Von einer "kontrollierten Offensive" sprach SpVgg-Trainer Dieter Kurth im Vorfeld. Am Ende erinnerte das 4-1-4-1 eher an Harakiri, denn an die Maxime Otto Rehhagels. "Man muss auch einmal etwas riskieren" lachte Kurth nach dem Sieg. Gegen offensivstarke Fürther war es letztlich das richtige Rezept. Zumal die Altstädter auf pfützenüberflutetem Platz sogar versuchten, Fußball zu spielen und damit Erfolg hatten. Gästetrainer Mirko Reichel musste neben den wieder in den Zweitligakader aufgerückten Co-Trainer Thomas Kleine auch auf den zuletzt aushelfenden Caligiuri und seine Jungspunde aus dem Profikader verzichten.
Dwayne Holter gegen Tobias Ulbricht und Chris Wolf.
Andreas Bär
20 Minuten lang hatte das Geschehen auf dem Feld mit Regionalligafußball rein überhaupt nichts zu tun. Was nicht an den bemühten Kickern lag. Nach einem heftigen Regenschauer ab 30 Minuten vor dem Spiel, war der Platz pfützenübersät. Kombinationsspiel: Unmöglich. Rückpässe: Unmöglich, da gefährlich. Ergo: Allerfeinstes Kick and Rush - nur, dass das nicht die Spezialität beider Teams ist. Aus dem Nichts letztlich die Fürther Führung. Ein langer Ball aus dem Mittelfeld erreichte Jann George, der sich im Laufduell gegen Mario Zitzmann aus allerdings abseitsverdächtiger Position durchsetzte und Keeper Andreas Sponsel aus 16 Metern tunnelte - der Torjäger traf zum zehnten Mal in der laufenden Saison. Schon im Gegenzug die erste Altstädter Antwort: Nach einem Böhnlein-Freistoß verlängerten Ascherl und Ulbricht per Kopf auf Zitzmann, der knapp verpasste. Und weiter ging es in Richtung von Keeper Lerch. Die Altstädter versuchten, auf dem schwierigen Geläuf die Situation spielerisch zu lösen. Nach einem Kayser-Eckball war es Michael Eckert, der mit einem Hinterkopfball fast den Ausgleich markierte - Szilvasi konnte auf der Linie klären (27.). Und siehe da: Allmählich ließ der Regen nach, zeitweise spitzte die Sonne sogar über dem Hans-Walter-Wild-Stadion heraus. Und fast wäre die Partie gelaufen gewesen. Nach Ascherls Foul jagte Jann George den fälligen Freistoß aus 18 Metern fulminant in Richtung Kasten, der nach seiner Verletzungspause zurückgekehrte Andreas Sponsel lenkte das Spielgerät gerade noch so an die Latte (35.) - das Ende der Fürther Herrlichkeit. Fortan übernahmen die mit offenem Visier agierenden Hausherren das Kommando. Und hätten sich schon vor dem Pausentee belohnen müssen - und zwar mehr als mit nur dem einen gefallenen Tor. Zwei Minuten nach Georges Lattentreffer war es Marius Strangl, der blank vor Lerch auftauchte, das Leder vom Fünfereck über ihn hinweg, aber auch am langen Pfosten vorbeichippte. Eine Minute vor dem Ende wurde der Altstädter Aufwand belohnt. Nachdem Schiedsrichter Kornblum schon nach einem Handspiel (wohl zu Recht) seine Pfeife stumm ließ und dann eine Attacke an Böhnlein (wohl zu Unrecht) nicht ahndete, kam das Leder über den gefoulten zu Marius Strangl. Er, der noch in Bamberg das leere Tor verfehlte und zwei Minuten vorher verpasste, drosch das Leder humorlos in die Maschen - der Bann war gebrochen! Eine Minute später hatten die Fürther erneut Glück, dass der nicht unbedingt als Heimschiedsrichter auftretende Unparteiische nach einem klaren Trikotzupfer und (zugegebenermaßen sehr leichtem) Fallen an und von Hiemer seine Pfeife erneut stumm ließ. Fast mit dem Pausenpfiff verfehlte Böhnlein um Haaresbreite, nach einem abgeblockten Freistoß pfiff Kornblum ein klares Handspiel 17 Meter vor dem Tor nicht - schickte die Teams anstatt dessen in die Katakomben - die Bayreuther Volksseele kochte.
Dwayne Holter trifft auf den überragenden Marius Strangl.
Andreas Bär
Der Schwung beider Probanten vor dem Pausentee ließ nach Wiederanpfiff - zumindest vor den Toren - nach. Die Altstädter dominierten die Szenerie quasi nach Belieben, von den Gäste kam so gut wie gar nichts mehr. Immer wieder sorgen die Hausherren für gefällige offensive Akzente. Auch ein Verdienst von Manuel Hiemer. Er, der zuletzt immer wieder in der Kritik stand, stieß immer wieder in die Spitze, sobald sich Ulbricht ins Mittelfeld fallen ließ. Die Fürther Hintermannschaft, in der Szilvasi versuchte, Struktur hineinzubringen, fand gegen das dauernde Wechselspiel kein probates Gegenmittel. Die Führung hätte Böhnlein bei einem Standard markieren können. Aus 18 Metern visierte er mit einem tückischen Aufsetzer knapp vorbei (63.). Acht Minuten später wurde Stolz, nach einem herrlichen Flankenball Ulbrichts durch den Strafraum, von Szilvasi gerade noch geblockt. Und es ging weiter in Richtung Fürther Tor. Kapitän Florian Ascherl, Sekunden vorher einen gefährlichen Ball blockend, flankte auf Ulbricht, dessen Kopfball Lerch mühelos parierte (75.). Kurzzeitig sendete Fürth zwei kleine Lebenszeichen. Erst pflückte Sponsel einen Flankenball, ehe eine Minute später George nach der schönsten Fürther Kombination über Civelek und Maderer knapp verzog (79.). Am Ende konnten die Hausherren doch noch jubeln. Die Risikobereitschaft des Coaches, der mit Stolz und Heckenberger zwei offensive Leute nachschob. Ausgerechnet Heckenberger, im bisherigen Saisonverlauf absolut kein Faktor, zeichnete mit einem Tor Marke "Tor des Monats" für die Entscheidung verantwortlich. Einen von ihm getretenen und abgeblockten Freistoß bugsierte Chris Wolf fulminant volley durch den Strafraum zurück auf Heckenberger. Der nahm das Leder direkt ab und haute es schnurstracks in den Winkel des langen Ecks - der Rest waren vier Minuten Hoffen und Bangen und danach purer Jubel.
Nachdem die Altstädter jetzt die Abstiegsplätze verlassen haben, würden sie am Freitag in Memmingen nur zu gerne den nächsten Dreier folgen lassen. Die Basis scheint gut: Die Viererabwehrkette stand erneut sehr sicher - auch Rinchiuso, der nach dem Pausentee den nach fünf Gelben Karten gesperrten Eckert ersetzte - überzeugte. Auf der Sechserposition hinterließ Chris Wolf bei seinem Debüt einen sehr starken Eindruck, einzig einige vermeidbare Fehlpässe trübten das starke Gesamtbild. Während die Defensive zuletzt schon überzeugte, war auch die offensive Fraktion gegen Fürth hervorragend disponiert. Es würde nicht verwundern, würde Dieter Kurth in Memmingen einen Tick defensiver auflaufen lassen und wieder aus der Konteraufstellung heraus agieren würde - ein Mittel, das zuletzt ebenfalls gute Ansätze offenbarte.
Spielbericht eingestellt am 20.09.2014 21:31 Uhr