Kaká als großes Vorbild
Necati Gülers sportliche Geschichte beginnt im Alter von sechs Jahren bei der DJK Falke. Bis zur C-Jugend war der Mittelfeldstratege für die Falken im Einsatz, ehe es ihn zur SG Nürnberg-Fürth 1883 weiter zog. Beim Fusionsklub schnürte der heute 30-Jährige bis in sein letztes Jahr in der A-Jugend seine Schuhe, dann rief mit Cagrispor ein Team, mit dem Güler eng verbandelt war und mit dem Jungspund einen neue zentrale Figur bekam. "Ich habe schon immer im Mittelfeldzentrum gespielt - wohl auch, weil ich noch nie der Schnellste war", blickt der Spielgestalter mit einem Schmunzeln auf seine Anfänge zurück.
Necati Gülers Anfänge bei den Herren von Cagrispor liegen mittlerweile schon zehn Jahre zurück.
Yücel Turan
Seiner Position war es auch geschuldet, dass Güler in Kaká, dem einstigen Weltfußballer und Spielmacher des AC Mailand und Real Madrid, sein großes Vorbild fand. "Er war mein großes Idol. Seine Spielweise, seine Technik und seine Kreativität haben mich unheimlich beeindruckt. Von ihm habe ich immer wieder versucht mir Dinge abzuschauen. Durch ihn habe ich gelernt, wie wichtig es ist auch mit dem Ball Tempo zu machen, zuvor habe ich das Spiel oftmals ein wenig verschleppt", offenbart der Kreativgeist.
Cagrispor - eine Familienangelegenheit
Weltfußballer Kaká war das große Vorbild von Necati Güler (in rot), der ebenfalls durch seine Eleganz auf dem Spielfeld besticht.
fussballn.de / Kastner
Dass die Orientierung am technisch versierten Brasilianer nicht die schlechteste Idee war, wurde indes schnell deutlich. Im letzten A-Junioren-Jahr schloss sich Güler dem Kreisligisten Cagrispor Nürnberg an - auch aufgrund bester Kontakte dorthin. "Ich habe dort die Moschee besucht, kannte letztlich alle Personen und habe auch der Mannschaft schon im Kindesalter zugesehen. Es war für mich etwas ganz Besonderes mit so verdienten Spielern in einer Mannschaft zu stehen. Zudem waren mein Vater und mein Bruder im Verein tätig, es war in gewisser Weise ein Nachhausekommen", erklärt der Spielmacher. Auch die Tatsache vorzeitig im Herrenbereich eingestiegen zu sein sieht Güler als großen Vorteil: "Das hat mir einen großen Vorteil verschafft. Ich hatte quasi ein Jahr mehr Zeit, um mich an den Herrenbereich zu gewöhnen, was auch super funktioniert hat. Die frühe Eingewöhnung hat mir auch im weiteren Verlauf meiner Laufbahn auf jeden Fall geholfen."
Der Weg nach oben
Mit Dergahspor schaffte Güler den Aufstieg in die Landesliga - in der Rückbetrachtung sieht der 30-Jährige die wohl beste Halbserie in seiner Laufbahn.
fussballn.de
Nach dem Aufstieg mit seiner Mannschaft in die Bezirksliga zog es den talentierten Spielmacher dann im Winter 2010 zu Dergahspor weiter. "Dergah spielte damals in der Bezirksoberliga und ich wollte dabei mithelfen die Klasse zu halten. Die Spielklasse hat mich sehr gereizt, es spielten viele tolle Vereine dort. Wir haben eine wahnsinnig gute Rückrunde gespielt und ich die wohl beste Halbserie meiner Laufbahn - und am Ende stand der Aufstieg über die Relegation in die Landesliga."
