"Never change a winning team": Marc Reinhardt setzte auf die zuletzt siegreiche Elf gegen Illertissen. Viel Grund, eine Änderung vorzunehmen, gab es schließlich auch nicht. Für Dominik Schmitt, der nach einer Verletzung einen Teil der Vorbereitung verpasst hatte, kam ein Startelfeinsatz noch zu früh. Der Mittelfeldspieler saß daher erst einmal auf der Bank. Bei den Gästen nahm Trainer Stefan Leitl im Vergleich zur 0:5-Auftaktpleite bei den kleinen Bayern zwei Änderungen vor: Niko Reislöhner saß erst einmal nur auf der Bank und Alexander Kogler fehlte nach seiner roten Karte sowieso gesperrt. Dafür rutschten mit Amar Suljic und Profi-Leihgabe Gianluca Rizzo zwei neue Akteure in die Startelf. Mit der Elf, die im Mai drei Punkte aus dem Hans-Walter-Wild-Stadion entführte, hatte die Ingolstädter Elf aber sowieso nicht mehr viel gemeinsam: Vierzehn Abgängen standen elf Neuzugänge gegenüber, die fast ausschließlich aus der eigenen Jugend kommen. Trainer Stefan Leitl musste in der Sommerpause ein neues Team aufbauen. Nur Keeper Buntic, Niklas und Hasenhüttl sowie Watanabe, der vor zwei Monaten den Treffer des Tages erzielte, waren bereits am letzten Spieltag der Vorsaison dabei. Nach dem 0:5 in München wollte Stefan Leitl von seiner Elf in Bayreuth natürlich nun eine Reaktion sehen. Doch ganz so unzufrieden wie das Ergebnis es vermuten lassen könnte, war er letztendlich gar nicht mit seiner Elf: "Das wurde auch teilweise übertrieben dargestellt. Ich will von meiner Elf heute wieder die Leistung der ersten 50 Minuten gegen München sehen. Danach haben wir uns zu viele individuelle Fehler geleistet. Das darf uns heute natürlich nicht wieder passieren, sonst erben wir hier nichts." Denn der starke Bayreuther Auftritt gegen Illertissen hatte sich auch bereits bis in die Audistadt herumgesprochen. Marc Reinhardt musste in der Trainingswoche fast schon etwas auf die Euphoriebremse treten und warnte vor der jungen Ingolstädter Elf.
Kristian Böhnlein (gelb) zog einmal mehr die Strippen im Altstädter Mittelfeld.
Thomas Nietner
Und ganz so flott wie seine Elf das Spiel gegen Illertissen beendet hatte, ging es anfangs auch gegen Ingolstadt nicht weiter. "Wir sind schwer ins Spiel gekommen", sah Marc Reinhardt seine Mannschaft in der Anfangsphase oft nur hinterherrennen. Ryoma Wantanabe gab daher folgerichtig nach drei Spielminuten auch den ersten Torschuss in Richtung Bayreuther Tor ab. Vielmehr Torchancen sollte die junge Zweitligareserve aber trotz größerer Spielanteile in der Folgezeit nicht herausspielen können. Der einzige Kritikpunkt, den Gästecoach Stefan Leitl seiner Elf in der Anfangsphase machen konnte: "Wir haben auch ordentlich begonnen und haben die ersten 25 Minuten offen gestalten können. Nur nach vorne sprang dabei wenig heraus." Eben auch weil die Bayreuther Dreierkette um Julian Kolbeck - wie schon gegen Illertissen - wenig anbrennen ließ. Nach vorne konnten die Bayreuther aber anfangs noch nicht den Druck wie im Spiel gegen die Schwaben entwickeln. Zwar deuteten die Wagnerstädter bei Ballgewinn durch schnelles Umschaltspiel immer wieder ihre Torgefährlichkeit an, doch letztendlich fehlte zu oft der letzte Pass oder wurde bei guten Schusspositionen zu lange gezögert. So hätte Anton Makarenko in der Phase, in der die Altstadt nach der Mitte der ersten Halbzeit besser ins Spiel kam, durchaus mehr aus zwei guten Möglichkeiten machen können. Da machte der Spielmacher nicht die glücklichste Figur. So manch ein Beobachter stellte sich bereits vor der Partie, ob der Auftritt gegen Illertissen überhaupt einen Platz in der Startelf rechtfertigte. Der Spielmacher gab die Antwort auf dem Spielfeld, in dem er sieben Minuten vor dem Seitenwechsel schließlich das 1:0 nach Vorarbeit von Patrick Hobsch erzielte. "Die Bayreuther gehen mit ihrer ersten Torchance in Führung", haderte der Gästecoach. So frei wie der Altstädter dabei am Strafraum jedoch zum Abschluss kam, durfte den Gästen natürlich nicht passieren. Das wusste auch der Ex-Profi auf der Bank der Gäste. In der Folgezeit war es dann auch nicht mehr das Spiel der Audistädter, die fortan den Faden verloren. "Nach dem Gegentor war es dann nicht mehr das Spiel, das wir uns vorgenommen hatten", musste auch Gästekapitän Thorsten Nicklas zugeben. Und so hätten die Gelb-Schwarzen kurz vor der Pause durchaus noch einen draufsetzen können, doch Verteidiger Alexander Langen rettete schließlich für seinen bereits geschlagenen Schlussmann Fabjian Buntic auf der Torlinie. An der verdienten Halbzeitführung der Bayreuther änderte dies jedoch nichts.
