Das Chaos vor dem wichtigen Abstiegsendspiel war für den VfL Frohnlach fast perfekt. Der Underdog aus Memmelsdorf, der sich nach wenigen Spieltagen schon abgeschlagen am Tabellenende wiederfand, steht momentan sogar mit zwei Punkten vor dem heutigen Gastgeber auf dem ersten Nichtabstiegsplatz. Das war kein Wunder, nachdem die Frohnlacher seit zwölf Spieltagen nicht mehr gewinnen konnten und in den Tabellenkeller gerutscht sind. Die logische Konsequenz im Fußballgeschäft war die Trainerentlassung von Werner Gückel. Es ging einzig und allein um das Wohle des Vereins, damit wollte die Vereinsführung also nun die Spieler in die Pflicht nehmen, wieder eine Leistungssteigerung unter einem neuen Trainer an den Tag zu legen. Der neue Coach ist für die Spieler kein wirklich neuer, denn der Co-Trainer ist auf den Cheftrainer Posten aufgerückt, doch ob Thomas Hüttl diesen Posten auch länger behalten wird, ist noch nicht geklärt. Sein Einstand hätte heute jedoch nicht besser verlaufen können.
Marc Büttner (mi.) war einer der besten Gästeakteure auf dem Platz. Hier wird er von den beiden Frohnlacher Defensivspezialisten Matthias Weller (li.) und Christian Beetz verfolgt.
Muammer Demirel
Bei nasskaltem Wetter, tiefem Boden und den derzeit vorherrschenden Tabellenverhältnissen war kein Spitzenspiel zu erwarten. An der gewohnten Formation gab es allerdings nichts zu rütteln. Norbert Schlegel, Coach des SVM, ließ wieder mit seinem 4-4-2 agieren, wobei die Grundausrichtung ziemlich defensiv war und nach vorne viel mit langen Bällen gearbeitet wurde. Auf der anderen Seite versuchten die ballsicheren Frohnlacher ihre gewohnte Formation mit einem 4-2-3-1 aufzuziehen. Für Frohnlach lautete die Devise also voll auf Sieg zu spielen. Dieser Plan sollte aber erstmal gehörig durcheinander gebracht werden. Zu Beginn der Partie zeigte sich der Gastgeber sehr ballsicher und hatte ein leichtes Übergewicht. Zählbares sprang dabei allerdings nicht heraus, denn spätestens an der Strafraumgrenze war Schluss. Die Gäste standen hinten sehr dicht gestaffelt und sicher, präsentierten sich zudem noch sehr konzentriert und zweikampfstark. Auch wenn der VfL optisch überlegen war, hatte der SV Memmelsdorf die besseren Chancen. Angetrieben vom Spielmacher Michael Massak suchten die Gäste immer wieder den schnellen Abschluss aus der zweiten Reihe oder die frühen Flanken in den Strafraum, um von dort zu Standardsituation zu gelangen. Die alleinige Lufthoheit besaßen dort zwar die routinierten und kopfballstarken Frohnlacher Innenverteidiger Riley und Weller, doch die Gäste lauerten auf die "zweiten" Bälle oder versuchten so Ecken herauszuarbeiten. In der zehnten Minute startete der agile und laufstarke Marc Büttner einen Sololauf am rechten Flügel und ließ seinen Gegenspieler ziemlich alt aussehen. Seine flache Hereingabe aus vollem Lauf überraschte die zu Beginn sehr unkonzentriert agierende Defensivreihe der Heimmannschaft, so dass der aufgerückte Mittefeldabräumer Bernd Schütz im Strafraum an den Ball kam und Sekunden darauf ungestüm von Christian Beetz von den Beinen geholt wurde. Die Entscheidung lautete Elfmeter für Memmelsdorf und diese Chance ließ sich Gästecapitano Rainer Lindner nicht nehmen. Spielstand nun 0:1. Von nun an agierten die Frohnlacher wegen des frühen Rückstands zu nervös und gehemmt. Der SVM ließ seinen Gegner immer wieder kommen, um dann schnell das Mittelfeld mit langen Bällen zu überbrücken und zum Abschluss zu kommen. Die Frohnlacher hingegen fanden kein Mittel, um an der kompakt stehenden Defensive der Gäste vorbeizukommen. In den folgenden Minuten hätte Memmelsdorf das zweite Tor nachlegen