Den Klassenerhalt hatte die Altstadt nach dem jüngsten Erfolgen gegen Rosenheim und in der Woche zuvor gegen Seligenporten in der Tasche. Mit 42 Punkten auf der Habenseite sollte da nichts mehr anbrennen. Von daher ging der Fokus der Bayreuther auch aktuell eher nach oben als nach unten: Mit einem Sieg im Nachholspiel gegen die Club-Reserve winkte den Gelb-Schwarzen schließlich sogar Tabellenplatz sechs. Bei noch fünf ausstehenden Partien kalkulierte SpVgg-Coach Marc Reinhardt dabei noch mit mindestens zwei Siegen. Einen davon wollte man schon gegen die Nürnberger holen. Das 5:0 aus dem Hinspiel hatte man in der Jakobshöhe zwar noch in guter Erinnerung, aber über die Schwere der Aufgabe macht man sich nichts vor auf der Jakobshöhe. „Nürnberg hat zuletzt Schweinfurt mit 5:0 geschlagen. Das sollte uns Warnung genug sein“, hob Marc Reinhardt warnend den Zeigefinger. Im Frankenderby muss der Altstädter Coach zudem schließlich mit Spielmacher Kristian Böhnlein einen zentralen Spieler ersetzen. Der Kapitän sah gegen Rosenheim die rote Karte und muss nun für zwei Spiele zuschauen. Nach der fünften gelben Karte musste aber auch Bastian Horter gegen den Club aussetzen. Vor dem Anpfiff musste dann auch noch Anton Makarenko verletzt passen. Das bereitete Marc Reinhardt vor allem in der Offensive einige Sorgenfalten. Die Startelf stellte sich damit quasi selbst auf: Für Kristian Böhnlein und Anton Makarenko rutschten Sebastian Glasner und Marius Strangl in die Startelf. Philipp Hannemann kehrte für Bastian Horter in die Anfangsformation zurück. Aber auch die Gäste mussten im Vorfeld der Begegnung um Spielmacher Manuel Fell bangen. Er nahm zunächst angeschlagen auf der Bank Platz. Doch nach dem jüngsten Kantersieg gegen Schweinfurt überwog in den letzten Tagen die Erleichterung am Valznerweiher. Der Negativlauf der letzten Wochen, der die Nürnberger in Richtung der Abstiegszone rutschen ließ, war damit erst einmal gestoppt. Mit nunmehr 40 Punkten konnten die Mittelfranken auch schon für die nächste Regionalligasaison planen. Um endgültig einen Haken hinter den Klassenerhalt machen zu können, setzte Trainer Fabian Adelmann auf einen Dreier gegen die Altstadt, nachdem das Waldstadion in Weismain für die Gelb-Schwarzen in dieser Saison nicht gerade als Festung gilt. Im Vergleich zur Hinrunde hatte sich das Gesicht der Mannschaft jedoch enorm verändert: Mit Abdelhamid Sabiri, Dennis Lippert und Eduard Löwen kicken mittlerweile gleich mehrere Spieler unter den zum Zweitligacoach beförderten Michael Köllner in Deutschlands zweithöchster Liga. Und auch der Abgang von Torjäger Mike Ott wog bislang schwer. Wie gut, dass Dominic Baumann wieder einmal in der Reserve mitkicken durfte.
Gestrecktes Bein von Ivan Knezevic. SpVgg-Keeper Jonas Hempfling schreckt dennoch nicht zurück. Chris Wolf braucht nicht einzugreifen.
Thomas Nietner
An das Hinspiel erinnerte sich Marc Reinhardt: 5:0 hieß es damals. Dass es dieses Mal nicht so leicht werden würde, war für den Altstädter Coach von Beginn an klar: "„Nürnberg hat eine spielerisch starke Mannschaft, da dürfen wir uns nur wenige Fehler erlauben.“ Entsprechend diszipliniert traten die Altstädter in der Defensive auf und machten den Gästen mit zwei dicht hinter der Mittellinie gestaffelten Viererketten das Offensivspiel schwer. Die Bayreuther überließen den Nürnbergern das Spiel und versuchte aus einem sicheren Verbund schnell nach vorne umzuschalten. Das klappte in der Anfangsphase jedoch nur ansatzweise, da der Weg zum Gästetor weit war und den Angreifer dabei die Unterstützung gegen die sattelfeste Gästeabwehr um Aushilfsverteidiger Jannes Hoffmann fehlte. "Jannes hat das wirklich gut gemacht, nachdem ich ihn aus dem Mittelfeld zurückziehen musste", erhielt Jannes Hoffmann nach der Partie ein Extralob von seinem Trainer Fabian Adelmann. Nach vorne fanden die Gäste die Lücke in der Altstädter Abwehr aber ebenso wenig wie die Heimelf bei den Cluberern. Mit viel Wohlwollen konnte man die ersten beiden Torannäherungen von Dominic Baumann, der nur das Außennetz traf, und Marius Strangl, der mit dem schwächeren Fuß nur knapp am Tor vorbeischoss, als erste Torchancen verbuchen. Erstmals richtig gefährlich wurde es, als Sebastian Glasner nach 27. Spielminuten die Flanke von Marius Strangl nicht im Gästetor unterbringen konnte. Auf der Gegenseite zeigten sich die Cluberer da schon effektiver: Torjäger Dominic Baumann wusste gleich die erste richtige Tormöglichkeit der Gäste in der 38. Spielminute zur Führung zu nutzen, nachdem er nach einem Altstädter Ballverlust aus kurzer Distanz per Außenrist traf. "Wir hatten die Partie bis zum 0:1 im Griff und bis dahin haben gut verteidigt", haderte Marc Reinhardt mit der kalten Dusche für seine Elf. Aber damit noch nicht genug: Ivan Knezevic setzte sich nur vier Minuten später im Strafraum energisch durch und nagelt den Ball aus halbrechter Position erneut in die Tormaschen, nachdem die Altstädter Abwehr den Ball zuvor nicht klären konnte. "Bitter, wir haben kaum was zugelassen und liegen mit 0:2 zurück. Wir wurden gleich zwei Mal bestraft, als wir kurz unkonzentriert waren und im Eins-gegen-eins nicht richtig verteidigt haben", konnte Marc Reinhardt nur den Kopf schütteln. Denn eigentlich war es bis dahin eher die typische Nullnummer.
