Gemeinschaftsaktion BBC und SpVgg: "Die Kinder wurden einfach vergessen" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 11.03.2021 um 06:00 Uhr
Gemeinschaftsaktion BBC und SpVgg: "Die Kinder wurden einfach vergessen"
Es brodelt an der Basis, denn die neuen Corona-Regeln haben für die jugendlichen Sportler und ihre Eltern weder Freiräume zurückgebracht noch Perspektiven eröffnet. Deshalb wollen die Basketballer des BBC und die Fußballer der SpVgg am Freitag mit einer unpolitischen Aktion in der Bayreuther Innenstadt auf die aktuellen Misstände aufmerksam machen. 
Von Hans-Jürgen Wunder
Das berühmte Fass ist am Überlaufen. Bei den Vereinsverantwortlichen vom BBC Bayreuth - Thomas Dressel, Martin Kerner und Alexis Karypidis - oder den Altstädtern um Christian Wedlich und Dr. Wolfgang Gruber ist der Geduldsfaden zum Zerreißen gespannt, wenn sie auf die Situation im Nachwuchsbereich verweisen. "Wir haben die Runde der Ministerpräsidenten letzte Woche abgewartet. Bei Inzidenzen zwischen 50 und 100 wird sich aber auch in den nächsten Wochen an der Situation wohl nichts Grundlegendes ändern, nachdem wir von Hotspots umgeben sind. Derzeit dürfen unter diesen Voraussetzungen gerade einmal zehn Kinder gemeinsam kontaktlosen Sport treiben, sofern sie noch keine 14 Jahre alt sind. Das kann es nicht sein", sagte der Chirurg im MedCenter. Um auf diesen unerträglichen Zustand hinzuweisen, ist jetzt gemeinsam mit den Basketballern vom BBC eine Aktion für den kommenden Freitag ab 15:30 Uhr auf dem Stadtparkett geplant. Die jungen Sportlern sollen im Trikot ihres Vereins mit ihren Eltern und einem Sportgerät in die Bayreuther Innenstadt kommen, um den Missstand auch visuell in die Öffentlichkeit zu tragen und dem Dilemma ein Gesicht zu geben. "Natürlich müssen die Abstandregeln eingehalten werden und es ist nicht unsere Absicht, politisch tätig zu werden oder gar zu diskutieren", bekräftigt der Arzt.

Dr. Wolfgang Gruber macht sich weit über seinen Verein hinaus Sorgen um den sportlichen Nachwuchs. 
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Umfassende Befragung

Die Aktion ist weniger spontan, als vielmehr das Ergebnis einer intensiven Befragung. Beide Vereine kontaktierten etwa 300 Eltern, um sie nach deren Meinung zum aktuellen Sportverbot und möglichen Lockerungen für die Nachwuchsmannschaften zu befragen. Etwa 70 Prozent und damit mehr als zwei Drittel sprachen sich für mehr Sport aus, während zehn Prozent sich nicht sicher waren und der Rest das ablehnte. Dieses klare Votum bewog die Verantwortlichen, an das Licht der Öffentlichkeit zu treten. Dann statt phantasielosen Verboten könnte es durchaus neue erfolgssprechende Ansätze geben. "Gerade im Verbund mit einer neuen Teststrategie ergeben sich ganz andere Möglichkeiten. Warum soll ein Kind, das am Morgen negativ getestet wurde, nicht am Nachmittag mit seinen Mitschülern Sport in der Halle treiben, und zwar jenseits von irgendwelchen Inzidenzen oder Kontaktbeschränkungen ", meinte Martin Kerner vom BBC. Und Wolfgang Gruber pflichtete bei. "Es dürfte ja so sein, dass die Schnelltests billiger werden, je größer die verfügbaren Mengen sind. Das sollte genutzt werden um mehr Sport zu ermöglichen. In unserem Nachwuchsleistungszentrum hat es ohnehin keinen einzigen Corona-Fall gegeben." Denn von Online-Training und anderen Hilfskonstruktionen ist er inzwischen bedient. "Ich sehe das an meiner Tochter, die eigentlich wieder mit Gleichalterigen im Freien trainieren sollte. Schließlich wollen wir keine E-Sportler heranzüchten."

Fußballer und Basketballer mit BBC-Vorsitzenden Thomas Dressel (Mitte) ziehen an einem Strang, wenn es um Lockerungen geht.
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Wird Lawine losgetreten?

Bereits jetzt sind die negativen Folgen des Lockdown für den Jugendsport erkennbar, auch wenn sie sich noch nicht genau beziffern lassen. "Wer letztlich keine Lust hat, wieder anzufangen, sehen wir erst, wenn es losgeht", sagt Kerner. "Aber fest steht, dass wir keine neuen Jugendlichen beispielsweise durch unser Schnuppertraining gewinnen konnten." Und auch Dr. Gruber sieht große Schäden, selbst wenn es seine Spielvereinigung nicht so stark treffen dürfte. "Die Spieler im NLZ werden sicher weitermachen. Aber gerade kleinere Vereine werden zu knabbern haben, weil es dort vor allem um Spaß und Freude geht und die abhanden gekommen sind. Die Bindungen zu einer Sportart oder einen bestimmten Verein sind ja ohnehin nicht mehr so stark wie früher." Dafür ist aber der Groll über die strengen Corona-Bestimmungen drastisch angestiegen - denn die Nachwuchsarbeit im gesamten Freistaat seit Monaten gelähmt. Deshalb hofften die Initiatoren, dass es ähnliche Aktionen bald schon auch in anderen bayerischen Städten geben wird. Aber ein Zusatz darf in Zeiten nicht fehlen, wo jegliche Form von Kritik am Handeln der Politik verpönt ist oder zumindest lange war: "Natürlich sind wir keine Coronaleugner oder Querdenker."        

Auch die Engelmannsreuther Jungs und Mädels wollen endlich wieder kicken.
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