Wie viel Vorbereitungszeit ist nach dieser langen Pause nötig?
Werner Krutsch: In der Bundesliga waren es neun Tage. Hier konnte man aber auf sehr
intensive Einzeltrainings während der Unterbrechung bauen, welche eine kürzere
Vorbereitungszeit erlaubte. Im Amateurbereich haben wir uns im Expertenteam auf
mindestens drei Wochen geeinigt. Grundsätzlich kann und sollte man natürlich
schon jetzt mit Individualtraining beginnen. Ein gesunder Mix aus Ausdauer- und
Krafttraining sowie Stabilisationsübungen bieten sich an.
Kann es zu Beginn zu vermehrten Verletzungen kommen?
Krutsch: Das ist theoretisch möglich, ja, kann im Fußball aber auch nach längeren
Vorbereitungszeiten passieren. Aber jeder Einzelne kann schon jetzt etwas
dagegen tun, Präventionsübungen sind nicht abhängig vom Mannschaftstraining und
können individuell gestartet werden.
Ist ein Fußballspiel in einem Hotspot gefährlich?
Krutsch: Fährt man nur zum Fußballspiel in eine Hotspot-Region, ohne sich davor
oder danach noch in der Fußgängerzone aufzuhalten, dann ist das
Ansteckungsrisiko gering. Das gibt einfach die Art unseres Sports nicht her.
Wir bewegen uns in freier Luft und auf einem großen Platz, haben wenig
Face-to-face-Momente. Bisher gibt es zudem keinen bekannten Fall, bei dem sich
eine Sportlerin oder ein Sportler auf einem Fußballfeld angesteckt hat. Im
Hallensport sieht das leider anders aus.
Benötigt es aufgrund der Mutationen angepasste Hygienekonzepte?
Krutsch: Im Moment sieht es für den Sport nicht danach aus. Die aktuellen
Hygienemaßnahmen gelten nach wie vor. Abstand halten, Nies- und Hustetikette
beachten, Händewaschen, Mund-Nasen-Bedeckung tragen und regelmäßiges Lüften
sind weiterhin das Gebot der Stunde. Die Mutationen sorgen nur dafür, dass wir
uns strikter an diese Regeln halten müssen, da sich das Virus bei
Nichteinhalten schneller verbreiten kann. Wenn wir die Hygieneregeln
diszipliniert anwenden, dann habe ich wenig Sorge.
War es richtig, dass wir in der Vergangenheit bei Verdachtsfällen oder
bestätigten Infektionen ganze Spiele abgesagt und den Trainingsbetrieb
eingestellt haben?
Krutsch: Sollte der Verdacht bestehen, dass sich mehrere Spieler*innen nach einer
positiven Testung im Team angesteckt haben könnten, dann ist es natürlich
weiterhin richtig, Spiele abzusagen und den Trainingsbetrieb einzustellen. So
geht ja auch das Gesundheitsamt vor, wenn die Kontaktnachverfolgung nicht
vollends nachvollzogen werden kann. Wir gehen dann in eine sogenannte
Schutzquarantäne. Ideal ist es allerdings, wenn Kontakte im Team
nachzuvollziehen sind, denn dann muss nicht immer das gesamte Team in
Quarantäne.
Kann man sich während dem Duschen anstecken?
Krutsch: Zu Beginn der Pandemie haben wir sicherheitshalber das gemeinsame Duschen
nicht empfohlen. Heute können wir sagen, dass während dem Duschen wenig Gefahr
besteht, insofern man untereinander auch hier Abstand hält. Der Wasserdampf
erscheint als wenig problematisch.
Ist das Fußballspielen mit Maske sinnvoll?
Krutsch: Das finde ich nicht. Die in Bayern vorgeschriebenen FFP2-Masken filtern
auch kleinste Virusteilchen und schützen uns so vor einer Ansteckung. Beim
Tragen merkt man aber sofort, dass das Atmen erschwert wird. Die geringe
Sauerstoffzufuhr ist natürlich während des Fußballspielens kontraproduktiv.
Masken, unter denen man besser atmen kann, erfüllen wiederum nicht den
gewünschten Zweck des Infektionsschutzes. Wie aber anfangs schon gesagt, ist Fußball
aufgrund des geringen Vollkontakts nicht prädestiniert dafür, sich mit dem
Virus anzustecken. Daher brauchen wir auf dem Feld auch keine Masken.
Sollte man auf einen ausgiebigen Torjubel verzichten?
Krutsch: Hier sprechen zwei Herzen aus meiner Brust. Das Fußballerherz weiß
natürlich, dass man nicht vollends auf einen Torjubel verzichten kann. Fußball
ohne Freude ist schier nicht vorstellbar. Mein Medizinerherz aber sagt, dass
man das lange Umarmen mit Rudelbildung nach einem Tor möglichst vermeiden
sollte.
Welche Aufgabe hat das Kreuzbandregister?
Krutsch: Hier haben sich Mediziner am
Universitätsklinikum Regensburg zusammengeschlossen, um Forschungsergebnisse zu
Kreuzbandrissen zu sammeln und dadurch eine verbesserte Verletzungsprophylaxe
zu erreichen. Wir schicken an Verletzte Fragebögen, mit denen wir unter anderem
wissen wollen, wie die Verletzungen entstanden sind und wie es ihnen im
weiteren Verlauf der Reha erging. Hier haben wir vermehrt festgestellt, dass
man meist ohne Foul, sondern mehr oder weniger ohne erkennbaren Grund wegknickt
und sich dadurch verletzt. Hier spielt natürlich auch die Schuhwahl eine Rolle,
aber auch andere Faktoren, welche wir im Detail untersuchen.
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