Die Hiobsbotschaft kam für Bayreuth bereits vor Spielbeginn. Spielmacher Anton Makarenko, der in der Vorwoche eine Oberschenkelblessur erlitten hatte wurde nicht rechtzeitig fit und war nur in der Zuschauerrolle. Für ihn rückte Kracun in die Mannschaft. "Wir haben überlegt, ob wir für Toni eine offensive oder defensive Variante wählen sollen. Letztlich haben uns für die offensive entschieden, denn wir wollen die Partie unbedingt gewinnen", verriet Trainer Rost vor dem Anpfiff. Er hoffte gleichzeitig auf 1000 Besucher - es wurden weit mehr, die über 90 Minuten für eine stimmgewaltige Untermalung sorgten. Trotz der Erfolgsserie von drei Siegen am Stück mahnte Gästecoach Maurer indessen vor übertriebenen Erwartungen. "Wir haben eine völlig neue Mannschaft, die sich noch finden muss Aber natürlich wollen wir vorne mitspielen." Für den verletzten Zorba rückte Erbe ins Mittelfeld und Yilmaz, der zuletzt mit Krämpfen zu kämpfen hatte, blieb zunächst auf der Bank. Seinen Part übernahm Holz. "Wir müssen aktiv sein" gab der frühere Sechziger seinen Schützlingen mit auf den Weg.
Marco Holz (re.) hat gegen Edwin Schwarz den Rückwärtsgang eingelegt.
Hans Wunder
In der ersten Viertelstunde passierte nicht viel. Beide Mannschaften standen tief, wenn der Gegner den Ball hatte, machten die Räume eng und warfen sich förmlich in die Zweikämpfe. Dabei schafften es die Gäste öfters, über die rechte Seite und Furkan Kiricek bis zur Grundlinie zu kommen, doch die präzise Flanke sollte nicht gelingen. So entstand zunächst nur Torgefahr bei Weitschüssen wie von Wächter (9.), der zum ersten Mal die Offensivqualität der Münchner andeutete. Auch bei Freistößen waren die Visiere noch ungenau eingestellt, denn während der Bayreuther Kracun knapp verfehlte (13.), blieb auf der anderen Seite Rabihic (20.) in der Mauer hängen. Doch mit der Zeit bekamen die Stürmer etwas mehr Spielraum. SpVgg-Flügelmann Alexander Piller nahm die Kugel nach einem Diagonalball perfekt an, schlug kurz einen Haken und verpasste aus 20 Metern nur knapp. Allerdings erarbeitete sich Türkgücü mit der Zeit mehr Ballbesitz und ein spielerisches Übergewicht. "Wir wollten dem Gegner den Ball geben und dann auf die entscheidenden Momente lauern", räumte Trainer Rost durchaus ein. Richtig brenzelig wurde es für die Heimelf deshalb nicht, wenn man vom wuchtigen Knaller von Mario Erb absieht, der aus 30 Metern knapp über das Gebälk strich (25.). Freilich hätten sich die Altstädter kurz vor der Pause fast noch einen Rückstand eingefangen. Nach einem Ballverlust von Piller am gegnerischen Strafraum konterten die Münchner blitzschnell und nach Rahihic-Pass verfehlte Kiricek am Fünfereck den Kasten nur knapp.
Anschließend hat es der Gästekapitän mit Chris Wolf (re.) zu tun.
Hans Wunder
Das grimmige Gesicht von Gästecoach Reiner Maurer aus dem Weg von der Kabine war ein schlechtes Vorzeichen für die Heimelf. Denn im zweiten Abschnitt machte der Senkrechtstarter aus Oberbayern richtig Druck. Viermal hintereinander durfte Eckballspezialist Benedikt Kirsch antreten, aber auch wenn sich brenzlige Situationen ergaben, fehlten klare Torchancen. Und Spvgg-Keeper Kolbe griff beherzt zu, wenn er denn einmal gefordert wurde. "Wir hatten 17:1 Eckbälle und haben viel zu wenig daraus gemacht", klagte der Gästecoach nach der Partie. Das hätte sich fast gerächt, denn als Bayreuth wieder einmal für Entlastung sorgen konnte, wurde Stürmer Knezevic an der Torauslinie von den Beinen geholt. Der Referee zeigte auf den Punkt und Kracun, der bis dahin eine kämpferisch gute Leistung gebracht hatte, trat an. Gut möglich, dass der Mittelfeldmann, der zuletzt meist von der Bank kam, mit seinen Kräften zu diesem Zeitpunkt schon am Limit war. Jedenfalls verdiente sein halbhoher Schuss in die Mitte des Tores in Bayreuth das wenig schmeichelhafte Prädikat "Laabla", worunter man in der Wagnerstadt nicht unbedingt einen gewaltigen Bums versteht. Eine Minute später hätte Fenninger den Fauxpas seines Kollegen fast wettgemacht, verfehlte den Kasten aber um Haaresbreite. Danach war die Partie fest in Türkgücü-Hand. Doch die Altstädter warfen sich aufopferungsvoll in die Bälle und riskierten auch die eine oder andere Verwarnung. Als Messsingschlager dann mit Ampelkarte marschieren musste, hätte die Rost-Elf die Partie trotzdem fast noch für sich entschieden Nach Eckball brachte Schwarz nicht mehr genug Druck hinter den Ball. Damit wäre die Rost-Rechnung um ein Haar aufgegangen.
Furkan Kircicek (li.) geht im Tiefgang vor, Johannes Golla folgt.
Hans Wunder
Schon vor Verfolgerduell war Trainer Rost vom Höhenflug seiner Altstädter angetan. Die begeisterungsfähige Kulisse im HaWaWi-Stadion mit lautstarken Fangesängen von der ersten bis zur letzten Minute dürfte ihn und seine Truppe bestärken und motivieren, auch weiter im vorderen Drittel mitzumischen. Freilich hat man jetzt beim Vizemeister des Vorjahres, in Eichstätt, eine weitere harte Nuss zu knacken. Aber mit der taktischen Disziplin und den Einsatzwillen, den die Bayreuther gegen Türkgücü gezeigt hatte, ist man sicher nicht chancenlos. Die Münchner haben dagegen angedeutet, dass sie weiter ein heißer Meisterschaftskandidat sind. Wenn die von Trainer Maurer angestrebten Abläufe in der zusammengewürfelten Truppe greifen, wird beim Titelkampf kein Weg am Team aus der Landeshauptstadt vorbeiführen.
Spielbericht eingestellt am 31.08.2019 00:26 Uhr