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Artikel veröffentlicht am 01.05.2021 um 12:00 Uhr
Frank Herzog im Porträt: Das Wirken des Visionärs
MAGAZIN Seit Oktober 2020 ist Frank Herzog der sechste Präsident des 1. FC Lichtenfels. Welche irrationale Fanliebe der erfolgreiche Unternehmer pflegt, worauf er sein besonderes Augenmerk während eines Empfangs beim Bundespräsidenten richtete und wie außerordentlich wertvoll fünf Minuten sein können, verrät er exklusiv im anpfiff.info – Porträt.
Von Bernd Riemke

Sein Name ist Herzog. Frank Carsten Herzog. Er ist Erfinder und Entwickler des Laserschmelzens von Metallen. Gründer der inzwischen mehrheitlich an GE Additive verkauften Concept Laser GmbH. Inhaber und Geschäftsführer der HZG-Group, die aufstrebenden Jungfirmen unternehmerisch zur Seite steht. Herzog ist Kuratoriumsmitglied der Frauenhofer Gesellschaft, hat einen festen Sitz im Hochschulrat der Fachhochschule Coburg sowie im Expertengremium Additive Fertigung der bayerischen Staatsregierung und er ist 1. Vorsitzender des Fördervereins des Forschungs- und Anwendungszentrums für digitale Zukunftstechnologien in Lichtenfels. Jener beschaulichen Kleinstadt im Gottesgarten am Obermain, die im Bereich des 3D Drucks inzwischen weltweit in aller Mund ist. Seit Oktober 2020 ist Frank Herzog außerdem der sechste Präsident in der nunmehr 115-jährigen Historie des ruhmreichen 1. FC Lichtenfels. Vor allem ist Frank Herzog aber grundsolide, irrationaler Glubb-Fan, Frühaufsteher und eine bodenständige Version 5.0 mit der liebenswerten Wirkung eines Machers, der den Bezug zu Heimat, Familie und Wohlfühloase nicht nur nie verloren hat, sondern sie innig pflegt und genießt.

Fußball ist mehr als Siegen und Verlieren

Heimat ist da, wo man aufgewachsen ist“, sagt der gebürtige Bamberger, der seine Kindheit und Jugend im beschaulichen Strullendorf zwischen frisierten Mofas, Fußballklopfen auf Asphalt und dem unausweichlichen Tennisboom der Bum Bum Becker-Ära verbrachte. „In der Pause haben wir mit Milchtüten auf dem Hof geklopft, nachmittags reichten wenige Kreidestriche auf der Straße für ein Fußballfeld“, erinnert sich Herzog an seine eigenen fußballerischen Anfänge, die ihn rasch zum Nachwuchs des FCS führten. Dort lernte er, gemeinschaftliche Erlebnisse zu schätzen und zusammen Siege zu feiern, aber auch Niederlagen zu verkraften. Dass Urgesteine wie Siegfried „Sibbit“ Bergmann direkt von der Arbeit noch in verstaubter Baustellenmontur mit den Ballnetzen im Kofferraum zum Training fuhren, um die Jüngsten zu bespaßen, imponierte Herzog nachhaltig. „Alle meine Trainer waren Vorbilder für mich, weil sie sich um uns gekümmert haben, weit über den Fußball hinaus“, so der erfolgreiche Unternehmer, der gerade das soziale Miteinander hochhängt und ungemein wertschätzt.

Der gebürtige Bamberger ist inzwischen längst in der Kreisstadt am Obermain angekommen und fühlt sich in Lichtenfels pudelwohl.
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Frühes Ende der Fußballkarriere

Obwohl es im Hause Herzog Samstag für Samstag ein schwerer Kampf war, bis die Sportschau eingeschaltet werden durfte und sich auch der Teenie Frank nicht der Magie des weißen Sports entziehen konnte, als Boris Becker 1985 seinen ersten Wimbledon-Triumph feierte, der FC Strullendorf drei Aschenplätze aus dem Boden stampfte und der fleißige Gymnasiast die Bälle über das Tennisnetz schlug, schoss er sie ebenso begeistert mit nicht nachlassender Leidenschaft in die Tornetze auf dem Fußballplatz. „Und dabei war ich ehrlich gesagt gar nicht so schlecht“, lässt Herzog seine viel zu kurze Karriere Revue passieren. In der A-Jugend noch Vize-Kapitän hinter Vestenbergsgreuth-Legende Roland Stein, erhielt der technisch versierte und schnelle Außenverteidiger seine ersten Bewährungschancen in der Bezirksoberliga des 1. FC Strullendorf. Gelegentliche Einsätze in der neu gegründeten 2. Mannschaft in den Niederungen der C-Klasse führten für den filigranen Dribbler jedoch zu einem schmerzhaften Aufeinandertreffen mit einem 100kg-Koloss in Folge dessen er mit gerissenen Bändern und gebrochenem Knöchel seine Laufbahn beendete und sich bewusst entschied, den akademischen Weg weiter zu beschreiten.

