Beide Mannschaften hatten zuletzt Rückschläge im Kampf um den Klassenerhalt einstecken müssen. Während die SpVgg Bayreuth unter der Woche zuhause gegen den FC Ismaning 0:1 unterlag und damit den Vorsprung auf den Schleuderplatz nicht vergrößern konnte, hat der SV Memmelsdorf zuletzt viel brotlose Kunst abgeliefert. Zwar erspielten sich die Kicker von der Schmittenau vier Unentschieden in Folge, da die Konkurrenz aus Ansbach und Großbardorf ebenfalls konstant punktete wuchs der Rückstand auf den Schleuderplatz bereits auf drei Punkte an. Die Voraussetzungen waren klar. Während Memmelsdorf unbedingt dreifach punkten wollte, um den Rückstand auf die spielfreien Großbardorfer einzuholen, hätten die Altstädter mit einem Punktgewinn generell leben können. Trainer Klaus Scheer, der nach der Saison die Kommandobrücke verlassen wird, sah dies allerdings anders: "Wir müssen dort gewinnen, wollen wir nicht Gefahr laufen, ganz hinten reinzurutschen."
Und so ging seine unverändert aufgelaufene Elf auch in die Partie. Die Abwehr um Routinier Rainer Lindner, der für Jungstürmer Tobias Seifert zurück in die Startformation rückte, hatte nach nur zwei Minuten eine gewaltige Schrecksekunde zu überstehen. Nach einem Fehlgriff von Keeper Christian Bergmann hatte Biste im Anschluss an einen Riester-Freistoß die große Chance, seine Farben in Front zu bringen. Nach Meinung des Unparteiischen Florian Kornblum, dessen Entscheidungen immer wieder für Unmut bei den Gästen sorgte, hatte das Spielgerät die Linie noch nicht in vollem Umfang überschritten - es blieb torlos. Doch nicht lange. Nach einem ungestümen Einsatz im Laufduell zwischen Florian Wurster und dem nach der Partie wieder in die Schweiz zurückkehrenden Marco Müller pfiff Kornblum Freistoß für die Memmelsdorfer. Und Michael Massak erwies sich als Meister seines Faches und zirkelte das Leder punktgenau und unhaltbar für Keeper Schürenberg über die Drei-Mann-Mauer in den Torwinkel - ein Traumtor brachte den SV in Führung.
Herbert Biste (gelb) und Marco Müller (rot) im Kopfballduell.
Andi Bär
Es entwickelte sich ein flottes Spielchen, das allerdings immer wieder durch leichtsinnige Abspielfehler im Mittelfeld in seinem Fluß unterbrochen wurde. Eines war offensichtlich, beiden tut der Abstiegskampf nicht gut. Während den Memmelsdorfern in echter Spielmacher abging - Michael Massak tauchte im Spiel abgesehen von zwei dann auch zu Toren führenden Freistößen nahezu komplett ab - fehlte im Bayreuther Offensivspiel die Dynamik. So blieben vereinzelte gute Tormöglichkeiten die Ausnahme. Meths Direktabnahe blockte Manndecker Florian Jakl ab, ein feiner 18-Meter-Drehschuss des Torjägers strich in der 18. Minute über die Querlatte. Auf der Gegenseite entschärfte der ehemalige Altstädter Christian Bergmann eine Klaszka-Direktabnahme, war nach Bistes Flankenball kein Angreifer mitgelaufen, der diesen in der 31. Minute hätte verwerten können und parierte Bergmann im Nachfassen einen Pfann-Weitschuss gerade noch vor seinem früheren Weidener Teamkollegen Michael Riester. Es brannte vor dem Pausentee lichterloh im Memmelsdorfer Strafraum. Glück hatte Rainer Lindner. Schiedsrichter Kornblum fand sein Einsteigen gegen Torjäger Christopher Klaszka nicht elfmeterwürdig. Eine Szene, die Altstadt-Trainer Klaus Scheer erzürnte: "Er muss uns zwei klare Elfmeter pfeifen," haderte er nach dem Schlusspfiff. Seine Elf ließ sich von der Fehlentscheidung nicht beirren. Nur zwei Minuten später musste "Toto" Stumpf nach einer Klaszka-Flanke in höchster Not per Kopf vor dem einschussbereiten Michael Riester klären. Und mit dem Halbzeitpfiff fiel der vermeintlicheAusgleich. Keeper Christian Bergmann sprang nach einer Goss-Ecke in zwei seiner Mitspieler, den Abpraller wuchtete Florian Jakl humorlos ins Tordreieck - zum Entsetzen der Gäste erkannte der Schiedsrichter ein Foulspiel an Bergmann. Eine Situation, die den eigentlich besonnenen SpVgg-Kapitän Ingo Walther nicht kalt ließ. Für einige deutliche Worte in Richtung des Referees sah er die Gelbe Karte - eine am Ende noch wichtige Tatsache.
