Jasmin Halilic im Interview: "Corona hat meinen Blickwinkel verändert" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 15.04.2021 um 10:30 Uhr
Jasmin Halilic im Interview: "Corona hat meinen Blickwinkel verändert"
Zehn Jahre ist es her, als Jasmin Halilic gemeinsam mit seinem damaligen Verein, dem FC Bayern Kickers, auf dem Hallenparkett für Furore sorgte und die Deutsche Vize-Meisterschaft im Futsal einfuhr. Bei fussballn.de wirft der Erfolgscoach einen Blick auf das besondere Abenteuer zurück. Außerdem entdeckte der akribische Trainer während Corona neue Seiten an sich und äußert sich auch zu seiner aktuellen Situation.
Von Michael Watzinger
Jasmin Halilic
fussballn.de/Strauch
Vor zehn Jahren landete der FC Bayern Kickers mit der Deutschen Vize-Meisterschaft wohl den größten sportlichen Erfolg der Vereinsgeschichte. Welchen Stellenwert nimmt dieser Titel in der Vita des Trainers Jasmin Halilic ein?

Jasmin Halilic:
Natürlich schon einen ganz besonderen. Auch wenn der Futsal-Sport zur damaligen Zeit in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckte, Deutscher Vize-Meister muss man trotzdem erstmal werden! Das war letztlich schon eine einmalige Reise, die bei allen Beteiligten bleibende Erinnerungen hinterlassen hat.

Welche kommen da als erstes in den Sinn?

Halilic:
Was das Finalturnier am Nürburgring betrifft auf jeden Fall das professionelle Ambiente: Anreise per Bus, die ganze Mannschaft in einheitlichem Anzug, Übernachtung im Team-Hotel, Einlaufen mit der Truppe in die Halle - alles war einfach größer als man es zuvor kannte. Das erkennt man auch daran, dass bei dem Turnier der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger anwesend war. Außerdem weiß ich noch, dass vor unserem Finale um die Deutsche Meisterschaft ein Länderspiel der gerade neu gegründeten Deutschen Nationalmannschaft gegen Kroatien als Vorspiel stattfand - das hat mir persönlich schon noch einmal die Dimension und die Besonderheit des Ganzen vor Augen geführt.

Auch zehn Jahre später blickt Trainer Jasmin Halilic (vordere Reihe, ganz rechts) gerne auf die Erfolgsgeschichte des FC Bayern Kickers im Futsal zurück.
fussballn.de

Was machte diesen großen Erfolg rückblickend möglich?

Halilic:
Wir hatten zu dieser Zeit eine wirklich spielstarke Mannschaft mit technisch sehr guten Spieler beisammen. Obendrein hatten wir mit jeder Runde immer mehr Selbstvertrauen getankt, sodass uns auch Rückschläge nicht aus der Bahn warfen. Ich erinnere mich dabei zum Beispiel an unser Viertelfinale in Bretzenheim, als wir sehr früh recht deutlich zurücklagen. Ich war als Trainer aber völlig ruhig und hatte nicht das Gefühl, wir könnten dieses Spiel verlieren. Es war einfach eine unheimlich verschworene Mannschaft, für die der Einzelne auch einmal zurückgesteckt hat.

Zum Beispiel?

Halilic:
Wir waren auf der Torhüterposition mit Markus Kaiser und Marco Neubauer mit zwei herausragenden Leuten besetzt und beide hatten im Laufe unserer Hallenauftritte mit großartigen Leistungen zu unserem Weiterkommen beigetragen. Im Halbfinale hatte Marco durch eine wahnsinnig gute Leistung den Weg ins Finale geebnet, weshalb er letztlich auch im Finale den Vorzug erhielt. Markus teilte am Nürburgring mit mir das Hotelzimmer und es war wirklich schwierig ihm mitzuteilen, dass er bei solch einem Spiel nicht im Tor stehen wird. Auch wenn er mit Sicherheit unheimlich enttäuscht war, unterstützte er die Mannschaft von außen bedingungslos - das spiegelt den Teamgedanken und den Charakter der Jungs zum damaligen Zeitpunkt sehr gut wider.

FC Bayern Kickers siegte mit Trainer Jasmin Halilic im Viertelfinale des DFB-Futsal-Cups 2011 in Bretzenheim und kam dadurch ins Final-Four-Turnier an den Nürburgring.
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Seit dieser Saison ist der Name Halilic erneut bei Bayern Kickers vertreten...

