Der Pegnitzgrund dünnt aus: Eine Chronologie des "Vereinssterbens" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 07.04.2020 um 12:00 Uhr
Der Pegnitzgrund dünnt aus: Eine Chronologie des "Vereinssterbens"
MAGAZIN Ein Blick auf die Landkarte des Fußballs im Pegnitzgrund verrät, dass die Anzahl der Fußballmannschaften und Vereine in den letzten Jahren stark gesunken ist. Für den Alt-Spielkreis Pegnitzgrund gilt das insbesonders. Der fußballverrückte Dominik Geiswinkler führt uns durch die Entwicklung der letzten Jahre.
Von Uwe Kellner

Dominik Geiswinkler ist im Pegnitzgrund aufgewachsen. Als junger Fußballer wurde er in Neunkirchem am Sand bei einem Programm seines Vereins unter die Fittiche eines Erste Mannschaftsspielers genommen, von ihm in einer Art Patenschaft trainiert und lernte auf diese Weise bereits frühzeitig den gesamten Alt-Spielkreis Pegnitzgrund kennen. "Der Sportverein war eine große Familie und dadurch dass wir schon sehr früh bei allen Spielen der Ersten dabei waren, kannte man irgendwann jeden Verein", so der 33-Jährige. Als Fußballverrückter steht der ehemalige Torhüter immer noch an jedem Wochenende und auch unter der Woche auf dem Sportplatz - und tickert nebenbei fleißig für anpfiff.info.

Zu Zeiten der Corona-Krise fällt das jedoch flach und es bleibt viel Freizeit für anderes. "Als ich zuhause beim Aufräumen meines Büros auf alte Zeitungsberichte gestoßen bin, sind mir einige Vereine aufgefallen, von denen ich schon lange nichts mehr gehört habe." Dominik Geiswinkler setzte sich mehrere Stunden hin, rief viele Leute an, schrieb an den BFV und hatte schon bald eine lange Auflistung von Vereinen beisammen, die es teils gar nicht mehr gibt, oder die zumindest ihre Eigenständigkeit aufgegeben haben.

"Die erste Abmeldung habe ich in der Saison 1998/99 gefunden. Davor ist mir persönlich nichts bekannt." Natürlich hegt Dominik Geiswinkler keinen Anspruch auf eine vollständige Erfassung aller Ereignisse in den letzten Jahren. Deswegen an dieser Stelle der Aufruf an alle fleißigen Archivare des Pegnitzgrunds, eventuelle Fehler oder Ergänzungen als Kommentar zu diesem Artikel anzuhängen.

Dominik Geiswinkler vermisst die Zeit ohne Fußball und sucht sich neben sozialen Hilfsaktionen weitere Beschäftigungen in seiner freien Zeit.
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Das "Sterben" der Vereine im Pegnitzgrund - eine Chronologie:

Saison 1998/99: SV Glückauf Pegnitz meldet ab


Zur Saison 1998/99 zogen sich die Jungs des SV Glückauf Pegnitz mangels Spielern aus der BFV-Runde zurück. Der Jugendspielbetrieb konnte in einer Kooperation mit dem FC Pegnitz noch bis ins Jahr 2002 fortgeführt werden, als auch hier mangels Nachwuchs der Fußballbetrieb eingestellt wurde. Dem SV Glückauf Pegnitz blieb keine andere Wahl, als seine Fußballabteilung komplett aufzulösen. Heutzutage ist der SV Glückauf Pegnitz hauptsächlich noch durch den Gardesport und die Tischtennisabteilung bekannt.

Saison 2000/01: TSV Lauf legt Pause ein


Kurz nach dem Millennium, musste die langjährige Nummer zwei in der Wenzelstadt die Segel streichen, zwischenzeitlich fielen die Roten Teufel sogar auf Platz 4 in Rangliste der Laufer Mannschaften zurück. Aufgrund von Spielermangels zog sich der TSV Lauf aus dem Spielbetrieb zurück. Nach knapp drei Jahren Abstinenz meldeten sich die Roten Teufel für die Saison 2003/04 zurück im BFV-Bertieb.

Saison 2001/02: SK Westthrazien Lauf, SV Vorra, Sportfreunde FC Büg

Der SK Westthrazien, als ursprünglich griechischer Verein gegründet, pendelte als Fahrstuhlmannschaft zwischen der B- und C-Klasse. Insbesondere bei Hallenturnieren konnten die Laufer immer wieder überzeugen und mauserten sich zu einem echten Favoritenschreck. Nach langem hin und her und einer Mannschaft weit über dem Altersdurchschnitt zogen sich die Fußballer des SK Westthrazien aus der BFV-Runde zurück. In den weiteren Jahren spielte man hin und wieder noch bei der Laufer Stadtmeisterschaft oder Laufer Hobbyliga mit. Seit einiger Zeit existiert der Verein nur noch als Griechischer Kulturverein.

