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Artikel veröffentlicht am 16.08.2020 um 09:00 Uhr
Rainer Zietsch: Was folgt nach dem Aufstiegsdrama mit Würzburg?
In diesem Sommer ist Rainer Zietsch auch als Trainer in die 2. Liga aufgestiegen, das glückte ihm mit den Würzburger Kickers. Jenes Kunststück hatte der Ex-Profi 1997 auch schon als Spieler mit der SpVgg Greuther Fürth geschafft. Doch Ende Juni ist sein Vertrag bei den Unterfranken nach zwei Jahren ausgelaufen und nun hofft der in Nürnberg lebende Zietsch auf ein neues Engagement.
Von Dirk Meier
Rainer Zietsch
fussballn.de / Kögel
Nürnberg ist seit Jahren der Lebensmittelpunkt von Rainer Zietsch. Seine beiden Söhne Marco (19) und Nico (15) spielen beide beim Club. Der heute 55-Jährige stammt aus Gauangelloch, das gehört zur Gemeinde Leimen, wo auch Boris Becker geboren wurde. Zietsch, als Aktiver ein Libero und Innenverteidiger alter Schule, begann mit dem Fußball beim TSV Gauangelloch und wechselte in der A-Jugend zum SV Sandhausen. Zietsch brachte es auch auf Nachwuchsländerspiele für die U16 (6), U18 (16) und U21 (4). Seine Stationen im Herrenbereich waren der SV Sandhausen (1982/83), der VfB Stuttgart (1983 bis 1989), der KFC 05 Uerdingen (1989 bis 1991), der 1. FC Nürnberg (1991 bis 1996) und für zwei Jahre die SpVgg Greuther Fürth. 1998 beendete Zietsch seine aktive Laufbahn.

Ein Jahrzehnt lang war Rainer Zietsch (Bildmitte) Leiter des NLZ beim 1. FC Nürnberg.
Andreas Bär

Doch auch danach blieb er im Frankenland und startete seine Trainerlaufbahn beim BSC Erlangen und der SpVgg Greuther Fürth (U14). 2006 übernahm der Leimener die Leitung des Nachwuchsleistungszentrums des 1. FC Nürnberg und zwar für zehn Jahre. Inzwischen ist Zietsch Fußballlehrer, hat also die höchste Trainerlizenz erworben. In der Saison 2017/18 war Zietsch Trainer beim 1. SC Feucht in der Landesliga Nordost, belegte am Ende Platz drei. Es folgte 2018/19 eine Saison als U21-Trainer der Würzburger Kickers in der Bayernliga Nord. Als die Kickers diese Mannschaft im vorigen Sommer kurzfristig abmeldeten, wurde Zietsch Co-Trainer bei den Profis, mit denen er Anfang Juni als Vizemeister in der 3. Liga den Aufstieg in die 2. Bundesliga packte.

Natürlich hat Zietsch auch als Spieler einige Erfolg vorzuweisen. 1982 wurde er mit der U16-Nationalmannschaft Vize-Europameister. 1986 stand Zietsch mit dem VfB Stuttgart im Finale des DFB-Pokals. 1989 erreichte er mit dem VfB Stuttgart das Endspiel im Uefa-Cup und unvergessen bleibt die Deutsche Meisterschaft 1984 mit dem VfB Stuttgart unter Trainer Helmut Benthaus. Der letzte große Erfolg als Spieler war 1997 die Vizemeisterschaft in der Regionalliga Süd mit Trainer Armin Veh und damit der Aufstieg mit den Kleeblättlern in die 2. Bundesliga.

Seit einigen Jahren ist Zietsch auf Honorarbasis auch für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) tätig. Als Co-Trainer unter Christian Wück begleitet Zietsch ab der U16 immer für drei Jahre einen Jahrgang. Zuletzt waren Wück und Zietsch für den Jahrgang 2003 zuständig: “Wir hatten die Mannschaft von der U15 bis zur U17. Im März sollte die EM-Qualifikation stattfinden, die fiel aber wegen Corona aus, genauso wie die EM Estland in diesem Jahr. Das war sehr schade, denn die Europameisterschaft wäre der Höhepunkt der drei Jahre mit dem Jahrgang 2003 gewesen. Wir konnten uns aufgrund von Corona nicht einmal von den Spielern verabschieden”, sagt Zietsch. Der übernimmt nun mit Wück den Jahrgang 2006, auch wieder für drei Jahre: “Mir macht die Aufgabe beim DFB großen Spaß. So lange ich diese mit anderen Jobs vereinbaren kann, was in der Vergangenheit immer gut ging, werde ich dort auch weitermachen.” So lange Zietsch noch keine andere neue Aufgabe hat und es zeitlich passt, will er möglichst viele Spiele seiner Söhne beim Club besuchen: “Das ist oft zu kurz gekommen, jetzt habe ich aber Zeit.

