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Artikel veröffentlicht am 08.09.2021 um 07:00 Uhr

Özcan Gündogan im Interview: "Der Verein hat mindestens Bezirksliga-Niveau!"

Im "Kreisliga-Exil" in der Frankenhöhe findet sich Aufsteiger TSV Roßtal wieder und erlebt dort ein Wechselbad der Gefühle. Auswärts noch punktlos, zu Hause noch ungeschlagen rangiert die Truppe von Trainer Özcan Gündogan aktuell auf Rang acht im Tableau. Im fussballn.de-Interview der Woche gehen wir mit dem Coach auf Ursachenforschung und wagen einen Blick in die Zukunft an der Roßtaler Sportmeile.

Von Marco Galuska

Özcan Gündogan

fussballn.de / Oßwald

Drei Auswärtsfahrten, drei Niederlagen - sieht so Roßtals stiller Protest gegen die Einteilung in die Frankenhöhe aus?

Özcan Gündogan: (lacht) Nein, zum Glück nicht! Ich glaube eher, dass das ein Reifeprozess ist, den unsere junge Mannschaft durchleben muss. Bei den langen Busfahrten ist es uns bisher nicht gelungen, diese gewisse Anspannung, die man dann für das Spiel schon braucht, aufzubauen. So richtig daran gewöhnt haben sich die Jungs offensichtlich noch nicht. Bei den Heimspielen tun wir uns tatsächlich leichter. Umgekehrt muss man auch sagen, dass die Heimmannschaften allgemein bisher sehr geschlossen aufgetreten sind.

Mal abgesehen von den Ergebnissen auf dem Platz - wie laufen die Auswärtsspiele bislang organisatorisch ab?

Gündogan: In den drei Spielen bisher sind wir immer mit dem Bus gefahren. Es waren aber auch gleich so ziemlich die weitesten Fahrten, die wir in der Liga haben. Der Förderverein hat uns das ermöglicht, dass wir da mit Unterstützung hinfahren konnten. Thomas Funke, unser Abteilungsleiter, hat das wirklich alles super organisiert! Zum nächsten Spiel fahren wir aber mit zwei Neunsitzer, vielleicht bringt uns das mehr Glück.

Mit dem Bus war der TSV Roßtal bei seinen ersten drei Auswärtspartien in der Kreisliga Frankenhöhe unterwegs.

TSV Roßtal

Und wie läuft es umgekehrt bei den Heimspielen? Merkt man da einen Unterschied?

Gündogan: Von den Gegnern kommen natürlich auch weniger Zuschauer mit, weil sich doch jeder genau überlegt, ob er so weit fahren will. Das ist dann einfach logistisch nicht ganz so einfach. Bei uns merkt man aber, dass wir schon daheim einen 12. Mann mit unseren Zuschauern im Rücken haben.

Und aus sportlicher Sicht - wie lässt sich erklären, dass es daheim auch in der Kreisliga rund läuft?

Gündogan: Wir waren ja auch in der Kreisklasse ohne Heim-Niederlage, sind fast zwei Jahre daheim ungeschlagen. Zu Hause machen wir das wirklich gut, da bringen wir die gewisse Power auf den Platz.

Wie kann man den Fußball in der Kreisliga Frankenhöhe charakterisieren?

Gündogan: Mir sind vor allem drei Merkmale aufgefallen: Es wird sehr robust gespielt, es wird viel mit langen Bällen gespielt und die Mannschaften haben eine enorme Geschlossenheit. Die Vereine haben viele Eigengewächse, die Identifikation mit ihren Farben imponiert mir! Bislang habe ich aber auch noch keine Mannschaft gesehen, die uns 90 Minuten lang dominiert hat - auch nicht Uffenheim, wo wir in acht Minuten drei Tore bekommen haben, aber vorher mit einem Lattentreffer und anderen Chancen eigentlich gut im Spiel waren. Das macht durchaus Hoffnung für die weiteren Spiele.

Aktuell steht Rang acht. Wohin geht's in dieser Saison für den TSV Roßtal?

Gündogan: Wir wollen eine gute Rolle in der Liga spielen. Ein einstelliger Tabellenplatz ist unser Ziel, das wäre ein tolles Ergebnis. In erste Linie wollen wir uns aber so schnell wie möglich aus der Abstiegsregion raushalten.

In der bisherigen Statistik sind die Torschützen so verteilt, dass noch kein Spieler doppelt getroffen hat. Das Fehlen von Tolga Toker merkt man wohl besonders...

Gündogan: Tolga hat sich im Training verletzt, einen Teilabriss im Innen- und Außenband am Knöchel zugezogen. Er ist unser Knipser, den man nur als Mannschaft auffangen kann. Wir haben unser Spielsystem ein wenig angepasst, aber klar gibt es im Spiel immer wieder Situationen, wo dir so eine Einzelaktion auch helfen würde. Ich denke, wir haben auch zu Hause ja ein paar Punkte liegen gelassen, da war schon mehr drin, da fehlt dir dann so ein Knipser.

Nun geht es am Sonntag wieder auswärts zum Aufsteigerduell nach Schalkhausen? Mit welchen Erwartungen geht es auf die Reise?

Gündogan: Schalkhausen ist ein Gegner, den wir im vergangenen Jahr im Pokal schon gespielt haben. Das ging dort damals 4:4 aus und war ein offener Schlagabtausch. Die Truppe hat einen Drang nach vorne, ist eingespielt. Auffällig ist ihr gutes Umschaltspiel, da müssen wir schon aufpassen. Ich bin aber guter Dinge, dass wir endlich unsere ersten Punkte auch auswärts holen.

Wo führt der weitere Weg des TSV Roßtal hin? Zunächst einmal steht der Klassenerhalt als erstes Ziel.

fussballn.de / Oßwald

Wo soll die Zukunft des TSV Roßtal liegen - wieder in der Kreisliga Nürnberg?

Gündogan: Der Derbycharakter im Fußball, die Zuschauer dazu und natürlich auch die damit verbundenen Einnahmen machen schon einiges aus. Das wünschen wir uns, aber das ist Zukunftsmusik. Zunächst einmal gilt es die Liga zu halten. Die Jungs machen es richtig gut. Wir wollen uns weiterentwickeln, auch eine gute Rolle in der Kreisliga spielen und dann weiter an einer Vision arbeiten. Wenn ich die Anlage und das Umfeld in Roßtal sehe, dann ist das mindestens Bezirksliga-Niveau. Dort sportlich hinzukommen, das hätte schon seinen Reiz.

Und es scheint dennoch ein ruhiges Arbeiten in Roßtal zu sein.

Gündogan: Als Trainer wünscht man sich immer einen gut organisierten Verein. Diese Ruhe und Besonnenheit ist ein wichtige Säule. Nichtsdestotrotz können wir intern auch Themen kontrovers diskutieren, das gehört auch absolut dazu, denn der Fußball ist nun einmal wahnsinnig emotionsgeladen. Das funktioniert wirklich hervorragend, wir sprechen Dinge offen und klar an, hören einander zu - ich habe immer das Gefühl, dass das sehr gut passt. Ich muss aber dazu sagen, dass es auch in den letzten Jahren gut gepasst hat, wo ich als Trainer gearbeitet habe.