Nach einer chaotischen Saison in der A-Klasse verabschiedete sich SV Vorra aus dem Spielbetrieb. Doch die guten Geister im Verein hielten ihr versprechen und holten ihren SV Vorra nach Jahren der Abstinenz, wieder zurück auf die Bayerische Fussballbühne. Zur Saison 2014/15 startete der Verein aus dem oberen Pegnitztal sein Comeback, stieg in die A-Klasse auf, meldet seine Mannschaft nach der Saison 2017/18 jedoch erneut ab.

Auch bei den Sportfreunden aus Büg, wollte man schnell sehr viel, ihr Weg führte sie Ende der 90ziger Jahre bis in die Kreisliga. Allerdings musste man nach dem Abstieg in die Kreisklasse etwas kleinere Brötchen backen. Nach nur einer Saison in der Kreisklasse war Schluss und der Verein verschwand für mehrere Jahre aus den Spielplänen des Bayerischen Fußballverbands. Zur Saison 2011/12 meldete sich die Büg wieder zurück. Blieb bis Sommer 2018 eigenständig und ging dann eine SG mit dem TSV Brand 2 ein.

Saison 2003/2004: SV Neunkirchen am Sand, SpVgg Speikern-Rollhofen, JFC Neunkirchen-Speikern

Was sich in den letzten Jahren schon vorsichtig angedeutet hat, wurde zur Saison 2003/2004 in die Tat umgesetzt. Nachdem der SV Neunkirchen am Sand und die SpVgg Speikern-Rollhofen im Jahr 2000 die Jugendmannschaften zum ersten JFC (Jugendfußballclub) in der Bayerischen Fußball-Geschichte zusammengeschlossen hatten, verschmolzen im Jahr 2002 die restlichen Abteilungen zur SpVgg Neunkirchen-Speikern-Rollhofen.

Der ehemalige A-Platz des SV Neunkirchen am Sand hat den Kampf gegen die Rückgewinnung durch die Natur verloren.
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Saison 2005/2006: SC Eschenfelden meldet ab


Der SC Eschenfelden zog zur Saison 2005/2006 seine Herrenmannschaft aus dem Spielbetrieb zurück. Ein Jahr später verabschiedete sich der Verein in den Spielkreis Amberg/Weiden.

Saison 2006/07: TSV Königstein und SV Etzelwang verabschieden sich

Nach 55 Jahren im Spielkreis Pegnitzgrund bzw. Erlangen/Pegnitzgrund verabschiedete sich der TSV Königstein in den Spielkreis Amberg/Weiden, um dort den seit Jahren gewünschten Aufstieg in die Kreisliga umzusetzten. Auch der SC Etzelwang tat es dem TSV Königstein gleich und wechselte in den Spielkreis Amberg/Weiden

Saison 2008/2009: FC Atromitos Lauf, SV Rot Weiß Welluck, ASV Auerbach

Auch der letzte griechische Verein aus der Wenzelstadt musste mitten im Aufschwung seine Segel aus finanziellen Gründen streichen. Der Versuch der Mitglieder „ihr Atromitos“ noch zu retten, scheiterte an den zuletzt nicht eingehaltenen Fristen. So verschwand der Verein aus dem Spielbetrieb.

Pünktlich zum Start der Saison 2008/09 gab es im östlichsten Teil des Spielkreises eine Fusion zu vermelden: der SV Rot Weiß Welluck und der ASV Auerbach fusionieren zum SV 08 Auerbach.

Saison 2009/2010: Türk Gücü Lauf und SV Hartenstein


Nach insgesamt neun Jahren in der Kreisliga stieg Türk Gücü Lauf aus der selbigen ab und löste sich nach einigen Querelen mit Gegnern und dem BFV noch vor der Winterpause auf. 

Auch der SV Hartenstein musste in der Saison 2009/2010 eine kurze Pause einlegen. Nach nur einem Jahr konnten die Hartensteiner ihren „Käfig“ jedoch wieder mit Fußball beleben. Man stieg zwar gleich durch die verschärfte Abstiegsreglung von der A-Klasse in die B-Klasse ab, doch auf dem Kultsportplatz wurden in Folge noch einigen Mannschaften die Leviten gelesen.

