28.04.2012, BSC Erlangen - Vach 6:3: Spektakel mit drei Vacher Torhütern - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 05.04.2020 um 06:00 Uhr
28.04.2012, BSC Erlangen - Vach 6:3: Spektakel mit drei Vacher Torhütern
HIGHLIGHT-SPIEL Spektakel pur war an der Schallershofer Straße in Erlangen am 28. April 2012 angesagt: Neun Tore, drei Feldverweise, drei verschiedene Torhüter bei den Gästen mit zwei unerwarteten Comebacks. Die Partie des BSC Erlangen gegen den ASV Vach im letzten Spieljahr der BOL 2011/12 beinhaltete vieles, was normal in einer halben Saison nicht passiert.
Von Marco Galuska

BSC Erlangen - ASV Vach 6:3 (4:2)

Mit 0:2 lag der BSC Erlangen auf eigenem Platz nach nicht einmal zwanzig Minuten gegen den ASV Vach zurück - dann sah ASV-Keeper Müller die Rote Karte und zwei direkt verwandelte Freistöße drehten binnen 120 Sekunden die Partie. Erlangen dominierte in der Folge ein hitziges Spiel mit insgesamt drei Platzverweisen und lag zur Pause 4:2 in Führung. Vach durfte nach Fringelis' Anschlusstreffer kurz nach Wiederanpfiff noch einmal hoffen, Brütting und Müller entschieden aber eine denkwürdige Partie zugunsten des BSC.

Die Torhüter-Position spielte schon vor dem Anpfiff an jenem brütend heißen Samstagnachmittag Ende April in Erlangen eine Rolle: Aus dem eh schon kleinen Büchenbacher Kader vermisste Manfred Dedaj neben seinem seit längerem verletzten Kapitän Jakub Dydowicz vor allem seine beiden Innenverteidiger Dorn und Cords. Kurz vor dem Anpfiff musste auch noch Schlussmann Nadolski aufgrund von Kreislaufproblemen passen, so dass Urgestein Hinze zwischen die Pfosten musste. Auf der Gegenseite musste Coach Armin Appelt nicht nur auf seine ersten drei Torhüter (Hörrlein gesperrt, Steinke und Lopes-Ventura verletzt), sondern auch auf Hassgall und Adlung verzichten. Zudem konnte Jovanovic angeschlagen zunächst nur auf der Bank Platz nehmen. Die beiden anderen Einwechslungen auf Vacher Seite betrafen dann unerwartet die Trainer selbst.

Vacher Trainer kehren ins Tor zurück


Fast zwei Jahren leitete Armin Appelt schon die sportlichen Geschicke in Vach, eine Verlängerung des Vertrages bis 2013 wurde erst wenige Wochen vor dem Spiel in Erlangen verkündet. Beim Gastspiel seines ASV beim BSC Erlangen waren aber plötzlich noch andere Fähigkeiten des damals 44-Jährigen gefragt: Der akute Notstand an Torhütern erforderte, dass sich Appelt zur zweiten Hälfte selbst die Handschuhe überzog und das Gäste-Tor hüten musste.

Das Spiel hatte vor magerer Kulisse bis dahin für die Vacher einen höchst unglücklichen Verlauf genommen - und das obwohl die Mannhofer an der Schallershofer Straße einen Start nach Maß erwischten. Die erste wirklich gefährliche Situation des Spiels führte nach dreizehn Minuten direkt zur Führung für die Gäste. Der aufgerückte Theodoros Fringelis schaltete nach einer Ecke am schnellsten und drückte den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. Vier Minuten später war Benjamin Pommer seinem Bewacher enteilt, legte sich den Ball am herausgeeilten Matthias Hinze vorbei, wurde von diesem aber unsanft von den Beinen geholt - Strafstoß für den ASV, Gelb für Hinze. Der beste Torjäger jener BOL-Saison gab wenig auf die alte Regel vom Gefoulten und verlud Hinze höchstselbst zum 2:0.