Andreas Goss "kopflos" - lange Zeit hatten Bernd Schütz und sein SVM die Fußspitze näher am Ball. Am Ende reichte es dennoch nicht zu einem Sieg.
Andi Bär
Nach dem Pausentee drehten die Memmelsdorfer an der Temposchraube. Unerklärlicherweise stellten sie ihre Offensivbemühungen trotz taktisch unveränderter Marschroute nahezu ein. Der SV fand nach vorne nicht mehr statt. Nur eine einzige Situation konnten die Hausherren noch für sich verzeichnen. Die war aber von Erfolg gekrönt. Wieder war es Michael Massak, der einen ruhenden Ball in die Mitte brachte. Nach einem Fehlgriff von Florian Schürenberg stand Mario Herrmannsdörfer goldrichtig. Der nächstes Jahr in Oberhaid als Spielertrainer tätige Ex-Altstädter wuchtete das Leder per Kopf zur scheinbaren Vorentscheidung in die Maschen. Es deutete nichts auf eine Wende im Spiel hin. Die Wagnerstädter mühten sich wohl redlich, schafften es aber nicht gegen die sicher stehende SV-Hintermannschaft entscheidende Akzente zu setzen.
Als der mittlerweile 40-jährige Kapitän Ingo Walther nach einem Pressschlag vor den beiden Auswechselbänken auch noch zur Überraschung aller seine zweite Gelbe Karte sah und das Geschehen fortan aus dem gut 250 Mann starken Fanblock der Bayreuther verfolgte, schien das Spiel endgültig gelaufen zu sein. Doch wie so oft bekam eine Mannschaft, die zahlenmäßig unterlegen ist, die zweite Luft. Nur drei Minuten nach dem Platzverweis schlug Alexander Kossmann zu. Dessen früherer Teamkollege Christian Bergmann klärte gegen den nach feiner Riester-Vorlage alleine vor ihm auftauchenden Michael Pfann mit einer Faustabwehr. Den lange in der Luft befindlichen Ball drückte Kossmann per Kopf über die Linie. Schon drei Minuten später hätte es zum Ausgleich kommen können. Nach einem Foul an Kossmann, verlegte der Schiedsrichter das Geschehen außerhalb des Strafraumes - unabhängig, dass das Foul als solches nicht unbedingt ahndenswert gewesen wäre. Anstatt Elfmeter gab es nur Freistoß, der wirkungslos verpuffte. Auch Klaszka und Kossmann hätten treffen können, wurden im letzten Moment abgeblockt. Und als Bergmann einen Riester-Freistoß in der 82. Minute sehenswert über die Querlatte lenkte, schien Memmelsdorf noch immer die besseren Karten zu haben. Nicht mehr lange. Goss' Eckball fand den Kopf von Christopher Klaszka, der das Leder am von Manndecker Horbelt behinderten Schlussmann vorbei in die Maschen drückte - der Altstädter Jubel kannte keinerlei Grenzen mehr.
Schließlich war das Remis und die Einstellung vor dem Oberfrankenklassiker gegen Hof am kommenden Mittwoch Gold wert, wäre man doch mit einer Niederlage ganz dick in den Abstiegskampf gerutscht, dort, wo der SV Memmelsdorf nach dem fünften Remis in Folge noch immer ist.
Spielbericht eingestellt am 18.04.2010 13:28 Uhr