Saison 2010/11: SV Kersbachtal verschwindet

Auch der SV Kersbachtal musste sich wegen Spielermangels von der Bildfläche verabschieden. In den nachfolgenden Jahren konnte zwar nochmal eine Frauenfußballmannschaft den Spielbetrieb aufnehmen, diese ist aber mittlerweile auch wieder in der Versenkung verschwunden. Mittlerweile betreibt der Verein nur noch einzelne Hallensportarten und eine Tennisabteilung.

Beim SV Kersbachtal ist mittlerweile Gras über die Fußballvergangenheit gewachsen.
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Saison 2013/2014: SV Alfeld und SV Förrenbach schließen SG

Der SV Alfeld und der SV Förrenbach schließen sich zu einer Spielgemeinschaft zusammen. Seither gehen die beiden ehemaligen Rivalen gemeinschaftlich als (SG) SV Alfeld/SV Förrenbach an den Start. Diese SG war eine der ersten im Spielkreis und hat sich seither gut entwickelt.

Saison 2014/2015: SC Engelthal, SV Simonshofen, SV Alfalter, SpVgg Weigendorf, SV Hartmannshof

Nachdem der SC Engelthal in der Saison 2013/14 das Entscheidungsspiel gegen den FSV Weißenbrunn um den Klassenerhalt in der Kreisklasse verlor. Musste der Verein den bitteren Gang in die A-Klasse antreten, doch soweit kam es nicht. Kurz vor Rundenbeginn kam die Meldung des Sportclubs, dass sie die Mannschaft aus dem Spielbetreib abmelden müssen. Im Sommer 2017 kehrte der SC Engelthal als Teil der SG Henfenfeld 2/ Engelthal zurück.

Nach dem freien Fall von der Kreisliga in die A-Klasse, konnte der SV Simonshofen keine eigenständige Fußballmannschaft mehr auf den Rasen schicken. Deshalb ging man zur neuen Saison eine Spielgemeinschaft mit dem SK Lauf ein und spielte ab sofort als (SG) SV Simonshofen/SK Lauf 3 im Ligabetrieb. Diese Kooperation hielt zwei Saisons an. Zur Saison 2016/17 versuchte es der SVS nochmals eigenständig, verabschiedete sich danach eine Spielzeit lang aus dem Spielbetrieb, um im Sommer 2018 wieder zurückzukehren.

Der SV Alfalter konnte ab der Saison 2014/15 den Spielbetrieb nicht mehr eigenständig aufrecht erhalten und schloss sich mit dem SC Rupprechtstegen 2 zur (SG) SC Rupprechtstegen 2/SV Alfalter zusammen. Diese SG expandierte später weiter. Mittlerweile wurde vermeldet, dass sich der SV Alfalter nach dem Ende der Saison 2019/20 aus der SG zurückzieht, da es in der Ortschaft keine jungen Fußballer mehr gibt. Die Frauenmannschaft wird danach die Fahne weiter hochhalten.

Auch am Hellberg standen zur Saison 2014/15 Veränderungen an. Die SpVgg Weigendorf und der SV Hartmannshof bündelten die Kräfte und gehen seither als (SG) SpVgg Weigendorf/SV Hartmannshof in die Punkterunde.

Daniel Boesler (li.) vom SV Alfeld und Rainer Flierl (re.) vom SV Förrenbach beschlossen am Förrenbacher Sportplatz die neue Spielgemeinschaft SG Alfeld/Förrenbach ab der Saison 2013/2014.
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Saison 2015/16: SV 08 Auerbach, SV Hohenstadt, SC Pommelsbrunn, SC Glückauf Auerbach


Der SV 08 Auerbach tat es dem TSV Königstein gleich und wechselte zur Saison 2015/16 in den Spielbezirk Amberg/Weiden. Die 08er wünschten sich dort kürzere Fahrten und attraktivere Gegner.

Aus den beiden Nachbarschaftsvereinen SV Hohenstadt und SC Pommelsbrunn wurde die SG Am Lichtenstein. Trainer blieb weiterhin Langzeitcoach Sven Löhner, der seit Jahren zum Inventar gehört.