können, doch ein Eckball von Michael Massak landete nur auf der Latte und von dort konnte Gökhan Yetkin in höchster Not vor Tobias Stumpf retten. Kurz darauf hatte das Phantom Mario Meth seine erste dicke Chance. Im Strafraum setzte er sich gegen Matthias Weller durch, scheiterte jedoch im Abschluss am Heimkeeper Thomas Weller. Den Nachschuss setzte Youngster Michael Pitzer knapp über die Latte. Nach geschlagenen 33 Minuten kam der VfL Frohnlach dann zu seiner ersten richtig gefährlichen Möglichkeit. Am linken Flügel konnte sich Rene Schubarth durchsetzen und brachte den Ball zu Sinan Bulat. Dieser sah seinen Landsmann Gökhan Yetkin und legte den Ball an die Strafraumgrenze direkt ab. Der Neuzugang fackelte aus knapp zwölf Metern auch nicht lange und ballerte die Kugel mit der ersten richtigen Chance zum wichtigen 1:1ä-Ausgleichstreffer in die Maschen. Fast im direkten Gegenzug zeigte VfL-Keeper Thomas Weller jedoch Nerven und vertändelte fast im eigenen Strafraum den Ball an Michael Pitzer. Mit Müh und Not konnte die Situation jedoch geklärt werden, ein Sinnbild jedoch für die Unsicherheiten in der Defensive, die der VfL Frohnlach in der ersten Halbzeit offenbarte. Vorne spielten die Männer von Thomas Hüttl doch nun ein wenig befreiter auf und konnten den Ball auch wieder flüssig in der eigenen Reihen laufen lassen. Das Geburtstagskind Sinan Bulat hätte in der 39. Minute nach einer Freistoßflanke mit ein wenig mehr Glück im Abschluss den Führungstreffer kurz vor der Halbzeit erzielen können, jedoch scheiterte er genauso wie Stephan Winterstein kurz darauf nach einer Ecke. Das Spiel war jedoch nun wieder offen, der Ausgleichstreffer gab dem VfL Frohnlach merklich wieder mehr Sicherheit im Aufbauspiel.
Der Frohnlacher türkische Neuzugang Gökhan Yetkin (re.) zeigte heute als Sturmführer eine gute Partie mit viel Einsatz und dem wichtigen Ausgleichstreffer zum 1:1.
Muammer Demirel
Die zweite Halbzeit hatte es nun in sich. Der Spielstand war zwar immer noch ausgeglichen, die Frohnlacher wollten allerdings den Aufwind aus den letzten Minuten der ersten Hälfte mitnehmen. Präsentierte sich der Gastgeber zu Beginn der Partie noch unkonzentriert, so ging das nun auf die Gäste über. Schon in der 49. Minute hatte der Memmelsdorfer Innenverteidiger Roland Kropf relativ unbedrängt ein Luftloch geschlagen. Bastian Renk schaltete am schnellsten und legte den Ball quer zum gestarteten Rene Schubarth. Der zögerte mit einem wuchtigen Schuss aus 20 Metern auch nicht lange, fand jedoch seinen Meister in Christian Bergmann, der zum ersten Mal Gelegenheit hatte sich auszuzeichnen und seinen Fehler aus dem Hinspiel wettzumachen. Die Zuschauer auf beiden Seiten bemerkten jedoch, dass die Frohnlacher nicht nur einen Gang höher geschalten hatten und jetzt mit mehr Einsatz nach vorne spielten. In der 58. Minute ereignete sich dann eine Szene, die von allen lange diskutiert wurde und in der Gästeakteur Tobias Stumpf als Folge seiner Tätlichkeit mit Rot vom Platz gestellt wurde. Was war passiert? An der rechten Außenbahn behakten sich Marcel Burkard und Tobias Stumpf. Mit einem kurzen Trikotziehen vom Frohnlacher Burkard versuchte sich dieser im Laufduell einen Vorteil zu verschaffen. Tobias Stumpf versuchte sich aus dieser kurzen Umklammerung genau vor den Augen des Linienrichters zu befreien, jedoch griff er zu einer sehr rabiaten Maßnahme und traf seinen Gästespieler mit der Faust auf der Brust. Die Konsequenz dieser Szene lautete nach kurzer Rücksprache mit dem Schiedsrichter Rot für Stumpf und Gelb für Burkard. Auch wenn der Gästefanblock das so nicht wahrhaben wollte, war diese Entscheidung vollkommen