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Artikel veröffentlicht am 29.07.2020 um 06:00 Uhr
Eine Frage, fünf Meinungen: Werden alle Fußballer zurückkehren?
Die Corona-Unterbrechung dauert weiterhin an. Bei anpfiff.info gibt es Ende Juli eine kleine Artikel-Serie, in der ein Thema mit unterschiedlichen Meinungen von fünf ausgewählten Personen gefüllt wird.
Von Uwe Kellner
Im dritten Artikel der kleinen Serie "Eine Frage, fünf Meinungen" geht es um die Saisonfortsetzung. Deswegen die Frage an unsere Experten:

Glauben Sie, dass alle Fußballer wieder auf den Trainingsplatz zurückkehren?

Christian Martin (langjähriger Trainer, zuletzt DJK Eggolsheim):

Hierzu habe ich die klare Meinung, dass die lange Pause dem Amateursport eher geschadet als genutzt hat. Gerade in den unteren Klassen, wo die Trainingsmoral manchmal eh zu wünschen übrig lässt, wird der ein oder andere Spieler nicht mehr auf den Fußballplatz zurückkehren. Wer sich in der fußballfreien Zeit nicht einigermaßen fit gehalten hat, wird nach so einer langen Pause mit Verletzungen zu kämpfen haben - und sich dann wieder zurückzuquälen wird doppelt schwer, nachdem man gesehen hat, dass es auch ohne Fußball geht. 

Philipp Lämmermann (Spielertrainer FC Reichenschwand):
Es wird mit Sicherheit einige geben, die nach der Pause nicht mehr zurückkehren werden, da sie Gefallen an der neuen Freizeit gefunden haben. Es liegt aber auch immer am Charakter des Einzelnen. Wir in Reichenschwand haben ständig trainiert: Cybertraining, Laufgruppen, Training mit Abstand. Auf diese Weise haben wir gleich die jungen Spieler aus der Jugend mit integriert! Bereits die letzten zwei Jahre haben wir die A-Jugendspieler mit ins Trainingslager genommen, um sie heranzuführen. Davon können wir nur profitieren.

Thomas Rauh (Abteilungsleiter SV Neuhaus-Rothenbruck):
Natürlich hoffe ich, dass alle Fußballer wieder zurückkehren und bei uns im Verein gibt es derzeit keine Anzeichen, dass dem nicht so ist.

Markus Bauer (Jugendtrainer TV 48 Erlangen, jetzt Herrentrainer):
Das wird ganz unterschiedlich sein. Wir beim TV haben versucht, den Kontakt zu unseren Spielern am Laufen zu halten. Meine letztjährige U19 hat wöchentlich einen Trainingsplan bekommen mit Läufen, technischen Dingen, Life-Kinetik oder auch mit Challenges. Es gab Spieler, die den Plan komplett absolviert haben, es gab aber auch Spieler, die ihre eigenen Dinge machen wollten. In der langen Pause ohne wirkliches Ziel vor Augen, war es mir trotzdem wichtig, etwas anzubieten. Deshalb wollten wir auch so früh wie möglich wieder auf den Trainingsplatz zurück. Trotzdem liegt es dann nochmal an jedem Einzelnen. Ist er geil auf Fußball, wird er auch nach einer langen Pause wieder kicken. War es vorher schon kritisch, wird das Interesse eher niedrig sein und man könnte den oder die Spieler verlieren. Das ist in unseren Amateurklassen, glaube ich, unabhängig der Liga. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass bei einem unserer eigentlichen Neuzugänge das Bedürfnis zu kicken nachgelassen hat. Er wird nicht zu uns wechseln. Zum Glück haben wir sonst keinen Spieler in der Zeit verloren. Darüber bin ich schon sehr froh.

Klaus Obst (anpfiff.info-Experte):

Diese letzten Monate haben eine neue Situation geschaffen, die jeder Einzelne für sich beurteilen muss. Viele haben Zeit in andere Hobbys wie Wandern, Klettern, Biken uvm. investiert. Der Samstag- und Sonntagnachmittag wurden anders genutzt und wertgeschätzt. Jetzt sollen sich die Fußballer auf einmal wieder in eine Mannschaft einordnen, sich dem Team unterordnen, Pünktlichkeit an den Tag legen und ihre Freizeit neu ordenen. Der Fußballer soll nun wieder Kritik einstecken. Weil die Leistung nicht passte, wird man ausgewechselt, was man nicht verstehen will, weil ja all die anderen es waren, bei denen die Leistung nicht passte; selbst war ich doch gut und alles hat gepasst. Warum soll ich nun wieder Fußball spielen? Einige wollen sich nicht mehr total verausgaben und müssen dann noch teils Kritik einstecken. Es werden fadenscheinige Ausreden kommen und sonntagfrüh kurzfristig Absagen geben, weil z.b. das Wetter passt und man dem neuen Hobby nachgehen möchte. Oder die Kinder des Familienvaters sagen: jetzt warst du immer zuhause, wir machten Ausflüge und das war so toll. Wenn man am Donnerstag in der Spielersitzung mitbekommt, man ist nur auf der Bank oder soll in der Zweiten spielen, da wird es dann Absagen hageln.
Junge Spieler werden vermehrt schneller aufgeben und dem Teamsport mit Leistungsabruf den Rücken zeigen. Ich kann mir vorstellen, dass es mehr Freizeitmannschaften geben wird, just for fun, wo man nicht gezwungen wird, sonntags auf der Matte zu stehen. Zweite Mannschaften werden weniger, es werden da mehr Spielgemeinschaften auf uns zu kommen, oder bedauerlicherweise Abmeldungen.
Es wird viel auf die Verantwortlichen zukommen, hier ist ihnen Durchhaltevermögen und gutes Geschick zu wünschen, damit alles nicht so kommt, wie ich es hier darstelle.
Schaut man mal auf das Ehrenamt: den Spielleiter, Platzstreuer, Bratwurstverkäufer etc. Die hatten die letzten Monate auch wenig zu tun und jetzt müssen sie wieder zu 100 Prozent funktionieren. Da werden sich auch einige fragen mit ihren Familien und Freunden: muss ich mir das wieder antun. Respekt an diese Menschen, bisher haben sie funktioniert, wie man das wollte. Es werden Veränderungen stattfinden, hier gilt es gut damit umzugehen.

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