Stadeln verliert zwei prägende Köpfe
Der Aufstieg des FSV Stadeln in der jüngeren Vergangenheit kann zweifelsohne als kometenhaft beziehungsweise wie aus dem Bilderbuch beschrieben werden: seit dem Aufstieg 2003 in die Kreisliga entwickelte sich der FSV zu einem Aushängeschild des mittelfränkischen Amateurfußballs und führte das Team vom Kronacher Wald bis in die Landesliga. Zwei Hauptdarsteller dieses Aufschwungs werden zum Saisonende jeweils ihre Laufbahn beenden: Kapitän Tobias Wölfel und der Torjäger vom Dienst, Gerhard Strobel, sagen dann: Servus! Damit verliert der FSV zwei der drei letzten prägende Spielergesichter dieser Ära (lediglich Sebastian Spahn ist noch aktiv, in dieser Saison überwiegend in der 2.Mannschaft). Ob beiden Vereins-Ikonen zeitnah ein angemessener Abschied bereitet werden kann, bleibt aufgrund der Corona-Krise allerdings abzuwarten.
Die jüngere Vergangenheit des FSV Stadeln ist eine absolute Erfolgsgeschichte. Zwei prägende Figuren waren Tobias Wölfel (l.) und Gerhard Strobel (2.v.l.), die hier den Landesliga-Aufstieg 2019 feierten.
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Gerhard Strobel: Spielender Co-Trainer und Torgarant
Das Fußballspielen lernte Gerhard Strobel zunächst beim ASC Boxdorf. Ein zweijähriger Abstecher zur SpVgg Greuther Fürth mündete in einer Rückkehr zu seinem Heimatverein, ehe er 2008 im Seniorenbereich den Sprung von der Kreisklasse hin nach Stadeln in die Bezirksoberliga wagte. "Eigentlich stellte ich mich zu dieser Zeit auf die Bezirksliga ein, allerdings gelang dem FSV dann über die Relegation der Aufstieg in die Bezirksoberliga - das war so von meiner Seite aus eigentlich gar nicht geplant", berichtet der heute 32-Jährige mit einem Schmunzeln.
Gerhard Strobel beschäftigte über Jahre die gegnerische Defensive.
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Der noch eine Spielklasse größere Sprung sollte "Hartl" allerdings nicht allzu schwer fallen. Schnell trug er mit Toren am Fließband dazu bei, den FSV auch in höheren Gefilden zu etablieren. 2010 wagte er dann den Sprung in die Landesliga zum SC Eltersdorf, wo er zum Stammspieler avancierte und am Ende der Aufstieg in die Bayernliga geschrieben stand. Dennoch zog es Strobel zurück nach Stadeln: "Ich empfand die Zeit beim SCE als lehrreich und wirklich schön - allerdings wollte ich zurück nach Stadeln, um mit meinen Freunden zu spielen. Das war einfach etwas ganz Besonderes", blickt der Torjäger zurück. Nun aber hängt der Angreifer und mittlerweile auch spielende Co-Trainer bald seine Fußballschuhe an den Nagel. Fähigkeiten werden zukünftig weniger in seinen Beinen und Füßen, als vielmehr in den Armen und Händen gefragt sein, wenn er das persönliche Umbauprojekt einer Scheune in Kraftshof hin zum Eigenheim angehen wird: "Wir wissen noch nicht genau, wie viel wir da tatsächlich selbst machen werden, aber es wird auf jeden Fall eine Menge Zeit in Anspruch nehmen. Darauf liegt in Zukunft mein ganzer Fokus", setzt der FSV-Paradestürmer fortan andere Prioritäten.
Gerhard Strobel (l.) bei der Arbeit: mit seinen zahlreichen Treffern trug der Torjäger maßgeblich zum Aufschwung seines FSV Stadeln bei.
Sebastian Baumann
Tobias Wölfel: Der Leitwolf kämpfte sich noch einmal zurück
Während Gerhard Strobel sich im Laufe der Jahre den aufstrebenden Stadelnern anschloss, war Tobias Wölfel von Beginn an Teil des Stadelner-Aufschwungs: Nach seinen Stationen im Juniorenbereich beim ASV Vach, FSV Erlangen-Bruck und SG Quelle Fürth war er gemeinsam mit Kumpel Manuel Vigas als hochgezogener A-Junior schon beim Kreisliga-Aufstieg mit dabei. "Das war schon etwas ganz Besonderes und rückblickend sicher eines meiner Highlights - wie auch die späteren Relegationsspiele gegen den SV 1873 Süd", ordnet der Defensivspezialist ein.
