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Artikel veröffentlicht am 03.06.2020 um 12:00 Uhr
Familienbande Kaiser: Tiberius und seine Zwillinge
MAGAZIN Die Kaiser-Zwillinge wirbeln für den FSV Erlangen-Bruck in der Landesliga auf den Sportplätzen umher. Ihr Vater Tiberius hat die beiden lange Jahre sogar als Trainer begleitet und ihren Werdegang unterstützt. Er selbst schlug einst ein Angebot des 1. FC Nürnberg aus.
Von Uwe Kellner

Tiberius Kaiser, geboren und aufgewachsen in Rumänien, war schon alles kleiner Junge fasziniert vom runden Leder und schloss sich im Alter von zehn Jahren seinem Heimatverein Unio Satu-Mare im Norden Rumäniens an. Sein Talent sprach sich in der rumänischen Provinzhauptstadt schnell herum, so dass er bereits knapp eineinhalb Jahre später zum größten und bekanntesten Verein der Stadt, dem FC Olympia Satu-Mare, wechselte, dessen Vollmannschaft damals in der zweiten Liga des Landes kickte. Im Trikot der Gelb-Blauen konnte sich der erst 13-jährige Tiberius Kaiser in zahlreiche Notizbücher der Fußballschulen und renommierten Vereine des Landes spielen. Aus diesem Grund wurde er mit 40 anderen Jugendlichen zu einem zweiwöchigen Fußballlehrgang des rumänischen Fußballverbands eingeladen. Aus dieser Menge an Spielern wurden nach dem Trainingslager zehn Jungs für die rumänische U-Nationalmannschaft nominiert. Tiberius war leider nicht dabei. Es fehlte nicht viel. Für manche jungen Spieler wäre das ein Rückschritt gewesen, nicht so für Tiberius Kaiser. Schließlich war Fußball seine Leidenschaft und ohne das runde Leder ging es einfach nicht.

Nach Deutschland und fast zum 1. FC Nürnberg


Im war 1991 wanderte Familie Kaiser nach Deutschland aus. Noch bevor Tiberius der deutschen Sprache mächtig war, wollte er nur eins: Fußball spielen. Nachdem er in Regensburg auf einer Sprachschule war und sich dort mit intensiven Intervallläufen an der Donau fit gehalten hatte, konnte er durch einen alten Bekannten ein Probetraining in der A-Jugend des 1.FC Nürnberg ergattern. Anfangs wurde er von seinen Mitstreitern noch belächelt, da er mit alten Fußballschuhen und nicht im feinen Adidas-Zwirn am Valznerweiher auftauchte. Doch nach einigen Übungen auf dem Platz sah auch FCN-Coach Peter Gebele sein Talent. Nach einem kurzen Gespräch zwischen den Trainern war klar, dass Tiberius Kaiser zwei Wochen später beim nächsten Heimspiel ein Teil der Club-Familie werden sollte.

Freudestrahlend kam das junge Nachwuchstalent nach dieser Trainingseinheit zu Hause in Hersbruck an und erzählte seinen Eltern von dem Gespräch. Nach langen Überlegungen mit Vater und Mutter und mit Rücksicht auf seine Lehre als KFZ-Mechaniker und dem ständigen Pendeln mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zwischen Hersbruck und dem Valznerweiher in Nürnberg, entschied sich Tiberius Kaiser schweren Herzens gegen ein Engagement beim 1. FCN. "Das war eine sehr schwere Entscheidung, aber ich denke, ich habe mich für die vernünftigere Lösung entschieden", so der Fußballer im Nachhinein.

Tiberius Kaiser spielte beim TSV Katzwang in der Landesliga, der damals vierten Liga.
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Schönberg und Schnaittach statt Club

Noch im selben Jahr wurde der junge Fußballer von Rudi Steinbinder, dem damaligen Spielertrainer des FSV Schönberg und Freund der Familie, zum FSV Schönberg gelotst. So debütierte Tiberius Kaiser mit 17 Jahren in der Kreisliga Pegnitzgrund. Nach nur einem Jahr wechselte der junge Mittelfeld-Stratege zum damaligen Landeligisten TSV Katzwang in die vierte Liga. Dort hießen die Gegner auf einmal BSC Erlangen, 1. FC Nürnberg 2 oder ASV Cham.

