Der Saisonabschluss hatte für beide Mannschaften noch ein richtiges Schmankerl parat. Beim Finale des Ligapokals im oberbayerischen Eichstätt erwartete den Sieger nicht nur der Einzug in die Hauptrunde des DFB-Pokals mit der damit verbundenen nationalen Präsenz, sondern auch eine lukrative Antrittsprämie, die bei 175.500 Euro liegt. Die wollte sich natürlich Gastgeber VfB Eichstätt nicht entgehen lassen, der mit einem 2:1-Sieg gegen den TSV Buchbach den Sprung ins Endspiel geschafft hatte. Vor ausverkauftem Haus – mehr als die 450 Zuschauer waren nicht zugelassen – hoffte die Elf von Markus Mattes besonders auf den Heimvorteil und den besonderen Charakter von Pokalspielen. Denn in der Punkterunde musste sich seine Mannschaft den Bayreuthern zweimal knapp geschlagen geben: Immerhin schaffte sie aber beim ersten Aufeinandertreffen im Ligapokal Ende September 2020 in der Wagnerstadt nach 0:2-Halbzeitrückstand noch ein 2:2-Remis. Freilich war die Altstadt zuletzt völlig unberechenbar - nicht nur, was die höchst unterschiedlichen Aufstellungen in den vergangenen Partien betraf. Während die SpVgg Bayreuth gerade in den ersten beiden Begegnungen mit Aschaffenburg gute Auftritte hinlegte, enttäuschte sie gegen Schweinfurt und zeigte gegen Illertissen Licht und Schatten. Insofern war es wohl wieder einmal die Tagesform, die in diesem Endspiel den Ausschlag geben konnte.
Markus Ziereis (Nr. 11) wird im letzten Moment geblockt.
Hans Wunder
Vor der Partie gab sich Gästecoach Timo Rost zuversichtlich und gut gelaunt, hielt einen kleinen Plausch mit den einheimischen Zuschauern und strotzte vor Siegesgewissheit. Allerdings musste er in den Anfangsminuten kurz durchschnaufen, als VfB-Kapitän Fabian Eberle erst einen Konter einleitete, dann die Kugel zurückbekam und seinen wuchtigen Schuss (7.) aber zu zentral ansetzte. Damit war das Kapitel "nennenswerte Offensivaktionen" für die Oberbayern aber für längere Zeit beendet. Denn nun nahm die Rost-Elf die Sache in die Hand. Während der Freistoß von Steffen Eder sein Ziel noch knapp verfehlte (7.), fasste Mittelfeldmann Chris Wolf eine Bogenlampe kurz entschlossen ab und traf mit seinem Flachschuss zum 0:1 (14.) ins linke Eck. "Für uns war das ein Schock, denn wir haben anschließend den Faden verloren", analysierte VfB-Trainer Markus Mattes nach der Partie und räumte ein, dass auch der Gegner großen Anteil daran hatte. "Bayreuth hat dann das Tempo extrem erhöht und wir konnten nicht mitgehen." Dadurch nahm der Altstadt-Express nun richtig Fahrt auf, es kam zu Torchancen im Minutentakt. Makarenko aus spitzem Winkel (17.), Knezsevic aus dem Gewühl (22.) oder Nollenberger nach starker Einzelleitung und Pfostentreffer (24) hätten bereits den zweiten Treffer markieren können. Letztlich war es dann Markus Ziereis vorbehalten, die Altstädter auf die Siegesstraße zu schiessen. Nach einer präzisen Nollenberger-Flanke zirkelte er das Leder per Kopf (29.) genau in den Winkel zum 0:2. Während der einheimische Sebastian Graßl kurz vor der Pause ein kurzes Lebenszeichen sendete und aus drei Metern gerade noch geblockt werden konnte, zeigten sich die Bayreuther deutlich treffsicherer. Nach einer Ecke war plötzlich Patrick Weimar per Kopf zur Stelle und lenkte die Kugel zum 0:3 (44) ins lange Eck. Danach musste der Ur-Bayreuther erst wieder mit dem Lasso eingefangen werden.
