Um den Einzug in die erste DFB-Pokalhauptrunde ging es derweil in der AKON-Arena nicht mehr. Ihre Tickets hatten sich die Würzburger Kickers als Bayerischer Amateurmeister und der FC Ingolstadt, den mit Sabrina Wittmann die erste Trainerin im deutschen Männer-Profifußball anleitet, als Finalteilnehmer bereits im Vorfeld gesichert. Und doch war das Endspiel des diesjährigen Toto-Pokalwettbewerbs nicht ohne Brisanz. Denn die Rothosen wären mit einem Triumph als erstem Team überhaupt das Double aus Pokalsieg und Regionalligameisterschaft gelungen. Für die Schanzer wäre der Sieg im Landes-Cup der erste in der Vereinshistorie überhaupt.
Pascal Testroet bricht durch Maximilian Zaiser und Fabrice Montcheu hindurch.
Lukas Hörlin
Nach nur zwei Niederlagen in der Liga starteten die Kickers voller Euphorie ins Pokalfinale - auch wenn mit dem FC Ingolstadt die wohl größte Hürde der bislang so erfolgreichen FWK-Saison wartete. Vom Anpfiff weg waren die Rothosen tonangebend, bereits nach vier Minuten versprühte die Wildersinn-Elf das erste Mal richtige Gefahr vor dem Gäste-Gehäuse. Doch Ivica Franjic scheiterte mit seinem Versuch an Schanzer-Schlussmann Marius Funk. Rund zehn Minuten später war es wieder der Ingolstädter Rückhalt, der die Seinen vor einem Rückstand bewahrte. Funk blieb gegen den frei vor ihm auftauchenden Karimani Sieger (13.). Nach Molls Schuss aus spitzem Winkel hatte erneut der 28-jährige seine Finger entscheidend im Spiel, doch die Parade gelang dem Ex-Fürther nur auf Kosten einer Ecke. Die, von Karimani getreten, fand den Kopf von Saliou Sané am kurzen Pfosten - 1:0 (24.). Gleichzeitig der erste Treffer im Pokal für Würzburgs Stürmer, der in der Liga satte zwanzig Mal einen Torerfolg bejubelte.
Nach der starken ersten halben Stunde der Hausherren verflachte die Partie unter strahlendem Sonnenschein etwas. Ingolstadt, das lange offensiv abgemeldet war, tastete sich langsam nach vorne. Testroets Schussversuch mit rechts blockte FWK-Linksverteidiger Peter Kurzweg noch. "Die Axt von Giesing" hatte wenig später im Duell mit seinem Ex-Klub gegen Yannick Deichmann das Nachsehen. Der durchgebrochene Flügelspieler brachte das Spielgerät scharf in die Mitte, wo FC-Stürmer Sebastian Grönning Andersen aus kurzer Distanz unter die Latte versenkte (45.).
Fabrice Montcheu verliert an der Außenlinie das Duell gegen Pascal Testroet.
Lukas Hörlin
Ein Treffer, der sich nicht wirklich angedeutet hatte, den Schanzern aber ordentlich Auftrieb verlieh. Die Wittmann-Elf kam stark verbessert aus der Halbzeitpause und beschäftigte nach dem Seitenwechsel die Hintermannschaft der Kickers deutlich mehr. Kanuric und Testroet scheiterten am gut aufgelegten FWK-Goalie Vincent Friedsam (49., 56.). In die Ingolstädter Drangphase hinein hatten aber auch die Würzburger ihre Möglichkeiten. Meisel konnte erst einem Kopfball aus dem Gewühl heraus nicht mehr genug Druck mitgeben, dann schob der Mittelfeldspieler nach Karimani-Flanke nur knapp vorbei (52., 62.).
Mitte des zweiten Durchgangs brachten Kurzweg und Co. die Partie wieder unter Kontrolle. Der Publikumsliebling selbst verpasste nach einer weiteren Karimani-Ecke am langen Pfosten die erneute Führung (69.). Direkt im Anschluss verzog Sané und ließ den Doppelpack liegen (70.).
Als Wildersinn gerade die Schlussphase seiner Mannschaft vorbereitete, jubelten plötzlich wieder die Oberbayern. Marcel Costly, dem kurz zuvor bei einem vermeintlichen Foul ein Elfmeter verwehrt wurde, brachte einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld in den Würzburger Strafraum, wo Abwehrkante Ryan Malone mit Hilfe des Innenpfostens einköpfte (82.). Es folgte ein wilder, aber erfolgloser Sturmlauf der Rothosen. Der eingewechselte Benjika Caciel hob nach Franjic-Zuspiel das Leder über den Kasten (85.) und der starke Funk behielt in einer turbulenten Situation die Übersicht (87.).
Auch wenn Ivica Franjic seinem Gegenspieler entkommt, an den langen Ball kommt Würzburgs Mittelfeldspieler nicht mehr.
Lukas Hörlin
Die Schanzer bekamen in den restlichen drei Minuten regulärer Spielzeit plus dem mehr als vierminütigem Zuschlag immer entscheidend eine Fußspitze an den Ball und verteidigten so die Würzburger Angriffsbemühungen sauber weg. Nicht nur wegen seines Treffers wurde Abwehrchef Ryan Malone nach Spielende vom Verband als Man of the Match ausgezeichnet.
Auch wenn die Würzburger trotz hohem Engagements die dritte Pflichtspielniederlage in dieser Saison nicht vermeiden konnten und das Double verpassten - der Auftritt gegen den Drittligazehnten macht Mut für die beiden Relegationsspiele gegen die Reserve von Hannover 96. Der Wildersinn-Elf fehlte lediglich das Abschlussglück, das die Schützlinge von Sabrina Wittmann den Rothosen an diesem Tag voraushatten.
Spielbericht eingestellt am 25.05.2024 23:36 Uhr