"Obwohl es für mich sportlich die größte Herausforderung war und ich mich in Katzwang sehr wohl gefühlt habe, zog es mich nach nur zwei Jahren weiter zum 1. FC Schnaittach", erinnert sich Tiberius Kaiser. "Warum ich zum FC Schnaittach gegangen bin, kann ich heute gar nicht mehr wirklich beantworten. Doch die fünf Jahre, die ich dort verbracht habe, zählen zu meinem persönlichen Highlight. In Schnaittach war immer etwas geboten. Die Kameradschaft im Team war einfach sensationell." Die Heimspiele auf der Sandplatte waren sehr gut besucht mit 250 bis 350 Zuschauern. Tiberius Kaiser spürte den starken Zusammenhalt im Verein und im Umfeld. "Während es sportlich eher ein Schritt zurück war, brachte es mich menschlich und mental ein riesigen Schritt nach vorne." Vor allem die Zeit unter Trainer Thomas Kristl, aktueller Co-Trainer der österreichischen Nationalmannschaft, hat den Fußballer sehr geprägt. Die Zeit in Schnaittach hielt von Sommer 1994 bis 1999.

Zurück nach Schönberg

Pünktlich zum Millennium stand nicht nur Nachwuchs im Hause Kaiser an, sondern auch der Bau eines Eigenheims in Lauf an der Pegnitz. Aufgrund dieser privater Hintergründe war es kaum noch möglich, drei bis vier Mal die Woche nach Schnaittach zum Training zu fahren und am Wochenende zu spielen. "Außerdem war für mich schon lange klar, dass ich irgendwann den nächsten Schritt machen möchte, um meine Spielphilosophie weiterzugeben", sagt Tiberius Kaiser. Deshalb kam für ihn die Anfrage des FSV Schönberg gerade recht, ob er in der alten Heimat nicht als Spielertrainer einsteigen möchte. Ausgerechnet in seiner ersten Saison als Spielertrainer zog sich der Trainer-Frischling einen Achillessehnenriss zu und musste den größten Teil der Saison an der Seitenlinie stehen. Das war in der Saison 1999/2000. Deshalb war nach einer Runde in Schönberg schon wieder Schluss und der ehrgeizige Mittelfeld-Stratege machte ein Jahr Pause.

Nach seiner aktiven Zeit wurde Tiberius Kaiser Jugendtrainer seiner Zwillinge Marco und Marcel. Zuerst beim SK Lauf, danach beim FSV Erlangen-Bruck.
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Spielertrainer in Neunkirchen


"In dieser Zeit kamen einige Vereine auf mich zu, doch auf ein zu frühes Comeback habe ich verzichtet", erinnert er sich. "Als im kommenden Frühjahr Bernd Pieger der 2. Vorstand des SV Neunkirchen bei mir vorsprach, war für mich klar: ich will wieder kicken." In der Saison 2001/2002 kehrte Tiberius Kaiser beim SV Neunkirchen mit der Rückennummer 6 auf seiner geliebten Spielmacher-Position auf den Platz zurück. Anfangs lief es für den Neuzugang alles andere als gut, denn sein Fuß machte ihm Probleme. Deshalb konnte er nicht immer voll trainieren. Erst in der zweiten Saisonhälfte fand Tiberius Kaiser wieder zu seiner alten Spielstärke zurück. Nach nur einem Jahr in Neunkirchen löste er Jürgen Beikiefer als Spielertrainer ab und bildete zusammen mit Bernhard Huber das neue Trainergespann.

"Der SV Neunkirchen bleibt mir in besonderer Erinnerung. Es war dort einfach alles ein wenig anders. Zum Beispiel lag der Trainingsplatz etwa 800 Meter von den Kabinen hinter dem örtlichen Friedhof und einem kleinen Wäldchen entfernt. Da wir nicht an der Straße entlang laufen wollten, benutzten wir immer einen unbeleuchteten Trampelpfad direkt am Friedhof vorbei", erinnert sich Tiberius Kaiser. Vor allem in den Wintermonaten kam in der Dunkelheit der ein oder andere Schabernack dabei heraus. Des Öfteren wurde auch ein Wettkampf ausgerufen und der letzte im Ziel musste einen Kasten Bier in die Kabine stellen. "Aber am liebsten denke ich an die familiäre Atmosphäre zurück, jeder war für den anderen da. Von den Spielern über den Betreuern bis hin zu unseren beiden Ballholern und Linienrichtern."