Kein Durchkommen für Dominik Schmitt: Der Altstädter Kapitän bleibt in der Gästedeckung hängen.
Thomas Nietner
Mit der Führung im Rücken starteten die Nürnberger nun mit viel Selbstvertrauen in die zweite Hälfte. Mit schnellem Umschaltspiel kamen sie nun relativ leicht vor das Bayreuther Tor und hatten fünf Minuten nach der Pause durch Dominic Baumann die große Möglichkeit, die Partie vorzeitig zu entscheiden. Doch der Angreifer setzte die scharfe Hereingabe von Teamkollegen Cihangir Özlokman an die Latte. ""Wir haben es verpasst, gleich nach der Pause nachzulegen. Die Chance kann ich natürlich machen. Dann wird das hier nicht noch einmal spannend", zeigte sich der Nürnberger Stürmer selbstkritisch. Nach zwei weiteren Möglichkeiten der Gäste, mussten die Cluberer mit zunehmender Spieldauer aber immer mehr der Heimelf das Spiel überlassen. "Je länger die Partie aber gedauert hat desto besser kam die Altstadt ins Spiel. Aber wir waren defensiv ganz gut gestanden, auch wenn wir nach vorne nachließen", analysierte Gästecoach Fabian Adelmann treffend. Die Torchancen stellten sich aber erst spät ein. Ohne Spielmacher Kristian Böhnlein fehlte den Altstädtern der Ideengeber im Mittelfeld, um die sichere FC-Abwehr zu überwinden. "Das Fehlen von Kristian hat man heute natürlich gemerkt. Er hat uns gefehlt. In der zweiten Halbzeit haben wir zwar das Spiel bestimmt, aber das hat Kraft gekostet und letztendlich fehlte die letzte Konsequenz", sah Marc Reinhardt zwar eine bessere Altstädter Elf als im ersten Durchgang, die sich aber nur schwer Torchancen herausspielen konnte. Die stellten sich erst in der Schlussviertelstunde ein, als Dominik Schmitt aus der zweiten Reihe nur knapp über das Tor schoss und wenig später Gästekeeper Patrick Rakovsky einen schönen Schuss von Marius Strangl aus dem Torwinkel fischen konnte. Auf der Gegenseite hatte da nur Willi Evseev etwas dagegenzuhalten. Aber der Kopfball des Jokers verhungerte auf dem Weg zum Tor. Ganz im Gegenteil zu dem Schlot, den wenig später der eingewechselte Bas Peeters los ließ. Mit einer schönen Direktabnahme ins lange Eck sorgte der Youngster kurz vor Schluss mit dem Anschlusstreffer zum 1:2 noch einmal für Hoffnung bei der Altstadt. Wenn auch nur kurz: Mit einem Doppelschlag zerschlug Willi Evseev binnen kurzer Zeit die Zweifel, wer hier die drei Punkte mitnehmen sollte.
Frecher Auftritt: Bas Peeters trug sich in seinem zweiten Einsatz in der Regionalliga gleich in die Torschützenliste ein.
Thomas Nietner
"Wir sind cool geblieben und haben mit einem Doppelschlag die Partie entschieden. Ein verdienter Sieg für uns", war die Sache für Gästestürmer Dominic Baumann klar. Letztendlich viel die Niederlage der Heimelf jedoch um ein, zwei Treffer zu hoch aus, nachdem die Gäste auch nicht die Vielzahl an Möglichkeiten hatten. Die Miniserie der Bayreuther reißt damit schon nach zwei Spielen wieder ab: Nürnberg zieht in der Tabelle damit vorbei. "Wir haben alles versucht, aber der FCN hat auch gut verteidigt. Durch zwei individuelle Fehler kassieren wir am Ende noch einmal zwei Gegentreffer", musste Marc Reinhardt die Effizienz der Gäste nach der Partie anerkennen. Den ersatzgeschwächten fehlte letztendlich ohne Ulbricht, Böhnlein und Makarenko in der Offensive die Durchschlagskraft, um die Gäste mehr unter Druck zu setzen. "Ärgerlich nur, dass wir nicht schon gleich nach der Pause das dritte Tor machen. Willi Evseev entschied letztendlich mit einer Einzelaktion das Spiel. Zuletzt haben wir uns oft individuelle Fehler geleistet und daher die Spiele verloren. Oft war das sehr unglücklich. Jetzt spielen wir stabiler und gewinnen", war die Partie dafür eher nach dem Geschmack von Gästecoach Fabian Adelmann. Wie für die Altstädter geht es für die Mittelfranken nun darum, in den restlichen vier verbleibenden Spielen noch die bestmöglichste Platzierung zu erreichen. Das Waldstadion erwies sich aber erneut nicht als gutes Pflaster für die Altstädter. Am kommenden Freitag geht es nach Burghausen.
Spielbericht eingestellt am 25.04.2017 23:43 Uhr