"Hier können Sie eine Stadionzeitung haben, Papier ist eine der Sachen, die wir uns gerade noch leisten können." Mit ein bisschen Galgenhumor wird man derzeit beim FSV Erlangen-Bruck empfangen und auch sonst war das Hauptthema am Sportplatz an den Tennenloher Straße der Rücktritt des ersten Vorsitzenden und die Abstimmung der Vereinsmitglieder gegen den Aufstieg in die Regionalliga Bayern in der kommenden Saison. Eine schwierige Situation für alle Beteiligten, bei der das Geschehen auf dem Sportplatz beinahe in den Hintergrund rückt. Dennoch trat heute der SV Heimstetten in Erlangen an, ein Verein, der seit Jahren nur schwarze Zahlen schreibt, wie die mitgereisten Verantwortlichen aus aktuellem Anlass des Öfteren betonten.
Matthias Völker verursachte den von Gerd Klaus als umstritten bezeichneten Freistoß, der zum 0:1 führte.
Uwe Kellner
Zu den vereinsinternen Sorgen beim FSV Bruck fielen heute auch noch fünf Spieler aus der Startformation des vergangenen Wochenendes aus: Serdal Gündogan, Patrick Hagen, Adrian Mahr, Rico Röder und Aubrey Dolan, der nach dem Aufwärmen signalisierte, dass er heute nicht spielen kann. Bruck begann das Spiel aufgeweckt und kam zuerst zu Chancen. Tobias Plank brachte eine Flanke von rechts auf den heutigen Bayernliga-Debütanten Karlheinz Wiesenmayer, dessen Abschluss jedoch übers Tor ging. Auffälligster Spieler in der Anfangsphase war bei den Bruckern Christopher Schaab, der in mehreren Situationen seinen Gegenspieler aussteigen ließ und den Ball versuchte gefährlich in den Sechzehner zu spielen. Einer dieser gefährlichen Bälle landete bei Matthias Völker, dessen Torschuss aber auch am Tor vorbeizog. Auf der Gegenseite konnte Dominik Schmitt für Heimstetten ab und an seine Schnelligkeit gegen Roland Graf einsetzen, aber auch dadurch keine wirkliche Gefahr für den Brucker Kasten erzeugen. In der 24. Spielminute die entscheidende Szene in der ersten Halbzeit. Matthias Völker brachte einen Heimstettener Mittelfeldspieler kurz vor dem Sechzehner zu Fall und der Schiedsrichter entschied auf Freistoß. Es schien so, als ob Völker in dieser Aktion mit einem Fuß den Ball berührt hätte, aber mit dem anderen den Gegenspieler am Bein getroffen hat. Verzwickt. Alles Reklamieren half nichts und so folgte ein Freistoß 20 Meter halblinks vor dem Tor. Dominik Schmitt trat an und versenkte den Ball mit dem rechten Fuß über die Mauer hinweg ins Tor zum Führungstreffer. In der Folge immer wieder Bruck mit schönen Kombinationen in einem spielerisch ansehnlichen Spiel. Der letzte Pass in die Spitze oder die Hereingabe von der Grundlinie auf die Stürmer wurden jedoch schlecht gespielt und führten zu keiner zwingenden Torchance.
Debütant Karlheinz Wiesenmayer (Mi.) machte ein ordentliches Spiel.
Uwe Kellner
Der SV Heimstetten begann die zweite Halbzeit engagierter und auch in den Zweikämpfen merkte man dem SV den nötigen Siegeswillen an, den der FSV Bruck nach der Pause etwas vermissen ließ. Ein lax ausgetragener Zweikampf von Lunz im Mittelfeld und der darauf folgende Ballverlust, veranlasste den Spieler den ihm davoneilenden Gegner im Mittelfeld umzureißen. Das taktische Foul wurde mit einer Gelben Karte bestraft. Folgenschwer wie sich herausstellen sollte, denn einige Minuten später ein unnötiges Handspiel von Lunz am gegnerischen Sechzehner, das der Schiedsrichter mit einem Platzverweis ahndete. Die einstimmige Meinung der Zuschauer war danach, dass die zweite Gelbe für Lunz nur eine Frage der Zeit war und man dem hätte vorbeugen können. Bruck also nur noch zu zehnt und dem SV Heimstetten in Unterzahl völlig unterlegen. Man stellte das kontrollierte Fußballspielen ein und folglich das zweite Tor für die Gastmannschaft. Gianluca Simari setzt sich über rechts durch und brachte den Ball als Flanke in die Mitte. Kapitän Roland Graf konnte den Ball zwar noch klären, wurde dabei jedoch behindert und der somit missglückte Abwehrversuch landete vor den Füßen von Christopher Oretan, der den Ball aus elf Metern volley ins Tor schoss. Das Spiel war jetzt eigentlich gelaufen und auch der dreifache Wechsel von Gerd Klaus kurz nach dem zweiten Gegentreffer konnte daran nichts ändern. In der Folge leitete der Spieler Oretan, der das ganze Spiel wegen seiner beinahe perfekten Ballbeherrschung positiv auffiel, noch ein bis zwei Angriffe der Gäste ein, jedoch ohne negativen Ausgang für die Erlanger. Diese im Gegenzug hatten noch eine Großchance durch Felix Günther, der nach einem Zuspiel von Philip Snajder alleine auf Torwart Patrick Lehner zulief, diesen jedoch nicht überwinden konnte.
Ein Motivationsproblem war dem FSV Erlangen-Bruck zu Beginn des Spiels trotz vereinsinterner Querelen nicht anzumerken. Die Aktionen wurden sauber gespielt, vielleicht nicht mit dem letzten Biss, aber wer will das den Spielern bei der aktuellen Lage verdenken. Erst nach dem Platzverweis und dem zweiten Gegentreffer war der Wille der Erlanger gänzlich gebrochen. Betrachtet man die verletzungsbedingten Ausfälle, muss man dem FSV heute jedoch trotzdem eine ansprechende Leistung attestieren. Man merkte den Spielern an, dass sie die Saison noch anständig zu Ende spielen wollen. "Wer weiß, wann wir mal wieder mit einer so tollen Truppe zusammenspielen können", so nur eine von vielen Anmerkungen aus der Brucker Mannschaft.
Spielbericht eingestellt am 21.04.2012 11:37 Uhr