An Abwehrchef Tobias Wölfel gab es nur selten ein Vorbeikommen.
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Mit Ausnahme eines halbjährigen Abstechers zum ASV Vach im Jahr 2006 blieb der heute 35-Jährige seinem FSV durchgehend treu. "Das war für mich nicht schwierig. Der FSV ist ein familiärer Verein mit einer besonderer Atmosphäre. Ich hatte das Glück, viele Jahre mit wirklich guten Freunden zusammenspielen zu können", stellt der Defensivspezialist das besondere Umfeld noch einmal heraus. Dass der Kapitän überhaupt noch an Bord ist, ist hingegen alles andere als selbstverständlich: In seiner Laufbahn weitestgehend von schweren Verletzungen verschont geblieben, ereilte ihn im März des letzten Jahres die Schock-Diagnose Kreuzbandriss. "Das war natürlich eine schwere Zeit. Allerdings war für mich recht schnell klar, dass es so für mich nicht zu Ende gehen soll. Ich wollte schon selbst über das Ende meiner Laufbahn bestimmen", blickt Wölfel auf die schwere Zeit zurück. Jenes Ende hat der langjährige Abwehrchef nun für sich nach dieser Saison beschlossen. Inzwischen hat sich der Leitwolf in Form gebracht und wieder an die Mannschaft herangekämpft - umso bitterer ist für ihn nun die Corona-Spielpause. "Das habe ich mir natürlich anders vorgestellt. Allerdings muss man schon ehrlich sein und festhalten, dass es eben auch wichtigere Dinge im Leben gibt", ordnet der Abwehrmann die aktuelle Lage ein.
Tobias Wölfel (r.) ging als Leitwolf stets voran und zeigte immer vollen Einsatz. Nach seinem Kreuzbandriss kämpfte er sich nun wieder an die Mannschaft heran und hofft nun auf ein paar Spiele für eine Abschiedstour.
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Ein würdiger Abschied? Es wäre beiden Galionsfiguren zu wünschen!
So bleibt den beiden Aushängeschildern aktuell nur der Wartestand. Mit Läufen und Stabilisationsübungen halten sich die beiden Routiniers derzeit fit. Wann und ob die Saison noch einmal Fahrt aufnehmen wird, bleibt aufgrund der derzeitigen Lage abzuwarten. Könnten sich die beiden scheidenden Galionsfiguren einen Abschied malen, so sähe dieser ganz ähnlich aus. Beiden Charakterköpfen wird nach eigenen Aussagen das Gemeinschaftsgefühl und das tolle Miteinander in der Kabine am meisten fehlen.
Selbst nach der Hiobsbotschaft Kreuzbandriss war Tobias Wölfel immer mitten in der FSV-Familie vertreten.
FSV Stadeln
Beide wünschen sich noch ein paar Auftritte im Dress ihres FSV. Wölfel würde sich "noch ein paar Spiele wünschen - sowohl zuhause, aber auch ein paar Fahrten mit dem Team. Allerdings wäre es schon schöner, wenn es da noch um etwas ginge. Also kein Ausplätschern der Saison - wenn dann schon richtig!" Dieser Wunsch spiegelt das Wesen des Leaders und Kämpfers Wölfel ebenso wider, wie jener von Gerhard Strobel, wenn dieser sagt: "Ich würde einfach gerne noch ein paar Treffer und Siege mit den Jungs vor unseren Fans bejubeln. Das wäre ein toller Abschluss. Das Gefühl, wenn der Ball über die Linie geht, das wird mir sicher fehlen..."
Das Jubeln mit den Fans- es wird Gerhard Strobel (links) ab dem kommenden Spieljahr definitiv fehlen.
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Man kann nur hoffen, dass sich diese Wünsche erfüllen werden. Doch egal, wie die nähere Zukunft bezüglich des Spielbetriebs aussehen wird - an dem Denkmal, dass sich beide in Stadeln sportlich gesetzt haben, wird niemand Rütteln. Mit der Stadelner Erfolgsgeschichte sind beide untrennbar verbunden. Ihr jeweiliges Laufbahnende bedeutet auf der anderen Seite für den FSV Stadeln definitiv das Ende einer unvergleichlichen Ära.