Das 85. Derby sollte sowohl für die Rothosen, als auch für die Schnüdel ein besonderes werden, denn während die Würzburger mit einem Heimsieg ihre Spitzenposition weiter festigen wollten, brauchen die Schweinfurter weiterhin jeden Punkt im Kampf um den Klassenerhalt. Schon im Vorfeld wurde viel gesprochen, weshalb die Verantwortlichen der Kickers vor den eigenen Gesetzen des Derbys warnten. Ihre Mannschaft war nämlich, trotz des 0:0-Unentschiedens am vergangenen Wochenende in Buchbach, als klarer Favorit in dieses Spiel gegangen, während die Gäste zuletzt Niederlagen gegen den SV Wacker Burghausen und den 1.FC Nürnberg 2 einstecken mussten. Zudem musste Trainer Gerd Klaus auch noch auf Allrounder Michael Kraus verzichten, weshalb er sich umso mehr über die Rückkehr von Spielführer und Stammspieler Bastian Lunz gefreut haben dürfte. Sein Gegenüber, Bernd Hollerbach, veränderte seine Elf nur in der Sturmspitze, wo für Christopher Bieber nun der ehemalige Schweinfurter Adam Jabiri stürmen durfte, auch weil er schon im Testspiel letzte Woche gegen den VfR Aalen 2 doppelt getroffen hatte.
Marco Janz (re.) ist schneller als Marco Haller und nur so mit einem Foul zu stoppen.
Thilo Wilke
Er war auch gleich ein entscheidender Faktor, wie sich bereits nach wenigen Minuten herausstellen sollte. Es war die erste Aktion des ehemaligen Schnüdel Adam Jabiri und dann gleich eine entscheidende, denn der Sturmtank der Würzburger Kickers leitete schon nach vier Minuten die Würzburger Führung ein. Seine Ballbehauptung landete bei Steven Lewerenz, der mit einer schönen Flanke seinen Spielführer Amir Shapourzadeh bedienen konnte. Schon jetzt schien sich die Hereinnahme von Adam Jabiri gelohnt zu haben, auch wenn die Nummer 27 der Rothosen danach kaum mehr in Erscheinung trat. Dafür stand einmal mehr Steven Lewerenz im Rampenlicht, denn ein ums andere Mal trat der dynamische Außenbahnspieler zu sehenswerten Sololäufen an, sodass die Zuschauer auch nach der frühen 2:0-Führung nochwas zu sehen bekamen. Doch der Reihe nach, denn schon vor Beginn war die Stimmung in der flyeralarm Arena bemerkenswert, denn beide Fanlager machten sich schon Minuten vor Anpfif lautstark bemerkbar. Auch als die frühe Würzburger Führung fiel, war der Schweinfurter Gästeblock weiterhin zu hören, sodass sich beide Fangruppen auf Augenhöhe begegneten, was die Lautstärke und auch die Unterstützung anging. Doch nach acht Minuten klingelt es bereits ein zweites Mal im Gehäuse von Christopher Pfeuffer, der einen Traumfreistoß von Steven Lewerenz nicht abwehren konnte. So deutete sich nach knapp zehn Minuten ein Debakel für die Schnüdel an, die sich aber in der darauffolgenden Spielzeit wieder fangen konnten, auch wenn die Würzburger Fans nach der doppelten Führung bereits euphorisch mit einem Fangesang alle weiteren Anhänger zum Aufstehen antrieben. Während die Schweinfurter in der ersten Viertelstunde also noch nach ihrer Ordnung suchten, hatte Marco Haller schon eine weitere gute Möglichkeit zu verzeichnen. Doch der Abschluss des zentralen Mittelfeldspielers landete direkt bei Christopher Pfeiffer in den Armen, der so den Ball sicher fangen konnte. Da schien es als neutraler Beobachter fast so, als wollte Daniel Mache mit seinem rüden Foulspiel gegen Steven Lewerenz anschließend ein Zeichen setzen. Der gute Schiedsrichter Christian Dietz zeigte dafür die Gelbe Karte, jedoch schien diese Aktion Wirkung zu haben, denn von nun an waren die Gäste in der Partie. Tief gestaffelt versuchte das Team von Gerd Klaus in der Defensive, in einem 4-4-2-System den Ball zu erobern, um so schnell ins Umschaltspiel zu kommen. Doch das gelang in der ersten Halbzeit nur einmal richtig, als Schweinfurts Innenverteidiger Marco Janz erst kurz vor dem Strafraum von Marco Haller durch ein Foul gestoppt werden konnte. Den anschließenden Freistoß von Tom Jäckel konnte Kickers Schlussmann Robert Wulnikowski nur zur Ecke abwehren. Doch die Kickers blieben mit dem ähnlichen Spielsystem die gefährlichere Mannschaft, vor allem dank Steven Lewerenz, der kurz vor der Pause fast die komplette Schweinfurter Hintermannschaft stehen ließ, als er nach einem Konter und seinem Sololauf mustergültig für Lukas Billick auflegte, der anschließend frei vor dem Tor vergab.
