel veröffentlicht am 29.03.2020 um 06:00 Uhr

Sven Stang - Nahaufnahme: Ballermann aller Gewichts- und Spielklassen

MAGAZIN Egal in welcher Liga und mit wie vielen Kilos auf den Hüften: Sven Stang traf bzw. trifft immer. Die meisten Tore schoss er ausgerechnet dann, als er eine Saison lang mit 120 Kilogramm unterwegs war.

Von Uwe Kellner

Sven Stang gehört während des momentanen Corona-Lockdowns zu den systemrelevaten Berufsgruppen. Als Berufskraftfahrer sorgt er dafür, dass die Regale in den Supermärkten gefüllt sind. "Nein, ich fahre kein Klopapier aus", lacht der 33-Jährige. Stattdessen transportiert er Lebensmittel, damit die Menschen trotz Krise etwas auf den Tisch bekommen. "Die aktuelle Lage kann man mit Weihnachten vergleichen. Die Leute kaufen wie verrückt", erzählt Sven Stang und kann sich ein: "weil sie sich nicht normal verhalten und Angst haben" nicht verkneifen. Die Versorgung sei so oder so sichergestellt und keiner müsse sich Sorgen machen. Langweilig ist ihm jedenfalls im Vergleich zu anderen Berufsgruppen nicht. "Was fehlt, ist aber trotzdem der Fußball!", so der Goalgetter.

Tormaschine - 20 Treffer in einem Spiel

Mit dem Fußballspielen hat Sven Stang beim FC Stöckach angefangen. "Da hatten wir ein geiles Team und haben viele Gegner einfach abgeschossen. Ich weiß noch, dass wir gegen die SpVgg Weißenohe mit 25:0 gewonnen haben und ich 20 Tore selbst gemacht habe", so Sven Stang. Auf Nachfrage, was einen Stürmer ausmacht, muss der Torjäger kurz nachdenken. Viel sei Instinkt und nicht trainierbar. "Ich denke, die Hauptsache ist, dass du vor dem Tor eiskalt bist und kaum Chancen liegen lässt. Du brauchst eine gewisse Kaltschnäuzigkeit und ich finde, dass mein Torabschluss ordentlich ist." Wenige Tore mache er mit dem Kopf und obwohl er beidfüßig sei, so erkenne er dennoch die Tendenz, dass er die Vielzahl seiner Tore mit dem starken rechten Fuß erziele. "Was man nicht vergessen darf, sind die Mitspieler. Ich als Stürmer kann nichts erreichen, wenn keine Flanken oder Pässe kommen - und ich finde, dass ich während meiner Laufbahn immer super Mitspieler hatte!"

Sven Stang als Teil des FC Stöckach in der Jugend.

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Mit Gräfenberg fast in die Bezirksliga

Als Svens Vater Roland Stang Jugendtrainer in Gräfenberg wurde, ging auch der Junior mit und schloss sich dem TSV an. In der Ritter-Wirnt-Stadt entwickelte sich Sven Stang weiter und sollte frühzeitig gefördert werden. Bereits als A-Jugendlicher wollten ihn die Herren-Trainer Robert Ziegler und Markus von Aufseß bereits in der Ersten Mannschaft sehen. "Die beiden waren als Trainer knallhart, aber haben uns alle ein großes Stück weitergebracht." Zusammen mit dem jungen Sven Stang erreichten die Gräfenberger den zweiten Platz der Kreisliga und durften in die Relegation zur Bezirksliga in der Saison 2004/05. Auf dem Sportgelände des traditionsreichen BSC Erlangen verlor der TSV gegen den FC Stein mit 2:4 und blieb Kreisligist. In der Saison 2007/08 stand der TSV Gräfenberg unter Trainer Gerd Ziegler und Co-Trainer Klaus Hofmann abermals auf dem zweiten Tabellenplatz der Kreisliga, jedoch punktgleich mit dem SC Rupprechtstegen. Das Entscheidungsspiel verlor Gräfenberg mit 0:1. Der Aufstieg sollte nicht sein. Ein Wechsel in jener Zeit kam für Sven Stang trotz seines Talents und seiner vielen Tore nicht in Frage. "Ich hätte in einem Nachbarverein Geld verdienen können, wollte aber nicht von meinen Kumpels weg." Einen kurzen Ausflug genehmigte er sich später dennoch.

