Sowohl das Hinspiel in Eltersdorf als auch die Pokalpartie konnte jeweils von der Viktoria gewonnen werden. Freilich noch unter dem damaligen Trainer Antonio Abbruzzese, der heute als neugieriger Zaungast das Duell von den Zuschauerrängen verfolgte. Bei milden Temperaturen fanden 350 zahlende Gäste den Weg in Stadion, um zu sehen, wie die Viktoria den ersten Prüfstein unter dem neuen Trainer Werner Dreßel aus dem Weg räumen würde. Nur ein Pünktchen trennte die beiden Rivalen in der Tabelle, wobei die Viktoria noch ein Spiel weniger absolviert hat. Dreßel musste also kein Motivationskünstler sein, um seinen Spielern die Brisanz und Wichtigkeit der heutigen Partie zu vergegenwärtigen. Verzichten musste er allerdings auf die verletzten Döbert, Fries, Amrhein und Kawachi, mit Markus Horr und Marcello Fiorentini mussten zwei etablierte Kräfte der Hinrunde zunächst auf der Bank Platz nehmen.
Entsprechend intensiv geht die Partie auch los – hier prüft Michael Jonczy direkt einmal, ob Maximilian Hinterkopf auch auf dem Posten ist.
Georg Meyer
Das Spiel begann mit einigen druckvollen Aktionen der Gäste, die offensichtlich nicht vorhatten, hier Aschaffenburger Aufbauhilfe zu leisten. Michael Jonczy zeichnete sich für den ersten Torschuss der Partie verantwortlich, als er Maximilian Hinterkopf aus kurzer Distanz prüfte (6.). Auf der Gegenseite war es Mario Sternheimer, der sich ein Herz fasste und aus 25 Metern den ersten Warnschuss auf das Gehäuse von Mathias Lang abfeuerte, diesen aber rechts neben das Tor setzte (8.). Die Verunsicherung aufgrund der miserabel verlaufenen Vorbereitung war den Aschaffenburgern nicht anzusehen, man versuchte sofort, über die Flügel ein energisches Offensivspiel aufzuziehen. Die Eltersdorfer Gäste hielten in dieser frühen Phase vor allem mit Standards und vielen langen Steilpässen auf die quirligen Röder und Jonczy dagegen. Das war es dann aber auch schon mit der vielzitierten Abtastphase, bereits in der zwölften Minute ertönte dir Tormusik aus den Stadionboxen, was war passiert? Giulio Fiordellisi, der heute etwas defensiver aufgestellt wurde, holte sich den Ball tief in der eigenen Hälfte und marschierte munter drauf los. Mit einem weiten Ball schickte er den gestarteten Steffen Bachmann auf die Reise, der sofort in den Strafraum eindrang und aus halblinker Position abschloss. Sein Schuss prallte vom Eltersdorfer Keeper Lang hoch ab und segelte auf der Torlinie direkt auf die Brust von Peter Sprung, der sein Glück kaum fassen konnte und die Kugel über die Linie drückte (12.). Nun war Feuer in der Partie, die Gäste versuchten umgehend, den Schock aus den Gliedern zu schütteln und spielten weiter konzentriert über ihre starken Außenspieler Oliver Seybold und Tom Abadjiew. Doch richtig zwingend wurde es nur selten, entweder schloss man zu kraftlos ab (Weitschuss Rico Röder, 19.), oder die kompakte Innenverteidigung der Viktoria um Markus Brüdigam und Christoph Kaesler erstickte die Gefahr durch Flanken und Hereingaben im Keim. Bei den Hausherren wusste vor allem Fnan Tewelde zu überzeugen, der als Linksverteidiger enormen Offensivdrang entwickelte und mit seinem Partner Steffen Bachmann immer wieder gefährliche Aktionen initiierte. Mitte der ersten Halbzeit lief dann der Torjäger Giulio Fiordellisi zu großer Form auf. Erst führte er ein Tänzchen mit der Eltersdorfer Hintermannschaft auf und schoss aus 17 Metern nur knapp am Tor vorbei (21.), später feuerte er einen Strahl aus 25 Metern ab, der sein Ziel mit lautem Knall am Lattenkreuz des Eltersdorfer Kastens fand (26.). Aschaffenburg wirkte generell wacher und konsequenter, aber die Gäste versteckten sich keineswegs und waren ihrerseits nach zahlreichen Steilpässen stets gefährlich. So auch in der 32. Minute, als Rico Röder plötzlich völlig frei vor Hinterkopf auftauchte. Doch dieser machte den Flachschuss aus halblinker Position mit einem blitzartigen Reflex zunichte. Kurz vor der Pause nochmal Aufregung; Giulio Fiordellisi stand bei einem Bachmann-Freistoß von rechts vermeintlich goldrichtig und köpfte ins lange Eck, der Ball lag im Tor - doch der Schiedsrichter entschied auf Abseits. Aschaffenburgs Neuzugang Peter Sprung musste im Anschluss verletzt runter, eine fünfminütige Behandlungspause hatte keinen Erfolg, für ihn kam der zweite Offensivneuling Christian Breunig (44.). Wenig später ertönte dann der Pausenpfiff.
