Worzeldorfer Siegesserie: "Relegation? Darin haben wir ja Übung!" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 05.11.2020 um 07:15 Uhr
Worzeldorfer Siegesserie: "Relegation? Darin haben wir ja Übung!"
Der SC Worzeldorf darf aktuell zweifelsohne als ein Team der Stunde in Liga und Ligapokal tituliert werden. Denn der Tabellenzweite der Kreisklasse 5 marschierte seit Re-Start bis zum aktuellen "Lockdown light" ohne Punkverlust durch sämtliche Wettbewerbe, wodurch die letzte Niederlage mittlerweile zwölf Monate zurückliegt. Im Gespräch mit fussballn.de ordnet Coach Peter Kleineisel die Lage im Nürnberger Süden ein.
Von Fabian Strauch
Peter Kleineisel hat derzeit eine Menge zu applaudieren an der Seitenlinie des SC Worzeldorf.
fussballn.de / Gitzing
Im Sommer stand man (nicht nur) beim SC Worzeldorf angesichts der coronabedingten Saisonunterbrechung vor etlichen Fragezeichen. In sportlicher Hinsicht lastete die Ungewissheit für die 1. Mannschaft auf Trainer Peter Kleineisel, der sich noch gut an die Problemstellungen und -lösungen vor der Wiederaufnahme des Wettkampfspielbetriebes erinnert: "Wir wussten ja wie viele andere im Sommer auch nicht, was wir auf dem Trainingsplatz machen dürfen und wann die Saison womöglich wieder weitergehen wird. Dennoch haben wir es unter Einhaltung der geltenden Auflagen geschafft, ein ordentliches Training hinzukriegen." Ein Stück weit hob der Chefcoach aber auch den Zeigefinger und empfahl "den jüngeren Spielern, die teilweise in einem Drei-Generationen-Haushalt leben und damit auch eine gewisse Verantwortung gegenüber ihren Großeltern haben, das tückische Virus nicht zu unterschätzen."

Lorenz Polster gehörte als einer von mehreren Akteuren dem Worzeldorfer Lazarett an.
fussballn.de / Schlirf

Mehrere Verletzungen im Kader aufgefangen

Neben der Umorientierung von Offensivkraft Marcel Hörath (Wechsel zu Ligakonkurrent TSV Altenberg) im Sommer sowie Alexander Steinert (beruflich an den Tegernsee) bereits Anfang des Jahres hatte der Trainer auch noch etliche verletzungsbedingte Ausfälle zu beklagen. So musste sich Lorenz Polster im Frühjahr 2020 nach einer langwierigen Bänderverletzung im Knie - erlitten im Altenberg-Spiel am 22.09.2019 (!) - einem operativen Eingriff unterziehen. Aus der Not von zwei vakanten Offensivspielern wurde dann Kleineisels Idee geboren, mit Philipp Hagen einen Linksfuß aus der 2. Mannschaft hochzuziehen. Allerdings verletzte sich kurz darauf auch der 23-Jährige beim ersten Einsatz im Rahmen der Sommervorbereitung. Aber nicht nur in vorderster Front, auch im Defensivverbund schlug das Verletzungspech in Worzeldorf zu. Unmittelbar vor dem Re-Start musste sich dann auch noch Nico Achenbach wie auch Polster aufgrund einer Knieverletzung unter das Messer legen. Achenbach entwickelte sich unter Kleineisel und bildete gemeinsam mit Yannick Frei die Innenverteidigung, die vom Übungsleiter für den vor der Pandemie absolvierten Saisonverlauf das Prädikat "überragend" verliehen bekam, "auch wenn man sechs Gegentreffer beim Tabellenführer fressen musste." Für Achenbach rückte Jonas Reif aus der zweiten Reihe auf, zudem konnte Kleineisel mit dem erst kürzlich 40 Jahre jung gewordenen Philipp Maier ("Ihm brauche ich eigentlich nichts mehr erzählen.") auf einen waschechten Routinier im SCW-Dress zählen. Was Kleineisel vor allem als Faustpfand seines Teams ansieht, beschreibt er mit den Worten: "Bei uns geht viel über nachladen", womit der erfahrene Coach möglichst viele Optionen neben ihm auf der Einwechselbank meint. 