Halilic:
Das stimmt, mein älterer Sohn Mirza spielt seit dieser Spielzeit beim FC Bayern Kickers. Ich weiß, dass er dort ein familiäres Umfeld vorfindet und in einer Mannschaft spielt, die aus guten Jungs besteht und auch von der Altersstruktur gut zu ihm passt. Ich sehe ihn bei BaKi an der richtigen Adresse und sehr gut aufgehoben. Außerdem freue ich mich natürlich auch darüber, dass er dort ein wenig in meine Fußstapfen tritt.

Der Vater steht derweil mit Türkspor/Cagrispor in der Bezirksliga vor dem Aufstieg in die Landesliga und fügt damit ein weiteres Kapitel zu seiner Erfolgsgeschichte hinzu. Aufstieg lieber auf dem grünen Rasen oder am Grünen Tisch?

Halilic:
Natürlich ist ein sportlicher Aufstieg etwas anderes als einer am Grünen Tisch. Wir haben uns seit meinem Antritt wirklich gut entwickelt, sind mit der Zeit mehr und mehr zusammengewachsen und haben uns den Aufstieg aus meiner Sicht auch verdient. Andererseits finde ich es schon wichtig, dass die Saison langsam ein Ende findet - es ist einfach eine sehr seltsame Spielzeit, da sie sich über einen so langen Zeitraum zieht und so lange Pausen hatte, und ja immer noch hat.

Winkt also bald das Debüt an der Landesliga-Seitenlinie?

Halilic:
Diese Frage kann ich noch nicht abschließend beantworten, da eine Verlängerung noch nicht besiegelt ist. Wir befinden uns aber in guten Gesprächen und sind uns einig, dass wir gemeinsam weitermachen möchten.

Reizvoll wäre die neue Herausforderung somit schon?

Halilic:
Im Konjunktiv geantwortet: Natürlich wäre es schön, sich auch eine Liga höher ausprobieren zu können. Viele Vereine kennt man ja aus deren Bezirksliga-Zeit, von daher wäre nicht alles neu. Aber es wäre für mich schon spannend zu sehen, was man aus der Mannschaft auch in der Landesliga herauskitzeln kann und wie man als Trainer in der neuen Spielklasse funktioniert.

Mit Türkspor/Cagrispor klopft Halilic an die Tür zur Landesliga - kommt es in der neuen Spielzeit zum Landesliga-Debüt an der Seitenlinie für den Erfolgscoach?
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Erfüllen sich damit die sportlichen Ziele und Träume? 

Halilic: Das ist für mich eine schwierige Frage. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich unbedingt höherklassiger beweisen müsste - das ist eine Erkenntnis, die durch die Corona-Pausen gereift ist. Diese Phasen haben Zeit zum Reflektieren gegeben und auch den Blickwinkel ein Stück weit verändert, weil andere Dinge in den Vordergrund rückten. Nach meinem Ende als Spieler wurde ich nahtlos Trainer bei Bosna, bevor ich dann elf Jahre bei BaKi war. Es blieb eigentlich nie Zeit zum Nachdenken, ich war da schon gewissermaßen in einem Hamsterrad - es ging ja immer weiter. Deshalb tat es schon auch gut, ein wenig zur Ruhe zu kommen und andere Dinge als nur den Fußball zu genießen.

...also keine sportlichen Träume mehr?

Halilic:
Ich glaube, wenn wir von Träumen sprechen, wäre es wohl mal meine beiden Söhne innerhalb einer Mannschaft zu betreuen. Ob das so kommen wird? Ich weiß es nicht! Das ist ja nicht nur von mir, sondern von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Aber alle drei Halilics bei einem Verein, das hätte für mich natürlich schon etwas ganz Besonderes.  

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DFB-Futsal-Cup 2011



Steckbrief J. Halilic

Jasmin Halilic
Alter
53
Wohnort
Nürnberg
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Bosnien und Herzegowina
Starker Fuß
Linksfuß
Lieb.-Position
zentrales Mittelfeld ("10er")

Trainerstationen J. Halilic


Aktuelle Tabellenplatzierung

Pl.
 
Team
Sp
Tore
Pkt
3
24
51:38
41
4
22
44:32
40

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