Nach der großen Fusion zwischen dem SV Neunkirchen am Sand, der SpVgg Speikern-Rollhofen und dem JFC Neunkirchen-Speikern blieb Tiberius Kaiser noch ein Jahr im Fusionsverein aktiv, bevor er in der Saison 2004/05 ein Jahr Pause einlegt.

In der Saison 2005/2006 überredeten Bernhard Huber und Walter Steinbinder ihren Kollegen Tiberius Kaiser zu einem Comeback beim SK Heuchling. Hier blieb das Trio allerdings nur eine Saison.

Tiberius Kaisers Sprößlinge Marcel und Marco spielen mittlerweile für den FSV Erlangen-Bruck in der Landesliga.
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Die Fußball-Zwillinge

Nach seiner aktiven Zeit widmete Tiberius Kaiser seine Freizeit seinen beiden Kindern Marco und Marcel. "Für mich war klar, dass meine Söhne Fußball spielen müssen beziehungsweise sollen, schließlich ist Fußball die schönste Sportart der Welt!", so der Vater. Während die Zwillinge Marco und Marcel in der F-Jugend beim TSV Lauf ihre ersten Schritte auf dem Grün machen, schaute sich Tiberius Kaiser das Ganze noch aus dem Hintergrund an. Erst ab dem Wechsel zum SK Lauf übernahm Tiberius Kaiser das Zepter und coachte seine Nachwuchstalente von der E- bis zur C-Jugend. "Man kann sagen, dass wir von der E- bis zur C-Jugend jeden Titel unseres Jahrgangs gewonnen haben, den man gewinnen konnte", blickt der Vater zurück. Für und mit seinen Jungs stand Tiberius Kaiser gut und gerne zehn bis 15 Stunden auf dem Sportplatz.

Nach dem Wechsel zum FSV Erlangen-Bruck übernahm Tiberius Kaiser dort das Amt des Co-Trainers. In der eingleisigen Bayernliga ging es damals beispielsweise gegen den FC Bayern München und andere NLZs. "Das war eine der schönsten Saisons und der Aufstieg in diese Liga ein sehr großer Erfolg für meine Jungs." Danach sollte erst einmal Schluss sein für Tiberius Kaiser, doch als Marco und Marcel in der A-Jugend wieder zum SK Lauf zurück wechselten, übernahm er auch dort das Amt des Co-Trainers in der Landesliga. "Wenn die beiden etwas von mir mitbekommen haben, dann würde ich sagen, dass das gute Auge und das Spielverständnis ein Erbe ihres Vaters sind", lacht Tiberius Kaiser.

Mittlerweile sind die Zwillinge in die Landesliga zum FSV Erlangen-Bruck zurückgekehrt und spielen in ihrer ersten Herrensaison regelmäßig. Die beiden haben sich in die Mannschaft gearbeitet, was den Vater mit Stolz erfüllt. Auch heute gehen die drei Kaiser noch gemeinsam joggen oder trainieren zusammen, wenn es sich ergibt. So wie es aussieht, wird die Familie Kaiser noch lange Zeit auf den Sportplätzen der Region zu finden sein.

Tiberius Kaiser hat viel erlebt und wird auf den Sportplätzen der Region noch lange Zeit zu sehen sein.
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Leser-Kommentare

Gastbeitrag D. Geiswinkler

Die Informationen zu diesem Artikel wurden von Dominik Geiswinkler zusammengetragen. Er kennt seinen Gesprächspartner Tiberius Kaiser sehr gut und ging mit ihm gemeinsam durch dessen fußballerische Laufbahn.


Steckbrief Tiberius Kaiser

Tiberius Kaiser
Alter
50
Geburtsort
Bildeg
Wohnort
Lauf a. d. Peg.
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Rumänien
Größe
178 cm
Beruf
KFZ-Mechaniker
Hobbies
Fußball, Fahrrad, Joggen
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
zentrales Mittelfeld ("10er")

Steckbrief Marco Kaiser

Marco Kaiser
Alter
23
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Lauf a. d. Peg.
Familie
in Beziehung
Nation
Deutschland
Größe
180 cm
Beruf
Student
Hobbies
Fußball
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
zentrales Mittelfeld ("10er")

Steckbrief Marcel Kaiser

Marcel Kaiser
Alter
23
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Lauf a. d. Peg.
Familie
in Beziehung
Nation
Deutschland
Größe
182 cm
Beruf
Student
Hobbies
Fußball
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
zentrales Mittelfeld ("10er")

Hintergründe & Fakten


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