richtig. Dieser Platzverweis sollte dann schließlich auch der Startschuss für den VfL sein, das Spiel endgültig in die Hand zu nehmen und entscheiden zu können. Nun kamen die Männer von Thomas Hüttl endlich auch zum Abschluss. In der Folgezeit scheiterten kurz nacheinander Gökhan Yetkin und Marcel Burkard mit ihren Schüssen. Das Spiel lief nun aber für die Frohnlacher, die Pässe in die Tiefe vom Frohnlacher Spielgestalter Bastian Renk fanden nun auch meist ihren Abnehmer und sorgten für große Gefahr. Wie aus dem Nichts fiel dann allerdings die erneute Memmelsdorfer Führung und wer, außer dem Phantom Mario Meth, sollte diese eine Chance nutzen können? Mitten in die Drangphase der Heimmannschaft startete Bernd Schütz einen schnellen Konter und bediente den völlig frei gelassenen Mario Meth. Der startete genau im richtigen Moment und konnte so unbedrängt auf Heimkeeper Thomas Weller marschieren und mit einem gekonnten Lupfer schließlich auch überwinden. Diese Führung hatten die knapp 300 Zuschauer nicht mehr für möglich gehalten. Der SVM war fast ausschließlich nur noch mit Defensivaufgaben beschäftigt. Die Frohnlacher waren allersdings allesamt einfach ohne Absicherung zu weit aufgerückt und waren natürlich deswegen mit diesen schnellen Vorstößen verwundbar. 64 Minuten waren gespielt und es stand 2:1 für die Gäste also. Doch die Freude sollte wirklich nicht lange anhalten. Im direkten Gegenzug beschenkte sich das Geburtstagskind Sinan Bulat nämlich selbst. Nach einer Flanke von Rene Schubarth flog der Ball über die gesamte Abwehr durch den Strafraum. Am Ende befand sich auf einmal der Frohnlacher Sinan Bulat völlig freistehend und vollstreckte mit einer Direktabnahme zum erneuten Ausgleich. Besser hätten die Gastgeber nicht auf den erneuten Rückstand reagieren können und nun wollten sie auch mehr. Die Memmelsdorfer kamen hinten nicht mehr raus, der VfL hingegen ließ den Ball gekonnt laufen und versuchte sich Torchancen zu erarbeiten. Meist war jedoch am Gästebollwerk Schluss oder der Abschluss war zu überhastet und ungenau, so dass die Bälle entweder über das Tor gingen oder Christian Bergmann im Gästetor meist keine großen Probleme hatte. Einzig bei der Torchance von Bastian Renk reagierte der Gästekeeper glänzend und parierte den Ball zur Seite, indem er sich mächtig streckte. Das Spiel schien also auf ein 2:2 herauszulaufen, was Norbert Schlegel auch vor dem Spiel getippt hatte. Ein Spieler hatte jedoch etwas dagegen. In der 88. Minute grätschte der Memmelsdorfer Roland Kropf in Strafraumnähe ziemlich kopflos in den Mann und verursachte so nochmal einen brandgefährlichen Freistoß. Bastian Renk, Kopf der Frohnlacher Offensive, übernahm sofort Verantwortung und legte sich den Ball zurecht. Und es kam, wie es kommen musste. Denn jede Serie hat irgendwann ein Ende und so zirkelte er den Ball für seine Frohnlacher über die Mauer zum viel umjubelten 3:2-Endstand ins Tor.
Norbert Schlegel konnte es kaum fassen und haderte schon direkt auf dem Platz mit seinen Akteuren, die eine zweimalige Führung nicht über die Runden bringen konnten. Auf Frohnlacher Seite schienen die Verhältnisse jedoch nun wieder gerade gerückt zu sein. Die Mannschaft von Thomas Hüttl zieht mit diesem Dreier wieder an Memmelsdorf vorbei ans rettende Ufer. Memmelsdorf rutscht mit diesem Last-Minute Gegentreffer hingegen auf den Relegationsplatz. Mit ein wenig mehr Glück hätten die Gäste heute sicherlich einen Punkt erkämpfen können, der Sieg für den VfL Frohnlach ging jedoch aufgrund der reiferen Spielanlage und besonders auch wegen der zweiten Halbzeit absolut in Ordnung.
Spielbericht eingestellt am 06.12.2009 13:44 Uhr