Da war die Vacher Welt noch in Ordnung: Benjamin Pommer verwandelt den von Hinze an ihm selbst verschuldeten Foulelfmeter zum zwischenzeitlichen 2:0.
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Rote Karte brachte die Wende

Die gnadenlos effektiven Vacher hatten nach 23 Minuten gar die Chance zum 3:0, als Distler abermals nach einer Ecke am langen Pfosten völlig frei zum Kopfball kam, den Ball aber vorbei köpfte. Erlangen, das bis dato nach vorne wenig Konstruktives zustande brachten, durfte sich dann bei Gäste-Torhüter Christian Müller bedanken, dass er sie zurück ins Spiel brachte: Außerhalb des Strafraums klärte der Vertreter des gesperrten Stammtorhüters Hörrlein gegen den durchgebrochenen Angelo Walthier mit der Hand (23.) und wurde des Feldes verwiesen. Co-Trainer Norbert Nein übernahm den Platz im Tor, der zweite Stürmer Cemil Aydogmus musste von Appelt geopfert werden. Aus siebzehn Metern in Mittelstürmerposition ließ sich Marco Müller die Chance aber nicht nehmen und drosch den Freistoß gleich zum Anschlusstreffer in die Maschen.

Vachs Keeper Nummer vier, Christian Müller, hatte eine denkbar unglückliche BOL-Premiere. Nachdem er Angelo Walthier angeschossen hatte, nahm er außerhalb des Strafraums die Hand zu Hilfe und flog vom Platz.
Rene Hoffmann

Keine Minute dauerte es, bis abermals ein BSC-Spieler unmittelbar vor dem Strafraum zu Fall gebracht wurde. Dieses Mal war es an Linksverteidiger Tobias Weber, den Freistoß auszuführen - und der 22-Jährige zirkelte den Ball sehenswert zum Ausgleich in den Winkel. Binnen anderthalb Minuten war das Spiel also völlig gedreht. Erlangen hatte nicht nur ausgeglichen, sondern auch noch einen Mann mehr auf dem Platz. Die numerische Überlegenheit währte allerdings nicht lange, weil sich Engin Yanik an der Mittellinie nach einem Foul von Glaser zu einer Dummheit hinreißen ließ. Schiedsrichter Voll, der eine schwierig zu leitende Partie souverän unter Kontrolle hatte, ahndete diese Selbstjustiz ebenfalls mit dem roten Karton (31.).

BSC kommt ins Rollen

Sturmlauf: Nach Müllers Platzverweis hatte der BSC Erlangen das Spiel in der Hand - hier köpft der aufgerückte Kapitän Manuel Frey aber knapp über das Tor.
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Das Spiel war dennoch längst zugunsten des BSC gekippt. Insbesondere der rechte Flügel, wo Marco Jakl und der immer wieder nachrückende Lukas Brütting für viel Betrieb sorgten, war ein ständiger Gefahrenherd für das Tor von Ersatz-Ersatzkeeper Nein. Müllers strammen Schuss von der Strafraumgrenze (33.) konnte Nein noch parieren, eine Minute später war abermals Jakl über rechts durchgebrochen und hatte das Auge für den völlig freien Angelo Walthier, der aus fünfzehn Metern die Führung für die Büchenbacher markierte. Kurz vor dem Seitenwechsel trat dann abermals Tobias Weber aus rund fünfunddreißig Metern zum Freistoß an und erzielte das dritte Freistoßtor für den BSC an diesem Nachmittag. Für Vach kam es noch dicker: Keeper Nein sackte mit Kreislaufproblemen zusammen und musste in der Pause in der Kabine bleiben.

Selbst ist der Coach: Nachdem Müller des Feldes verwiesen wurde und Torwart-Trainer und Ersatzkeeper Norbert Nein zur Halbzeit verletzt ausschied, zog sich Armin Appelt selbst die Torwarthandschuhe an.
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So kam es also zum Auftritt von Coach Appelt, der sich für die zweite Hälfte zwischen die Pfosten des Vacher Tores stellte. Aus seit einigen Jahren ungewohnter Perspektive erlebte er nur vier Minuten nach Wiederanpfiff einen schön vorgetragenen Angriff seiner Mannen: Pommer setzte sich unwiderstehlich auf dem rechten Flügel durch und legte zurück auf Ahmet Aydin, dessen Schussversuch bei Fringelis landete. Aus kurzer Distanz markierte der Grieche seinen zweiten Treffer und verkürzte auf 3:4. Das Angriffsspiel der Vacher blieb in dieser Phase der Partie aber überwiegend Stückwerk und lebte von Einzelaktionen Aydins und Pommers, die wenig Gefahr für das Erlanger Tor ausstrahlen konnten.

