Im Vorfeld der Partie sprach SpVgg-Coach Marc Reinhardt von einem "Schlüsselspiel". Mit einem Sieg in Fürth hätte man schließlich einen direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt um weitere drei Punkte distanzieren können. Nach dem jüngsten 4:1-Testspielerfolg gegen Hof waren die Bayreuther auch zuversichtlich gestimmt. Bis eben die Fürther Aufstellung in die Kabine flatterte: Darauf standen acht Lizenzspieler aus dem zumindest erweiterten Zweitligakader, in dem vier bis fünf Spieler auch regelmäßig ihre Einsatzzeiten in Deutschlands zweihöchster Eliteliga sammeln. Die Spielverlegung auf einen Wochentag sorgte daher im Vorfeld wieder einmal für hitzige Diskussionen. Die Spieler sollte dies indes weniger beeinflussen wie Philipp Hannemann nach der Partie erzählte: "Davon nimmt man kurz Notiz, aber auf dem Platz spielt das keine Rolle mehr." Ein paar Prozentsätze sollte es aber wohl dennoch frei gesetzt haben. Marc Reinhardt hatte nach den jüngsten Trainingseindrücken dennoch ein "gutes Gefühl". Jenes Gefühl veranlasste der Altstädter Coach auch zu einem Torwartwechsel: Für Stammkeeper Jonas Hempfling stand Routinier Christian Berchthold etwas überraschend zwischen den Pfosten. Ansonsten setzte der Gästetrainer auf die erwartete Stammformation, die auf den beiden Außenbahnen durch Chris Wolf und Thore Dengler vervollständigt wurde, nachdem die beiden etatmäßigen Außenverteidiger Bastian Horter und Steffen Jainta sich nach überstandener Verletzungen erst im Aufbautraining befinden. Weitaus weniger Personalsorgen hatte da Kleeblatt-Coach Thomas Kleine, auch wenn er mit dem verletzten Tim Danhof und Keeper Marius Funk sowie den gesperrten Arman Corovic drei Akteure ersetzen musste. Nachdem der ehemalige Profi-Kicker aber aus dem Zweitligakader namhafte Unterstützung erhielt, konnte er das locker verschmerzen. Nach der verpatzten Generalproben (0:6 gegen Unterhaching) war die Marschroute für das erste Heimspiel des Jahres aber klar: „Wir wissen um die Bedeutung der Partie und wollen mit Leidenschaft und Einsatz ins Spiel gehen."
Dominik Schmitt überbrückt das Mittelfeld mit Tempo: Darauf hatten es die Gäste immer wieder abgesehen.
Thomas Nietner
An Leidenschaft und Einsatz mangelte es aber über die gesamte Spielzeit beiden Mannschaften nicht. Vor dem schweren Gastspiel am kommenden Donnerstag an der Säbener Straße wollten die Altstädter keinesfalls mit leeren Händen die Heimreise antreten. Von daher versteckte man sich nicht vor der aufgestockten Heimelf, sondern suchte in der Anfangsphase durchaus den Weg nach vorne. Patrick Weimar prüfte gleich nach drei Spielminuten den Ex-Hertha-Keeper Sascha Burchert im Fürther Tor. Das Hauptaugenmerk der Gäste lag aber dennoch auf der Defensive. Sicher stehen und aus einer kompakten Abwehr umschalten, so der Matchplan der Altstädter, der in den ersten Spielminuten gut aufging. "Die ersten zehn Spielminuten waren wir gut in der Partie, aber dann sind wir schwer in die Zweikämpfe gekommen", wendete sich das Blatt aus Sicht von Innenverteidiger Philipp Hannemann aber im weiteren Spielverlauf zugunsten der Hausherren. Bis dahin zeigte sich Marc Reinhardt mit dem Auftritt seiner Elf jedoch zufrieden: "Wir haben Fürth gut von unserem Tor fern gehalten." Und tatsächlich dauerte es eine gewisse Zeit, ehe sich das Kleeblatt trotz spielerischer Überlegenheit erstmals gefährlich dem Altstädter Tor nähern konnte. Die erste Torchance der Gastgeber hatte es dann aber auch in sich, so dass den Gelb-Schwarzen einen Moment lang der Atem stocken blieb: Der auffällige Tolcay Cigerci fasste sich aus der Distanz ein Herz und zog nach gut einer Viertelstunde einfach einmal ansatzlos ab. Sein Ball klatschte dabei von der Latte an die Innenseite des Altstädter Torgehäuses. Da blieb Keeper Christian Berchthold nur das Nachsehen. Aber Glück für die Gäste: Der Ball sprang dem Gästetorwart schließlich mitten in die Arme. Die Bayreuther Antwort: Ein Freistoß von Patrick Weimer, bei dem sich Sascha Burchert erneut weit strecken musste. Das sollte es dann aus Altstädter Sicht aber offensiv erst einmal gewesen sein, vielmehr musste man der Heimelf im einsetzenden Regen immer mehr das Spielfeld überlassen. Die Fürther deuteten dabei ihre Spielstärke an, zeigten aber auch woran es ihnen im Saisonverlauf schon fehlte: Die Durchschlagskraft in der Offensive. "Das ist schon die gesamte Saison unser Manko", bekannt später auch der eingewechselte Mergim Bajrami. So hielten die Altstädter Null - zumindest bis kurz vor dem Seitenwechsel. Denn just im äußerst ungünstigen Augenblick vor der Halbzeitpause kassierten die Gelb-Schwarzen dann doch noch den Gegentreffer. Nach einem lang gezogenen Freistoß schraubte sich Kleeblatt-Kapitän Julian Kolbeck am langen Pfosten am höchsten und köpfte zur nicht unverdienten Führung ein. Ärgerlich aus Altstädter Sicht, nachdem man bis dahin das eigene Tor gut verteidigt hatte. "Das Gegentor kann passieren, sollte aber nicht", ärgerte sich auch Philipp Hannemann über den Gegentreffer.
