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Artikel veröffentlicht am 03.03.2021 um 06:00 Uhr
Junioren-Verbandsspiele ab 1. Mai?:
„Leistungsgedanke müsste hintenanstehen!“
Training in Kleingruppen und ohne Körperkontakt ab einer dauerhaften Inzidenz von unter 35 schon in der kommenden Woche – das ist die eine Perspektive für den Nachwuchsfußball. Die andere ist die Wiederaufnahme des Spielbetriebs zum 1. Mai nach zwei Wochen richtiger Vorbereitung. Was Verantwortliche in den Nachwuchsabteilungen der Vereine von den Plänen des Verbands halten?
anpfiff.info
hat nachgefragt.
Von
Marco Heumann
Dirk Bauer (Trainer U16 FC Sand):
„Am 1. Mai mit Punktspielen zu starten wäre hochgradig fahrlässig. Die Jungs haben mehr als vier Monate kein Training im Team mehr gehabt. Eine lange Zeit, wie wir sie noch nie hatten. Es war schon nach dem ersten Lockdown schwer, die Spieler wieder richtig fit zu kriegen. Und da hatten wir Sommer und der eine oder andere war draußen unterwegs. Jetzt kommen wir aus einem Winter und die meisten haben sich kaum bewegt. Mit nur zwei Wochen Vorlauf wäre die Verletzungsgefahr viel zu groß! Wenn es dem Verband wirklich um die Nachwuchsförderung und die Zukunft der Vereine geht, dann muss er den Trainern und Trainerinnen Zeit geben, um mit ihren Mannschaften in aller Ruhe am Wiedereinstieg in den Spielbetrieb zu arbeiten. Das geht am besten, wenn man die laufende Runde abbricht und nicht wertet, auch wenn das für Teams, die vorne stehen hart ist. Aber im Interesse der Jugendlichen wäre das die bessere und die richtige Lösung. Neustart im September und bis dahin Freundschaftsspiele, von den Vereinen organisiert. Das kriegen die hin! Damit würde man seiner Verantwortung als Verband gerecht. Für Bewegung und soziale Kontakte brauchte es keine Duelle um Auf- und Abstieg. Und die Kinder und Jugendlichen können in aller Ruhe den Spaß am Fußball wiederfinden.“
Stefan Braungardt (Jugend-Koordinator U16 bis U19 beim FC 05 Schweinfurt):
„Nur zwei Wochen Vorbereitung nach vier Monaten kompletter Pause – das ist natürlich schwierig und in der Trainingslehre so nicht vorgesehen. Dass ein solcher Einstieg nicht ideal ist, sollte und dürfte jedem klar sein. Man muss ihn aber wohl in Kauf nehmen, um überhaupt wieder in den Spielbetrieb zu kommen. Langsam geht dem Verband die Zeit für einen Abschluss der Saison verloren. Der Spielraum ist nahezu aufgebraucht. Die oft angeführte Verletzungsgefahr sehe ich – trotz der kurzen Vorbereitung – nicht als das große Problem. Ungerechtigkeiten, das steht dennoch fest, wird es aber in jedem Fall geben. Man kann nicht jedem Team gerecht werden. Das fängt damit an, dass es Vereine gibt, die schon seit Wochen voll im Training stehen und dadurch einen Vorteil haben. Andere, vor allem in den unteren Klassen, werden Probleme haben, ihre Jungs und Mädchen wieder an Bord zu bekommen und zu motivieren. Bei uns in Schweinfurt sehe ich das nicht als das große Problem. Die Spielerinnen und Spieler sind fit und haben für sich oder online als Team trainiert. Für uns alle gilt, es wird entscheidend sein, dass es uns gelingt den Spaß am Fußball zu vermitteln und neu zu wecken. Die Rückkehr ins Training wäre so etwas wie ein Licht am Ende des Tunnels. Dafür müssen wir auch bereit sein, zu improvisieren. Dass die Trainerinnen und Trainer das können, haben sie im vergangenen Sommer nach dem ersten Lockdown bewiesen. Wir haben noch immer eine Situation, die sich vor einem Jahr niemand von uns so hätte vorstellen können. Sie ist eine große Herausforderung für uns alle. Auf, aber auch neben dem Platz und weit über den Fußball hinaus.“
Marco Firsching (Trainer U19 TV Haßfurt):