Nico Achenbach (in grün) hielt mit enormer Zweikampfstärke den Laden beim Sportclub dicht, war aber zuletzt verletzungsbedingt der Zuschauerrolle verschrieben.
fussballn.de / Gitzing

Siegesserie seit Re-Start

Mit einigen Sorgen reiste man also für den ersten Wettkampf nach der Unterbrechung an den Finkenbrunn, wo man mit dem ESV Flügelrad auf einen Gegner traf, der sich an diesem Tag nicht auf Augenhöhe präsentieren konnte und einem "bockstark" (Kleineisel) auftrumpfendem Sportclub am Ende deutlich mit 0:4 unterlegen war. Eine Woche später musste der SCW erst gar nicht zur DJK Sparta Noris reisen, wurde das Heimrecht doch wegen einer Platzsanierung getauscht und somit in Worzeldorf gespielt. Der abstiegsbedrohte Aufsteiger versuchte den Kleineisel-Schützlingen, die sich den Gegner in den ersten 45 Minuten zurechtlegten, "mit ihren Mitteln" die Stirn zu bieten. Unter dem Strich konnte nach Einschätzung des 59-jährigen Trainerfuchses ein eher zu niedriges 3:0 für Toptorschütze Viefhaus & Co. notiert werden.

Auch von seinen gegnerischen Pendants genießt Peter Kleineisel für seine Arbeit in Worzeldorf derzeit höchste Anerkennung und Wertschätzung
fussballn.de / Schlirf

Nach einem spielfreien Wochenende Anfang Oktober begrüßte man zum Auftakt im Ligapokal mit dem TSV Johannis 83 eine "richtig gute Mannschaft, die auch trotz frühem 2:0-Rückstand vor allem von André Wiener ordentlich angetrieben wurde und nicht aufstecken wollte. Nach dem Anschlusstreffer wurde es eng, aber wir konnten am Ende durch zwei Konter mit 4:1 gegen einen enorm starken Gegner gewinnen." Trotz drei Siege in Serie war der Erfolgshunger von Kapitän Thomas Walz und seinen Mitspielern aber längst nicht gestillt. Denn beim halben Dutzend gegen Eibach II war schon nach drei Minuten das Spiel gelaufen, was auch der gegnerische Trainer anerkannte. Am 2. Spieltag im Ligapokal - nach Meinung des SCW-Coach ist der Wettbewerb eine "Beschäftigungstherapie" - beim SV Wacker (5:0) setzte der Aufstiegsaspirant eine weitere ordentliche Duftmarke, die "zum Schluss deutlich" ausfallen sollten.

Ob Marco Rudek und sein SC Worzeldorf ähnlich fulminant wie in der Vorsaison durch die Relegation anstatt zum Klassenerhalt in die Kreisliga marschieren, wird sich noch zeigen.
fussballn.de / Kögel

Geht es diesmal in die andere Relegation?

Der nun durch die Bundesregierung beschlossene "Lockdown light", der in der Folge für den Amateurfußball gemäß Verbandsbeschluss in Bayern nun vorzeitig die Winterpause bedeutet, kommt für die Worzeldorfer also zu einem extrem ungünstigen Zeitpunkt. Der Trainer sieht es derweil nüchtern und will "sofern möglich auch ab März wieder versuchen dort anzusetzen, wo wir jetzt aufgehört haben."

Personell kann der Chefanweiser hierfür schon jetzt mit Akan Duran einen 21-jährigen Spielgestalter im Trainingsbetrieb zur Erlangung der nötigen Fitness begrüßen, der zuletzt in Mögeldorf aktiv war und bereits in der C-Jugend des SCW von Kapitän Thomas Walz trainiert wurde. Zudem möchte es Routinier Thomas Hofmann, zuletzt vor allem in der 2. Mannschaft eingesetzt, noch einmal wissen und durfte seit dem Re-Start die ein oder andere Minute Einsatzzeit sammeln. Mit Fabian Schüßler, der sich in der Relegation des Vorjahres schwer am Knie verletzte und bislang einige Rückschläge erlitten hat, dürfte ein weiterer Linksfuß wieder auf die Beine kommen und die Kaderoptionen des Trainers im neuen Jahr erweitern. Auch kulinarisch hat sich neben dem Vereinsheim, das seit März ohne Pächter dasteht, einiges getan. In unmittelbarer Nähe zum Kabinentrakt wurde eine kleine Küche nebst eingelagertem Bistro-Mobiliar reaktiviert, die durch ein kleines Team aus den eigenen Reihen seit Sommer mit Speis und Trank bewirtschaftet wird und sich sowohl für das Trainingslager wie auch sämtliche Trainingseinheiten und Heimspiele unter dem Namen "Zum wilden Eber" als Anlaufstelle für Jung und Alt als echte Goldgrube abseits bewährt hat - nicht nur für Vereinsmitglieder.

Auch wenn abseits der Kameradschaft für die 1. Mannschaft "Platz eins wohl schon vergeben ist", denkt Kleineisel mit einem Schmunzeln an das Ende der vergangenen Saison zurück: "Wenn es die Relegation werden sollte? Damit haben wir ja gute Erfahrungen!" Bis es jedoch soweit kommen könnte, werden noch einige Grillsemmeln und Kaltgetränke über die Theke wandern und in geselliger Runde verzehrt werden.

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Spiele ohne eigenen Treffer
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