Die Vorzeichen konnten klarer kaum sein: Denn während die kleinen Bayern trotz zwölf Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Unterhaching als Tabellenzweiter halbwegs in der Spur lagen, kämpften die Hochfranken weiter gegen die nicht enden wollende Serie von elf sieglosen Partien. Das die Pleitenserie ausgerechnet gegen die Reserve des deutschen Rekordmeisters reißen sollte, konnten sich offenbar nicht alle Hofer vorstellen und blieben der Partie gleich ganz fern. 1380 Zuschauer: Da hatten sich die Gelb-Schwarzen beim Saisonhighlight schon etwas mehr erhofft. Doch nach der jüngsten Pleite in Buchbach sehen viele Anhänger die Janovsky-Elf schon wieder in der Bayernliga. Was sollte da noch schief gehen für die Gäste? Für den Münchener Coach Heiko Vogel spielte die Tabelle bei dem Duell David gegen Goliath aber eine eher untergeordnete Rolle: "Grundsätzlich ist für uns die Platzierung vor dem Spiel immer uninteressant. Jedem Gegner gebührt Respekt. Hof hat sich als Aufsteiger für diese Liga qualifiziert. Wir sind auf alle Fälle gewarnt und nehmen niemanden auf die leichte Schulter!" Dafür müsse seine Elf aber im Vergleich zur Vorwoche an der eigenen Chancenverwertung zulegen, wusste der ehemalige Coach des FC Basel - Gegen einen erwartet defensiven Gegner sowieso. Dabei musste der Bayern-Coach jedoch auf Ex-Profi Torsten Oehrl, der mit Magen-Darm flachlag, Erdal Öztürk sowie Leon Fesser verzichten. Für den Routinier rutschte daher Milos Pantovic in die Startelf. Der Ex-Hofer Sebastian Bösel stand ebenfalls in der Anfangsformation. "Aber nicht weil er hier mal gespielt hat, sondern weil er zuletzt einfach gut drauf war", betonte Heiko Vogel ausdrücklich. Miloslav Janovsky krempelte nach der Buchbach-Pleite seine Startelf dagegen gleich auf drei Positionen um: Für Root, Biermeier und Kane fingen Yildirim, Benker und Tuma an. Im Tor stand aber nicht wie erwartet Neuzugang Lukas Krbecek, sondern noch einmal Jiri Bertelmann, da für den neuen Schlussmann die Spielgenehmigung noch nicht rechtzeitig vorlag.
Am Münchener Abwehrchef Nicolas Feldhahn (rot) biss sich Martin Holek oft die Zähne aus.
Thomas Nietner
Das blieb aber nicht die einzige Überraschung, auf die Miloslav Janovsky reagieren musste. Die Münchener Bayern begannen mit einer Dreierkette und einem verstärkten Mittelfeld. "Das war das schlechteste, was uns passieren konnte", verriet er nach der Partie: "Wir haben da zehn Minuten gebraucht uns umzustellen. Da muss sich jeder erst einmal von den Laufwegen umstellen. Bei Profis geht das in zwei Minuten, die sind da variabler." Doch seine Elf bekam dies dennoch ganz gut hin und was noch wichtiger war: unbeschadet. Die Gäste verzeichneten zwar mit dem Anpfiff mehr Ballbesitz, aber nach vorne fehlte der Vogel-Elf der Spielwitz und die Idee gegen einen erwartet tief stehenden Gegner, der mit Tobias Benker und Christian Schraps die Löcher vor der Abwehr zu stopfen wusste. Da auch über die Außen nichts ging, verlagerten die Bayern immer wieder das Spielgeschehen. Aber letztendlich ohne Erfolg, denn die Gastgeber standen gut und ließen die Münchener nur selten in den Strafraum gelangen. Und dann wenn hatten die Oberbayern ihr Visier nicht richtig eingestellt. So langsam wurde klar, was Heiko Vogel mit der angesprochenen Chancenverwertung meinte. Dabei mühte sich Sturmtank Karl-Heinz Lappe in vordester Front allerdings redlich. Doch bis zur ersten Torchance der Gäste sollten einige Spielminute verrinnen. Die Hofer verteidigten ihr Tor mit allen Mitteln und hatten im Zentrum mit Ludvig Tuma und Tomas Krbecek zwei aufmerksame Verteidiger, die vor allem in der Luft kaum zu bezwingen waren. Und wenn doch einmal ein Ball durchkam, gab es da noch Schlussmann Jiri Bertelmann, der in seinem dritten Saisoneinsatz fehlerfrei blieb. Erst in der 34. Spielminute näherte sich der Tabellenzweite erstmals gefährlich dem Hofer Tor an, als Karl-Heinz Lappe doch einmal zum Abschluss aus der Drehung kam. Seinem Schuss fehlten aber ein paar Zentimeter. Näher dran war der Münchener Angreifer hier schon kurz vor der Pause, als er im Fünfmeterraum an den Ball kam, aber Jiri Bertelmann rechtzeitig im kurzen Ecke abtauchte. So blieb es zur Halbzeit bei einer wenig spektakulären Nullnummer, die das Hofer Publikum seiner Elf aber auch ohne eigene Torchance verzieh. Denn die gelb-schwarzen Anhänger sahen eine aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft, die jeden Meter beackerte und diszipliniert die Marschroute des Trainers umsetzte. "Hof hat mit Herz und Leidenschaft verteidigt. Da hätte jeder Gegner seine Schwierigkeiten gehabt", stellte auch Gästetrainer Heiko Vogel fest.
