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Artikel veröffentlicht am 22.04.2021 um 12:15 Uhr
Gast-Kommentar:
Der wahre Fußball ist im Amateurfußball zu Hause!
Die große Fußballwelt erlebte eine Woche, die es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Der Amateurfußball, die Basis, ist weiter denn je vom Millionen- oder gar Milliarden-Geschäft entfernt. Unser Leser Jan Körber, selbst aktiver Amateurfußballer bei den SF Laubendorf, hat dies zum Anlass genommen, um einen Appell zu schreiben.
Von
Jan Körber
Sobald es wieder losgeht: Unterstütze den Amateurfußball!
Geht’s noch? Das fragte sich so mancher Fußballinteressierte, als er die letzten Tage in die Presselandschaft geblickt hat. Zwölf selbst ernannte europäische Top Klubs wollen eigenständig eine eigene Liga gründen. Ohne vorherige sportliche Qualifikation, ohne Abstimmung mit der UEFA. Warum wollen diese Vereine das? Es geht wie so meistens ums Geld. Hier kommt wieder einmal zum Vorschein, dass es beim Fußball der großen Vereine schon lange nicht mehr um Zuschauerinteressen oder Wettkampfgedanken geht, sondern um den maximalen Gewinn und Kapitaleinnahmen. Dieser Prozess findet schon viel länger statt, doch wird er einigen erst jetzt deutlich. Vereine, welche Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts von einfachen Arbeitern gegründet wurden, sind mittlerweile Aktiengesellschaften mit Anlagen in Millionenhöhe. Alleine dieses banale Beispiel zeigt schon: Der Profifußball entfernt sich immer weiter von den einfachen Fans und von der Basis.
Während Angestellte in der Gastronomie, Tourismus oder Kultur schon seit über einem Jahr ihren Beruf gar nicht mehr oder nur eingeschränkt ausüben dürfen, durften Profifußballer, ausgenommen einer kurzen Unterbrechung von wenigen Wochen, durchgehend ihren „Beruf“ nachgehen. Zu wichtig sind die Arbeitsplätze, zu groß der gesellschaftliche Stellenwert und die wirtschaftliche Bedeutung – so die Argumente von Teilen der Politik und DFL. Daher dürfen die Vereine der 1. bis zur 3. Bundesliga, unter Einhaltung strenger Maßnahmen weiterhin Fußball spielen. Fußball zwar ohne Zuschauer in den Stadien, jedoch nach wie vor regelmäßig im Fernsehen, was den Vereinen die Einnahmen der hohen Fernsehgelder garantiert.
Der Amateurfußball dagegen steht seit 01. November 2020 komplett still. Und das bereits zum zweiten Mal nach einer mehrmonatigen Pause Anfang 2020. Die Bedeutung des Amateurfußballs lässt sich nicht in Millionenbeträge für Wirtschaft oder Bruttoinlandsprodukt ummünzen. Jedoch die psychologischen und gesellschaftlichen Folgen werden immer mehr deutlich. Die Menschen werden ungeduldiger, sehnen sich nach der Ausübung ihrer Lieblingssportart. Mit großer Resonanz wurden schon Petitionen unterschrieben, um in der Politik eine Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs voranzubringen. Es ist nicht nur die Sportart an sich, sondern auch Menschen, die Gemeinschaft, die fehlt und besonders für junge Menschen prägend und wichtig für die eigene Entwicklung ist. Der einfache Hobbyfußballer im Verein lernt nicht nur Fußballspielen, sondern lernt auch soziales Miteinander. Einander helfen, zusammen feiern, zusammen trauern, zusammenstehen – auf und neben dem Platz. So entstehen die verschiedensten Charaktere, welche sich Sonntag für Sonntag auf und abseits des Platzes beobachten lassen. Junge Menschen, in der Schule sonst nur ruhige Bankdrücker, auf der Arbeit eher zurückhaltend, entwickeln sich durch das Vereinsleben zu echten Typen mit Führungspotenzial. Direkt an der Seitenlinie können wir diese Typen hautnah erleben und sie anfeuern oder auch ausbuhen. Gemeinsam können wir mit ihnen nach dem Spiel im Vereinsheim auf das vergangene Spiel anstoßen. Dem Profifußballer indes kann man höchstens auf Instagram ein Like schenken oder beim nächsten öffentlichen Training höflich um ein kurzes Selfie bitten. Das ist dann aber schon das Höchste der Gefühle.
Was sagt uns das alles? Der wahre Fußball, der ursprüngliche Fußball, er ist im Amateurfußball zu Hause. Er ist ehrlicher und näher am Zuschauer. Alleine die Halbzeit Bratwurst in der Allianz Arena kostet etwa so viel wie der Eintritt zum Amateurfußballspiel am Sportplatz. Die Amateurvereine haben es schon länger nicht leicht: Immer mehr Vereine klagen über mangelnden Nachwuchs. Auch die Zuschauerzahlen zu den Spielen lassen mehr und mehr zu wünschen übrig. Doch genau die Zuschauer sind es, die den Sonntagnachmittag am Sportplatz so besonders machen. Genauso sind es die aufstrebenden Nachwuchsspieler, welche die Spiele zur familienfreundlichen Zeit am Sonntagnachmittag mindestens so unterhaltsam machen können wie eine Champions League Partie am späten Dienstagabend.
Deshalb fahr zukünftig lieber zu den regionalen Sportplätzen und genieße echten Fußball mit echten Emotionen und echten Typen! Irgendwann geht es wieder los. Dein lokaler Fußballverein freut sich auf jeden der dabei ist, egal ob auf oder neben dem Fußballplatz.
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Über den Gast-Autor
Jan Körber ist 24 Jahre alt, seit 2015 aktiver Spieler im Herrenbereich der 2. Mannschaft der Sportfreunde Laubendorf. Darüber hinaus hat er im Verein seit 2019 das Amt als Abteilungsleiter Herrenfußball inne.
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Jan Körber
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