Dagegen gewann Patrick Weimar (re.) die entscheidenden Duelle.
Hans Wunder
"Im Fußball ist viel möglich. Aber dann musst du eben gleich das Tor machen", sagte der Eichstädter Trainer mit Blick auf die Gelegenheit von Philipp Federl, der gleich zweimal (49.) an Keeper Kolbe scheiterte. Danach stemmten sich die Gäste mit viel Kampfkraft gegen die Bemühungen der Eichstätter, weitere Möglichkeiten zu generieren. Und mit der Zeit ergaben sich für die SpVgg-Stürmer immer mehr Räume. Allerdings fehlte nun etwas die Zielstrebigkeit der ersten Hälfte, als der bienenfleißige Ivan Knezsevic aus guter Schussposition den Mitspieler suchte und dann gegenüber Keeper Felix Junghan einen Schritt zu spät (67.) kam. Bayreuth stand jetzt tief - mit der ersten Reihe etwa zehn Meter hinter der Mittellinie - und musste vielleicht unübersichtliche Situationen überstehen, ließ aber keine klaren Torchancen zu. Das war auch der Einwechlung der Abwehrstrategen Edwin Schwarz und Philip Messingschlager geschuldet, die sich mit frischen Kräften einem möglichen Gegentor entgegenstemmten. Auf der anderen Seite verpasste es der kopfballstarke Steffen Eder nach einem Freisoß, für die endgültige Entscheidung zu sorgen. - er köpfte (82.) etwa einen Meter über den Kasten. Bei Eichstätt machte sich nun etwas Frust breit, was sich in kleineren verbalen Scharmützeln ausdrückte. Aber alles ganz harmlos, wie auch der gute Schiedsrichter Florian Badstübner richtig erkannte. Am Ende konnte das Bayreuther Lager den Schlusspfiff nicht mehr erwarten. Es spritzte der Sekt, denn die Altstädter sind nach über 14 Jahren wieder in der ersten Runde des DFB-Pokal Hauptrunde vertreten.
Routinier Anton Makarenko (li.) zeigt Florian Lamprecht eine Finte, die er noch nicht kannte.
Hans Wunder
Die SpVgg Bayreuth scheint immer mehr zum Angstgegner der Eichstätter zu werden, denn die Altstädter verbuchten nach einem Remis bereits den dritten Sieg im vierten Spiel gegen den Ligakonkurrenten. Jetzt sind auf der Jakobshöhe am 4. Juli alle Blicke auf die Auslosung der ersten Hauptrunde im DFB-Pokal gerichtet. Ein Geldsegen ist der Gelbschwarzen bereits durch das Antrittsgeld sicher, ein zweiter könnte durch einen attraktiven Gegner und zahlreiche Zuschauer folgen. Trainer Timo Rost schwärmte, dass "Historisches" erreicht wurde und hat mit dem Erfolg gute Voraussetzungen geschaffen, dass auch die neue Regionalligasaison mit viel Elan angegangen wird. Zudem hat seine Mannschaft die Kritiker und Dauernörgler Lügen gestraft, die die notwendigen Sanierungsmaßnahmen im Hans-Walter-Wild-Stadion nach verpassten Aufstieg auf den Stankt-Nimmerleinstag verschieben wollen. Mit den Altstädtern ist künftig zu rechnen und wohl auch mit den Eichstättern. Die Oberbayern spielen jetzt gegen den SV Wacker Burghausen, der das Finale der Ligapokal-Trostrunde beim Regionalliga Bayern-Meister 1. FC Schweinfurt 05 mit 2:1 (0:0) gewann und jetzt im Viertelfinale des Toto-Pokals die Mattes-Schützlinge empfängt.
Spielbericht eingestellt am 09.06.2021 00:41 Uhr