Pablo Pigl (li.) versucht, den agilen Steven Lewerenz zu stoppen.
Thilo Wilke
Auch der zweite Spielabschnitt verdeutlichte die Unterschiede beider Mannschaften, denn während die Rothosen einen Gang zurückschalteten und das Spiel kontrollierten, fehlte den Schweinfurtern weiterhin jegliche Durchschlagskraft. Vor allem Kevin Fery, Steffen Krautschneider und Simon Häcker waren bemüht, doch entscheidende Akzente wollte keinem Spieler der Grünen heute gelingen. Die Würzburger dagegen gingen kaum Risiko ein, sodass in der zweiten Halbzeit Torchancen Seltenheitswert besaßen. Ein Freistoß von Steven Lewerenz ging kurz nach der Pause knapp am zweiten Pfosten des Schweinfurter Gehäuses vorbei. Kurz darauf konnten aber auch die Schweinfurter eine Großchance auf ihrer Habenseite verbuchen, als Steffen Krautschneiders Querpass im letzten Moment von Niklas Weißenberger noch geklärt werden konnte. Schweinfurts zentraler Mittelfeldspieler war es auch, der später einen Freistoß aus aussichtsreicher Position am Tor vorbeizirkelte. Die Zuschauer sehnten sich in diesen Minuten also nach einem Highlight, was ihnen Bernd Hollerbach in der 74. Minuten geben konnte, denn mit der Einwechslung von Torjäger Christopher Bieber kam wieder Stimmung auf. Vielen Zuschauern war bereits klar, dass die Würzburger das Spielfeld wohl als Gewinnern verlassen würden, jedoch wollte so mancher Anhänger noch den einen oder anderen Treffer bejubeln, denn während sich die tiefstehenden Schweinfurter bemühten, ging der Tabellenführer weiterhin kaum Risiko ein. Erst nach der Einwechslung von Christopher Bieber und Nico Gutjahr spielten die Kickers wieder entscheidender nach vorne. Letzterer war es auch, der nach einer Flanke von Dominik Nothnagel gleich zwei Mal an Christopher Pfeiffer scheiterte. Dieser konnte sich auch in der letzten Minute nochmal auszeichnen, als Amir Shapourzadeh freistehend vor dem Schweinfurter Schlussmann vergab. Aber auch sein Gegenüber, Robert Wulnikowski, rettete in den Schlussminuten mit beherztem Einsatz, als ein abgeblockter Ball quer durch seinen Strafraum geflogen war. So blieb es am Ende bei einem verdienten 2:0-Erfolg für die Hausherren, die dank einer starken Anfangsphase nie in Gefahr geraten waren.
Während die Würzburger damit im 17. Spiel hintereinander ungeschlagen sind und nun im Spitzenspiel auf 1860 München 2 treffen, ist Schweinfurt 05 als Tabellenvierzehnter endgültig im Abstiegskampf angekommen. Das Team von Gerd Klaus steht im nächsten Spiel gegen den SV Heimstetten deshalb schon unter Zugzwang, will das Team, nicht wie im vergangenen Jahr, Relegationsspiele bestreiten müssen.
Spielbericht eingestellt am 25.03.2015 01:55 Uhr