Es ist ein Kampf auf Biegen und Brechen. Viktorias Neuzugang Peter Sprung haut sich in zahlreiche Luftduelle und zahlt später den Preis – er muss noch vor der Pause angeschlagen runter.
Georg Meyer
Alles war noch offen in dieser Partie, die Gäste begannen im zweiten Durchgang personell unverändert, auch die Einstellung blieb die Gleiche. Rico Röder, der ein starkes Spiel machte, kam in der 50. Minute erneut zu einer großen Chance. Aus der Drehung brachte er die Kugel aufs Tor, Hinterkopf konnte nur noch zur Ecke klären. Vor allem bei diesen Standards kam des Öfteren Gefahr für die Aschaffenburger Hintermannschaft auf, doch Torhüter Hinterkopf konnte die zahlreichen Flanken und Hereingaben stets gut abfangen. In der Folge agierte Eltersdorf etwas zu passiv, Trainer Lieberwirth setzte mit seinen Einwechslungen noch einmal neue Impulse. Die Aschaffenburger standen nun diszipliniert und kompakt, machten die Räume unheimlich eng, so dass die Gäste zu hohen und weiten Bällen förmlich gezwungen wurden. Eigene Angriffsbemühungen wurden allerdings etwas vernachlässigt, einzig einige schnelle Konter über den omnipräsenten Fiordellisi sorgten für Entlastung. In der 66. Minute setzte sich dieser wieder einmal stark auf der rechten Außenbahn durch, doch seine Flanke fand keinen Abnehmer. Christian Breunig, der für Sprung in die Partie gekommen war, hing in der Sturmspitze weitestgehend in der Luft, ihm fehlte völlig die Bindung zum Spiel. Der mit vielen Defensivaufgaben betraute Fiordellisi half nun immer öfters hinten mit aus, die Energie für seine Offensivaktionen ließ spürbar nach. Das Niveau der Partie verflachte nun zusehends. Die Hausherren wollten keinen Fehler mehr machen und den Gästen fiel nicht sonderlich viel ein, um den Bock noch einmal umzustoßen. Vieles blieb Stückwerk und die meiste Gefahr ging von Einzelaktionen oder Standards aus. So auch in der 71. Minute, ein Freistoß von Rico Röder fand den Schädel von Marco Janz, dessen Kopfball segelte nur knapp am Tor vorbei. So entwickelte sich das Spiel immer mehr zur Zitterpartie, die Eltersdorfer warfen nun notgedrungen alles nach vorne. Werner Dreßel sah sich gezwungen, mit Michael Ulbricht noch eine defensive Absicherung einzuwechseln. Der Leidtragende war der indisponierte Breunig, der die fußballerische Höchststrafe über sich ergehen lassen musste und nun das Feld wieder verlassen musste (83.). Die Gäste hatten noch eine weitere Möglichkeit, wenigstens einen Punkt mitzunehmen, als der eingewechselte Hakim Graine aus halblinker Position abzog - ohne Erfolg (80.). In der sehr üppigen Nachspielzeit von fünf Minuten hätte Giulio Fiordellisi dieses Spiel im Alleingang entscheiden können, zwei Mal spurtete er nach langen Bällen mutterseelenallein auf Mathias Lang zu, doch das Pech klebte ihm heute an den Stiefeln (90.+1). Die letzten verzweifelten Bemühungen der Eltersdorfer blieben ohne die entscheidende Durchschlagskraft, am Ende jubelten die Aschaffenburger über einen extrem wichtigen Dreier.
Es war also geschafft - das erste Spiel unter dem neuen Trainer war ein voller Erfolg, aber auch ein hartes Stück Arbeit. Nach einer über weite Strecken ausgeglichenen Partie hatten die Aschaffenburger aufgrund der besseren Kollektivleistung das bessere Ende für sich. Doch nur auf diese Weise kommt man da unten wieder heraus, alle Aschaffenburger zogen heute an einem Strang. Ein erleichterter Werner Dreßel wollte das Spiel aber nicht überbewerten und legte nach Schlusspfiff den Fokus sofort auf das nächste "Sechs-Punkte-Spiel" nächste Woche in Memmingen.
Spielbericht eingestellt am 09.03.2013 19:11 Uhr