Auf eigene Faust


Zu jenem Zeitpunkt Anfang der 1990er Jahre hatte Herzog seine Ausbildung zum Feinwerkmechaniker in der Medizintechnik bereits abgeschlossen. Eine Ausbildung, für die er sich nach erfolgreich absolvierter Oberstufenreife nach der 10. Klasse am Dientzenhofer Gymnasium in Bamberg „heimlich“ bewarb, um anschließend seinen eigenen Weg, der frühzeitig auf klaren Vorstellungen beruhte, zielstrebig weiterzugehen. Mit Schlitzeklopfen auf dem Bau finanzierte er sich sein Maschinenbau-Studium, das er als Diplom Ingenieur abschloss. Die Erfindung und Entwicklung des Laserschmelzverfahrens von Metallen öffnete ihm schließlich das Tor zur zukunftsträchtigen Welt der additiven Technologie.

Mit der Gründung von Concept Laser stieg Frank Herzog (re.) zu einem erfolgreichen Unternehmer auf.
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Es ist gut zu wissen, wo man herkommt

Das von ihm gegründete Unternehmen Concept Laser wuchs rasch. Derart rasch, dass es sich zu einem Global Player entwickeln sollte, was Herzog wiederum dazu veranlasste, sich einen strategischen Partner zu suchen. Fündig wurde er in GE Additive, an die er zwar einen Großteil seiner Geschäftsanteile verkaufte, jedoch als Geschäftsführer weiterhin im Konzern tätig blieb. Dass er nach knapp zwei Jahrzehnten unter diesen Abschnitt dennoch einen Schlussstrich zog, liegt in seiner Bodenhaftigkeit begründet. „Ich bin sehr heimatverbunden und sehe mich in einem familiären mittelständischen Unternehmen bestens aufgehoben“, betont Herzog, der mit der Gründung der HZG-Group seinen persönlichen Wirkungskreis schloss. Er, der einst dank tatkräftiger Unterstützung seine eigenen Ideen verwirklichen konnte, unterstützt nun aufstrebende junge Unternehmen im Bereich 3D Druck und Künstlicher Intelligenz. „Wir hätten damals ohne Startkapital nicht loslaufen können und nun geben wir dasselbe an aufstrebende Firmen zurück“, so der Pionier des 3D-Drucks, der sich jedoch keineswegs als Carsten Maschmeyer 2.0 sieht. Im Gegensatz zum ausgeprägten Finanzunternehmer stellt Herzog insbesondere seine Netzwerke in Politik, Wirtschaft und Technologie zur Verfügung. Von Unternehmer für Unternehmer quasi.

„He gave you another five minutes“

Und die reichen in allerhöchste Kreise. Im Jahr 2014 lud kein Geringerer als SpaceX-Mitgründer Elon Musk ins kalifornische Los Angeles. „Mit unserer Technik war es möglich, Dinge anzustellen, die bislang unmöglich waren“, erinnert sich Herzog an einen hollywoodreifen Auftritt in der legendären Rocket Road 1, wo der deutsche Unternehmer handgestoppte dreißig Minuten Zeit bekam, seine Innovation zu präsentieren. Dass der milliardenschwere Tesla-Gründer dem legeren German-Guy in T-Shirt, Jeans und Turnschuh fünf Minuten mehr als ursprünglich geplant von seiner wertvollen Zeit einräumte, ließ die versammelte Wirtschaftsprominenz vor Begeisterung schier aus dem Häuschen geraten. Genauso begeistert, wie Frank Carsten Herzog selbst vor haushohen Raketen stand, in denen seine Technologie Anwendung finden sollte.