Sven Stang (li.) mit 80 Kilo. In der Relegation zur Bezirksliga kämpfte der 18-Jährige um den Aufstieg. Gräfenberg verlor gegen den FC Stein knapp mit 2:4.

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Der Bomber des FC Stöckach

In der Saison 2009/10 kehrte Sven Stang kurzfristig zum FC Stöckach zurück. Sein Heimatverein spielte in der A-Klasse und hatte unter Trainer Armin Mehl Ambitionen aufzusteigen. Es wäre der erste Aufstieg der Vereinsgeschichte gewesen, doch trotz eines Torverhältnisses von 110:36 und 69 Punkten blieb Stöckach hinter Eschenau und Weißenohe nur der dritte Platz. Für Sven Stang hatte mittlerweile eine Achterbahnfahrt angefangen, die mit seiner körperlichen Statur zusammenhing. "Ich habe noch ein Bild auf dem Handy, als ich in Gräfenberg aus der Jugend rauskam und 80 Kilo wog", erinnert sich der Stürmer gerne. "Vor etwa zehn Jahren habe ich meinen LKW-Schein gemacht. Da hat dann die Abwärtsspirale angefangen. Du bewegst dich nicht mehr so viel, trinkst und isst immer das Falsche und irgendwann denkst du dir: oh weh, das war´s..." Als Sven Stang für den FC Stöckach spielte, brachte er satte 120 Kilo auf die Waage. Trotzdem war das die Saison, in der er mit 39 Toren aus 26 Partien eine überragende Torbilanz aufweisen konnte. "Ich habe zwar meine Tore geschossen, aber die Kilos merkst du. Dir tut in der Gewichtsklasse nach jedem Spiel alles weh. Da spürst du jedes Pfund."

Sven Stang (re.) mit dem TSV Gräfenberg ein paar Jahre später und ein paar Kilo schwerer.

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Fußballpause und Wiedereinstieg

Nach einer Saison in Stöckach kehrte Sven Stang zum TSV Gräfenberg zurück. Sein Ex-Klub erlebte gerade eine schwere Phase und trotz eines Trainerwechsels von Jan Völkel zu Patrick Frühwald und eines Relegationsmarathons stieg der Kreisligist ab. "Mein erster und einziger Abstieg", bedauert der Stürmer. Danach spielte der Torjäger eine Saison lang nur noch sporadisch und hörte danach ganz auf. Der dreifache Vater verbrachte mehr Zeit mit der Familie. Diese Auszeit dauerte fast fünf Jahre.

Im Sommer 2016 riefen Freunde von Sven Stang die SG Eckenhaid/ Brand 3 ins Leben, eine Freizeitmannschaft im Ligabetrieb. Das eröffnete für Sven Stang die perfekte Möglichkeit für den Wiedereinstieg. "Der Martin Rauh hat innerhalb von zwei Tagen einen Spielerpass für mich organisiert, am Wochenende wurde ich gegen Pettensiedel eingewechselt und habe gleich das 2:0 geschossen", freut sich der Stürmer. Selbst nach jahrelanger Pause hat der Goalgetter seinen Torriecher gleich wiedergefunden. Mittlerweile hat Sven Stang 20 Kilo abgenommen, weiterer Ballast soll in der nächsten Zeit folgen. "Man wird wieder ein wenig spritziger", lacht der Vollblutstürmer, der seine ganze Laufbahn nie auf einer anderen Position kickte. Er will nun wieder bei Eckenhaid 2 in der A-Klasse mitwirken und dort seine Runden im gegnerischen Strafraum drehen. Die Lust am Fußball ist zurück und wird sicherlich nach der Corona-Krise neu aufflammen.