Appelt hält, was zu halten war

Auf der Gegenseite blieb die linke Abwehrseite die Achillesferse des ASV. Einen langen Diagonalpass von Kreuzer legte der auf rechts ausgewichene Müller auf den mitgelaufenen Brütting zurück. Mit seinem ersten Versuch scheiterte der Rechtsverteidiger noch am glänzend reagierenden Appelt, den Nachschuss drückte er dann aber zum 5:3 über die Linie. Vach resignierte danach und schien den Glauben verloren zu haben, das Spiel abermals drehen zu können. Müller (63.) und Jakl (71.) hätten frei vor Appelt das Spiel leichthin endgültig entscheiden können, scheiterten aber am Vacher Trainer/Torhüter.

Als sich Armin Appelt behandeln lassen musste, drohte der dritte Torwartwechsel bei den Gästen. Doch er biss sich durch...
Rene Hoffmann

Zehn Minuten vor Schluss war der agile Jakl abermals über rechts in den Strafraum eingedrungen, dieses Mal reagierte Appelt zu spät und erwischte den BSC-Stürmer nur am Fuß. Marco Müller verwandelte den fälligen Strafstoß souverän zum 6:3. Konnte sich auf der anderen Seite Hinze noch zweimal gegen Pommer auszeichnen, hatte das Spiel in der Schlussminute noch einen letzten Aufreger parat: Kevin Kreuzer schlug einen langen Ball auf Marco Müller, der im Laufduell vom Vacher Maximilian Lerchl zu Fall gebracht wurde. Der dritte Feldverweis im Spiel war unausweichlich wie unnötig und rundete einen missglückten Vacher Nachmittag endgültig ab.

Für die Vacher war die Niederlage bei tropischen Temperaturen in der Unistadt letztlich aber kein Beinbruch für den weiteren Verlauf der letzten BOL-Saison, als Tabellenzwölfter schaffte man den Einzug in die Relegation zur neuen Landesliga, ebenso wie der BSC Erlangen, der einen Rang besser abschloss. Vach spielte in der Relegation gegen den Baiersdorfer SV, der BSC traf auf den ASV Pegnitz, aber dazu vielleicht an anderer Stelle mehr...


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Spielstenogramm

BSC Erlangen: Hinze 3,4, Frey 3,1, Brütting 2,8, Helisch 3,4 (77. Overland), Kreuzer 3,0, Nemetz 2,5, Yanik 3,8, Weber 2,0, Jakl M. 2,6 (86. Halbgebauer), Walthier 2,9, Müller M. 1,9
ASV Vach: Müller C. 4,2, Marx 4,1, Daum 3,4, Sejans 3,7 (46. Jovanovic 3,4), Lerchl 3,5, Fringelis 2,7, Glaser 3,1, Aydin A. 3,3, Pommer 2,9, Aydogmus C. 3,3 (24. Nein 4,4, 46. Appelt 2,0), Distler 4,0 / Schnierstein, Faltermeier, Scheuerer M.
Tore: 0:1 Fringelis (13.), 0:2 Pommer, Foulelfmeter (17.), 1:2 Müller M. (27., Walthier), 2:2 Weber (29.), 3:2 Walthier (34., Müller M.), 4:2 Weber (40.), 4:3 Fringelis (49., Aydin A.), 5:3 Brütting (56., Müller M.), 6:3 Müller M., Foulelfmeter (80.)
Gelbe Karten: Hinze - Foulspiel (17.) / Aydin A. - Foulspiel (31.), Fringelis - Foulspiel (39.), Glaser - Foulspiel (55.) | Rote Karten: Yanik - Revanchefoul (31.) / Müller C. - Handspiel (23.), Lerchl - Notbremse (90.)
Zuschauer: 80 | Schiedsrichter: Andreas Voll (TSV Kelbachgrund-Kleukheim e.V.) 2,4


Tabelle BOL Mfr. 2011/12

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
30
74:30
66
3
30
66:30
58
4
30
58:30
55
5
30
66:55
50
6
30
64:58
49
7
30
51:35
48
8
30
61:57
46
9
30
67:42
45
10
30
45:56
41
11
30
53:62
39
12
30
64:59
36
13
30
42:62
27
14
30
47:86
25
15
30
34:63
24
16
30
18:117
9
Bei Punktgleichheit: Entscheidungsspiel

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