Anlässlich der Nominierung zum Deutschen Zukunftspreis lud der damalige Bundespräsident Joachim Gauck (2.v.re.) den Oberfranken nach Berlin ein.
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Aus Franken in die Welt und wieder zurück

Ich empfinde es als großes Privileg, das alles erlebt haben zu dürfen“, konstatiert der Mann der 483 Patente, für den es jedoch eine Selbstverständlichkeit war, sich im operativen Bereich zu verwirklichen und der vielversprechenden Karriere in einem Weltkonzern zu entsagen. „Zum Grüß Gott- und Ade-Sagen reise ich nicht um die Welt. Wenn ich nichts bewirken kann, ist es nicht der richtige Platz für mich“, so der reflektierte Unternehmer, der sich selbst so ungern im Mittelpunkt sieht und vielmehr mit Stolz auf Prozesse blickt, die er produktiv anstoßen und somit eine Struktur schaffen konnte, in der in einer stetigen Entwicklung ein Nutzen für die Gesellschaft entsteht. Also ist Frank Carsten Herzog nach einer rasanten beruflichen Entwicklung und jeder Menge persönlich bereichernder Erfahrungen nun wieder da angekommen, wo er einst herkam. Im beschaulichen Lichtenfels, das nicht zuletzt dank seiner internationalen Netzwerke zum anerkannten Silicon Valley des 3D-Drucks emporstieg.

FCH liebt FCN und FCL

Die Präsidentschaft beim 1. FC Lichtenfels von 1906 stand dabei bis vor wenigen Jahren keinesfalls auf der persönlichen Agenda des eingefleischten Club-Anhängers, dem Niederlagen in Verbindung mit schlechten Leistungen tatsächlich aufs Gemüt schlagen. Auslöser für das Fan-Dasein war dabei ausgerechnet eine der schmerzlichsten Niederlagen des Altmeisters. Saß Frank Herzog als Pennäler noch im FC Bayern-Trikot unterm Weihnachtsbaum, so fieberte er 1982 im legendären DFB-Pokalfinale, welches Dieter Hoeneß per Turban-Kopfball nach 0:2-Rückstand mit 4:2 für den heutigen Rekordmeister entschied, für den 1. FC Nürnberg. „Da wusste ich noch nicht, dass der Glubb a‘ Depp is‘“, schmunzelt F-C-H, der seine Fanliebe zum FCN selbst schon als irrational bezeichnet.

Sein Wirken zeigt Wirkung

Deutlich greifbarer ist für den 49-Jährigen, der noch in diesem Jahr zu Frank Herzog 5.0 wird, die Aura, die der 1. FC Lichtenfels ausstrahlt und die ihn erfasste, als er zum ersten Mal das von Tradition und Erfolgen aus der Vergangenheit strotzende Clubheim am Maindamm betrat. „Die vorherrschende Vereinskultur und das gute Miteinander als Eckpfeiler eines funktionierenden Vereinslebens haben mich überzeugt, für das Präsidentschaftsamt zu kandidieren“, so Herzog, der auch dieses Ehrenamt nicht bekleidet, um lediglich einmal im Jahr besinnliche Weihnachtsansprachen zu halten. Das Wirken des Frank Carsten Herzog soll nachhaltig spürbar sein. Dies kommt auch im Umbau des Vereinsgeländes samt Kunstrasenspielfeld zum Ausdruck, vor allem aber in dem Bemühen, der heranwachsenden Generation eine Zukunft im Verein zu bieten. „Das Fundament für jeden Verein ist die Schüler- und Jugendarbeit. Nicht nur auf dem Fußballplatz legen wir dabei Wert auf ein ebenso respekt- wie rücksichtsvolles Miteinander!“

Knapp 500 Patente reichte Frank Herzog ein - und wird nicht müde, immer neue Projekte voranzutreiben.
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Frank & frei

Genau dieses können die Vereinsmitglieder auch von ihrem neuen starken ersten Mann erwarten. „Ich kann als Partner schwierig sein, weil ich die hohen Maßstäbe, die ich bei mir selber anlege, auch an Andere stelle“, nimmt Herzog seine Vorbildfunktion über die Maßen ernst und legt dabei größten Wert auf Verlässlichkeit in seinem Tun und Handeln. Seine zahlreichen Engagements bescheren dem gebürtigen Bamberger, der schon als Kleinkind auf Disco-Rollschuhen und mit selbstgebauten „Mountainbikes“ durch den Hauptsmoorwald düste, nicht selten 18-Stunden-Tage. Umso wichtiger sind ihm persönliche Auszeiten, die er joggend, wandernd oder auch auf Hochtouren in den Alpen verbringt, um abschalten zu können. Nach über zwei Jahrzehnten spekuliert Frank Carsten Herzog zudem mit der aktiven Rückkehr auf den Fußballplatz. „Einen intelligenten Pass zu spielen, würde mir schon wieder Spaß machen. Angesichts der starken Konkurrenz in der AH liebäugle ich aber eher damit, gelegentlich bei den Schülern einen Ball im Training aufzulegen“, schmunzelt Herzog, dessen Name Programm ist und dem er ebenso lebensfroh wie tatendurstig alle Ehre macht: Das althochdeutsche „frank“ ist mit „frei“ zu übersetzen. Und genau das ist er: Frank(e) und frei – in allen Lebenslagen mit dem notwendigen Durchsetzungsvermögen und einer großen Portion liebenswerter Bescheidenheit!