„Am wichtigsten ist, dass die Jungs schnellstmöglich wieder auf den Platz kommen und sich mit Ball gemeinsam bewegen beziehungsweise trainieren können. Auch die Kameradschaft und das Mannschaftsgefühl auf und neben dem Platz gehen sonst irgendwann leider komplett verloren. Bisher hat sich beim Training, meines Wissens nach, noch niemand angesteckt. Ob es aber sinnvoll ist, nach einer so langen Pause und dann nach nur zwei Wochen Vorbereitung wieder um Punkte zu spielen, bezweifele ich persönlich. Da gäbe es auch andere Lösungen. Aber die kleinen Vereine an der Basis haben da leider nur wenig Einfluss auf Entscheidungen. Der Leistungsgedanke müsste eigentlich hintenanstehen. Es geht um die Jungs und um das Vereinsleben und die Zukunft der Vereine, nicht um Meisterschaften. Was ich mir auch wünschen würde ist, dass für alle die gleichen Bedingungen gelten und nicht manch ein Verein schon trainieren darf, während wir noch warten müssen.“
Alexander Glos (Vorstandsmitglied und Trainer U15 Dreiberg Kickers):
„Aus unserer Sicht hat der Verband während der Krise bislang immer besonnen, mit Bedacht, gebotener Vorsicht, aber auch größtmöglicher Flexibilität agiert. Für uns wäre es jetzt zunächst das Wichtigste, endlich wieder mit den Jungs und Mädels auf dem Platz stehen und arbeiten zu können. Aber da sind wir eh alle von den Vorgaben der Politik abhängig. Ob wir dann zwei Wochen früher oder später wieder in den Spielbetrieb einsteigen, spielt für uns eher eine untergeordnete Rolle. Wenn der März vorbei ist, haben wir in den letzten fünf Monaten durchgehend trainiert. Zunächst mit Hilfe der Movember-Aktion durch den DFB. Im Dezember hatten wir über alle Jahrgänge hinweg eine Multisport-Challenge. Für die Monate Januar und Februar hat unser Verein eigens einen Fitnesscoach engagiert, der mit den Jungs und Mädels Cybereinheiten absolviert hat, neben den wöchentlichen DFB-Stützpunkt-Einheiten. Und jetzt ab März starten wir in eine virtuelle Vorbereitung, trainieren mittlerweile wieder dreimal pro Woche nach Videovorgabe. Die Spieler ziehen hier überragend mit, da sind wir sehr zufrieden. Um die Fitness mache ich mir also keine Sorgen.“
Oliver Hauck (Jugendleiter FT Schweinfurt):
„Es ist wichtig, dass die Jungs endlich wieder auf den Platz dürfen. Alles andere, also ab wann und wie man spielt, können wir dann auf uns zukommen lassen. Der 1. Mai ist dabei vor allem deswegen nicht schlecht, weil davor auf jeden Fall kaum etwas machbar sein wird. Sollte man ab den Osterferien in Kleingruppen trainieren dürfen, ist das auch umsetzbar. Mitte Mai als Starttermin würde aber wohl auch noch ausreichen. Wobei Spiele nebensächlich sind. Im Vordergrund sollte das gemeinsame Training stehen. Dass das funktionieren kann, haben die Vereine doch bewiesen. Es gibt Hygienekonzepte und die Jungs wissen mit den Regeln umzugehen.“
Jürgen Schwarz (stellvertretender Jugendleiter bei der (SG) TSV Grettstadt/Trainer der U15 und der U11):
„Es wird zwar wieder stressig für alle Beteiligten, das Ganze mit kurzem Vorlauf hinzukriegen. Aber für die Kinder und Jugendlichen machen wir das gerne. Wir hoffen, dass sich bald eine Möglichkeit ergibt, wieder zu starten... Aber warten wir es erst einmal ab.“
Joachim Warta (Jugendleiter TSV/DJK Wiesentheid):
„Es wird einfach Zeit, dass es wieder losgeht, damit die Jungs wieder in Bewegung kommen und die Kugel wieder am Fuß haben können. Mit einem Trainingsbeginn nach den Osterferien könnte ich leben, auch wenn natürlich eher aus meiner Sicht besser wäre. Und mit den Spielen zum 1. Mai zu beginnen, das ist machbar. Gerade im Bereich U11 oder U13, in dem ich aktuell unterwegs bin, ist die Verletzungsgefahr nicht so groß. Das reichen auch zwei Wochen Vorbereitung, wobei natürlich drei besser wären. Im Herrenbereich könnte auch das zu wenig sein. Prinzipiell würde mir auch Mitte Mai als Starttermin ausreichen. Wir haben ja bis in den Juli hinein Zeit. Zumal aktuell nicht absehbar ist, ob dann Vereinsturniere wieder möglich sein werden. Das wird von den Corona-Zahlen der kommenden Wochen abhängig sein. Hoffen wir mal das Beste!“
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