Chris Wolf (gelb) im Zweikampf mit Zlatko Tripic.
Thomas Nietner
Das Gegentor schien die Heimelf zu beflügeln. Denn in den ersten Spielminuten nach dem Seitenwechsel knüpften die Gastgeber nahtlos an die starke Phase vor der Pause an. Und die Altstadt? Die kam erst einmal kaum aus der eigenen Hälfte und musste sich erst einmal auf die Defensive beschränken. Das musste sie dann auch noch ohne Innenverteidiger Tobias Weber tun. Ein weiterer Rückschlag für die Gelb-Schwarzen: Nach einer Schulterverletzung musste der Ex-Cluberer durch Mikel Seiter ersetzt werden. Marc Reinhardt war daher zu Umstellungen gezwungen. Der eingewechselte Seiter rutschte auf die rechte Abwehrseite, Thore Dengler zog dafür in die Innenverteidigung. Doch auch die neuformierte Elf hielt dem Gegendruck der Gastgeber weiter stand. Zum Ärger des Fürther Trainers Thomas Kleine: "Wir haben verpasst, das zweite Tor nachzulegen." Und mehr noch: Nach knapp einer Stunde suchten die Altstädter auch wieder den Weg nach vorne. Das mussten sie schließlich angesichts des Rückstands auch. Und siehe da: Die Fürther Abwehr erwies sich auch nicht als unbedingt sattelfest. Marc Reinhardt forcierte nun das Offensivspiel seiner Elf und brachte mit Marius Strangl den zweiten Stürmer. Der Mut wurde auch prompt belohnt, als Anton Makarenko Kapitän Tobias Ulbircht im Fünfmeterraum bediente und damit den schönsten Altstädter Spielzug des Spiels zum Ausgleich in der 70. Spielminute abschloss. Nach einer starken Viertelstunde ging der Ausgleich zu diesem Zeitpunkt auch völlig in Ordnung. "Wir bestimmen das Spiel und laufen dann in einen Konter", ärgerte sich dagegen Kleeblatt-Coach Thomas Kleine auf der anderen Seite. Aber damit noch nicht genug: Beide Seiten klappten in der Schlussphase das Visier nach oben und spielten auf Sieg. So mussten beide Trainer bis zum Schlusspfiff noch die eine oder andere knifflige Situation überstehen. Dabei verzog erst der eingewechselte Mergim Bajrami aus aussichtsreicher Position weit über das Altstädter Tor, ehe Anton Makarenko in der Schlussminute, die beste Möglichkeit liegen ließ, doch noch drei Punkte aus dem Ronhof mitzunehmen.
Michael Krämer (gelb) unterbindet den Gegenangriff durch Tolcay Cigerci.
Thomas Nietner
Trotz der Großchance am Ende überwog bei SpVgg-Coach Marc Reinhardt am Ende aber doch die Freude über den Punktgewinn: "Wir haben uns den Punkt ein bißchen verdient. Fürth hatte sicherlich mehr Spielanteile, aber wir haben gut dagegengehalten. Mit Glück können wir die Partie auch gewinnen, mit Pech aber auch verlieren." Zudem stellte der 31-Jährige fest, dass sich seine Elf nach der Vorbereitung konditionell auf einem guten Niveau befindet und mit der verstärkten Profielf der Fürther gut mithalten konnte. Die Gäste schlichen dagegen überwiegend mit gesenktem Kopf vom Feld. Denn wie schon vor der Winterpause konnte sich die Kleeblätter von ihrer spielerischen Überlegenheit am Ende nichts kaufen. "Das Remis ist nicht leistungsgerecht: Wir hatten mehr Chancen und haben über weite Strecken der Partie das Spiel bestimmt. Nur der letzte Pass hat uns mal wieder gefehlt. Für uns fühlt es sich wie eine Niederlage an", schilderte Mergim Bajrami seine Gemütslage unmittelbar nach dem Schlusspfiff. Thomas Kleine richtete den Blick dagegen schon auf die kommenden Wochen und versuchte die positiven Dinge mit aus der Partie zu nehmen: "Die Richtung stimmt." Die stimmt aber auch den Gelb-Schwarzen. Die Reinhardt-Elf machte einen stabilen Eindruck im Ronhof. Mit viel Kampfgeist verdienten sich die Altstädter den Punkt am Ende redlich. Mit dem in Fürth getankten Selbstvertrauen geht es bereits am kommenden Donnerstag gen München. In der Landeshauptstadt wartet dann wohl wieder ein ungleiches Duell mit einer Bundesligareserve. Über die Spielansetzung lässt sich streiten. Die Altstädter gaben in Fürth jedoch auf dem Spielfeld die richtige Antwort und hielten dagegen.
Spielbericht eingestellt am 07.03.2017 07:37 Uhr