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Leser-Kommentare

Steckbrief F. Herzog

Frank Herzog
Spitzname
Fränk
Alter
53
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
Lichtenfels
Nation
Deutschland
Größe
185 cm
Gewicht
92 kg
Beruf
Unternehmer
Hobbies
Hochtouren in den Alpen, Motorradfahren, reisen, Skifahren, Joggen


Deutscher Zukunftspreis

Für die Entwicklung der Leichtbaubrackets für den Airbus A350 wurde Frank Carsten Herzog 2015 für den Deutschen Zukunftspreis nominiert und dabei im Rahmen einer feierlichen Ehrung durch den damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck in den „Kreis der Besten“ aufgenommen. Diesem gehören Persönlichkeiten an, deren Erfindung und Entwicklung eine herausragende Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland haben. Damit einhergehend ziert seither eine Namensplakette Herzogs das Deutsche Museum.

Entweder...oder mit Frank Herzog

FCN oder FCL
Der FCN ist von Kindesbeinen an meine große Fußball-Liebe. Die Aura des FC Lichtenfels hat mich seit meinem ersten Besuch im Clubheim fasziniert. Die lange Tradition, die Geschichten, die beide Vereine durch die Zeitenwende hinweg erzählen können, sind beeindruckend. Deshalb gibt es kein ODER sondern ganz eindeutig ein UND. Ich hoffe, dass wir im TEAM etwas für den FCL bewegen und wir den Verein in eine erfolgreiche Zukunft führen können.
Strullendorf oder Los Angeles
Ich war häufig zu Präsentationen oder Gesprächen in den USA, als es um die Verhandlungen mit GE ging oder zu häufigen Kundenbesuchen. Einmal wurde ich dabei in das Büro des weltberühmten Ingenieurs Wernher von Braun geführt. ?Wernher brachte uns Raketen, du den 3D-Drucker?, sagte der damalige Leiter Raketenantrieb im Bereich der bemannten Raumfahrt. Da habe ich enorm viel Wertschätzung und Respekt für Entwicklungsleistung aus 96215 Lichtenfels empfunden, die Jahre zuvor ganz klein angefangen hatten. Ich entscheide mich dennoch für Strullendorf, weil ich dort aufgewachsen bin, ein Teil meiner Familie da immer noch ist und viele schöne Kindheitserinnerungen vorhanden sind.
Gulasch mit Spätzle oder Burger
Beides! Weil beides aus Fleisch ist, dafür lassen wir die Spätzle und das Brötchen außer acht (lacht).
Flugzeug oder Eisenbahn
Eisenbahn. So kann ich mit grünem Strom effizient um die Welt fahren und hinterlasse einen nachhaltigen Fußabdruck. Letztlich ist das natürlich immer auch ein Graubereich, denn bei Strecken über den großen Teich ist es selbstverständlich schwierig ? und ich bin zwischen Südkorea, China, Japan und den USA aufgrund von Geschäftsreisen viel geflogen.
Joachim Gauck oder Peter Altmaier
Den Wirtschaftsminister habe ich als sehr eloquent und unterhaltsam kennengelernt. Vom Bundespräsidenten a.D. war ich aber schlichtweg begeistert. Er ist ein echter Menschenfänger (schmunzelt). Beim Frühstücksempfang in Schloss Bellevue war ich der Benjamin der Runde. Joachim Gauck saß mir genau gegenüber und fragte mich, ob meine Hochschule denn wisse, welch bedeutendes Gewächs sie hat (lacht). Ich hatte vorher nur Augen für das wertvolle Biedermeierporzellan und dachte bloß, dass man daraus keinen schnöden Kaffee trinken könne ? den gab es dann aber doch (lacht).

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