Nach vonr ging für Jan Kralik und die Hofer Bayern allerdings recht wenig, die Gastgeber standen meist sehr tief.
Thomas Nietner
Seiner Elf konnte er dabei nur den Vorwurf machen, dass sie sich im Strafraum eben nicht entscheidende in Szene setzten konnte. "Dass die Bayern Fußball spielen können, hat man gesehen", lobte Miloslav Janovsky im Gegenzug die Gästemannschaft, die das Spiel klar dominierte und auch im zweiten Abschnitt das Hofer Tor weiter belagerte, ohne dabei die ganz großen Möglichkeiten herauszuspielen. Für die Hofer Bayern konnte die Marschroute nur weiter heißen, die Null zu halten. Denn für eigene Angriffe war der Weg zum Bayern-Tor zu weit. Da musste die Janovsky-Elf auf eben jenen entscheidenden Konter oder die Unachtsamkeit des Gegners hoffen. Aber erst einmal musste sich nach der Pause eine knifflige Situation überstehen, als sich FC-Spielmacher Milos Pantovic doch einmal durchsetzen konnte und Jiri Bertelmann zu einer Glanzparade zwang. So langsam bekam das Hofer Bollwerk zwar Risse, aber Kapitän Christian Schraps und seine Teamkollegen stemmten sich vorbildlich gegen das drohende Gegentor. Und die Uhr lief schließlich für die Hofer Bayern. Dass hinten raus die Luft reichen würde, weiß die Janovsky-Elf. Von daher keine Panik. Mit zunehmender Spieldauer wirkten daher die Gäste immer ratloser. Antreiber Niklas Dorsch und Abwehrchef Nicolas Feldhahn erhöhten in der Schlussviertelstunde noch einmal den Druck. Aber letztendlich war das gegen eine stabile Hofer Abwehr alles nicht zwingend genug. "Wir waren heute vorne einfach schwach", konnte sich Heiko Vogel dem allgemeinen Tenor nur anschließen. Also lief alles auf eine Nullnummer hinaus. Sollte man denken. Denn von Hofer Angriffsbemühungen war bis dahin nichts zu sehen und Konterchancen erstickten die Münchener Bayern schon meist im Ansatz. Erst drei Minuten vor dem Schlusspfiff konnten Thomas Stock und Felix Strößner sich dann aber doch noch entscheidend in Szene setzen. Stock legte nach einem Antritt über die halblinke Seite im Strafraum quer und der Ex-Bayreuther schob den Ball ins lange Eck. Hof stand Kopf! Die Sensation war zum Greifen nahe und das ausgerechnet durch jenen Unglücksvogel, der seiner Elf vor zwei Wochen an selber Stelle mit seinem Fehler noch einen Punkt gekostet hatte. Und nun zum Siegtorschützen und Matchwinner avancierte, weil der Reserve des deutschen Rekordmeisters in den Schlussminuten weiter nichts einfiel. "Wir haben nicht verdient verloren. Das Spiel hatte vielmehr keinen Sieger verdient", brachte es der Gästetrainer auf den Punkt.
Thomas Stock (gelb) mit vollem Einsatz gegen Niklas Dorsch.
Thomas Nietner
Der Hofer Elf konnte es letztendlich egal sein, wer nun mehr Spielanteile hatte und wer den Sieg mehr verdient gehabt hätte. "Fakt ist, wir haben die drei Punkte", traf es Miloslav Janovsky richtig. Genauer gesagt: Die ersten drei Punkte seit dem Auftakt gegen Bayreuth. Am 13. Spieltag riss damit endlich die Pleitenserie der Hofer Bayern, die dank des Strößner Treffers und der ersten über 90 Minuten fehlerfreien Partie endlich den zweiten Saisonsieg feiern durften. An der Tabellensituation änderte sich dadurch zwar noch nichts, aber ein Hoffnungsschimmer war des für die Gelb-Schwarzen allemal. Auch wenn Christian Schraps Bayern München nicht als "Übermannschaft" bezeichnen wollte, besiegen musste man die kleinen Bayern aber erst einmal. Hof gelang dies mit einer starken kämpferischen Vorstellung. "Man muss eben auch einmal auf dreckige Art und Weise ein Spiel gewinnen", weiß nun auch Miloslav Janovsky, der prompt von der Anhängerschaft aufgefordert wurde, das Heil immer wieder in solch einer Kontertaktik zu suchen.
Spielbericht eingestellt am 02.10.2016 18:53 Uhr