Gegen Ende der ersten Halbzeit gerieten die Ingolstädter um Kapitän Thorsten Nicklas unter Bedrängnis. Ivan Knezevic (gelb) lässt den Gästekapitän gar nicht erst aufdrehen.
Thomas Nietner
Auch wenn die Altstädter etwas Zeit benötigten, um auf Betriebstemperatur zu kommen, erinnerte der Auftritt doch stark an das Illertissen-Spiel. Das fand auch Neuzugang Darius Held, der wieder auf der rechten Seite ran durfte: "Wir haben schnell umgeschalten - sowohl nach vorne als auch nach hinten. Das war ein ähnliches Spiel wie gegen Illertissen." Denn auch im ersten Heimspiel sorgten die Bayreuther mit dem schnellen 2:0 nach der Pause für die Entscheidung. So war es auch gegen Ingolstadt: Patrick Hobsch nutzte dabei einen Fehler in der Ingolstädter Hintermannschaft und netzte aus spitzem Winkel von der linken Seite ein. Zuvor war der Ex-Seligenportener noch aus ähnlicher Situation am Pfosten gescheitert. In der 50. Spielminute sorgte er mit seinem zweiten Saisontreffer fast schon für die Vorentscheidung. Denn Ingolstadt machte zu jenem Zeitpunkt nicht den Eindruck, als könnten die Audistädter noch einmal zurück ins Spiel kommen. Taten sie auch nicht, weil der überragende Anton Makarenko mit einem herrlichen Freistoßtreffer den zweiten Altstädter Heimsieg endgültig eintütete. "Danach war die Partie quasi bereits entschieden", wusste auch ein versteinerter Stefan Leitl auf der Bank der Gäste, der zwischenzeitlich ein Deja-vu zur Vorwoche hatte, als seine Elf ebenfalls in der zweiten Halbzeit baden ging. Ganz so schlimme endete die Partie dann aus Ingolstädter Sicht dann aber doch nicht, da Darius Jalinous kurz vor dem Schluss noch Ergebniskosmetik betreiben konnte und auf 1:3 verkürzte. Spannend wäre es nur noch geworden, wenn der eingewechselte Niko Reislöhner mit seinem Flugkopfball erfolgreich gewesen wäre. Aber der ansonsten kaum geprüfte SpVgg-Keeper Jonas Hempfling verhinderte mit einer starken Parade den Anschlusstreffer. Das Gegentor ärgerte den SpVgg-Coach dann aber trotz des 3:1-Sieges doch ein wenig: "Das Gegentor ärgert mich, weil wir nicht konzentriert zu Ende gespielt haben." Denn nach dem 3:0 ließen es die Bayreuther etwas ruhiger angehen und auch Anton Makarenko - mit zwei Toren unumstrittener Mann des Spiels - hatte beim Gegentreffer schon lange Feierabend.
Anton Makarenko (gelb) bringt den Ball in den Strafraum. Blieb diese Hereingabe noch ungekrönt, hatte er wenig später mehr Erfolg. Da servierte er mustergültig für Patrick Hobsch.
Thomas Nietner
Zweites Spiel, zweiter Sieg: So darf es aus Altstädter Sicht natürlich gerne weitergehen. Als Marc Reinhardt den VIP-Raum betrat, erntete er für den erneuten starken Auftritt seiner Elf den Applaus der versammelten Zuschauer. Das ehrte den Coach, der jedoch vor dem Hintergrund, dass seine Elf zusammen mit den Münchener Löwen an der Tabellenspitze stehen, gleich auf die Euphoriebremse drückte: " Wir sind nun gut in die Saison gestartet. Mehr aber noch nicht: Die Saison ist noch lange und wir haben noch viele Spiele vor der Brust. Wir müssen nun weiter arbeiten und die Euphorie in Punkte ummünzen." In der kommenden Woche steht nun das Auswärtsspiel in Garching an. Der Vorjahresaufsteiger scheint dabei keine unüberwindbare Aufgabe. Aber im Altstädter Lager bleibt man aber auch nach dem zweiten Saisonsieg auf dem Boden, auch wenn die Mannschaft erneut überzeugen konnte. Aber ob die junge Ingolstädter Mannschaft schon ein Maßstab war? "Wir brauchen bis zum Ende der Transferperiode sicher noch den einen oder anderen erfahrenen Mann", kündigte Stefan Leitl nach der Partie Handlungsbedarf an, nachdem seine Elf nach zwei Spieltage das Tabellenende ziert. Noch vor zwei Monaten hatte der Ingolstädter mit einer Serie von zehn ungeschlagenen Spielen die Heimreise angetreten, nun blieben die drei Punkte in der Wagnerstadt. "Hochverdient", so der faire Gästecoach Stefan Leitl.
Spielbericht eingestellt am 21.07.2017 22:22 Uhr