Auch Wolfgang Wolf war da. Kein Verwandter von Schweinfurts Vorstand Markus Wolf, sondern der Leiter der Fußballabteilung beim 1. FC Nürnberg. 1990 war es, als Wolf mit den Stuttgarter Kickers einmal im Willy-Sachs-Stadion spielte. Damals zu gemeinsamen Zweitligazeiten. „Das war damals schon schwer, hier zu gewinnen“, wusste er noch und lobte dann das Niveau des Unterfrankenderbys und auch die Leistung der Schnüdel im Speziellen. Die waren nämlich nicht unbedingt mehr als den kleinen Tick schwächer als die Würzburger Kickers. Wenn denn überhaupt.
Würzburgs Niklas Weißenberger (links) im Laufduell mit Schweinfurts Michael Kraus und Kickers-Akteure Christian Demirtas (rechts).
Michael Horling
Unverbesserliche zündeten kurz vor Spielbeginn auf der Würzburger Seite ein Bengalisches Feuer. Vor ein paar Jahren führte das, weil es im Schweinfurter Block brannte, zum Punktabzug für die damals siegreichen Schnüdel. Man darf gespannt sein, wie sich der Verband dieses Mal entscheidet. Wobei die Hausherren anfangs durchaus dafür sorgen konnten, dass man danach gar nicht diskutieren müsste um abziehbare Zähler für die Kickers. Bei Kevin Ferys Schuss nach sechs Minuten lenkte Würzburgs Torhüter Robert Wulnikovski das Leder um den Pfosten. Nach dem anschließenden Eckentrick bekam der Schlussmann bei Joe Bechmanns Schuss den Ball in die Hände. Auch gegen Tom Jäckels Kopfball Mitte der ersten Halbzeit parierte Wulnikowski prächtig. Die Hausherren, dieses Mal zunächst ohne Simon Häcker und Marino Müller in der Startformation, waren mindestens gleichwertig. Auch wenn Steven Lewerenz und Amir Shapourzadeh auf der anderen Seite fast für das Gegentor gesorgt hätten. Da stand noch Christopher Pfeiffer im Kasten. Schweinfurts Schlussmann zog sich wenig später aber eine Oberschenkelverletzung zu und musste Platz machen für den vier Jahre jüngeren Felix Reusch.
Kopfball von Schweinfurts Tom Jäckel.
Michael Horling
Der hatte nicht den Hauch einer Chance, als Marco Haller abzog. Mit der ersten Szene nach dem Seitenwechsel und einem fulminanten Schuss gingen die Kickers in Führung. Gerade in dem Moment, als die Fans der Hausherren verbal ziemlich dumpf ankündigten, das Kickers-Stadion anzuzünden. Auf Transparenten gab es danach noch ein paar dezente Hinweise auf die Abneigung des momentanen Würzburger Kommerzes und das Erstaunen, wieso denn momentan Fußball in der Domstadt so boomt, obwohl sich vor knapp vier Jahren selten mehr als 200 Zuschauer für die Kickers interessierten. Die sind nun eben „in“ und erfolgreich sowie in der Tabelle wieder auf Tuchfühlung zu Tabellenführer 1860 München 2, weil ausgerechnet der frühere Schweinfurter Torjäger Adam Jabiri gleich nach seiner Einwechslung in der Nachspielzeit zum 0:2 traf. Zuvor war es den Schnüdeln trotz aller Mühen nicht gelungen, eine nennenswerte Chance zu erspielen. An einen Flankenball von Pablo Pigl kam Tom Jäckel nicht richtig heran, beim Schuss von Steffen Krautschneider faustete wieder Wulnikowski. Das war es – und es war nicht genug, um die Würzburger Kickers noch einmal zu bezwingen.
Weiter geht es schon am Wochenende mit dem Schweinfurter Heimspiel am frühen Samstagnachmittag gegen Ingolstadt 2, laut Tabelle das nächste Spitzenspiel, obwohl dann die Brisanz fehlt. Also wird die Kulisse auch wieder auf Normalmaß herunterfahren. Offiziell 5273 Zuschauer waren es am Dienstagabend, wobei sich mancher angesichts gefüllter Längsgeraden fragte, wie denn bei einem Fassungsvermögen von 16.500 mehr als drei Mal so viele Zuschauer noch einen Platz finden sollen in der altehrwürdigen Arena. Wenn am Samstag knapp mehr als 1000 Anhänger kommen, dann wäre das schon okay. Ebenso dürfte sich auch am Dallenberg zeitgleich der Andrang in Grenzen halten, wenn die Würzburger Kickers den Neuling aus Garching empfangen. Dann kehrt hier wie da wieder der Regionalliga-Alltag ein. Schweinfurts Trainer Gerd Klaus („Wir haben heute Körner gelassen“) kündigte bereits eine Rotation an und will ein paar angeschlagene oder ausgepowerte Spieler schonen. „Wenn wir eine Leistung abrufen wie am Dienstag, können wir Ingolstadt schlagen“, kündigte er an.
Spielbericht eingestellt am 08.10.2014 12:53 Uhr