Auch in der Oberpfalz gab es Neuigkeiten zu vermelden. Der SC Glückauf Auerbach ging mit dem FC Troschenreuth 2 eine Spielgemeinschaft ein und ging als (SG) FC Troschenreuth 2/SC Glück Auf Auerbach 1 in die damalige A-Klassen-Saison. Nach nur einem Jahr verließ der SC Glück-Auf Auerbach die neue SG und versuchte es wieder eigenständig. Im Sommer 2018 kam es in der Oberpfalz zum wiederholten Zusammenschluss. Wie ein bekanntes deutsches Volkslied besagt: „Alte Liebe rostet nicht." Somit wurde die (SG) SC Glückauf Auerbach 1/FC Troschenreuth 2 erneuert.

Saison 2016/2017: SV Achteltal, SC Happurg, SV Hartenstein

Der einstige Kreisligist aus dem Schnaittacher-Hinterland, der SV Achteltal, konnte den Lauf der Zeit nicht mehr stoppen und verabschiedet sich in der Saison 2016/17 aus dem Spielbetrieb.

Die Stausee-Kicker aus Happurg mussten sich in der Spielzeit 2016/17 einen Partner suchen und haben mit dem 1. FC Hersbruck 3 jemanden aus dem direkten Umfeld gefunden. Folglich startet der SC Happurg ab sofort unter dem Namen (SG) SC Happurg 1/1.FC Hersbruck 3 in die Saison 2016/2017. Nach nur einer Saison startete Happurg bereits wieder eigenständig.

Sechs Jahre nach der Reaktivierung musste sich der SV Hartenstein einen gestandenen Partner suchen und fand diesen in der (SG) SC Rupprechtstegen 2/SV Alfalter 1. Die SG wurde immer größer und umfasste bereits drei Vereine.

Nach dem SV Alfalter schloss sich der SV Hartenstein der SG mit dem SC Rupprechtstegen an. Später kam noch der TSV Velden hinzu. Zur neuen Saison zieht sich der SV Alfalter komplett aus dem Herrenfußball zurück und die SG Oberes Pegnitztal wird wieder kleiner.
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Saison 2017/2018: SC Rupprechtstegen, TSV Velden, SV Alfalter, SV Hartenstein

In diesem Sommer wurde im sogenannten Oberen Pegnitztal, eine riesige Fußball-Kooperation verkündet. Nach dem der SC Rupprechtstegen 2 mit dem SV Alfalter und dem SV Hartenstein eine Spielgemeinschaft am Laufen hatte, schloss sich zur neuen Saison auch noch der TSV Velden an. Die vier Vereine gründeten die SG Oberes Pegnitztal.

Saison 2018/2019: SV Eintracht Hersbruck schließt sich an

In Hersbruck gab es zur Saison 2018/19 etwas Neues zu vermelden. Der SV Eintracht Hersbruck und der 1. FC Hersbruck machen in Zukunft gemeinsame Sachen und schicken unter dem Namen (SG) 1. FC Hersbruck 3/SV Eintracht Hersbruck erstmals in der Geschichte ein gemeinsames Herren-Team ins Rennen.

Saison 2019/2020: SV Plech braucht eine SG

In Saison 2019/2020 gab es wieder Veränderungen auf der Landkarte. Der SV Plech und der SV Neuhaus-Rothenbruck 2 machen in Zukunft gemeinsame Sache und schließen sich zu einer SG zusammen. Es gibt bereits Überlegungen diese Spielgemeinschaft auszuweiten.

Verwilderte Fußballtore - das will eigentlich keiner sehen, wird sich aber auch in Zukunft nicht vermeiden lassen.
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Wie geht es weiter?

Bei einem Blick auf die Zukunft sieht Dominik Geiswinkler weitere Spielgemeinschaften kommen, da es ja bereits in der Jugend sehr viele Zusammenschlüsse unter den Vereinen gibt. Gespannt ist er auf die Situation in der Stadt Röthenbach, oder wie es bei Eintracht Hersbruck oder dem SC Eschenbach weitergeht. "Ich gehe davon aus, dass es noch mehr SGs geben wird. Zuletzt war es aber nicht mehr so ganz so schlimm. Dennoch werden ein paar Vereine sicherlich noch wegfallen."

Dass sich die aktuelle Corona-Krise negativ auf die Entwicklung des Amateurfußballs auswirkt, hofft Dominik Geiswinkler nicht. "Meine Hoffnung ist, dass irgendwann, wenn es wieder erlaubt ist, noch mehr Leute auf die Sportplätze gehen und ihren Vereinswirt und ihren Verein unterstützen. Die Zeit wird kommen, in der jeder zeigen kann, wie verbunden er mit seinem Verein wirklich ist", so Dominik Geiswinkler. "Ich wäre auf jeden Fall dafür, dass wir dann alle zusammenhalten!"

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