Schon weit eine Stunde vor Spielbeginn strömten die ersten Zuschauer auf die bestens vorbereitete Anlage der SpVgg Germania Ebing, um den Bundesligisten SC Freiburg zum Duell in der 2. Hauptrunde des DFB - Pokals Willkommen zu heißen. 1000 Freunde des Frauenfußballs sollten es werden, die ihr Kommen wahrlich nicht bereuen sollten. Neben zehn zum Teil sehenswert herausgespielten Toren bekamen sie einen sympathischen Auftritt der Elf aus dem Breisgau und eine leidenschaftliche kämpfende Mannschaft des Gastgebers zu sehen. Erst als die Kräfte zusehends schwanden, wurde es auch auf der Ergebnistafel eine deutliche Angelegenheit, dem Stolz der Abicher ob der gezeigten Leistung soll und darf dies jedoch keinen Abbruch tun.
Luisa Eiermann (re.) versucht sich freizublocken, doch Jana Vojtekova verändert mit dem Kopf die Flugbahn des Balles.
Bernd Riemke
Ein Freistoß von Kayikci, ein Kopfball aus unmittelbarer Nähe durch Fölmli, ein platzierter Distanzschuss von Memeti und eine glasklare Möglichkeit im eins gegen eins erneut durch Fölmli - all diese mehr als nennenswerten Chancen wurden eine sichere Beute von Anja Gasster. Die 20-Jährige zwischen den Pfosten der SpVgg Ebing zeichnete sich gleich mehrmals gegen die Übermacht des SC Freiburg aus und erhielt nicht selten Applaus auf offener Szene von den 1000 begeisterten Zuschauern, die einem äußerst ansehnlichen Fußballspiel beiwohnten. Äußerst ansehnlich, weil der Sportclub von der Dreisam seine Ankündigung wahr machte und von Beginn an schnörkellosen Offensivfußball zeigte. Bereits in der fünften Minute eröffnete Svenja Fölmli, die in der Folge enorme Präsenz im Sturmzentrum ausstrahlte, den Torreigen, doch von dem frühen Rückstand ließ sich der heimische Landesligist nicht beirren. In einem defensiven 5-4-1 begegnete Ebing der fußballerischen Übermacht und warf sich beherzt in die Zweikämpfe. Stellenweise gelang es den Gastgeberinnen das Leder in den eigenen Reihen laufen zu lassen, doch letztlich fehlte der unermüdlich rackernden Caro Eberth, die mit einem Fernschuss aus etwa 30m den einzigen Torschuss der Germania abgeben sollte, in der Vorwärtsbewegung die Unterstützung aus den eigenen Reihen. "Wenn wir auf ein eigenes Tor spielen, sind wir hinten viel offener", sagte Trainer Eiermann nach der Partie, in der seine Landesliga-Spitzenreiterinnen darauf aus waren, das Ergebnis im einstelligen Bereich zu halten. Gerade vor dem Seitenwechsel gelang die Schneiderbanger & Co bravourös. Mit 0:3 ging es in die Kabinen, wobei gerade die diagonalen Spielverlagerungen von den Hausherrinnen gut verteidigt wurden, so dass diese nicht selten im leeren Raum landeten.
Saskia Frembs (li.) hat im Zweikampf mit Riola Xhemaili nur Augen für den Ball.
Bernd Riemke
Eine Viertelstunde lang hielt sich die SpVgg im zweiten Durchgang tapfer - gemessen an den Gegentoren. Dann gelangen dem Bundesligisten in zehn Minuten vier Treffer und die Kräfte auf Ebinger Seiten schwanden zunehmend. Der SC Freiburg lieferte dem dankbaren Publikum jedoch ohne nachzulassen Anschauungsunterricht hautnah. Janina Minge war Dreh- und Angelpunkt im Zentrum und auf den Flügeln gefiel vor allem Youngster Nia Szenk mit zielstrebigen Dribblings. Äußerst geduldig, passsicher und mit zielgenauen Spielverlagerungen spielten sich die Breisgauerinnen ihre Tormöglichkeiten sehenswert heraus und lieferten dabei gerade im Abschluss manch technisches Kabinettstückchen, das das staunende Publikum erstrahlen ließ. Diese Zuschauer honorierten aber völlig zu Recht auch den aufopferungsvollen Kampf der Heimelf und bedachten diese für beinahe ausnahmslos jede gelungene Aktion mit prächtigem Applaus. Mutig und unerschrocken versuchte es Ebing bei den seltenen eigenen Angriffen zielstrebig nach vorne zu kommen und deutete dabei das eigene Potenzial mehr als nur an. Nationalspielerin Hasret Kayikci, die nach einem lupenreinen Hattrick sogar noch ihren persönlichen Viererpack schnüren sollte, ragte aus einer homogenen Gästeelf noch heraus. Nach dem 0:8 standen noch gut zwanzig Minuten auf der Stadionuhr, in denen Ebing die letzten Kräfte mobilisierte und Rebecca Knaak & Co bis zum allerletzten Angriff bei einem einstelligen Ergebnis hielt. Dann setzte Nesthäkchen Marie Müller jedoch den Schlusspunkt unter ein Fußballfest und besiegelte mit dem zehnten Treffer das zweistellige Ergebnis.
Lena Stengel (re.) lässt Tyara Buser ins Leere laufen.
Bernd Riemke
Dieses 0:10 sollte die stolze Freude über einen außergewöhnlichen Auftritt der eigenen Mannschaft im Lager der SpVgg Ebing jedoch nicht wirklich trüben. Zumal auch die Zuschauer den Fight der Gastgeberinnen honorierten und den Protagonistinnen einen unvergesslichen Pokalnachmittag bescherten. Der sympathische Bundesligist stand nicht nur den Spielerinnen der SpVgg für jegliche Autogrammwünsche bereitwillig und geduldig zur Verfügung und verabschiedete sich somit nachhaltig positiv aus dem Frankenland, wo der Vorjahreshalbfinalist im DFB-Pokal sicher einige neue Fans gewonnen hat. Die SpVgg Ebing darf im doppelten Sinne auf ein herausragendes Event blicken. Zum einen suchte die nahezu perfekte Organisation des Fußballnachmittags bei Kaiserwetter ihresgleichen, zum anderen belohnte sich die Mannschaft mit ihrem couragierten Auftritt für das Spiel ihres Lebens und dürfte in Abendstunden bei der "Zeltabrissparty" so manchen Schulterklopfer überaus dankbar entgegengenommen haben. Und womit? Mit Recht. Vollkommen zu Recht!
Spielbericht eingestellt am 25.09.2021 20:30 Uhr