Mit dem SC Feucht verpasste der Ex-Profi nur knapp die Aufstiegsränge zur Bayernliga.
fussballn.de/Kögel

Beim Blick zurück auf die Spielzeit 2017/18 beim 1. SC Feucht zeigt sich Zietsch zufrieden: “Ich bin ja erst spät zur Mannschaft gestoßen, die gerade aus der Bayernliga abgestiegen war. Ich konnte an der Zusammenstellung des Kaders nicht mitwirken. Der Kader war zwar gut, aber leider knapp. Wir haben uns dennoch sehr gut geschlagen und am Ende den dritten Platz belegt.” Am Ende hatten nur zwei Punkte zu Platz zwei gefehlt. “Das war schade, weil wir Vizemeister TSV Buch zweimal geschlagen haben und auch gegen den Meister ATSV Erlangen konnten wir einmal 3:1 gewinnen, das Hinspiel hatten wir 0:1 verloren. Unser Problem war nur der etwas zu kleine Kader. Von der Qualität her konnten wir mithalten”, so Zietsch in der Analyse.

In seiner Zeit in Feucht hat Zietsch die Ausbildung zum Fußballlehrer absolviert. Im Herbst 2017 nahm er mit der U17 an der Weltmeisterschaft in Indien teil. “Wir haben vor 66.000 Zuschauern in Kalkutta gegen Brasilien knapp mit 1:2 verloren, sind ausgeschieden, Aber das war es wirklich tolles Erlebnis als Trainer.

Von Feucht ging es für Zietsch weiter zu den Würzburger Kickers - zunächst als Trainer der U21, zuletzt als Co-Trainer bei den Profis, wo sein Vertrag nach dem Aufstieg nun ausgelaufen ist.
Jakob Fischer

Nach Feucht wechselte der Fußballlehrer zu den Würzburger Kickers. Im ersten Jahr war Zietsch Trainer der U21 in der Bayernliga Nord und Sportlicher Leiter am Nachwuchsleistungszentrum. Mit der U21 belegten die Kickers den guten neunten Platz. Als die Planungen für die nächste Saison schon anliefen, meldeten die Würzburger im Sommer 2019 die U21 aus der Bayernliga ab: “Das war für mich etwas überraschend. Ich bin dann aber als Co-Trainer bei den Profis aufgerückt.” Denn Zietsch hatte noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2020.

Der Verlauf der Saison 2019/20 in der 3. Liga war kurios und spannend zugleich: “Diese Saison wird unvergessen bleiben. Denn die Corona-Pause hat alles durcheinander gebracht”, sagt Zietsch und ergänzt: “Unser Glück war, dass wir uns in der Winterpause gut verstärkt hatten. Dadurch waren wir auch in der Breite sehr gut aufgestellt. Als dann die Saison im Mai wieder los ging, konnten wir viel wechseln. Denn es waren ja fünf Englische Woche am Stück zu spielen und da konnten wir immer wieder frische Spieler bringen. Das war unter dem Strich sicher mitentscheidend, dass wir noch Vizemeister geworden und in die 2. Liga aufgestiegen sind. Damit habe ich den Aufstieg als Spieler und als Trainer geschafft.

Zietsch macht aber keinen Hehl daraus, dass der Aufstieg etwas glücklich durch einen Handelfmeter im letzten Spiel in der Nachspielzeit zum 2:2 gegen den Halleschen FC zustande kam: “Glück gehört auch dazu. Aber wir sind nach der Corona-Pause gut wieder reingekommen, hatten einen Lauf und das war ausschlaggebend für den Zweitliga-Aufstieg.

Nun ist Rainer Zietsch, der zehn Jahre NLZ-Leitung beim Club auf dem Buckel hat und auch in der Frankenmetropole lebt, erst einmal vertragslos: “Ja, das ist richtig. Ich suche nun eine neue Herausforderung. Aber ich möchte nicht wieder als Co-Trainer arbeiten, strebe eine Stelle als Cheftrainer an. Im Moment bin ich für alles offen, höre mir alles an.” So ganz arbeitslos ist Zietsch aufgrund seiner Beschäftigung beim DFB ja nicht. Und dann sind ja da auch noch die beiden Söhne Marco und Nico, die Zietsch, wenn denn die Regionalliga Bayern und die U17-Bundesliga im September wieder starten, dann gerne beobachten möchte. Eine fußballlose Zeit wird es für den Fußballlehrer Zietsch nicht geben.

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Hintergründe & Fakten

Personendaten


Trainerstationen R. Zietsch

17/18
LL
 
12/13
BuLi
09/10
FC Nürnberg, U17
 
05/06
FC Nürnberg, U17
 
04/05
FC Nürnberg, U17
 
03/04
Greuth. Fürth 2, U15
 

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