Nach einem kurzen Zwischenstopp beim SV 1873 Nürnberg-Süd schloss sich der Spielmacher schließlich dem SC Eltersdorf an und feierte dort den Aufstieg in die Regionalliga. "Eltersdorf war für mich eine andere Welt. Die Qualität im Team war riesig und es war schon toll gegen Bayern München II mit Emre Can, Alessandro Schöpf und Co. und andere Vereine spielen zu können. Auch wenn ich in der Regionalliga nicht so oft zum Einsatz gekommen bin, diese Station hat mich unheimlich weitergebracht. Allerdings war es auch mit einem riesigen Aufwand verbunden, was nicht einfach ist, wenn man voll berufstätig ist - ich habe zu der Zeit bei MAN als Logistiker angefangen - und auch eine Familie gründet. Ich habe gemerkt, dass Talent alleine nicht mehr genügt und so war es an der Zeit einen Schritt zurück zu machen", blickt Güler auf jene Zeit zurück.
In Eltersdorf schnupperte Necati Güler nicht nur Regionalliga-Luft, er sammelte auch unheimlich wertvolle Erfahrungen.
Sebastian Baumann
Zurück zu den Wurzeln
So ging es für den Spielgestalter zurück zu Cagrispor in die Bezirksliga, wo er sechs weitere Jahre verbrachte, bevor er sich Ligakonkurrent Türkspor anschloss. "Es war für mich an der Zeit, nochmal etwas Neues zu machen. Cagri hatte sich in der Bezirksliga etabliert, aber ich hatte auch bei Türkspor viele Freunde und die Ambitionen in die Landesliga aufsteigen zu wollen, gefielen mir. Der Wechsel hat damals sicherlich nicht allen gefallen, aber manchmal muss eben auch seine eigenen Entscheidungen treffen. Jetzt sind wir ja ohnehin alle wieder vereint", erklärt Güler die damaligen Beweggründe und die weitere Entwicklung.
Nach dem Zusammenschluss der beiden Vereine spielt Güler jetzt wieder mit vielen alten Weggefährten zusammen und klopft an die Tür zur Landesliga: "Das wäre für mich neben den Aufsteigen mit Cagrispor in die Bezirksliga und Dergahspor in die Landesliga noch einmal ein weiteres Highlight. Dafür werde ich alles tun!"
Mit Türkspor/Cagrispor will Güler in die Landesliga hinauf. Dafür bedarf es vollen Einsatz.
fussballn.de / Watzinger
Ein Ende in Sicht?
Dass der Spielmacher die Zuschauer noch lange mit seinen tollen Pässen und der eleganten Spielweise verzückt, ist derweil alles andere als sicher, gerade die Corona-Pause hat das noch einmal verdeutlicht: "In der Spielpause habe ich gemerkt, wie viel Zeit ich stattdessen mit meiner Familie verbringen könnte. Neben meinem Beruf bei der MAN habe ich noch einen kleinen Nebenjob, wir haben vor ein paar Wochen zu meinen beiden Töchtern noch einen Sohn bekommen - es verschieben sich einfach die Prioritäten. Ich möchte auf jeden Fall die Entwicklung meiner Kinder miterleben. Deshalb werde ich nach aktuellem Stand wohl nur noch ein bis zwei Jahre spielen."
Mit seinem körperlichen Zustand hat diese Entscheidung indes nichts zu tun: "Ich bin so fit wie schon lange nicht mehr. Außerdem genieße ich die aktuelle Phase in meiner Laufbahn sehr: durch meine Erfahrung lese ich das Spiel noch besser und spiele noch einmal einen anderen Fußball. Wer weiß, vielleicht ändern sich ja noch die Umstände und ich spiele doch ein wenig länger."
Das Ende der Karriere von Necati Güler ist noch nicht ganz in Sicht, wenngleich er weiß, dass es allmählich auf die Zielgerade geht.
fussballn.de / Strauch
Den neutralen Beobachter würde es freuen, Gülers Spielkunst noch ein wenig länger genießen zu können. Und sollte er sich auch hier ein Vorbild an Kaká nehmen, so bliebe tatsächlich noch ein wenig Zeit. Der Brasilianer beendete seine Karriere schließlich mit 35 Jahren.