von Viktoria Aschaffenburg
Am 8. Spieltag der Regionalliga Bayern hatten sage und schreibe 985 Zuschauer den Weg zum Stadion am Schönbusch gefunden, die Mehrzahl sicherlich in Erwartung des ersten Heimsieges der gastgebenden Viktoria. Gegner Schweinfurt 05 hatte den verheißungsvollen Start in die Runde durch zuletzt zwei Niederlagen in Folge neutralisiert und war dadurch auf den Aufsteiger-kompatiblen Rang 15 der Regionalliga-Tabelle zurückgefallen.
Das Spiel vor gut gefüllten Rängen als Fußball-Leckerbissen zu bezeichnen, wird dem Geschehen auf dem grünen Rasen schwerlich gerecht. Beide Teams waren sich im negativen Sinne ebenbürtig im Produzieren einer Vielzahl von Fehlpässen im Spielaufbau, die jeden Ansatz eines geordneten Offensivspiels schon im Keim erstickten. Folge: Beide Abwehrreihen konnten in der ersten Halbzeit eine ruhige Kugel schieben. Der Schiri musste schon die Pfeife zum Mund nehmen und mit Abpfiff drohen, ehe Petrit Topic mit einer sehenswerten Einzelaktion der blendenden Farblosigkeit der ersten 45 Minuten wenigstens noch ein kleines Farbtüpfelchen aufzusetzen vermochte. Endstation war Schweinfurts Torhüter Christopher Pfeiffer. FC-Trainer Gert Klaus war denn auch in der anschließenden Pressekonferenz um Erklärung bemüht, indem er die Verkrampftheit seines Teams auf die zwei zuvor erlittenen Niederlagen und ihre journalistische Aufarbeitung in der Lokalpresse zurückführte.
Zurück zum Spiel: Start in die zweite Halbzeit wie gehabt, bis sich in der 51. Minute in die organisierte Planlosigkeit eine erste brauchbare Flanke der Grün-Weißen hineinmogelte, in die Stürmer Peter Heyer nur noch den Kopf hineinzuhalten brauchte. Stefan Steigerwald war noch dran, konnte den Einschlag aber nicht mehr verhindern. Die Viktoria reagierte mit wütenden Angriffen, die aber in Ermangelung eines Konzepts die kompakte Schweinfurter Abwehr vor keine allzu großen Probleme stellte. Ein ums andere Mal lief man sich in der vielbeinigen Abwehr fest oder wurden hohe Bälle von der kopfballstarken Schweinfurter Defensive aus der Gefahrenzone befördert. Auf der Gegenseite hätten die Gäste, denen in der Offensive jetzt mehr Raum zugestanden wurde, in der 70. Minute den Sack schon zumachen können, als Schweinfurts Seubert frei vor Stefan Steigerwald auftauchte, aber das Leder weit über das Tor drosch. Dürfte diese Aktion den gut 100 mitgereisten Schweinfurter Fans schon gewöhnungsbedürftig angemutet haben, so wurde die auf der Gegenseite nur vier Minuten später noch getoppt. Angefangen hatte als mit der ersten gut getimten Flanke der Weiß-Blauen und dem darauf folgenden Kopfball von Zino Zampach, der Schweinfurts Torwart Christopher Pfeiffer zu einem meisterlichen Reflex auf der Torlinie zwang. Obwohl das Leder vier Meter frei vor dem leeren Tor lag, setzte Zampach den goldenen Schuss neben das Gehäuse. Diese Szene griff Coach Komljenovih in der Pressekonferenz auf, als er treffend analysierte, dass es angesichts des Auslassens solcher Torchancen sich erübrigt, das Argument des jugendlichen Alters seiner Truppe zu bemühen.
Aber der Fußballgott meinte es zunächst noch gut mit dem SVA. „Ausgleichende Gerechtigkeit“ – wenngleich das Wort hier eigentlich fehl am Platz ist – in der 84. Minute, als Daniel Cheron ohne deutlich erkennbare gegnerische Regelwidrigkeit fiel, der Schiedsrichter aber sofort auf den ominösen Punkt zeigte. Genau so wenig ein Strafstoß wie der zuletzt gegen den SVA in Hof gepfiffene. Topic war`s egal: Er versenkte den Ball links unten. Der „Diensteifer“, den die Weiß-Blauen in den Schlussminuten entwickelten, um doch noch zu dem begehrten Dreier zu gelangen, kontrastierte auffallend zu ihrer über weite Strecken des Spiels an den Tag gelegten gehemmten Passivität.
Freilich erst im Nachhinein lässt sich sagen: Wären sie nur mal beim in diesem einen Falle „gesunden“ Phlegma geblieben, denn das aufgrund der hektischen Betriebsamkeit in den Schlussminuten hin- und herwogende Geschehen entfaltete eine Dynamik, die den Hausherren das Genick brechen sollte. Man schrieb die 94. Minute, als Schweinfurts Torjäger Tom Jäckel nach einem Bilderbuch-Diagonalpass per sehenswerter Direktabnahme mit Zwischenstation Innenpfosten das Schicksal der Viktoria besiegelte.
Und noch einmal O-Ton Slobodan Komljenovic: Am nächsten Spieltag reisen seine derzeit arg gebeutelten Schützlinge zum „leichtesten Spiel der Saison“ beim souveränen Tabellenführer FC Bayern München II. „Unser Ziel ist ein Punkt“, hofft er, dass seinen Mannen bei so viel Unbeschwertheit Flügel wachsen.
Spielbericht eingestellt am 20.08.2013 09:39 Uhr